SV Curslack-Neuengamme:: Böse – Beldzik (46. Schalitz), Spiewak, Metzler, Keklikci – Bannasch, Papke – Kleine (85. Radic), Wilhelm – Ulaga, D. Siegmund (77. Schraub) VfL Pinneberg: Baese – Borck, Dirksen, Zimmermann, Maaß – Brameier, Lühr (80. Kulicke) – Badermann (72. Knottnerus), Lüneburg – Reibe (89. Holstein), Richert Tore: 1:0 Ulaga (46.), 1:1 Reibe (48.), 2:1 Ulaga (58.), 2:2 Reibe (84.) Schiedsrichter: Philip Roedig (Altona 93): Keine klare Linie. Viele strittige Freistoßentscheidungen aufgrund unterschiedlich bewerteter Zweikampfsituationen. Beste Spieler: Ulaga, Wilhelm – Zimmermann, Lüneburg, Reibe Zuschauer: 173
„Wir sind ja unter uns – jetzt kann ich es verraten: Das war heute ein abgekartetes Spiel! Torsten und ich hatten uns gestern in Süderelbe am Rande der Saisoneröffnung auf ein 1:1 geeinigt und es beiden Mannschaften auch vor dem Spiel gesagt. Aber es gibt ja immer Spieler, die nicht befolgen, was der Trainer will. Deswegen geht es auf einmal 2:2 aus“. Großes Gelächter auf der Pressekonferenz, als VfL-Coach Michael Fischer aus dem Nähkästchen plauderte. Gemeint waren wohl unter anderem die beiden Doppeltorschützen Dominic Ulaga und Thorben Reibe, beide übrigens mit der Rückennummer 24 unterwegs.
Beim Blick auf die Aufstellung kurz vor dem Anpfiff wurde klar, wovon zum einen Coach Torsten Henke im HAFO-Interview gesprochen hatte ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5411) und was auch die Stadionzeitung auf der Titelseite zum Thema machte: Neuaufbau beim SVCN. Gleich sieben (!) Neuzugänge standen in der Startelf, zumeist blutjunge Youngster. Vermisst haben dürfte Henke dabei vor allem Marcel von Hacht (verletzt) und Jan Landau (gesperrt). Witzige Randnotiz: Landau bekam für seine Rote Karte letzte Saison gegen Niendorf ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5392) genau zwei Spiele Sperre – und verpasste zweimal das Duell gegen Pinneberg!
In der ersten Halbzeit dominierten vor allem die Gäste das Geschehen. Insbesondere die rechte Abwehrseite der Curslacker mit dem bedauernswerten Mike Beldzik lud die Pinneberger immer wieder zu gefährlichen Angriffen ein. Doch der junge Mann aus der A-Jugend von SVNA, der zur Halbzeit von Henke erlöst wurde, sollte den Kopf nicht hängen lassen. Das fällt unter die Rubrik „Lehrgeld“ und „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Die ausgesprochenen „Einladungen“ wusste die Fischer-Elf jedoch nicht zu nutzen, so scheiterte allein Sören Badermann mehrfach in aussichtsreicher Position (27./44.). Auch zwei Freistöße „aus exzellenter Lage“, wie Fischer hinterher meinte, wurden kläglich vergeben. So ging es mit einem torlosen Remis in die Kabine – doch das sollte nicht lange so bleiben.
Denn keine 30 Sekunden nach Wiederanpfiff lagen sich die Hausherren jubelnd in den Armen: Dustin Siegmund „vernaschte“ an der Eckfahne Pinnebergs Steffen Maaß und brachte den Ball maßgerecht in die Mitte, wo Ulaga „nur noch“ seinen Schädel hinzuhalten brauchte (46.). Doch die Freude währte nicht lange: Im zweiten Versuch versenkte Thorben Reibe (am Boden liegend!) quasi postwendend mit einem „Scherenschlag“ aus neun Metern die Kugel zum Ausgleich ins Netz (48.). „Das darf doch nicht wahr sein“, ärgerte Henke sich lautstark über die Freiheiten, die dem VfL-Stürmer im Strafraum gewährt wurden.
Aber auch die Pinneberger machten Fehler. Einen langen Ball von Witalij Wilhelm (eine Mischung aus Befreiungsschlag und Vorlage) fast von der eigenen Eckfahne fand nach 50 Metern kurz hinter der Mittellinie Ulaga, wobei sich Christian Dirksen komplett verschätzte und so den CN-Stürmer ziehen lassen musste. Der machte das dann (inklusive Ballannahme, Sprint und Abschluss) ganz hervorragend und „tunnelte“ Keeper Baese zum erneuten Führungstreffer (siehe Foto).
Dominic Ulaga „tunnelt“ Keeper Norman Baese zum 2:1. Fotos: Hanno Bode
Danach beruhigte sich die Partie für eine gute Viertelstunde etwas. Kein Wunder, bei den tropischen Temperaturen. Doch zum Ende hin nahm die Begegnung nochmal mächtig Fahrt auf. Pinneberg drückte, Curslack konterte. Sandro Schraub hätte Sekunden nach seiner Einwechslung zum Helden avancieren können, doch sein Kopfball strich haarscharf vorbei (78.). Noch dicker die Chance für Wilhelm, der nach einem blitzschnell ausgeführten Freistoß aus dem Mittelkreis frei durch war, jedoch den VfL-Torwart geradezu anschoss, statt überlegt vorbei zu schieben (83.).
Das sollte sich bitter rächen, denn im direkten Gegenzug spielten Alexander Borck und Flemming Lüneburg einen perfekten Doppelpass und Reibe hatte im Fünfmeterraum keine Mühe, die Vorlage von Borck zum Ausgleich zu verwerten (siehe Fotos).
Witalij Wilhelm vergibt hier die Riesenchance zum 3:1 (83.)…
...und im Gegenzug jubeln die Pinneberger über den 2:2-Ausgleichstreffer.
Am Ende ein gerechtes Remis, auch wenn Reibe bei seiner Auswechslung eine Minute vor Schluss „schimpfte“: „Trainer, ich mach noch das dritte Tor“. „Geht nicht“, antwortete Fischer laut zu Henke rüber rufend: „Wir haben uns auf ein Remis geeinigt, Du darfst kein Tor mehr schießen“ (siehe auch Story zu Beginn des Berichtes). Ein echter Lacher für alle Zuschauer.
Große Aufregung dann aber nochmal in der Nachspielzeit, als Baese den Ball am Strafraumeck gegen Schraub vertändelte und diesen durch Zerren und Halten zu Fall brachte. Eigentlich ein klarer Elfmeter, aber Schiri Roedig verlegte den Tatort (wohl regelkonform?!) knapp außerhalb des Sechzehners, da dort die Aktion begann. „Ich hätte mich nicht beschweren können, wenn er da Elfmeter gibt“, war Fischer ehrlich – und Henke stocksauer: „Zu Fall bringt er ihn ganz klar IM Strafraum, da kann es doch nicht zählen, dass die Aktion vorher begann?!“. Sei es, wie es sei, der Freistoß verpuffte und es folgte die amüsante Pressekonferenz.
Stimmen:
Michael Fischer (Trainer VfL Pinneberg): Wir sind zufrieden, haben einen Punkt mitgenommen. Hier in Curslack ist das nicht selbstverständlich, trotz des Umbruchs werden hier noch viele Klubs Federn lassen. Insofern bin ich über den Punkt sehr glücklich, damit haben wir – bei unserem schweren Auftaktprogramm – wenigstens schon mal eine „Hausnummer“. In der ersten Halbzeit hätten wir aber deutlich mehr daraus machen MÜSSEN. Am Ende aber ein gerechtes Unentschieden. Auch, wenn ich mal gesagt habe, hier steht ein Schild „Ende der Welt“, kommen wir immer wieder gerne hier her. Viel Erfolg nach Curslack für den Neuaufbau.
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Über 90 Minuten sehe ich es auch als gerechtes Remis an. Trotzdem habe ich eine kleine Träne im Auge, denn für uns war in der zweiten Halbzeit mehr möglich. Aber nach den letzten sieben Tagen, die nicht so gut für uns gelaufen sind (Anmerkung der Redaktion: Pokalaus in Schwarzenbek und 0:1-Testspielniederlage gegen Klub Kosova), war das ein Schritt in die richtige Richtung. Pinneberg hatte in der ersten Hälfte gute Chancen, da waren wir froh, nicht mit einem Rückstand in die Pause gehen zu müssen. Wir sind dann aber sehr gut aus der Kabine gekommen und hätten nach dem 2:1 zweimal das dritte Tor machen MÜSSEN. Aber so ist Fußball, im Gegenzug fällt dann der Ausgleich. Wir haben heute gesehen, dass wir mit dieser jungen Mannschaft gegen Top-Gegner mithalten können.
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