06.09.2014 Ebbe vorbei, weil Ebbe trifft - Erster Heimsieg für Vicky seit 168 Tagen von Andreas Killat
vs.
SC Victoria – Niendorfer TSV 5:1 (1:0)
SC Victoria: Sager – Tanidis, Sampaney, Wacker, Carolus – Iscan, Rabenhorst – Boock (78. Schulz), Thiessen (82. Sidiropoulos), Büge – Ebbers (86. Cosovic) Niendorfer TSV: Melzer – Streubier, Kocadal (40. Machado Mattos), Schumann, Benn – Yapici, Huneke – Schumacher (81. Both), Utz (61. Balde), Pedroso Bussu – Wilhelm Tore: 1:0 Büge (22.), 2:0 Ebbers (48.), 2:1 Both (81.), 3:1 Ebbers (82.), 4:1 Tanidis (88.), 5:1 Sidiropoulos (89.) Schiedsrichter: Murat Yilmaz (FC Türkiye): Pfiff so, wie die Partie war: Über weite Strecken zerfahren (viele unverständliche Pfiffe). Beste Spieler: Thiessen, Rabenhorst, Ebbers – Yapici Zuschauer: 234
„Jetzt habe ich endlich mal ein ruhiges Wochenende“, strahlte Lutz Göttling nach dem Abpfiff, „ich kann nämlich nur sehr schlecht verlieren und meine Frau hat dann keine Freude mit mir“. Nach 168 Tagen, seit dem 2:1 gegen Cloppenburg am 22. März, endlich wieder ein Heimsieg für den SCV – da kann im Hause Göttling heute die Party steigen!
Wer nicht dabei war und nur das Ergebnis sieht, mag an eine ereignisreiche und flotte Partie denken – doch so war es beileibe nicht. Über weite Strecken bekamen die Zuschauer eher langweilige Magerkost geboten. Niendorf blieb 90 Minuten lang ohne ernsthaften Torschuss, Keeper Felix Sager musste nicht einen (!) Ball abwehren. Und der SCV? War heute die klar bessere von zwei durchschnittlichen Mannschaften, konnte aber seinen Fans bei traumhaften Temperaturen auch nur das Prädikat „Sommerfußball“ anbieten.
Ein paar geniale Minuten zwischendurch und ein paar verrückte Minuten am Ende sorgten für ein viel zu hohes Endergebnis, doch Göttling war „froh, dass wir etwas für das Torverhältnis tun konnten“ (das nun bei 13:13 steht). Eröffnet wurde der Torreigen von Neuzugang Yannis Büge, der ein Zuspiel von Gökhan Iscan aus 14 Metern halblinker Position durch die Beine von Rene Melzer zum 1:0 vollendete (22.). Vicky ließ nun Ball und Gegner laufen, vom NTSV kam kaum Gegenwehr. Nur Ebenezer Utz meldete sich mit einem Schuss am langen Pfosten vorbei zu Wort (27.). Die Hausherren versuchten viel, es gelang allerdings zu wenig. „Es waren gute Ansätze da, aber wir waren beim letzten Pass oft zu fahrlässig“, brachte es Göttling auf den Punkt. Marius Ebbers, der sich heute deutlich (!) lauffreudiger als sonst zeigte, hatte kurz vor der Pause die beste Gelegenheit für die Vorentscheidung, scheiterte aber ebenso, wie Dennis Thiessen im Nachschuss (39.).
Nach dem Seitenwechsel kam sie dann aber doch, die „Ebbers-Show“. Thiessen spielte das Leder perfekt in den Lauf seines Teamkameraden und der vollstreckte aus 15 Metern zentral vor dem Tor eiskalt (48.). Wer nun auf eine Reaktion der Gäste wartete, wurde verwundert enttäuscht. Kein Tempo, kein Aufbäumen, fast schon lustlos spulten die Niendorfer ihr Pensum herunter.
Als sich eigentlich schon alle mit dem 2:0-Endstand abgefunden hatten, folgten die bunten neun Minuten an der Hoheluft. Nach einem Niendorfer Einwurf passte Vickys linke Abwehrseite nicht auf, Dario Streubier konnte ungehindert flanken und der zehn Sekunden (!) zuvor eingewechselte David Both köpfte am zweiten Pfosten aus drei Metern zum 1:2 ein (81.). Für ein paar kurze Momente mag Göttling an das 2:2 gegen Condor gedacht haben, als ebenfalls eine scheinbar sichere 2:0-Führung aus den Händen gegeben wurde.
Doch heute war ja wieder Thiessen dabei. Mit einem weiteren Zuckerpass von der rechten Seite ins Zentrum bediente er erneut Ebbers, der aus fünf Metern keine Mühe hatte, den alten Abstand wieder herzustellen (82.).
Der 12 Minuten vor dem Ende eingewechselte Sergej Schulz, Siegtorschütze gegen Cloppenburg beim letzten Heimsieg, servierte dann gegen völlig auseinanderbrechende Gäste noch zwei feine Flanken für den „griechischen Doppelpack“ durch Alexandros Tanidis (88.) und Babis Sidiropoulos (89.). Beim vierten Treffer war zunächst Marcus Rabenhorst als Torschütze genannt worden, doch bei seinem Kopfball hatte das Leder die Linie anscheinend schon vorher überschritten.
Stimmen:
Ali Farhadi (Interims-Trainer Niendorfer TSV): Eine komische Situation. Das Spiel von uns war eigentlich nicht so schlecht, wie das Ergebnis es darstellt. Aber wie wir in den letzten fünf Minuten nach individuellen Fehlern zusammengebrochen sind, ist schon arg. Wir wussten, was uns hier erwartet. Vicky ist ein angeschlagener Gigant. Und egal, mit welchen 11 Spielern sie auflaufen, immer noch top in dieser Liga. Unterschätzt haben wir sie also auf gar keinen Fall. Es hat heute bei uns in allen Mannschaftsteilen gefehlt. Der Sieg geht vollkommen in Ordnung, wir wurden komplett ausgeknockt.
Lutz Göttling (Trainer SC Victoria): So schnell geht das im Fußball. Vor einer Woche noch eine deprimierende Niederlage, nun mit fünf neuen Spielern ein verdienter Sieg, über dessen Höhe man sich sicher streiten kann. Aber wenn man das gesamte Spiel sieht, hatten wir auch in der ersten Hälfte schon viele gute Chancen, wo nur der letzte Pass nicht ankam. Der Anschlusstreffer fiel aus dem Nichts heraus, weil wir bei einem Einwurf nicht aufgepasst haben und der Gegner ungehindert flanken konnte. Unser drittes Tor im direkten Gegenzug war superwichtig, damit haben wir Niendorf demoralisiert. Am Ende haben wir uns dann für unseren Fleiß noch zweimal belohnt. Insgesamt eine gute Leistung von uns, von sehr gut will ich aber noch nicht sprechen. Wir haben mit dem Sieg eine Grundlage geschaffen, um in der Tabelle nach oben zu gucken. Wir sind langfristig gut genug, ganz nach oben zu kommen. Aber es ist noch ein weiter Weg. Jetzt können wir das Wochenende genießen.
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