02.10.2014 Pokal: Osdorf gibt alles für die Sensation von Christopher Herbst
4. Runde
vs.
TuS Osdorf - Eintracht Norderstedt 1:4 (0:1)
TuS Osdorf: Wolf – Bonewald (82. Perez Y Jueguen), Herbrand, Müller, Massoud (76. S. Blume) – B. Krause – da Rocha Costa, Knorr (62. Ude), Schlumbohm – Rodrigues Oliveira, T. Krause Eintracht Norderstedt: Höcker – Güner, Aniteye, Büchler, Lindener – Koch – Meyer, Browarczyk, Toksöz (73. Rose), Nadler (89. Kunath) – Veselinovic (86. Lüneburg) Tore: 0:1 Veselinovic (11.), 0:2 Büchler (46.), 1:2 Büchler (66./Eigentor), 1:3 Meyer (79.), 1:4 Nadler (85.) Schiedsrichter: Murat Yilmaz (FC Türkiye). Osdorf-Coach Wiehle ließ kein gutes Haar an der Leistung des Viertliga-Referees (siehe Bericht), der erst kurzfristig für den erkrankten Michael Ehrenfort nominiert worden war. Entschied z.B. beim Zweikampf Büchler/Schlumbohm (45.) nicht auf Strafstoß für den TuS – eine 50/50-Entscheidung. Auch in weiteren Szenen war Norderstedt das glücklichere Team. Beste Spieler: Ude, da Rocha Costa, Oliveira (1. Hz) – Browarczyk, Meyer, Aniteye, Nadler Zuschauer: ca. 600
So manch ein Favorit ist in den letzten Jahren auf dem Grandplatz am Blomkamp zugrunde gegangen. Eintracht Norderstedt zählt nicht dazu – der Regionalligist wackelte zwar, hatte jedoch eine geringere Quote an entscheidenden Fehlern im Vergleich mit dem TuS Osdorf, was letztlich den Ausschlag gab.
Vor Beginn haben beide Coaches zunächst Überraschungen parat. Osdorf startet ohne den Sturmhünen Sascha Blume und auch ohne Antonio Ude – dabei hatte dieser in den letzten vier Landesligaspielen immerhin fünfmal getroffen. Piet Wiehle bevorzugt eine Kontertaktik mit zwei Spitzen (T. Krause, Oliveira). "Wir sind nicht davon ausgegangen, dass viele Bälle in die Spitze kommen, wollten auf das Umschaltspiel setzen", so erklärt er die Aufstellung. Sein Pendant Thomas Seeliger kommentiert dies später mit Augenzwinkern: "Wir waren ganz froh, dass Ude und Blume nicht von Anfang an dabei waren."
Bei Norderstedt selbst fehlt der grippekranke Abwehrchef Marin Mandic, dafür ist der für das Teamgefüge wichtige Marius Browarczyk (zuletzt Muskelfaserriss) wieder dabei als energischer Abräumer und der selten berücksichtige Erdinc Güner beginnt als Rechtsverteidiger.
Ganz vorne setzt Trainer Thomas Seeliger auf Sinisa Veselinovic, der seit zehn Wochen kein Tor erzielt hat. Eine Flaute, die nach elf Minuten ein Ende nimmt – der Assist geht an Osdorfs Keeper Dennis Wolf, der einen Toksöz-Schuss nach vorne abprallen lässt, sodass Veselinovic locker abstauben kann. Den frühen Schock schüttelt der Außenseiter jedoch aus den Gliedern, wirkt aggressiver, stört früh, während auf Eintracht-Seite einige Akteure zeitweilig untertauchen.
Entsprechend kommen Ausgleichschancen zustande – für Torben Krause, dessen Kopfball von Güner vor der Linie geklärt wird (22.), für Felix Schlumbohm (28.) und Pierre Knorr (31.), deren Schüsse jeweils Norderstedts Schlussmann Johannes Höcker entschärft. Hektisch wird es direkt vor der Halbzeitpause: Erst vergibt Linus Meyer (44.) freistehend das 0:2, dann kommt Schlumbohm im Fall nach einem Zweikampf mit Linus Büchler zu Fall (45.) – aus der Ferne sieht es wie ein Trikotzupfer aus, doch Schiedsrichter Murat Yilmaz entscheidet auf Weiterspielen.
Nicht nur deshalb schimpft Osdorfs Trainer Piet Wiehle später über den Referee. Eine "Vollkatastrophe" sei dieser gewesen, "er hat nur Belanglosigkeiten für uns gepfiffen". Für die Gäste pfeift er hingegen kurz nach Wiederanpfiff einen Freistoß, knapp 30 Meter auf der halbrechten Seite. Der Rest ist simpel: Flanke Philipp Koch, Kopfball Büchler, 0:2. Die Hausherren sind ein wenig angeknockt, doch weder Veselinovic (51.) noch Björn Nadler in der 61. sowie 62. Minute (Latte) gelingt die zu diesem Zeitpunkt mögliche Entscheidung.
Dafür zieht Piet Wiehle "Edeljoker" Ude, der unter großem Beifall der Fans sofort loslegt. "Ich war ein bisschen sauer, der Trainer hatte eben andere Vorstellungen", so beschreibt der Torjäger seinen Gemütszustand. Er avanciert fast schon binnen Sekunden zum besten Mann auf dem Platz. Seinen ersten Querpass klärt noch Steven Lindener in höchster Not (64.), dann kratzt Björn Nadler einen Kopfball von der Linie (65.), ehe Linus Büchler bedrängt von Ude ein Eigentor unterläuft (66.). Der Blomkamp steht Kopf, der erwartete Hexenkessel brodelt, Norderstedt befindet sich in einer kritischen Phase. Zumal jetzt auch Zwei-Meter-Mann Sascha Blume im Spiel ist.
Aber Osdorf verpasst den möglichen Ausgleich, wird vielmehr ausgekontert. Steven Lindener flankt von links präzise auf den langen Pfosten, dort nimmt Linus Meyer die Vorlage volley und trifft sehenswert zum 1:3 (79.).
Linus Meyer jubelt nach seinem Tor. Foto: Joe Noveski, www.noveski.com
Die Partie ist gelaufen, als Sven Müller den Ball an Sinisa Veselinovic vertändelt, der wiederum Nadler bedient – 1:4 (85.). Für Piet Wiehle ein ungerechter Endstand. "Das hätte auch andersherum so ausgehen können. Vielleicht nicht 4:1, aber zumindest mit einem Sieg für uns. Wir waren über 70 Minuten die bessere Mannschaft und können stolz darauf sein, was wir gegen einen Regionalligisten abgeliefert haben."
Besagter Regionalligist war trotzdem zufrieden und erleichtert. Thomas Seeliger räumte ein, dass es knifflige Momente gegeben habe. "Wir konnten es nicht immer verhindern, dass Osdorf mit Ecken und Einwürfen gefährlich sein würde. Aber trotzdem war es eine konzentrierte Leistung. Ich will niemanden herausheben, wir haben uns hier als Einheit präsentiert."
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