Eintracht-Coach Thomas Seeliger vertraute auf seine „Pokalhelden“ (4:1 am Donnerstag in Osdorf), nur Jan-Philipp Rose kam für Steven Lindener. Doch der Schuss ging heute nach hinten los. Mit einer ganz müden Vorstellung verloren die Norderstedter zu Recht mit 0:2 in Lüneburg und dezimierten sich dabei völlig unmotiviert noch selbst. Im nächsten Spiel gegen Werder Bremen II werden so gleich drei wichtige Akteure gesperrt fehlen (Koch und Browarczyk für Gelb-Rot und Toksöz für seine fünfte Gelbe).
Der LSK hingegen war „heiß“ auf seinen ersten „Heimsieg“ (im Bardowicker Asyl) und konnte sich mit dem dritten Sieg in Folge (zuvor gelangen zwei Auswärtssiege in Havelse und Goslar) aus dem Tabellenkeller befreien.
Insbesondere Björn Schlottke deckte die Norderstedter Schwachstelle gnadenlos auf: Die linke Abwehrseite (Rose, Nadler) war gegen den pfeilschnellen Flügelflitzer hoffnungslos überfordert. So hätte es schon nach einer Viertelstunde 1:0 für Lüneburg heißen müssen, aber die traumhafte Vorarbeit von Schlottke ließ Alawie freistehend im Fünfmeterraum ungenutzt bzw. Keeper Höcker parierte glänzend. Im direkten Gegenzug dann die einzige (!) nennenswerte Szene für die Gäste, als Toksöz gleich doppelt am LSK-Torhüter Tobias Braun (früher mal Bergedorf 85) scheiterte.
Nachdem Schlottke mal wieder ein schönes Dribbling durch vier Eintracht-Akteure hindurch gewann und sein Schuss erst im letzten Moment zur Ecke abgefälscht wurde (23.), war schließlich die verdiente Führung fällig: Ali Moslehe nutzte die Freiheiten der heute ziemlich lauffaulen Garstedter, legte quer in die Mitte und Alawie schloss den schönen Spielzug gekonnt ab (34.).
Seeliger musste kurz vor der Pause Linus Meyer vor Gelb-Rot bewahren, da sich dieser zwei dumme und überflüssige Fouls hintereinander leistete und erst ver-, dann eindringlich ermahnt wurde (41.). Doch diese Aktion hatte Symbolcharakter: Einige Norderstedter Spieler schienen geradezu darum zu betteln, vorzeitig zum Duschen gehen zu dürfen. Auch Toksöz konnte nur mit einer Auswechslung davor bewahrt werden (72.). „Erwischt“ hatte es jedoch Kapitän Philipp Koch, der sich binnen 120 Sekunden (!) die Ampelkarte abholte (58./60.) und Marius Browarczyk, bei dem immerhin eine Viertelstunde verstrich (47./62.). Insbesondere „MB“ leistete sich ein ganz übles Foul an Karabulut, der danach mit blutendem Knie/Schienbein ausgewechselt werden musste. Die Hinausstellung von Koch hingen war einfach nur dumm und überflüssig. Wer gerade erst Gelb gesehen hat, sollte seinen Gegenspieler nicht vor den Augen des Schiedsrichters an der Schulter am Trikot packen und zu Boden reißen.
Zuvor war aber noch das 2:0 gefallen: Moslehe überspurtete (natürlich) die linke EN-Abwehrseite, dribbelte sich in den Strafraum und vollendete ins lange Eck (48.). „Da hast Du in der Halbzeitpause nochmal alles angesprochen und dann sowas“, war Seeliger stocksauer.
In doppelter Unterzahl hieß die Devise nun einzig noch Schadensbegrenzung. Und zum Glück für Norderstedt vergaben die Gastgeber gleich reihenweise beste Chancen, sonst wäre es ein Debakel geworden. Allein Onur Saglam hatte ein Privatduell mit Höcker laufen und scheiterte dreimal (79./85./90.). Dazu vergab Schlottke freistehend (70.) und Hertting köpfte knapp übers Tor (75.). „In dieser Liga musst Du eben jedes Spiel zu 100% ernst nehmen“, analysierte Seeliger – und dürfte mit seinen Jungs noch Tacheles reden.
Stimme:
Thomas Seeliger (Trainer Eintr. Norderstedt): Das heutige Spiel kann man schnell auf den Punkt bringen: Wir haben kollektiv schlecht gespielt! Zu wenig Laufbereitschaft und kein Umschaltspiel, so kann man in dieser Liga nichts gewinnen. Am Pokalspiel kann es nicht gelegen haben, das muss man verkraften können. Die beiden Gelb-Roten Karten will ich lieber nicht kommentieren, das werden wir intern noch besprechen.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.