Gewünscht hatten sich die Verantwortlichen bei Altona 93 gut 1000 Zuschauer, dass es am Ende "nur" 858 wurden, das ärgerte nach dem großartigen Fußballnachmittag niemanden, und zudem bedeutete es immer noch Saisonrekord.
"Wenn nicht wir, wer dann?" sagte Jürgen Kuntze-Braack vor dem Spiel über einen möglichen Sieg gegen die noch ungeschlagenen Dassendorfer. In Bramfeld und gegen SCALA hatte der Tabellenführer sich nicht von der besten Seite präsentiert - warum also nicht? Und zunächst sah auch alles nach einem guten Ausgang für die Gastgeber aus. Altona drückte und Dassendorf tat sich zunächst schwer.
Schiri Benjamin Stello hatte nach gut zehn Minuten die erste kniffelige Entscheidung zu treffen. Stefan Murrins hatte Sven Körner von hinten im Fünf-Meter-Strafraum in die Hacken getreten. Ein Elfmeter wäre vertretbar gewesen, stattdessen lief das Spiel weiter. Dafür gab es auf der anderen Seite Strafstoß: Eric Agyemang war gegen Jorge Butron zu Boden gegangen, war aber so motiviert dann selbst anzutreten und sicher zu verwandeln. Dass Ronny Buchholz in der 37. Minute zum 2:0 für Dassendorf traf, schien bereits eine Vorentscheidung zu sein. Nach dem Rückstand hatte sich Altona nicht mehr erholt, und über die linke Angriffsseite mit Butron und John Gyimah lief so gut wie nichts zusammen.
Eric Agyemang setzte sich im Strafraum gegen Mustafa Hadid durch und erzielt das 3:3
Das änderte sich nach der Pause, als Trainer Oliver Dittberner Dennis Thießen (zurück nach fünfwöchiger Verletzungspause) brachte. Einen Handelfmeter (verschuldet von Dennis Herber) nutzte Thießen eiskalt. "Die Jungs haben gesagt, ich soll schießen und ich fühlte mich sicher", so die Nummer 31 es AFC. Ein Ballverlust in der gegnerischen Hälfte in der Vorwärtsbewegung von Dennis Herber (der zu Boden ging und anschließend verletzt ausgewechselt wurde), nutzte Magnus Hartwig beim folgenden Konter zum viel umjubelten 2:2.
Grenzenlos schien der Jubel in der 84. Minute zu werden, als Thießen schließlich einen Freistoß von der Strafraumgrenze um die Mauer herum in den Winkel zirkelte. Ein wirklich sehenswerter Treffer. Die erste Saisonniederlage für den Tabellenführer war nur noch Minuten entfernt. Doch der erfahrene Agyemang war kurz nach dem Rückstand so nervensicher, dass er per Seitfallzieher zum 3:3 für die Gäste traf.
In der Nachspielzeit hatte Thießen wieder die Gelegenheit sein Können zu beweisen. Von fast exakter Position wie beim 3:2 trat er erneut zum Freistoß an. Dass er das kann, das hatte er schon bewiesen. Diesmal entschied er sich für den anderen Torwinkel und Dassendorfs Keeper Christian Gruhne hielt sicher. Danach war sofort Schluss und Thießen haderte mich sich selbst: "Ich weiß auch nicht warum ich mich da umentschieden habe. Es war instinktiv, aber ich ärgere mich im Nachhinein auch darüber."
Stimmen:
Jan Schönteich (Trainer TuS Dassendorf): Es ist unglaublich toll hier Fußball zu spielen und wir haben uns die ganze Woche darauf gefreut hier spielen zu können. Die ganze Atmosphäre, das ist schon wirklich großartig. Das haben wir ehrlicherweise bei uns nicht ganz so. Dann fährst du hierher, willst grundsätzlich gewinnen, musst aber mit dem Spagat leben dass ein Punkt auch nicht ganz so wertlos ist. Dann führt man 2:0, dann willst du natürlich erst recht unbedingt gewinnen. Altona hat das dann großartig gelöst und ist dann mit unserem Zutun so ins Spiel gekommen, dass sie sogar noch einmal in Führung gegangen sind. Wenn wir uns über weite Strecken in der zweiten Hälfte nicht wie ein Tabellenführer verhalten haben, dann war das Zurückkommen nach dem 2:3 total im Stile einer Spitzenmannschaft. Von Minute zu Minute komme ich mehr zu der Erkenntnis, dass es für uns ein Punktgewinn ist. Großartiger Fußballnachmittag insgesamt. Wir kommen gerne wieder. Ein Tick anders als in Steilshoop vor zwei Wochen.
Oliver Dittberner (Trainer Altona 93): Ich habe direkt nach dem Spiel Glückwünsche entgegen genommen, nach einem 3:3, das zeigt halt schon, dass es auch ein gutes Spiel war. Ich glaube sogar, dass die Mannschaften sich nicht nur eine Woche darauf freuen hier zu spielen, sondern ein ganzes Jahr. Und häufig ist es ja so, dass sie sich nur bis zum Spiel freuen und dann 90 Minuten ärgern. Das war heute nicht der Fall. Nach so einem tollen Spiel sollte sich auch niemand ärgern. Es war genauso wie wir es uns vorgenommen hatten, außer die Gegentore vielleicht. In der Halbzeit saßen die Jungs in der Kabine und mit einem 0:2 Rückstand war das schon irgendwie komisch. Wie wir es in der zweiten Halbzeit dann geregelt haben, das war schon sehr gut. Dann führst du 3:2 und normalerweise nimmst du das mit. Aber du spielst eben gegen Dassendorf, die regeln das dann über individuelle Qualität. Heute dürfen sich alle Zuschauer und beide Mannschaften über ein tolles Spiel freuen.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.