14.04.2014 Rückblick: Wertvoll und umstritten von Folke Havekost
Tore sind wieder ein knappes Gut. Nach dem Wochenende der vielen Einschüsse gab’s diesmal den Spieltag der speziellen Treffer. Statt 33 Mal wurde nur noch 22 Mal eingenetzt, was den Wert des einzelnen Erfolgsschusses nur erhöht.
Das wertvollste Tor erzielte unzweifelhaft Tim-Niklas Sellhorn, der den Ball nach einer Viertelstunde im Gehäuse des VfL Pinneberg unterbrachte. Das reichte zum 1:0-Sieg für den SC Alstertal-Langenhorn, weil Scalas Verteidigung fortan umsichtig agierte und Alexandros Tatsis dafür bei Fußball-Hamburg ein Sonderlob von Trainer Nico Peters erhielt: „Er war überragend, hat gefühlt 100 Prozent seiner Zweikänmpfe gewonnen.“ ( http://www.fussballhamburg.de/de/sc-alstertal-langenhorn-vfl-pinneberg/index/spielbericht_10360.html)
Pinneberg verzichtete auf Alexander Borck und Christian Dirksen, die in der abstiegsbedrohten Landesliga-Reserve aushalfen, schwächte sich zudem durch den Platzverweis für Artur Frost Mitte der zweiten Hälfte. Das wird den Langenhornern aber egal sein, ihr Ein-Tor-Erfolg verschafft ihnen angesichts von nun fünf Punkten Vorsprung eine günstige Position im Abstiegskampf.
Auch Germania Schnelsen, nach wie vor knapp vor Scala platziert, sah lange wie ein 1:0-Gewinner aus. Christian Rohweder hatte beim FC Elmshorn früh getroffen, die Führung bis fünf Minuten vor Schluss Bestand. Die schnellen Iren feiern den St. Patrick’s Day ja schon am 17. März, die gemächlichen Elmshorner bevorzugen den Abend des 11. April – die beiden Patricks mit den Nachnamen Ziller und Scheidt entrissen mit ihren Treffern den Germanen einen Dreier, der zur Vorbereitung von Klassenerhaltsfeiern für einen sehr angenehmen Grad von Planungssicherheit gesorgt hätte.
Eine Elmshorn-ähnliche Schlussoffensive praktizierte Curslack-Neuengamme, das in der letzten Viertelstunde den 0:1-Rückstand beim SV Rugenbergen in einen 3:1-Erfolg drehte. Jan Landau, der beim Stand von 0:0 einen Elfmeter vergeben hatte, machte danach mindestens zwei Dinge richtig. Zunächst ließ er beim zweiten Strafstoß für CN Witalij Wilhelm den Vortritt, der – obwohl er selbst der gefoulte Spieler war – zum 1:1 einschoss. Dann traf Landau drei Minuten vor Schluss nach einer Ecke zum 2:1. Sein Vorlagengeber Rinik Carolus stellte den Endstand her.
„Das war Futsal auf Rasen. Jeder Körperkontakt wurde abgepfiffen. Es gab 140.000 Freistöße“, beschwerte sich Rugenbergens Trainer Ralf Palapies im Hamburger Abendblatt. Wenn selbst eine derart hohe Zahl an Standardsituationen nur zu einem 1:3 führt, wundern wir uns über die relative Torarmut dieser Runde auch nicht mehr. Die siegreichen Curslacker jedenfalls müssten nun von Dassendorf-Trainer Jan Schönteich wieder als erster Verfolger der Sachsenwälder angesehen werden.
Doch dass Dassendorf sich in den letzten sechs Spielen noch drei Ausrutscher erlaubt, erscheint trotz der durchwachsenen Heimvorstellung am Sonnabend höchst unwahrscheinlich. Schließlich gewann der Tabellenführer 2:0 gegen ein couragiertes Vierlande, das durch Scalas Sieg am Folgetag zum Verlierer des Wochenendes avancierte – auch gegen ein „wie im Tiefschlaf“ agierendes Dassendorf konnte das schmale Punktekonto nicht aufgefüllt werden. ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5351)
„Spielerisch haben wir einen negativen Höhepunkt gesetzt“, beklagte Schönteich ein „arges Kreativitätsdefizit“ seiner Mannschaft, die sich eher an dem Fazit von Vierlandes Coach Olaf Poschmann gehalten hatte: „Tore entscheiden eben Spiele.“
Das ist ohne Frage richtig, ändert aber auch nichts daran, dass der andere 2:0-Sieg des Wochenendes weitaus umstrittener war. „Im Grunde war das ein typisches Null-zu-Null-Spiel“, sagte Halstenbeks Trainer Thomas Bliemeister nach der Begegnung mit Buchholz 08, die wie alle anderen Halstenbeker Heimauftritte 2014 jedenfalls unentschieden auszugehen schien, bis die umstrittenste Szene des Wochenendes in der 83. Minute die Torlosigkeit verjagte. Buchholz-Stürmer Arne Gillich verwertete eine Flanke von André Müller ohne größere Gegenwehr der Hausherren, die sich auf die gehobene Fahne eines Linienrichters als vermeintliches Abseits-Signal verlassen hatten. ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5354)
Ein Dilemma, denn was immer nun geschehen würde, eine Seite würde sich benachteiligt fühlen. Schiedsrichter Martin Pfefferkorn beurteilte die Szene anders als sein Assistent und die Halstenbeker, gab den Treffer und schickte den sich beschwerenden HR-Kicker Sebastian Krabbes mit Gelb-Rot vom Platz.
„Gegen solche Schiedsrichter-Entscheidungen kommst du nicht an“, klagte Bliemeister, der kurz vor Schluss einen Sololauf von Milaim Buzhala zum 0:2-Endstand registrieren musste. „Für uns ist das ganz sicher glücklich gelaufen, auch wenn unser Mann definitiv nicht im Abseits war“, befand Buchholz-Coach Thomas Titze im Hamburger Abendblatt.
Die Nordheidjer stehen nun erstmals seit Langem auf einem einstelligen Tabellenplatz. Die Nordengländer von Hull City qualifizierten sich am Sonntag zum ersten Mal überhaupt fürs englische Pokalfinale. Neben seinen Wembley-Ambitionen sorgt der Yorkshire-Klub vor allem durch den Wunsch für Schlagzeilen, sich in Hull City Tigers umzubenennen – was bei den Fans höchst umstritten ist und vom englischen Verband mehrheitlich abgelehnt wird. ( http://www.theguardian.com/football/2014/apr/07/hull-fans-vote-in-favour-tigers)
Auch Altona 93 hat ja Pokalambitionen, kann es den Möchtegern-Tigern am Ostermontag gleichtun und gegen den SC Condor ins Pokalfinale einziehen. Ein angenehmer Gedanke, der den Ligaalltag jedoch, nun ja, nicht mit besonderen Reizen ausstattet. Vor allem, wenn man als Favorit gegen die massierten Abwehrblöcke eines limitierten, aber gut geordneten Schlusslichts spielen muss. Nach zuletzt elf Niederlagen erkämpfte sich der Bramfelder SV so immerhin ein 0:0 gegen die uninspirierten Gäste. Müssten wir für Altona 93 nur anhand der 90 torlosen Minuten in Steilshoop einen neuen Namen finden, so fiele uns allein Bahrenfelder Bettvorleger ein. ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5352)
Etwas flotter, aber auch erfolgloser präsentierte sich Altonas Pokalgegner. Der SC Condor verlor trotz Halbzeitführung 2:3 bei Barmbek-Uhlenhorst, weil Tom Bober (traf schon zum 1:0) und Jan Hoeft in der 64. und 65. Minute zum Doppelschlag ansetzten.
Der Doppeltorschütze Meris Cosovic bewahrte den Meiendorfer SV vor einem weiteren Ausrutscher gegen einen schwächeren Gegner, weshalb Trainer Matthias Stuhlmacher auch „mit den drei Punkten ganz zufrieden“ war. Die Gäste aus Blankenese konnten nur noch durch Petros Apostolidis zum 2:1-Endstand verkürzen, Platz 17 ist wohl das höchste der Blankeneser Gefühle. ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5349)
Das 1:1 zwischen Oststeinbek und Niendorf war ein Remis auf der Sonnenseite des Tableaus, auch wenn die Oststeinbeker sich als Zwölfte streng genommen in der unteren Tabellenhälfte befinden. Dass bereits 13 Spieler ihre Zusage für die neue Serie gegeben haben, ist jedoch bei den Stormarnern so ungewohnt, dass wir darüber generös hinweg sehen.
Bisher galt im April für den OSV ja immer die Rechnung „aktuelle Punktzahl + Zahl der Spielerzusagen = aktuelle Punktzahl“, weil sich niemand so recht vorstellen konnte, wie es nach der Sommerpause weitergehen würde. Und nun wirkt Oststeinbek auf einmal stabiler als der FC Barcelona ... wohl auch ein Grund, warum Trainer Stefan Kohfahl künftig als Talentsichter lieber für Real Madrid arbeitet.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.