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18.04.2014
Pokal: Deja-Vicky: Paloma schafft die Sensation von Andreas Killat




Halbfinale


vs.


USC Paloma – SC Victoria 2:1 (2:0)

USC Paloma: Jonas – D. Savelsberg, J. Savelsberg, Drews, Lohfeldt – Wegner, Galica – Graf (81. Dreyer), Adomat, Franz – Pannen (70. Trapp)
SC Victoria: Grubba – Below, Sampaney (46. Subasic), Eybächer, Carolus – Bambur, Sara – Sachs, Hoose, Lindener – Grundmann (76. Azong)
Tore: 1:0 Graf (40.), 2:0 Adomat (42.), 2:1 Lindener (48.)
Schiedsrichter: Christopher Haase (VfL Pinneberg): Traf immer die richtigen Entscheidungen und fand immer die richtigen Worte. Gut!
Beste Spieler: Jonas, J.+D. Savelsberg, Drews, Graf – Hoose, Sachs
Zuschauer: 700 (davon 570 Zahlende)

Auf dem Schützenhof an der Habichtstraße ist Marco Krausz groß geworden: „Hier hat mein Vater zur Glanzzeit des SC Urania gespielt und ich durfte als kleiner Steppke immer mit dem Ball kicken. Das war das Größte für mich“. Heute feierte der USC-Coach ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern auf der Anlage – und erlebte an der Seitenlinie ein Wellental der Gefühle. In ihrer Vereinsgeschichte haben die Tauben noch nie ein Punktspiel gegen Vicky gewinnen können (siehe Statistik am Ende des Berichts), aber eben das eine Pokalspiel 2002 (Finale)! Heute gab es sozusagen ein Déjà-vu (auch für den Regionalligisten).

Die Partie begann mit einem „Sturmlauf“ – und zwar des Landesligisten! Geschickt wurden die ballführenden Victorianer attackiert und mit starkem Pressing zu Fehlern gezwungen. Ein sehr guter Beginn des USC, die dem Favoriten in der ersten halbe Stunde keine Luft zum Atmen ließen. „Wir waren viel zu nervös“, beklagte sich Lutz Göttling und musste mit ansehen, wie die Gastgeber sich reihenweise gute Chancen erarbeiteten. Bei einem Freistoß-Knaller von Jan Savelsberg aus 25 Metern konnte Keeper Tobias Grubba noch gerade so die Fäuste hochreissen (7.), den Abpraller köpfte Sven Drews zwar ins Tor, stand dabei aber knapp im Abseits. Kaum fünf Minuten später der nächste Hammer von „JS“, diesmal Grubba etwas unsicher am Boden (12.). Die vielen Zuschauer auf der Anlage rieben sich verwundert die Augen: Wer war hier eigentlich die zwei Klassen höher spielende Mannschaft? Christoph Wegner am langen Pfosten vorbei (16.) und Alexander Graf mit einem schönen Schuss knapp neben dem Winkel (20.) vergaben weitere Hochkaräter.

Erst gut nach einer halben Stunde nahm auch der SCV am Spiel teil. Dann aber gewaltig. Binnen weniger Minuten gab es gleich vier ganz dicke Chancen zur Führung. Bei einem Schuss von Benny Hoose brachte Drews gerade noch ein Bein dazwischen (25.), dann vergab Jakob Sachs nach feinem Zuspiel von Hoose freistehend vor Yannik Jonas (30.) und Steven Lindener scheiterte an der Hand von Jonas und dem Quergestänge (31.). Und zu guter Letzt köpfte Lindener völlig freistehend aus acht Metern dem USC-Keeper in die Arme (38.). „Da hatten wir das Glück, dass Du als Underdog brauchst“, bekannte Krausz. Doch sein Team besann sich eben nicht nur auf die Glücksgöttin, sondern kombinierte munter weiter. Und bekam Hilfe vom Gegner: David Eybächer und Kerim Carolus rannten sich am Sechzehner gegenseitig um, der Ball fiel Graf vor die Füße und der netzte trocken flach unten links ein (40.). Der Jubel der gut 700 Zuschauer war noch nicht ganz verklungen, da holten die Tauben zum Doppelschlag aus. Wegner eroberte im Mittelfeld den Ball, leitete sofort auf Dennis Pannen weiter und der steckte genial in den freien Raum auf Timo Adomat durch. Der ließ sich nicht zweimal bitten und vollstreckte eiskalt aus 15 Metern zentral vor dem Tor (42.). Der Wahnsinn! Eine sensationelle Halbzeit des USC!

Mit diesem Motivationsschub auf der einen bzw. Nackenschlag auf der anderen Seite ging es in die Kabinen. Und Trainer Lutz Göttling reagierte, löste seine Abwehrformation auf und stellte auf Dreierkette um. Alles oder nichts. Jerry Sampaney musste für Robert Subasic weichen. Und die 3-2-4-1 Formation sorgte sofort für Unruhe. Kaum 150 Sekunden nach dem Wiederanpfiff staubte Lindener aus dem Gewühl heraus drei Meter vor dem Tor zum Anschlusstreffer ab (48.). „Eigentlich passierte es damit genau so, wie es passieren muss, wenn man so ein Spiel noch drehen will“, stellte Göttling fest, musste jedoch mit ansehen, wie seine Mannen die haushohe Überlegenheit der zweiten Halbzeit zu keinem Treffer mehr nutzen konnten.


Keeper Yannik Jonas ist wieder zur Stelle, Jan Savelsberg schirmt ab und Benny Hoose (r.) ärgert sich über eine weitere vergebene Chance. Foto: Barbara Bock

Ein ums andere Mal hatten Sachs & Co. über die rechte Außenbahn freie Fahrt, doch die flach in den Strafraum gebrachten Bälle verpufften fast alle wirkungslos. Immer war ein Bein dazwischen oder der überragende Torhüter Jonas machte sichere Beute. Die wohl dickste Chance zum Ausgleich vergab der mal wieder völlig alleingelassene Sachs, als er am Fünfmeterraum nur noch den schon am Boden liegenden Keeper vor sich hatte. Doch den Lupfer fischte sich Jonas sensationell mit einer Hand (66.). „Er hat seinen Job gemacht“, schmunzelte Krausz später. Die Hausherren fanden nach vorne nicht mehr statt, Grubba musste in der gesamten zweiten Halbzeit nicht einen (!) Ball halten. Alle Mann in der eigenen Hälfte. Eine reine Abwehrschlacht. Doch trotz aller Bedenken, ob das gutgehen könne, hielt die Taubenabwehr dem Powerplay des Rekord-Pokalsiegers stand (gefühlt hatte Victoria 20:1 Ecken).

Spätestens, als Jonas am Boden liegend mit einem Fuß-Reflex einen Schuss von Subasic zur Ecke abwehrte (82.), muss in Göttling wohl die Erkenntnis gewachsen sein, dass seine stolze Serie von 22 Pokalerfolgen in Serie (seit er bei Vicky Trainer ist) vorbei sein würde. Die Tauben hingegen feierten ausgelassen den Einzug ins Finale (mit anschließender Party im eigenen Vereinsheim an der Brucknerstraße). Was für ein Spiel!


Der USC jubelt! Finale! Foto: Barbara Bock

Pflichtspiel-Statistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1945): 18 Spiele, 2 Siege, 2 Remis, 14 Niederlagen, 9:29 Tore

05.05.2002: 4:2 n.E. (0:0 n.V.), Oddset-Pokal, Finale
2002/03: 0:1 / 1:2 Verbandsliga Hamburg
2005/06: 0:4 / 1:2 Verbandsliga Hamburg
2006/07: 0:1 / 0:1 Hamburg-Liga
2007/08: 0:1 / 1:3 Hamburg-Liga
2008/09: 1:1 / 1:3 Oberliga Hamburg
2009/10: 0:1 / 2:3 Oberliga Hamburg
2010/11: 0:0 / 0:1 Oberliga Hamburg
2011/12: 0:3 / 0:1 Oberliga Hamburg
18.04.2014: 2:1 Oddset-Pokal, Halbfinale


Stimmen:

Lutz Göttling (Trainer SC Victoria):
Glückwunsch an den USC Paloma zum Finaleinzug. Wir sind sehr nervös ins Spiel gekommen und haben es nicht verstanden, uns aus den Situationen, wo Paloma unsere Spieler gut anläuft, zu lösen. Nach einer halben Stunde haben wir das Spiel aber in den Griff bekommen und hatten drei Hundertprozentige Tormöglichkeiten. Wenn wir da in Führung gehen, sehen wir ein ganz anderes Spiel und es wird für den Gegner sehr schwer. Dann passiert das, was nicht hätte passieren dürfen. Unsere Abwehrspieler knallen ineinander und Paloma geht in Führung. Dann sind wir kurz unsortiert und es fällt auch noch das zweite Tor. Aber wir wussten, dass wir bei einem frühen Tor nochmal zurück kommen können, da Paloma doch sehr viel investiert hatte. Aber nach dem 2:1 vergeben wir fünf, sechs Hundertprozentige Möglichkeiten, wo wir immer wieder im Sechzehner quer ablegen. Die Chancen haben wir fahrlässig liegen gelassen, da muss der Ausgleich fallen. Paloma hat kräftemäßig stark abgebaut und hatte nicht einen Torschuss in der zweiten Halbzeit. In der Verlängerung denke ich, wären unsere Siegchancen erheblich gestiegen. Aber uns lief die Zeit weg und wir spielten dann zu ungenau. So guckt man sich in die Augen und wundert sich, dass man nichts Zählbares rausgeholt hat.

Marco Krausz (Trainer USC Paloma):
Wir haben eine hervorragende erste Halbzeit gespielt und haben da den Grundstein für den Erfolg gelegt. Victoria war vielleicht etwas überrascht, dass wir sie sehr sehr früh angelaufen und unter Druck gesetzt haben. Dadurch haben wir viele Fehler erzwungen und uns gute Chancen erarbeitet. Dann hatten wir das Quäntchen Glück, dass man als Underdog braucht, um eben nicht in Rückstand zu geraten. Aber das haben wir uns erspielt und erarbeitet, mit richtig guten Kombinationen. Der Doppelschlag vor der Halbzeit war natürlich wie gemalt, wobei insbesondere das zweite Tor in der Entstehung hervorragend war. Sowas wünscht man sich als Trainer, das hat toll geklappt. Dass das in der zweiten Halbzeit anders werden würde, da musste man kein großer Prophet sein. Aber dass das Tor so früh fällt, war sehr hart für uns. Doch wir haben in dieser Saison schon häufiger gezeigt, dass wir mit schwierigen Situationen gut umgehen können. Die zweite Halbzeit war ein reiner Abwehrfight, da haben wir immer irgendein Körperteil dazwischen gekriegt. Da hatten wir Glück. Aber aufgrund der ersten Halbzeit war es eben nicht nur Glück, sondern ein sehr ordentlicher Auftritt von uns. Dafür sind wir belohnt worden und jetzt freuen wir uns aufs Finale.


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