05.04.2014 In Curslack steppt heute (nur) der Bär von Marius Meyer
vs.
SV Curslack-Neuengamme – TuS Dassendorf 0:0
SV Curslack-Neuengamme: Böse – Pettersson, Sobczyk, Barlak (63. Wilhelm), Carolus – Papke, Zöpfgen – Landau, Kurczynski (86. Schraub), Metzler – von Hacht (74. Pohlmann) TuS Dassendorf: Gruhne – Goldgraebe, Bogunovic, Hamdan, Murrins – Shir (84. Gomes), Buchholz – Ahmadi, Warmbier, Jeremias – Agyemang Tore: Fehlanzeige Schiedsrichter: Patrick Schult (SC Osterbek): Leitete die Partie souverän, ließ sich nicht beeinflussen und wusste genau, wie er in brenzligen Situationen deeskaliert. Beste Spieler: Carolus, von Hacht – Shir, Agyemang Zuschauer: 515
Direkt, nachdem man den Eingang passiert hatte, stand er schon freundlich lächelnd da: der Sponsorenbär des City Centers Bergedorf. Bewaffnet mit Gummibärchen für die Zuschauer schien er sich bereits sehr auf das Spitzenspiel zu freuen, das hier heute anstand. Schließlich spielte der ungeschlagene Spitzenreiter aus Dassendorf heute am Gramkowweg beim Tabellenzweiten auf, der nach den vorangegangenen Siegen gegen Elmshorn und Halstenbek-Rellingen die Talsohle durchschritten zu haben scheint. Vielleicht freute er sich auch, weil die Anzeigetafel an der Sprecherkabine schon vor dem Spiel auf 1:0 stand... Das allerdings wurde noch rechtzeitig korrigiert und sollte sich folglich auch nicht mehr ändern.
Nach dem Anpfiff war zunächst einmal ersichtlich, was auch Dassendorf-Trainer Jan Schönteich nach dem Spiel konstatierte: Hier standen sich zwei Mannschaften gegenüber, die Respekt voreinander haben. Curslack gelang es schnell, diesen abzulegen, und konnte zunächst einmal rund 20 Minuten mehr Spielanteile für sich beanspruchen, vergaß es dabei aber, sich Chancen rauszuspielen. Stattdessen gab es schnell eine erste Gelbe Karte, die schon früh zeigte, dass man sich auf ein körperbetontes Spiel einstellen konnte. Curslacks Martin Sobczyk foulte in der 10. Minute Dassendorfs Ilias Shir und viele sahen einen gezielten Ellbogen-Einsatz. Allen voran Jan Schönteich, für den das „ganz klar Rot“ war. Sicher: Man hätte Rot geben können, Schiedsrichter Patrick Schult entschied auf Gelb und verhinderte somit eine Eskalation gleich zu Beginn. Wäre das mit Rot schiefgegangen, hätte Sobczyk seiner Mannschaft sehr früh einen Bärendienst erwiesen...
Dassendorf zu Beginn mit viel Respekt vor den Gastgebern. Foto: Barbara Bock
Was Curslack fehlte, war ein Abstaubär. Einer, der vorne die Bälle annimmt und verwertet. Diesen suchte man vergebens und es war folglich nur eine Frage der Zeit, bis die Tus Dassendorf besser ins Spiel fand. Der Respekt war bald abgelegt und man sah deutlich, warum die Gäste in der Obärliga dort stehen, wo sie eben stehen. Zwar waren auch die Dassendorfer in Sachen Chancen erst einmal zaghaft, aber als in der 23. Minute beispielsweise Joe Warmbier sich über rechts freilief und gefährlich nah an den Curslacker Strafraum kam, sah man: Der Gegner legt ein hohes Tempo an den Tag und weiß, wie man nach gewonnenen Zweikämpfen schnell gefährlich wird. Etwas, woran sich Curslack zusehends schwer tat.
Die sich anschleichende Übärlegenheit merkte auch Curslacks Torwart und Kapitän Frederic Böse, der unverblümt rausposaunte: „Die Laufwege sind scheiße.“ Sicher hätte man es blumiger beschreiben können, aber dass seine Aussage einen nicht von der Hand zu weisenden Wahrheitsgehalt hatte, muss man zugeben. Torsten Henkes Elf konnte auch durch Standardsituationen nicht viel bewegen und es war symptomatisch, wie beispielsweisein der 43. Minute Patrik Papke einen Freistoß von halblinks aus 30 Metern Entfernung sehr ineffizient schoss, aus der zumindest noch eine Ecke von links rausgeschlagen werden konnte, die in der Folge aber wiederum von Papke als das berühmte laue Lüftchen endete. Auch wenn der Sponsorenbär immer noch freundlich lächelte: Auch er dürfte nicht böse über den Halbzeitpfiff gewesen sein.
Trat im Spielverlauf immer deutlicher hervor: die Zweikampfstärke der Gäste. Foto: Barbara Bock
Nachdem man in der Halbzeitpause den Bärenhunger an der Wurstbude stillen konnte, war der Beginn der zweiten Hälfte nah dran, ein Spiegelbild des Beginns der ersten Halbzeit zu sein. Curslack hatte neuen Schwung getankt und fand gut in die zweite Hälfte, konnte aber auch hier wieder nichts Verwertbares herausspielen. Die Standard-Schwäche war weiterhin vorhanden. Ecken wurden von Dassendorf problemlos aus dem Gefahrenbereich geköpft, Freistöße landeten in der Mauer und die Gastgeber hatten Glück, dass die Dassendorfer aus ihren vorhandenen Chancen kein Kapital schlagen konnten. Als beispielsweise in der 66. Minute Marcel Jeremias unmittelbar vor Torwart Böse scheiterte, hätte sich auch niemand beklagen können, wenn der Ball drin gewesen wäre.
Die bärenstarken Dassendorfer drängten fortan immer wieder deutlich Richtung gegnerischem Strafraum, scheiterten aber doch immer wieder im letzten Moment. Etwas, das sich in der 86. Minute fast gerächt hätte, als Curslacks Kristof Kurczynski bereits an Dassendorfs Keeper Christian Gruhne vorbei war, sein Torschuss auf der Torlinie aber gerade noch so geklärt werden konnte. Es war die letzte Großchance des Spiels, das einige Minuten später mit dem Stand von 0:0 sein Ende fand. Die Erwartungen, die man an ein Spitzenspiel stellt, mögen größer sein, aber wie man es von einem Spitzenspiel erwartet, wurden hier keine Geschenke verteilt. Dies tat nur der freundlich lächelnde Bär mit den Gummibärchen...
Punktspielbilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 30 Spiele, 11 Siege, 7 Remis, 12 Niederlagen, 62:67 Tore
Jan Schönteich (Trainer TuS Dassendorf): Ich kann mich erinnern, dass ich hier auch schon Niederlagen erklären musste, das muss ich heute dankenswerterweise mal nicht. Wir haben ein 0:0 gesehen, das nicht gerade ein Fußball-Feuerwerk war. Es waren zwei Mannschaften, die unheimlich viel Respekt voreinander hatten – für meinen Geschmack hat meine Mannschaft es in den ersten 20 Minuten auch übertrieben mit dem Respekt. Vor dem Spiel wäre ich durchaus verhandlungsbereit gewesen, hier einen Punkt mitzunehmen, nach dem Spiel darf ich zumindest mal heute Nacht darüber nachdenken: Wenn es denn so ist, dass in einem Spitzenspiel sechs Torchancen kreiert werden und fünf davon auf meiner Seite sind, ob man dann nicht auch hätte gewinnen wollen, gewinnen müssen. Wir sind sicher nicht kolossal unzufrieden, aber wir müssen auch sagen, ich nehme die Frage gleich mal vorweg, dass wir alles andere als durch sind. Ich nehme auch keine Glückwünsche entgegen. Das ist ja nicht nur Curslack, das grinst, denn Pinneberg ist auch nur fünf Punkte weg, wenn sie ihre Spiele gewinnen. Das sind nicht viele Punkte bei sieben verbleibenden Spielen. Da hätten wir heute einen größeren Schritt machen können, haben wir aber nicht.
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Jan hat das eben schon gesagt: Irgendwas hat heute gefehlt, irgendwie ein Tor – das ist schon richtig. Ich hätte es natürlich gerne auf unserer Seite gesehen. Wir sind die ersten 20 Minuten gut aufgetreten, sind gut ins Spiel gekommen, ohne uns aber wirklich eine klare Torchance zu erspielen. Dassendorf ist dann stärker geworden und hatte über Jeremias kurz nach der Halbzeit die klarste Chance, hier in Führung zu gehen. In der zweiten Halbzeit muss ich auch ganz offen und ehrlich gestehen, bin ich mit der Leistung, die wir abgeliefert haben, auch nicht zufrieden. Ich sehe es auch so, wie Jan es gesagt hat: Dassendorf war dem 1:0 näher. Wir konnten uns nach vorne hin nicht durchsetzen, hatten überhaupt keine Torchance. Und wie es im Fußball dann so häufig ist: In der 86. Minute hatten wir den Matchball. Das wäre zwar nicht verdient gewesen, aber das wäre mir auf Deutsch gesagt scheißegal gewesen, wenn Kurczynski den da reingenagelt hätte und nicht noch wen anschießt. Letztendlich müssen wir mit dem Punkt leben, auch wenn er uns nicht weiterhilft. Nichtsdestotrotz haben wir hier heute gegen eine sehr starke Mannschaft gespielt und gegen den kommenden Hamburger Meister.
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