SC Victoria: Reddig – Schulz, Rabenhorst, Wacker, Carolus – Iscan, Thiessen – Boock (82. Washington), Cetinkaya (67. Eybächer), Edeling (71. Sidiropoulos) - Bambur SC Condor: Kleinschmidt – Doege, Anders (27. Kamalow), Krohn, Daudert – Ngole, Klammer (46. Theis) - Jawla, Mellmann, El-Nemr – Karaaslan (62. Mandel) Tore: 1:0 Boock (7.), 2:0 Thiessen (25.), 2:1 Krohn (37., FE), 2:2 Mandel (74.) Gelb-Rot: Iscan (90.+2, Meckern/Foul) Schiedsrichter: Konrad Oldhafer (SC Poppenbüttel): Stand mit der Vorteilsregel auf Kriegsfuß, nahm Condor in der Nachspielzeit damit eine Hunderprozentige. Beste Spieler: Cetinkaya – El-Nemr, Ngole Zuschauer: 243
Kurz vor dem Anpfiff musste Lutz Göttling umdisponieren, denn Stürmerstar (und Interview-Verweigerer) Marius Ebbers verspürte ein Ziehen im Oberschenkel. So rutschte Cem Cetinkaya doch noch in die Startelf und Benjamin Bambur rückte von der „Sechs“ ins Sturmzentrum vor. Während „CC“ seine Nominierung mehr als rechtfertigte, blieb Bambur über die gesamte Spielzeit blass und fiel vor allem dadurch auf, dass er ständig im Abseits stand.
Die brandneuen (schicken) schwarz-goldenen Trikots schienen den SC Condor zu lähmen, 35 Minuten lang boten die Raubvögel eine grottenschlechte Vorstellung. „Da waren wir definitiv nicht Oberligatauglich“, schimpfte Trainer Christian Woike (siehe auch „Stimmen“ am Ende des Berichtes). Der Regionalligaabsteiger nutzte diese Phase (nur) zu zwei Toren: Erst spielte Jan-Ove Edeling Rechtsverteidiger Oliver Doege schwindelig, den nachfolgenden Querpass in den Strafraum verwertete Vincent Boock aus fünf Metern zum 1:0 (7.) und dann traf Dennis Thiessen nach Zuckerpass von Cetinkaya zur vermeintlichen Vorentscheidung (25.). Zwischendurch hatte der Vorlagengeber noch eine Hundertprozentige auf dem Fuß, brachte aber das Kunststück fertig, den Freistoß von Sergej Schulz aus drei Metern über das Tor zu setzen (16.).
Woike reagierte, nahm den indisponierten Max Anders vom Feld, um mit Kevin Mellmann wieder einen gelernten Rechtsverteidiger zu haben (Doege rutschte dafür in die Innenverteidigung, während Kamalow die Position von Mellmann im zentralen Mittelfeld übernahm). Doch wahrscheinlich hätte auch dies nichts genutzt, da kam ein „Geschenk“ der Gastgeber gerade richtig und brachte den SCC zurück ins Spiel: Iscan beförderte Pascal El-Nemr im Strafraum zu Boden. Keine großen Proteste, Elfmeter. Kapitän Alexander Krohn verwandelte sicher zum 1:2 (37.). Direkt nach dem Anstoß im Mittelkreis hätte Thiessen beinahe den alten Abstand wiederhergestellt, aber sein gekonnter Heber aus knapp 25 Metern konnte von Sascha Kleinschmidt im Rückwärtslaufen gerade noch so pariert werden.
Condors Kapitän Krohn klärt gegen Bambur. Foto: Joe Noveski, www.noveski.com
Im zweiten Abschnitt dominierte dann quasi nur noch der SC Condor. Zwar nicht gerade ein Powerplay, aber wenn es gute Szenen bzw. Chancen gab, dann hatten die Raubvögel sie. „Uns ist leider nicht mehr viel eingefallen“, stellte Göttling völlig zu recht fest. Doch erst ein weiteres Geschenk der Hausherren brachte den Ausgleich: Eine Ecke von Krohn ließ Ersatz-Ersatz-Torwart Dustin Reddig unbedrängt fallen, Moritz Mandel staubte aus kürzester Distanz ab (74.).
Keeper Dustin Reddig patzte beim Ausgleich. Foto: Barbara Bock
Zuvor hatte Göttling für Verwunderung auf der Tribüne gesorgt und mit Cetinkaya seinen besten Akteur ausgewechselt (67.). „Mit David Eybächer hatte ich mir mehr Stabilität im Kopfballspiel erhofft. Außerdem sollte Dennis Thiessen dann offensiver werden und Bälle in die Spitze zu Sidiropoulos spielen, der sehr sehr schnell ist. Hat leider nicht so geklappt. Letzte Woche in Dassendorf hingegen schon“, versuchte sich der SCV-Coach in Erklärungen. Doch für sein Team schien diese „Ergebnissicherungstaktik“ das falsche Signal zu sein, Condor drückte nun dem Siegtreffer entgegen.
Nach einem schönen Konter über Till Daudert und El-Nemr schlenzte Lamin Jawla das Leder unglücklich an den Innenpfosten (79.), das hätte der Siegtreffer sein können. Der war dann eigentlich in der Nachspielzeit fällig, als gleich vier Raubvögel auf Torejagd im SCV-Revier gingen. Doch Schiri Oldhafer pfiff diesen unglaublichen Vorteil nach einem Foul im Mittelkreis tatsächlich ab (und gab Iscan Gelb-Rot). Ganz bitter für Woike, der sich am Spielfeldrand kaum beruhigen konnte.
Stimmen:
Christian Woike (Trainer SC Condor): Die ersten 36 Minuten hat bei uns gar nichts geklappt. Da waren wir heute Augen- und Ohrenzeuge der schlechtesten Minuten, seit ich hier Trainer bin. Das war an Schläfrigkeit, Sorglosigkeit und Anti-Fußball nicht zu überbieten. Der Elfmeter hat uns ins Spiel zurückgebracht. In der zweiten Halbzeit kamen wir dann so aus der Kabine, wie ich mir das von Anfang an gewünscht hätte. Plötzlich klappten die einfachen Dinge des Fußballs, haben auch mal jemanden hinterlaufen. Ein absolutes Glücksgefühl. Mit dem Ausgleich haben wir uns belohnt für die starke zweite Hälfte. Der Pfiff in der 91. Minute der war dann schon mutig, muss ich sagen. Den pfeift so nicht jeder. Ich muss das aber anscheinend leider so hinnehmen. Da waren wir in 4:0 oder 4:1-Überzahl. Da hätte ich mir die Vorteilsregel gewünscht. Aber Fußball ist eben kein Wunschkonzert.
Lutz Göttling (Trainer SC Victoria): Wahrscheinlich war das eine Konzessionsentscheidung, denn kurz vorher steht Bambur am Elfmeterpunkt frei und der Schiri pfeift Freistoß im Mittelkreis. Beide Situationen hätten natürlich Vorteil sein müssen. In der ersten halben Stunde haben wir das heute richtig gut gemacht, haben den Gegner gejagt und zu Fehlern gezwungen. Neben den beiden Toren hatten wir noch drei weitere 1:1-Situationen gegen den Torwart, da müssen wir normalerweise das dritte Tor machen. Der Elfmeter hat uns dann aus der Bahn geworfen. In der zweiten Hälfte hatten wir zu wenig zusammenhängende Aktionen und viel zu viele Ballverluste. Das 2:2 sieht natürlich sehr unglücklich aus, aber bisher hat unser Torwart das sehr gut gemacht. Bei dem Pfostenschuss hatten wir dann Glück, aber über 90 Minuten gesehen geht das Unentschieden in Ordnung. Dass wir bei 15 Neuzugängen etwas Zeit brauchen, war vorher klar. Wir haben jetzt gegen zwei Spitzenteams gespielt und sind ordentlich aus den Startlöchern gekommen.
Die Punktspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 37 Spiele: 17 Siege, 7 Remis, 13 Niederlagen, 72:52 Tore
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