17.05.2014 Regionalliga Nord: SC Victoria am Abgrund von Christopher Herbst
vs.
Eintracht Norderstedt - SC Victoria Hamburg 3:0 (1:0)
Eintracht Norderstedt: Höcker – Heinemann, Eglseder, Mandic, Kummerfeld – Koch – Marxen (89. Cengiz), Toksöz, Browarczyk (86. Tunjic), Schneider (64. Lüneburg) – Meyer SC Victoria Hamburg: Grubba – Schulz (80. Cetinkaya), Below, Eybächer (58. Subasic), Keklikci – Carolus, Bambur – Boock, Hoose, Lindener – Grundmann (81. Sampaney) Tore: 1:0 Koch (45.+1), 2:0 Lüneburg (84.), 3:0 Tunjic (90.+2/Foulelfmeter) Gelb-Rote Karte: Below (Victoria/90.+2/wiederholtes Foulspiel). Schiedsrichter: Axel Martin (TSG Nordholz). Verteilte insgesamt acht Gelbe Karten und schickte Below mit einer (berechtigten) Ampelkarte vom Platz. Dennoch nicht immer mit dem korrekten Maß in der Zweikampfbewertung, was speziell die Gastgeber zu ärgern schien. Spielentscheidend war das aber nicht. Beste Spieler: Koch, Toksöz, Meyer, Kummerfeld – Grubba Zuschauer: 352
Lutz Göttling wusste nicht so recht, wie er auf den Einwand antworten sollte. Klar, dass der SC Victoria in dieser Saison zu oft enttäuscht hat, weiß der Trainer selbst. Aber natürlich kann er genauso wenig wie sein Club etwas für die kruden Statuten des Norddeutschen Fußball-Verbandes. Nach diesen würde der 17. Tabellenplatz genügen für den Klassenerhalt, sofern dem Regionalliga-Meister der Aufstieg in die 3. Liga gelingt. "Es ist nicht der der richtige Zeitpunkt, darüber zu philosophieren, ob wir in der Oberliga besser aufgehoben wären. Die Regionalliga ist interessanter, auch für Trainer", sagte Göttling also.
Sportliche Argumente lieferte seine Mannschaft allerdings auch im Derby bei Eintracht Norderstedt nicht. Spielmacher Benny Hoose nannte den Auftritt "ängstlich, schwach, total enttäuschend" – in der Tat war Victoria nie in der Lage, Druck auf den Gegner auszuüben. Dieser ließ den Ball laufen, zielte im Abschluss aber entweder nicht genau oder scheiterte an Tobias Grubba. Der Keeper hielt sein Team lange Zeit im Spiel, parierte etwa gegen Juri Marxen (7.), Deran Toksöz (22.) und mit einem tollen Reflex aus kurzer Distanz gegen Steffen Heinemann (24.).
Victoria, so jedenfalls der Eindruck, hätte das 0:0 sofort als Wunschergebnis unterschrieben. Doch soweit kam es nicht. 32 Spieltage lang war keinem Eintracht-Akteur ein direktes Freistoßtor gelungen, ehe nun Standard-Experte Philipp Koch diesen Makel tilgen konnte. Aus 17 Metern halblinker Position zirkelte er den Ball unhaltbar für Grubba in den Winkel (45.+1).
Nur wenige Minuten nach der Pause gab es etwas, dass vielleicht als kleine Drangperiode der Gäste durchgehen könnte. Zweimal schlug Kutay Keklikci eine gute Flanke aus dem halblinken Halbfeld, aber den Kopfbällen von Steven Lindener (49.) und Vincent Boock (50.) fehlte jegliche Überzeugung. Victoria ohne Punch, typisch für diese Saison, was auch Lutz Göttling einräumte. "Wir wissen, dass wir offensiv nicht so gut aufgestellt sind. Wir bekommen eben nicht mehr als zwei, drei Möglichkeiten pro Spiel."
Luxus dagegen, dass sein Pendant Thomas Seeliger Jan Lüneburg zunächst auf der Bank ließ und erst nach 64 Minuten auf das Feld schickte. Kurz darauf hätte der amtierende Oberliga-Torschützenkönig sein Tor machen müssen, nachdem Kerim Carolus sich einen Ballverlust vor dem eigenen Strafraum erlaubt hatte. Doch wieder rettete Grubba für seine indisponierten Vorderleute (70.).
Lüneburg erhielt allerdings eine weitere Möglichkeit, und diesmal war er per Kopf zur Stelle und drückte einen Freistoß von Deran Toksöz am langen Pfosten zum 2:0 über die Linie (84.).
Anschließend nahmen die Eintracht-Fans Abschied. Routinier Jürgen Tunjic, 39 Jahre jung, wurde für Marius Browarczyk eingewechselt. Er wollte unbedingt vor seinem Wechsel nach Schnelsen noch einmal im Edmund-Plambeck-Stadion spielen und biss dafür auf die Zähne. "Ich konnte in dieser Woche kaum laufen, habe mir wahrscheinlich einen kleinen Zeh gebrochen." Es lohnte sich. Mit der vorletzten Aktion der Partie foulte Victoria-Verteidiger Noel Below im Strafraum Deran Toksöz, sah hierfür die Gelb-Rote Karte.
Normalerweise wäre Kapitän Philipp Koch für einen Penalty zuständig gewesen. Nicht aber diesmal. Ein kurzer Augenkontakt, dann wusste Jürgen Tunjic, dass er den Schlusspunkt setzen sollte. Das tat er auch, dann war die 13. Auswärtsniederlage des SC Victoria amtlich.
Göttling & Co. bleibt nun lediglich die Hoffnung, dass der Tabellen-18. SV Eichede ebenso weiterhin verliert. Denn sollten die Stormarner am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig II erstmalig seit Oktober 2013 wieder gewinnen, würden sie aufgrund ihrer zwar miesen, aber immer noch besseren Tordifferenz an "Vicky" vorbeiziehen. Gleichwohl muss Eichede am letzten Spieltag beim VfB Oldenburg ran, während Victoria mit der Heimpartie gegen Rehden die vergleichsweise "leichtere" Aufgabe hat.
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