20.09.2014 Die Gefühle von Torsten H. bescheren Curslack einen glücklichen Punkt von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – SC Condor 2:2 (1:1)
SV Curslack-Neuengamme:: Böse – Kleine, Spiewak (46. Bannasch), Schalitz, Keklikci – Beldzik, Papke – Landau, Ulaga (75. Radic), Wilhelm (56. Schraub) – von Hacht SC Condor: Kleinschmidt – Jawla, Anders, Krohn, Lüdemann – Ngole, Kamalow (79. Daudert) – El-Nemr, Winkel, Laban (76. Mellmann) – Karaaslan (82. Flores) Tore: 1:0 von Hacht (21.), 1:1 Krohn (34., HE), 1:2 Karaaslan (62.), 2:2 von Hacht (90.+4) Rote Karte: El-Nemr (90.+4, Meckern/Beleidigung) Schiedsrichter: Falk Schmidt (TSV Gadeland, S.-H.): Viel zu großzügig. Papke und Ngole hätten in der 1. Hz zwingend Gelb sehen müssen, dazu der nicht gegebene Elfmeter für Condor (59.). Keine Glanzleistung. Beste Spieler: Böse, Keklikci, Spiewak – Jawla, Karaaslan Zuschauer: 132
In der „Vereinsbrille“, der Curslacker Stadionzeitung, hatte Torsten Henke geschrieben, dass „Patrik Papke nach seiner Knieverletzung erst wieder in zwei Wochen einsatzfähig ist“. Auf dem Spielberichtsbogen stand er dennoch „und hat mich damit total durcheinander gebracht“, scherzte Christian Woike vor dem Anpfiff. Wie (schmerzhaft) Recht er damit haben sollte, zeigte sich in der Nachspielzeit…
Die Partie begann bei hochsommerlichen Temperaturen sehr konfus, beide Seiten waren offensichtlich erst noch auf der Suche nach dem richtigen Rezept. Erst nach gut zwanzig Minuten konnten die wenigen Fans (Henke: „Wenn HSV und Altengamme gleichzeitig spielen, ist das immer schlecht für uns“) die erste Chance des Spiels beobachten, als „Musti“ Karaaslan einen Knaller aus 17 Metern losließ, den Keeper Frederic Böse erst im Nachfassen kurz vor der Linie unter Kontrolle hatte (20.). Wie aus dem Nichts dann die Curslacker Führung: Jan Landau, der die ganze Nacht mit Villeroy und Boch zu tun hatte (Henke: „Jan musste fast durchgehend spucken“), hatte einen genialen Moment und startete in der ihm eigenen Art ein Solo-Dribbling von der Mittellinie bis vor den Strafraum, wo er genau im richtigen Moment zu Marcel von Hacht durchsteckte. „Mutzel“ blieb eiskalt und vollstreckte aus zehn Metern zum 1:0 (21.).
Die Gastgeber hatten jetzt das Momentum auf ihrer Seite, Condor taumelte kurzzeitig wie ein angeschlagener Boxer. Dominic Ulaga drang in den Strafraum ein, scheiterte aber am herausstürzenden Sascha Kleinschmidt, doch der abgewehrte Ball landete direkt vor den Füßen von „Mutzel“. Der fackelte nicht lange und drosch aufs leere Tor, doch SCC-Kapitän Alexander Krohn konnte auf der Linie klären (25.). Was für eine turbulente Situation! Dass die Stürmer im eigenen Strafraum besser nichts zu suchen haben, bewies sich dann ein paar Minuten später, als von Hacht der Ball an den ausgestreckten Arm sprang. Den fälligen Elfmeter verwandelte Krohn gewohnt sicher (34.). Nun hatten plötzlich die Raubvögel Oberwasser, Karaaslan mit der Doppelchance zur Halbzeitführung: Seinen Schuss aus acht Metern halbrechter Position kratzte Eyke Kleine von der Linie und den Nachschuss von „Musti“ parierte Böse glänzend (36.).
Zur Halbzeit musste Henke seinen bis dahin besten Akteur verletzungsbedingt rausnehmen, Sebastian Spiewak war am Donnerstag beim Abschlusstraining umgeknickt und der Knöchel wollte nicht mehr. Das Fehlen des Routiniers machte sich sowohl im Spielaufbau, wie auch hinten sofort bemerkbar.
Die Gäste drückten aufs Tempo und wollten mit aller Macht den Siegtreffer. Raffael Kamalow setzte mit einem Traumpass aus dem Mittelkreis genial Stefan Winkel in Szene, doch der wirkte seltsam zögerlich und verstolperte die Riesenchance (52.). Schon besser sein Freistoß kurz danach, aber Kristoffer Laban köpfte aus drei (!) Metern neben das Tor (58.). Die überfällige Führung für die Raubvögel verweigerte dann Schiedsrichter Falk Schmidt, als er ein klares Foul von „Mutzel“ (schon wieder im eigenen Strafraum zugegen!) an Lamin Jawla ungeahndet ließ (59.).
Karaaslan (r.) hat abgezogen und trifft zum 2:1 für Condor. Foto: Hanno Bode
Aber Condor machte weiter, kreierte binnen weniger Minuten die fünfte Gelegenheit. Einen Freistoß von Winkel nagelte „Musti“ aus kürzester Distanz zum verdienten 2:1 unter die Latte (62., siehe Foto oben). Von Curslack war im zweiten Durchgang nicht mehr viel zu sehen, doch so lange der Rückstand nur ein Tor beträgt, ist eben noch immer alles möglich. Denn die Gäste vergaben durch Winkel eine weitere Hundertprozentige, Böse hielt mit seiner Fußabwehr die Hoffnung am Leben (85.).
„Eine Chance kriegen wir noch“, feuerte Henke sein Team an – und sollte Unrecht behalten. Es wurden nämlich noch Zwei. Nach einer Flanke in den Strafraum behinderten sich Kleinschmidt und Max Anders gegenseitig, der SCC-Keeper landete nach der verunglückten Faustabwehr auf dem Boden und Sandro Schraub hatte aus 17 Metern das verlassene Tor und den ihm zu Füßen liegenden Torhüter vor sich. Doch statt das Leder über den „Spieler des Jahres“ zu lupfen, entschied sich Schraub für einen Schuss – und blieb damit im Gewühl hängen (90.).
Grenzenloser Jubel! Marcel von Hacht (l.) hat gerade den Ausgleich erzielt. Mit ihm freuen sich Sandro Schraub (r.) und Kutay Keklikci. Foto: Hanno Bode
Eigentlich wär’s das gewesen. Doch aufgrund der sechs Wechsel und einiger Verletzungsunterbrechungen gab’s drei Minuten Nachspielzeit oben drauf. Die waren abgelaufen, Woike rief schon: „Die Zeit ist rum, die Zeit ist rum“, da gab der Schiedsrichter 25 Meter vom Tor entfernt an der Außenlinie nochmal einen (umstrittenen) Freistoß für die Hausherren.
Condor lamentierte und reklamierte, „vergaß“ dabei aber, sich vor den Ball zu stellen. Papke, der laut Henke eigentlich erst in zwei Wochen wieder einsatzfähig ist (siehe Beginn des Berichtes) führte blitzschnell aus und brachte das Leder in den Fünfmeterraum. Dort fehlten die an der Außenlinie reklamierenden Gäste-Akteure – und „Mutzel“ stand völlig ungedeckt und nutzte die Gunst der Sekunde zum späten, sehr späten Ausgleich (90.+4, siehe Foto oben). Ein Tor, das es „eigentlich“ gar nicht hätte geben dürfen. Denn normalerweise sitzt der Torschütze zu dieser Zeit immer schon ausgewechselt auf der Bank. „Aber heute hatte ich so ein Gefühl, dass noch was passiert und habe deswegen Ulaga rausgenommen und Mutzel draufgelassen“, freute sich Henke. Mal sehen, welche Gefühle dann nächste Woche gegen Süderelbe im Spiel sind…Pascal El-Nemr jedenfalls flog im Anschluss noch mit glatt Rot vom Platz, er hatte wohl die falschen Worte zum SR-Assistenten ob seiner Freistoßentscheidung gesagt. Gefühle und Emotionen eben.
Stimmen:
Christian Woike (Trainer SC Condor): Wir sind mal wieder erst nach gut einer halben Stunde ins Spiel gekommen, haben es von da an gut gemacht. Wir haben viel für das Spiel getan und sind verdient 2:1 in Führung gegangen. Wir hatten genug Chancen für das dritte Tor und deswegen ärgere ich mich maßlos über den Ausgleich. Und zwar aus mehreren Gründen: Unabhängig davon, ob es wirklich ein Freistoß war, oder nicht, müssen wir die schnelle Ausführung verhindern. Das lernt man schon in der Jugend, dass man sich da vor den Ball stellt. Dann kommt der Ball ins Zentrum und wir schaffen es trotz Überzahl nicht, ihn zu verteidigen. Das setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Das sind ganz klar zwei verschenkte Punkte.
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Für uns natürlich ein glücklicher Punktgewinn, aber das ist mir relativ egal, zumal wir das kürzlich gegen Buchholz noch genau umgekehrt hatten. Es gleicht sich im Fußball halt doch immer wieder alles aus. Wir hatten heute viele Spieler auf dem Platz, die nicht zu 100% fit waren. Nach dem 1:1 hatten wir Glück, da hat uns Freddi Böse mehrfach gerettet. In der zweiten Halbzeit war Condor die bessere Mannschaft, aber ich habe zu meinen Jungs immer gesagt, wir kriegen noch eine Chance. Die hat Sandro Schraub in der 90. Minute leider nicht genutzt. Aber wir haben noch eine zweite Chance bekommen, das war Glück. Über den Punkt freuen wir uns sehr.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 29 Spiele, 7 Siege, 8 Remis, 14 Niederlagen, 38:59 Tore
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