30.08.2014 Meiendorfs Höhenflug hält an von Andreas Killat
vs.
Meiendorfer SV – SC Victoria 2:0 (1:0)
Meiendorfer SV: Sävke – Ahadi, G. Subasic, Apostolidis, Hoffmann – Stäcker, Hercog – Bahn (78. Dosso, 85. Zazai), Nunes Correia (64. R. Subasic), Agyei Antwi – Sara SC Victoria: Ralfs – Boock, Sampaney (55. Cosovic), Wacker, Reichenberg – Bambur, Iscan – Washington (76. Braasch), Sidiropoulos – Ebbers, Büge Tore: 1:0/2:0 Sara (18./74.) Rote Karte: Bambur (85., Beleidigung) Schiedsrichter: Dennis Voß (TuS Dassendorf): Unauffällig und gut. Hatte alles im Blick. Beste Spieler: Bahn, Hercog, Sara – Keiner Zuschauer: 343
Nur zwei Siege in den letzten 18 Spielen (2-4-12) – so lautete die Horror-Bilanz des Hamburger Rekordmeisters SC Victoria in den Duellen mit dem MSV zwischen 1999 und 2012. Und auch heute konnte diese Bilanz nicht aufgebessert werden und der SCV kassierte nicht nur die 21. Niederlage, sondern auch sein 100. Gegentor (siehe Statistik am Ende des Berichtes). Die Gastgeber setzten damit ihren Höhenflug fort, buchten den fünften Sieg im fünften Saisonspiel und zogen wieder an Dassendorf vorbei. „Wir genießen das Momentum“, so der Baumeister des Ganzen, MSV-Coach Matthias Stuhlmacher nach der Partie.
In die Karten spielte dem Tabellenführer dabei der Umstand, dass die Personaldecke bei Vicky schon fast als dramatisch zu bezeichnen ist. Neben den Verletzten Eybächer, Thiessen, Schulz, Cetinkaya und Edeling meldeten sich heute Mittag dann auch noch Marcus Rabenhorst und Rinik Carolus ab – beide gehören zur Bereitschaftspolizei und hatten kurzfristig Dienst. So tauchten einige Spieler in der Startelf des Ex-Regionalligisten auf, die – mit Verlaub – kaum Landesliganiveau haben.
Zu nennen ist hier insbesondere Linksverteidiger Chase Reichenberg, der von Joao Nunes Correia, Michael Sara und ganz besonders von Lennard Bahn immer wieder düpiert wurde. Völlig verdient daher auch die 1:0-Führung durch Michael Sara, der eine Stäcker-Ecke ungedeckt in die Maschen köpfen durfte (18.). Meiendorf spielte danach wirklich einen sehr sehenswerten Fußball, riss die SCV-Deckung immer wieder mit schönen Kombinationen zwischen Hercog, Bahn, Sara und Agyei Antwi auf. Nur der Abschluss fehlte, sonst wäre die Sache schon zur Pause entschieden gewesen.
„Auch für ein 4:0 gibt es nur drei Punkte“, meinte Stuhlmacher hinterher fast schon entschuldigend, aber natürlich besteht für eine „Entschuldigung“ überhaupt kein Anlass. Die Meiendorfer Effizienz (mit 8:2 Toren fünf Siege geholt) dürfte vielmehr den Rest der Liga neidisch machen.
Erst nach dem Wechsel nahm auch Victoria ein bisschen am Geschehen teil. Nach einem Ebbers-Solo wollten die Gäste gerne einen Elfmeter haben (siehe „Stimmen“), doch zum einen war das vermeintliche Foul außerhalb des Strafraums und zum anderen ließ der gute Schiedsrichter Dennis Voß, der unter den Augen von SR-Beobachter Andreas Bandt kurzfristig für den erkrankten Jan-Erik Sternke (SC Eilbek) einsprang, völlig zu Recht Vorteil laufen, den Blitz-Neuzugang Yannis Büge (Alemannia Aachen II, früher HSV III und Lüneburger SK) jedoch nicht nutzen konnte (60.). Genau dieser Büge hatte dann nach feinem Pass von Bambur auch die größte Gelegenheit zum Ausgleich, aber sein Lupfer von halblinks segelte am langen Pfosten vorbei (69.).
Danach dominierte jedoch nur noch der MSV. Nach einem schlimmen Ballverlust der Gäste-Abwehr im Spielaufbau ging es blitzschnell: Hercog auf Bahn, der mit tollem Solo durch zwei Mann hindurch und perfekt quer in die Mitte auf Sara, der das Leder nur noch ins leere Tor zu tragen brauchte (74.). Nun war der berühmte Deckel drauf, die Hausherren genossen die restliche Spielzeit als Tabellenführer sichtlich. Unschön, dass sich Bambur nach einem Gerangel mit Stäcker noch die Rote Karte wegen Beleidigung abholte (85.) – und seinem Trainer damit weitere Sorgenfalten angesichts der Personallage auf die Stirn trieb.
Wie formulierte es MSV-Urgestein Harry Gigar in der besten Stadionzeitung der Stadt so schön: „An einen Saisonstart mit vier Siegen können sich selbst die Uralten im Verein nicht erinnern“. Und wenn man nächste Woche die Aufgabe beim Tabellenschlusslicht SCVM nicht auf die leichte Schulter nimmt, dann könnte Harry schon bald von sechs Siegen am Stück schreiben…
Stimmen:
Lutz Göttling (Trainer SC Victoria): Eine schwierige Situation für uns, wir waren heute ein total zusammengewürfelter Haufen. Von der Mannschaft, die zum Saisonstart ein sehr gutes 3:3 in Dassendorf erzielte, standen heute nur noch drei Spieler auf dem Platz. Das zeigte sich auch von Beginn an, die verschiedenen Mannschaftsteile waren überhaupt nicht eingespielt. Bis auf die Standardsituation beim 1:0 haben wir es ganz gut gemacht, haben keine Chancen zugelassen. Nach der Pause haben wir mehr Druck ausgeübt und hätten meiner Meinung nach nach dem Foul an Ebbers in der 60. Minute einen Elfmeter bekommen müssen. In der Phase hatten wir die Partie ganz gut im Griff und wären mit dem möglichen Ausgleich zurück im Spiel gewesen. Wir müssen uns jetzt sortieren und hoffen, dass wir nächstes Wochenende mehr Spieler zur Verfügung haben, um wieder erfolgreicheren Fußball zu zeigen.
Matthias Stuhlmacher (Trainer Meiendorfer SV): Fünftes Spiel, fünfter Sieg und wieder zu Null – vielen Dank dafür an meine Mannschaft. Wir haben Ball, Gegner und den Raum kontrolliert und hätten nach dem 1:0 noch weitere Tore vor der Pause machen können. Wir haben sehr gefälligen Fußball gespielt, den Ball über unsere schnellen Außen immer wieder gefährlich nach vorne getragen. Die drei Punkte nehmen wir gerne mit und genießen das Momentum. Die Tabelle hat für mich aber erst nach dem 10. Spieltag eine gewisse Aussagekraft – und davon sind wir noch weit entfernt.
Die Punktspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 51 Spiele: 21 Siege, 15 Remis, 15 Niederlagen, 100:82 Tore
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