Erklärtes Ziel der Niendorfer ist es, "besser abzuschneiden als in der Vorsaison (7.) und unter den ersten Fünf zu landen." So jedenfalls lässt sich NTSV-Manager Marcus Scholz ("Scholle") in der von ihm redigierten Stadionzeitschrift "Die Aufsteiger" vernehmen. Auch wenn dieser Titel ein wenig an der Aktualität vorbei geht, schließlich liegt das Niendorfer Avancement nahezu zehn Jahre zurück, so ist das Gegenteil höchst real. Denn mit den Bramfeldern stellt sich eine Mannschaft am Sachsenweg vor, deren Oberligaschicksal just am vergangenen Sonntag trotz eines torlosen Remis gegen hoch favorisierte Altonaer besiegelt wurde. Die Sachsenwegler mussten mithin darauf eingestellt, die Hardy-Brühning-Auswahl nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sofern sie beabsichtigen sollten, der Vorgabe nachzukommen.
So scheint es dann auch in den ersten Matchminuten. Die Niendorfer Marschrichtung ist eindeutig offensiv ausgerichtet und alsbald verpasst Simeon Ganchev einen Eckball von Tim Heysen um Weniges und nur wenig später ist es erneut der nahezu einschussbereite Ganchev, der sich von Marcel Perz noch die "Pille" vom Fuß nehmen lässt. Doch danach ist es erst einmal vorbei mit der Herrlichkeit der Platzherren. Nur mäßige Laufbereitschaft nach dem Motto "Hannemann geh Du voran" und Einfallslosigkeit, wie die engmaschige Abwehr der Gäste zu knacken ist, sind die auffälligsten Merkmale der einheimischen Balltreter. Selbst die des Öfteren auffallenden Bemühungen von Ebenezer Utz, etwas Phantasie in das Offensivspiel der Seinen zu bringen, bleiben erfolglos. So braucht es denn auch nicht zu verwundern, dass sich nach einer halben Stunde den Bramfeldern eine wirklich gute Chance bietet. Mit einem Steilpass bedient strebt der junge Bramfelder Matthias Müller dem Gehäuse von René Melzer zu, der sich aber wagemutig in dessen Schussbahn wirft. Auch wenn Coach Frank Hüllmann von der Bank seine Schützlinge auffordert "Tempo machen", bleibt der Erfolg seiner Anweisung bis zum Pausenpfiff unklar.
Bramfelds Florian Simon (r.) bleibt Sieger im Kopfballduell mit Daniel Prange. Foto: Joe Noveski, www.noveski.com
Konsequenz aus dem Pausentee: Ole Natusch und Davide Pedroso-Bussu (DPB) sollen nun das versuchen, was Ganchev und Dario Streubier nicht gelang. Tatsächlich fordert Letzerer auch gleich einmal Tormann Joschka Grimme mit einem Schuss aus 20 Metern. Danach hat der Goalie bei einem weiteren DPB-Knaller Glück, dass dieser noch abgefälscht wird. Einen erneuten Müller-Konter auf der linken Seite beendet Tormann Melzer weit außerhalb seines Bewachungsobjekts, wohingegen Natusch auf der anderen Seite Grimme nur mäßig zu fordern versteht. Das steigende Selbstbewusstsein der BSVer bringt Brühning auf den Punkt, als er seine Leute auffordert "Fußball spielen". Allein die ziehen es vor, ihren Widersachern primär auf den Füßen zu stehen. Allerdings endet in Minute 84 ein Zuspiel von Ioan Zele auf Ronny Sendel nur ganz knapp vor dem kurzen Pfosten. Benjamin Slotty hingegen versteht es einen Volley von halblinks näher an die rechte Eckfahne zu befördern als an das gedachte Ziel. Doch dann kommt die 88. Aus der linken, nahezu in der Finsternis liegenden Ecke schwebt ein hoher Ball kurz vor den Fünfmeterraum, DPB ist zu Stelle, und von seinem Kopf gelenkt landet der Ball in den Bramfeldern Maschen. Erkundigungen nach dem Ballversender ergeben: Es war Adam Benn, der es schafft, die Niendorfer Führungsetage schließlich doch noch zufrieden zu stellen.
Mit diesen drei Punkten stehen die Platzherren, jedenfalls bis circa 12:30 Uhr am Karfreitag, auf Platz Fünf des Tableaus. Die Bramfelder hingegen werden vermutlich dem letzten Spieltag dieser Saison entgegen fiebern, wenn sie am 23. Mai die Blankeneser empfangen werden. Dort soll schließlich ihr erster und letzter Sieg dieser Serie eingefahren werden, ohne den sie die Liga nicht verlassen wollen.
Stimmen:
Hardy Brüning (Trainer Bramfeld): Wenn man auswärts spielt und ganz unten steht, ist es vermessen, auswärts gewinnen zu wollen. Klar wollen wir noch in dieser Saison drei Punkte holen. Wir haben aber das, was wir ganz gut können, 88 Minuten recht ordentlich gemacht. Leider ist uns dann aber wieder ein Fehler in der Außenverteidigung unterlaufen, so dass von dort ungehindert geflankt werden konnte. So verliert man dann wieder. Aber das ist für uns kein Beinbruch. Es geht jetzt darum, die kommende Spielzeit vorzubereiten und die Jungs bei Laune zu halten. Vielleicht gewinnen wir ja auch noch mal.
Frank Hüllmann (Trainer Niendorf): Das Spiel war in der Tat eine Katastrophe. Aber ich finde es nicht gut, wenn ein Gegner versucht, nur die Zeit runterzuspielen. Ich finde es dann auch ganz in Ordnung, wenn ein Gegner dann am Ende dafür auch bestraft wird. So macht man das.
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