Sicher ist Ihnen bekannt, dass die Erde durch einen Urknall entstanden ist. Dann kamen irgendwann die Dinosaurier, die aber inzwischen ausgestorben sind. Okay, wir wollen jetzt auch nicht zu weit ausholen - es ist aber schon lange her, dass die - damals noch - FC St. Pauli-Amateure im heutigen Sportpark Hinschenfelde ein Pflichtspiel austrugen. Am 27. Oktober 1991 wars, St. Pauli gewann damals ein Verbandsligaspiel nach Toren von Martin Severin, Heino Holtorf und Thomas Goch, bei einem Gegentreffer von Lutz Schoenberner mit 3:1. Warum wir dies 12 1/2 Jahre später noch einmal erwähnen? Weil es der letzte St.Pauli-Pflichtspielerfolg bis heute bleiben sollte.
Anhänger des FC St Pauli zu sein, und das bin und bleibe ich für alle Zeiten, ist heutzutage nicht wirklich einfach. Das Liga-Team (ehemals FC St Pauli-Profis) kickt am Abgrund der Regionalliga umher. Was das mit dem Pokal-Achtelfinale bei Wandsetal zu tun hat fragen Sie zurecht? Nun, der Oberliga-Zweite musste sich den Luxus leisten, mit 13 Mann anzureisen. Kollege Flatken war angeschlagen, Meister Nielsen war im selben Wettbewerb schon für den Hamburger SV tätig und die übrigen Granaten wollte St. Paulis neuer Regionalliga-Trainer Andreas Bergmann, der sich immerhin in der Halbzeit und nach dem Spiel nach dem Zwischenstand, beziehungsweise Ausgang erkundigte, bei seinem Einstand heute gegen den ehemaligen FC Karl-Marx-Stadt (neuerdings Chemnitzer FC) gerne auf der Ersatzbank sehen. "Wir spielen praktisch ohne Angriff", sagte St. Paulis letzter Fußball-Sachverständiger Hermann Klauck, der aber kurz vor Ende der ersten Halbzeit auch hoffte: "Wandsetal hat einige ältere Spieler, dieses Tempo können die nicht bis zum Ende durchhalten".
Damit hatte Klauck das Spiel auch schon erklärt: Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit mit einer Großchance für den TSV Wandsetal und deren zwei für St.-Paulis Zweite, bekamen die Gäste in der zweiten Halbzeit tatsächlich Oberwasser. Nur ohne Angriff - Remember ex-WFC-er Severin und Tommy Goch - blieben die im Ansatz besten Chancen sträflich ungenutzt. Die Tennis-Cracks des TSV Wandsetal werden heute so einige Lederbälle auf ihrer angrenzenden Anlage gefunden haben. Wie es geht, machte der Landesligist neun Minuten vor dem Ende schwer umjubelt klar: René Kleemund schlug einen weiten Freistoß vor das St.-Pauli-Tor, FC-Schlussmann Torsten Miethe verschätzte sich und der inzwischen 41-jährige Jörg Steffens traf aus spitzem Winkel zum entscheidenden 1:0. Der hätte laut Hermann Klauck eigentlich keine Luft mehr haben dürfen, hat aber ja in den 80-ern (SC Concordia) und 90-ern (Barsbütteler SV, Meiendorfer SV) prinzipiell gegen den FC St. Pauli (Liga und Amateure) getroffen. Nach diesem Treffer war klar, dass die Oberliga-Obermimer nichts mehr zustande bringen würden. Am Ende gabs verdienten Jubel und eine Welle für und von Wandsetal. Und einen Trainer, der schon ans kommende Jahr dachte: "Das war einfach nur geil", jubilierte Wandsetals Coach Mike Breitmeier, "sollten wir in der kommenden Saison in der ersten Hauptrunde in der AOL-Arena gegen Bayern München spielen, wechsle ich mich ein. Da kenn ich nichts".
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