Auf dem Kunst"rasen" des Gropiusring stieg also das Duell Letzter gegen Erster. Schon vor der Partie war anzumerken, dass es anders werden würde. Die Drucker haben in Bramfeld einen schweren Stand. Dabei geht es nicht um die Gewerkschaft, sondern um die Druckergeräte. Zum wiederholten Male weigert sich das Gerät modernster Technik (oder vielleicht auch gerade nicht?) einen Spielbericht auszudrucken. Schiri Michael Zibull und Gespann blieb auch nur ein Schmierzettel mit Trikotnummern. Mehr stand da nicht drauf. Irgendwie frustrierte das alle.
Glücklicherweise diktierten sowohl Jan Schönteich, als auch Hardy Brüning die Aufstellung uns Presse ins Ohr, bzw. auf den Zettel.
Dabei ist offensichtlich: Florian Simon muss ein schlimmer Finger sein. Definitiv. Er bekam später nicht nur eine Gelb-Rote Karte, er hielt sich auch definitiv nicht an die taktischen Anweisungen des Trainers. Statt Innenverteidiger (wie uns von Brüning verkündet) war Simon eher auf der 10 oder im Sturm anzutreffen. Oder war es gar eine Finte für die Presse (und andere Gutgläubige)? Wie dem auch sei. Die Aufstellungen sind oben wie diktiert angegeben.
0:7, 0:5, 0:4 … so ähnlich dürften wohl die meisten Tipps ausgesehen haben. Söhren Grudzinski wagte vergangene Woche scherzhaft die Prognose, dass gegen Dassendorf ja sogar der erste Bramfelder Sieg der Saison gelingen könnte. Wie nah er am Ende dran war, das hat er heute nicht live sehen können.
Zwar gelang Ronny Buchholz per Kopf nach einem Adewumni-Freistoß das frühe 1:0 für die Gäste, doch Bramfeld steckte den Kopf nicht in den Sand. Wer weiß, wie es ausgesehen hätte, wenn Beytullah Atug in der 32. Minute vom Platz geflogen wäre … Carsten Henning und der Dassendorfer Offensivmann lagen nach einem Zweikampf am Boden, beide sagten zueinander so etwas wie "Halt die Fresse", Atug stand auf und versetzte Henning einen Stoß mit der Hand, wobei er (wohl) auch Hennings Auge traf. Eine deutliche Tätlichkeit. Und das direkt vor dem jungen Schiri-Assistenten, der aber nichts signalisierte. Stattdessen kam der Unparteiische Zibull angerast um die unvermeidliche Karte zu zeigen. Rot. Nein! NEIN? Zibull zückte nur Gelb. Viel, viel Glück für die Dassendorfer. Da hatte Zibull beide Augen, und auch noch die des Assistenten, zugedrückt. Wirklich schlecht vom Unparteiischen. Selbst wenn Henning als einziger etwas in Richtung Atug gesagt (beleidigt) hätte, in etwa:
(also eine komplette Palette der verbotenen Worte)
dann ist eine Reaktion im Sinne von jemanden anzufassen, auf jeden Fall nicht die richtige und begründet nicht, dass es nur Gelb gab. Denn die Tätlichkeit "wiegt" das nicht auf. Wie dem auch sei. Unverständlich ist die Entscheidung des Unparteiischen allemal gewesen.
Hardy Brüning, der neben Trainer und manchmal-Spieler auch noch auf dem Platz den "Behandler" macht, sagte im Vorbeigehen wohl ein paar Worte zu Zibull ("Ich hab ihm nur gesagt er solle mal genau hinsehen") so dass der Unparteiische in Full-Metal-Jacket-Manier neben Brüning stand und ihn anbrüllte er (der Trainer!) solle sich zügeln. Ein Zuschauer am Rande (Name der Redaktion bekannt) bemerkte dazu: "Sag mal, hast du Tourette?" Es war wirklich unsäglich. Brüning blieb erstaunlich ruhig und ließ die Tirade über sich ergehen ("Ich weiß, dass er bei jedem Satz spuckt, wenn er in Rage ist"). Es hätte eigentlich nur ein Cocktail-Regenschirm wie in den Werner-Comics gefehlt, um diese groteske Situation komplett zu machen.
Carsten Henning (m.) und Mirko Schulz (r.) sind nach Schulz'-Platzerweis von Schiri Zibull (l.) mit der Gesamtsituation unzufrieden
Zurück zum Fußball. Mit 11 gegen 11 ging es also weiter und Bramfeld schlug zurück. Mirko Schulz verwandelte fast von der Mittellinie einen Freistoß direkt. Ein Tor-des-Monats und unmöglich zu halten für Keeper Stanislaw Lenz, der gegen die Sonne gucken musste. Mit diesem wenig schmeichelhaften 1:1 ging es in die Pause.
Im zweiten Durchgang gelang Marcel Jeremias per Kopf zunächst das 2:1 für Dassendorf, danach leistete sich Mirko Schulz ein weiteres Foulspiel und erhielt dafür zurecht die Gelbe Karte. Da es bereits seine zweite war, durfte er duschen gehen. Darauf sollten die Wettanbieter auch mal eine Quote anbieten.
Doch selbst beim Stande von 1:2 gab sich Bramfeld nicht auf. Ronny Sendel war für den verletzten Sascha Tracht gekommen, der erst zur Pause für Marcel Perz eingewechselt worden war. Und dieser Sendel hatte mit einem Zufallsschuss fast das 2:2 erzielt, doch Keeper Lenz hatte das Glück des Tüchtigen und konnte seinen Kasten in dieser Situation sauber halten.
Der "Outlaw" Florian Simon erhielt nach einer Mecker-Einlage ebenfalls die Gelb-Rote Karte und Bramfeld musste sich daher mit neun Mann schlussendlich doch den elf Dassendorfern geschlagen geben. Muri Adewumni hatte regelwidrig den Weg freigemacht und Gegenspieler Max Miotke umgerissen, Nutznießer war Eric Agyemang, der den 3:1-Siegtreffer erzielen konnte. Bis dahin war er im Duell gegen Christian Westphal unterlegen und war so gut wie ausgeschaltet. Eine gute Leistung des Bramfelders.
Stimmen:
Jan Schönteich (Trainer TuS Dassendorf): Das haben wir nicht gut gelöst. Auch das Überzahlspiel haben wir nicht gut gelöst. Wir haben uns heute der Gesamtwohlfühl-Atmospähe angepasst und nahtlos mit eingereiht in einen Nachmittag, der mit Oberliga nicht so viel zu tun hatte. Aber man darf auch schon beachten, welche Woche wir im Rücken hatten und uns komplett neu orientieren mussten, weil unsere beiden absolut wichtigsten Spieler ausgefallen sind. Dass wir hier herfahren und Bramfeld deutlich auseinanderspielen, so überheblich sind wir dann tatsächlich nicht. Hätte man mir vorher angeboten, dass wir hier durch irgendwas Ungerechtes mit 1:0 gewinnen, dann hätte ich das wirklich genommen. Wir hatten alles andere als den Auftrag heute unser Torverhältnis zu regeln. Wir haben hier gewonnen, fahren nach Hause und wissen das wir das besser können und nächste Woche deutlich besser machen müssen und tun werden.
Hardy Brüning (Trainer Bramfelder SV): Ich brauche kein Blatt vor den Mund zu nehmen, ich bin bei den Schiedsrichtern eh schon unten durch. Jeder kann Fehler machen, aber jeden Satz auf dem Platz als Anlass zu nehmen jemanden zu verwarnen, das find ich, ich nenne es mal "weich". Die Gelb-Rote Karte gegen Schulz ist in Ordnung, aber alles andere ist eine Katastrophe. Wir stecken unten drin, da brauchen wir Glück, da muss alles passen, da muss die eigene Leistung passen, aber auch mal die Schiri-Leistung. Man muss fair gegenüber den Schiedsrichtern sein, aber man muss auch mal etwas sagen dürfen wenn es nicht passt. Wenn er da so dünnhäutig ist, dann ist er wohl Fehl am Platze. Es ist keine schönes Situation für uns. Ich möchte nicht Letzter werden, wir möchten nicht Letzter werden. Aber wenn wir sagen, dass wir drin bleiben wollen, dann ist es aufgrund der derzeitigen Konstellation unrealistisch. Aber realistisch ist es noch vielleicht den Drittletzten Platz zu erreichen. Es ist keine schöne Situation nicht gewinnen zu können, aber wir haben unsere Chancen und wir werden auch mal wieder gewinnen, da mache ich mir keine Gedanken. Wichtig ist, dass die Jungs dranbleiben.
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