01.11.2014 Niendorfer Paukenschlag von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – Niendorfer TSV 0:4 (0:1)
TuS Dassendorf: Gruhne – Warmbier, Bogunovic, Hamdan (70. Scharnberg), Murrins (76. Gomes) – Stadel – Dettmann, Möller, Jawan Shir (46. Atug), Goldgraebe – Agyemang Niendorfer TSV: Melzer – Benn, Kocadal, Schumann, Thiemann – Machado Mattes, Yapici (76. Huneke) – Balde, Wilhelm (81. Betz), Utz – Schumacher (78. Fuchs) Tore: 0:1 Utz (22., FE), 0:2 Schumacher (55.), 0:3 Utz (69.), 0:4 Balde (90.) Schiedsrichter: Philip Roedig (Altona 93): Anfangs etwas einseitig bei der Verteilung der Gelben Karten (4x DaDo, 0x NTSV) und das durchaus elfmeterreife Foul an Agyemang (24.) ließ er ungeahndet. Insgesamt aber eine sehr ordentliche Leistung. Beste Spieler: Keiner – Schumacher, Utz, Balde Zuschauer: 131
„Das ist für mich wie Urlaub hier“, freute sich Niendorfs Liga-Manager Carsten Wittiber vor dem Anpfiff, „stundenlange Anreise und Sonnenschein“. Und auch sein Trainer, Ali Farhadi, fühlte sich pudelwohl: „Der Rasen hier ist ja wie bei uns – ein Traum“, zollte er dem Dassendorfer Platzwart seinen Respekt. Bei den Gastgebern war die Stimmung nach zuletzt drei Niederlagen in Folge nicht ganz so rosig. Und da Fussis bekanntlich schwer abergläubisch sind, wurde tief in die Trickkiste gegriffen: Jan Schönteich hört nun wieder Andrea Berg bei der Anreise im Auto (statt Helene Fischer) und wechselte komplett die Klamotten – genützt hat es aber nichts.
Zwar stand beim Meister überraschend wieder Muri Adewunmi im Kader, der sein Irland-Aufenthalt (Studium) für einen Kurzbesuch in der Heimat unterbrach, doch dafür fehlten Tobias Kehr (beruflich verhindert), Ronny Buchholz (Bänderriss), Kristof Kurczynski (gesperrt) und Dennis Tornieporth (Familie). Insbesondere das Fehlen von Vorlagengeber „Tornie“ sollte sich heute erheblich bemerkbar machen, denn wenn es sonst mal spielerisch nicht so läuft, sind zumindest immer seine Standards brandgefährlich. Diese Lücke konnte Sven Möller nicht schließen.
Ohne erkennbare Linie, spielerische Armut, nur mit langen Bällen agierend – für Niendorf war es relativ einfach, die Dassendorfer „Angriffe“ zu verteidigen und gleichzeitig mit seinen schnellen Außen, Braima Balde und Ebenezer Utz, gekonnt Nadelstiche zu setzen. Nach einem feinen Zuspiel von Utz auf Tim Schumacher „vernaschte“ dieser Adam Hamdan am Fünfmeterraum, umkurvte auch Keeper Christian Gruhne und wollte gerade einschieben, als er vom Torsteher zu Fall gebracht wurde. Klare Sache, Elfmeter. „Ebi“ Utz schnappte sich das Leder und verwandelte ganz sicher (22.).
„Die Schlüssel-Szenen laufen im Moment wirklich gegen uns“, haderte Schönteich ein wenig mit dem Schicksal – und meinte insbesondere den Gegenangriff, als Eric Agyemang deutlich sichtbar im Strafraum geklammert und am Trikot festgehalten wurde (24.). Doch da sich „Muskelmann“ Eric nicht fallen ließ, blieb der Pfiff aus.
„Bei uns ist einfach der Wurm drin“, meinte ein Zuschauer zutreffend. Die Leichtigkeit ist fort, stattdessen ist schwere Kost angesagt. Nahezu ideen- und chancenlos über 90 Minuten – Dassendorf ist deutlich sichtbar in der Krise. Niendorfs Keeper Rene Melzer musste nicht einmal (!) ernsthaft eingreifen.
Ein Bild mit Symbolcharakter: Der Meister (hier Torjäger Eric Agyemang) strauchelt. Niendorfs Serhat Yapici ist obenauf. Foto: A. Knull
Die bislang so auswärtsschwachen Niendorfer hingegen fühlten sich bei herrlichem Fußballwetter und auf traumhaften Rasen fast wie zu Hause. „Vielleicht war das ja der Grund für unsere gute Leistung heute, weil wir dachten, wir spielen bei uns“, scherzte Farhadi – und hatte auch allen Grund dazu.
Sein Team nahm den Favoriten in der zweiten Hälfte nämlich gehörig auf die Hörner, legte kurz nach dem Wiederanpfiff durch Schumacher (leicht abgefälscht von Bogunovic) schnell das 2:0 nach (55.). Aufbäumen beim Meister? Fehlanzeige! Braima Balde düpierte an der Mittellinie Stefan Murrins und bediente den alleine aufs Tor zusteuerenden Schumacher. Zwar konnte der aus seinem Kasten gestürmte Gruhne knapp 20 Meter vor dem Tor in höchster Not klären, doch sein Befreiungsschlag landete direkt bei Utz, der mit einem Lupfer/Heber aus 35 Metern ins leere Tor die endgültige Entscheidung besorgte (69.).
„Es wäre zu einfach, es allein am Fehlen von Tornieporth festzumachen“, meinte Schönteich nach dem Abpfiff, „das war Kollektivversagen“. Den Schlusspunkt setzte schließlich Balde mit einem trockenen Schuss aus 16 Metern (90.). Was für eine Vorführung! Mit 22 Gegentoren hat Dassendorf jetzt bereits doppelt so viele auf dem Konto, wie zum Vorjahreszeitpunkt.
Verständliche Freude hingegen auf der anderen Seite: „Jetzt haben wir endlich unseren ersten Auswärtssieg“, jubelte Ali Farhadi nach dem Schlusspfiff und ergänzte, auf seine aktuelle Position als Interims-Trainer angesprochen: „Ich denke, in den nächsten 10 Tagen wird es dazu eine Presseerklärung geben“.
Stimmen:
Ali Farhadi (Trainer Niendorfer TSV): Erstmal ein Dankeschön an Andi Killat von HAFO – den 4:1-Tipp in der Vorschau gegen uns konnte ich für die Ansprache an die Mannschaft gut verwenden. Das hat gewirkt, danke Andi! Bis auf die ersten zehn Minuten haben wir heute richtig gut gespielt. Es war schnell zu erkennen, wie Dassendorf heute spielen möchte und es war nicht schwierig, sich auf die langen Bälle einzustellen. Wir haben eine kompakte Mannschaftsleistung abgeliefert und auch fußballerisch überzeugt.
Jan Schönteich (Trainer TuS Dassendorf): Niendorf war der erwartet schwere Gegner, sehr griffig. Ganz im Gegensatz zu uns, wir befinden uns in einer sehr schwierigen Phase. Ich will aber niemanden mit Durchhalteparolen penetrieren. Spielerisch passen wir uns im Moment der Herbststimmung an. Das ist nicht das, was wir können. Leider ist es nicht möglich, nur zwei, drei Hebel umzulegen und dann funktioniert wieder alles. So einfach ist es eben nicht. Wir sollten schleunigst zusehen, dass wir da rauskommen. Sonst geht es uns wie Dortmund, in der Tabelle immer weiter runter. Diesen Negativlauf müssen wir dringend einfangen.
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