12.04.2014 Regionalliga: Beim FC St. Pauli reicht es nur zur Ergebniskosmetik von Marius Meyer
vs.
FC St. Pauli II – VfB Oldenburg 1:4 (0:1)
FC St. Pauli II: Schau – Startsev, Rogowski, Apel (61. Schlüter), Rahn – Nehrig (61. Deichmann) – Wriedt, Zazai (83. Drinkuth), Graudenz, Akyörük – Pini VfB Oldenburg: Faqiryar – Tönnies, Thölking, Wegener, Canizales – Großöhmichen (61. Halke) – Höler (82. Laabs), Gottschling (56. Pröger), Aidara – Menga, Shaun Minns Tore: 0:1 Höler (43.), 0:2 Minns (65.), 0:3 Menga (80.), 0:4 Pröger (84.), 1:4 Schlüter (89., Foulelfmeter) Schiedsrichter: André Schönheit (MTV Treubund Lüneburg): Hatte wenig zu entscheiden, lag wenn dann aber richtig. Strahlte eine ruhige Souveränität aus und lieferte eine gute Leistung ab. Beste Spieler: Pini – Faqiryar, Höler Zuschauer: 304 (davon 97 im Gästeblock)
Auf dem Papier war die Lage klar: Ein Blick auf die Tabelle zeigte schnell, dass es für beide Mannschaften in der Regionalliga Nord um nicht mehr viel geht. Die zweite Mannschaft des FC St. Pauli ist im gesicherten Mittelgeld der Liga, Oldenburg spielt in den oberen Tabellenregionen mit, hat den Anschluss zur Spitze aber inzwischen verloren. Soviel zu den statistischen Gedanken – dennoch haben beide Mannschaften noch Ziele. Bei Pauli will man in der Restsaison jungen Spielern eine Chance geben, sich für die nächste Saison zu empfehlen, die Oldenburger Gäste laufen sich warm für das für sie wohl wichtigste Spiel der restlichen Saison, wenn es am Ostermontag bei FT Braunschweig um den Einzug in die DFB-Pokalhauptrunde 2014/2015 geht.
Als es dann mit 15 Minuten Verspätung los ging (die Oldenburger standen im Stau und bekamen von den Gastgebern dennoch genug Aufwärmzeit zugesprochen), sah man schnell, dass sich trotz der besagten Lage auf dem Papier ein engagiertes Spiel beider Mannschaften entwickelte. Zunächst einmal eines mit Vorteilen für den VfB Oldenburg, was man bereits in der 5. Minute bemerkte: Christian Thölking schießt von rechts aus 25 Metern Entfernung, der Ball wird zur Ecke geklärt, Hendrik Großöhmichen läuft zur Ecke, jedoch tunnelten sich die Spieler im Strafraum dann gegenseitig, so dass es ein vertaner Standard war. Und das ist etwas, das sich oft wiederholen sollte, denn beide Mannschafften waren nur selten dazu in der Lage, Standards gefährlich zu nutzen.
Ab der 20. Minute waren auch die Paulianer besser im Spiel und konnten sich in der 29. Minute eine Großchance erspielen: Fabian Graudenz bekommt einen langen Pass auf den Fuß, läuft sich vorne frei und setzt vor Oldenburgs Torwart Mansur Faqiryar zum Lupfer an. Der geht über das Tor. Glück für die Gäste. Diese waren dadurch wieder wachgerüttelt und wussten kurz vor der Halbzeit, wie man einen Konter gewinnbringend einsetzt: Nachdem Faqiryar einen gegnerischen Ball aus der Gefahr faustete, geriet der Ball nach einem langen Pass auf den Fuß Lucas Hoelers, der zum Solo ab der Mittellinie ansetzte und bis zu Pauli-Keeper Christian Schau kam, an dem er sich vorbei spielte, um souverän die Führung zu erzielen. 0:1 hieß es also zur Halbzeit.
Zur zweiten Halbzeit ging es unverändert weiter und die Gäste kamen mit viel Schwung aus der Kabine. Dennoch sollte die zweite Hälfte nicht so laufen, wie es aussieht, wenn man sich am Endstand orientiert. Zunächst dominierte Oldenburg das Spiel und erspielte sich viele Chancen, danach sah es aber eine ganze Weile auch anders aus. Zunächst einmal war da die 65. Minute: Einwurf von links durch Maycoll Canizalez, per Kopf verlängert von Addy Waku Menga hin zu Shaun Minns, der per Kopf das 2:0 der Gäste besiegelt.
Es folgte eine Phase, in der man merkte, dass St. Pauli sich noch nicht aufgegeben hatte. Bis etwa zur 80. Minute befand sich der Gegner aus Oldenburg beständig im eigenen Strafraum. Jedoch war es bei den Gastgebern beständig der berühmte letzte Pass, der nicht ankam. Einzig Erdogan Pini konnte sich in diesem Spiel in der Offensive regelmäßig wieder hervortun, aber über individuelle Einzelstärken war hier nicht viel machbar. So kam es, wie es kommen musste: Oldenburg kam zurück. In der 80. Minute war es Menga selbst, der den Ball zum 3:0 einschub. Erneut kam Canizalez über links, flankte rüber zu Höler, der rechts vom Tor stand und passgenau auf Menga weitergab, der mittig verwandelte. Wenige Minuten später war es dann Kai Pröger, der das 4:0 besiegelte: Paulis Laurens Rogowski verdaddelte den Ball im eigenen Strafraum, Menga kam dran und gab weiter auf den in der 56. Minute eingewechselten Pröger.
Der Foulelfmeter von Paulis Lasse Schlüter nach einem Foul an Graudenz war folglich nur noch die berühmte Ergebniskosmetik, auch wenn man zugeben muss, dass der Sieg der Gäste wohl ein Tor zu hoch ausgefallen ist. Die Mannschaft von Thomas Meggle kann diese Saison nun noch weiter seinen Nachwuchts testen, bei den Oldenburgern merkte man, dass diese Mannschaft aktuell in einer guten Form ist, um das Thema „1. Hauptrunde DFB-Pokal“ anzugehen.
Stimmen:
Alexander Nouri (Trainer VfB Oldenburg): Im Vorab bedanke ich mich herzlich für die Solidarität. Das ist nicht selbstverständlich, dass gewartet wird, weil wir im Stau standen und so spät gekommen sind. Ansonsten wussten wir, dass wir gegen eine Mannschaft auflaufen, die Rückenwind hat und sehr gut mit viel Selbstvertrauen aus der Rückrunde gekommen ist. Man sieht die Handschrift und auch die Entwicklung, die die Mannschaft gemacht hat. Dafür ein großes Lob an den Kollegen. Zum Spiel: Ich finde, wir haben uns zum Anfang das Leben selbst ein bisschen schwer gemacht, viele Bälle nach hinten gespielt und versucht, im Endeffekt einen Spielaufbau irgendwie zu initiieren. Das war nicht möglich, weil die Ballkontrolle und die Überzeugung nicht da waren. Da ist St. Pauli gut angelaufen. Dann muss man auch in der Lage sein, umzuswitchen auf einen anderen Plan. Das haben wir mit viel Leidenschaft und viel Engagement geschafft und konnten so das Spiel entscheiden. Das hat seinen Ursprung in der Defensive, dass wir gut dagegen gehalten haben und die Qualität, im Konter auch das eine oder andere Tor zu machen. Das ist mein Fazit.
Thomas Meggle (Trainer FC St. Pauli II): Ja, 4:1 verloren... Man hatte schon die eine oder andere Torchance, aber am Ende des Tages hat man es auch nicht verdient, wenn man 4:1 verliert. Für uns war es ein Spiel, wo wir mit vielen Rückschlägen zurechtkommen mussten, viele Spieler ersetzen mussten und so haben wir mal geguckt, wer in der Regionalliga funktioniert und wer nicht. Wir hatten drei oder vier Spieler aus dem Stammgerüst dabei und so war es schön, dass man heute mal ein paar Erkenntnisse bekommen hat für die Zukunft. Wir sind eine Ausbildungsmannschaft. Wir wollen jetzt immer weiter jungen Spielern die Möglichkeit geben, wir sind gerettet. Das heißt für uns, dass wir die Gelegenheit haben, immer mal wieder junge Spieler reinzuwerfen und in der Regionalliga auszuprobieren, schon als Vorgrif auf die nächste Saison. Das hat heute nicht ganz so gut funktioniert, aber kein Vorwurf an die Jungs, Oldenburg steht ja nicht zu Unrecht da oben. Das ist eine gute Truppe, defensiv agiert sie gut und hat im Offensivspiel drei bis vier Einzelspieler, die so ein Spiel entscheiden können. Wenn man dann noch die dementsprechenden Fehler macht, wird es noch schwerer, hier etwas zu holen. Aber insgesamt Gratulation an Oldenburg und eine gute Heimreise, hoffentlich steht ihr nicht im Stau.
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