02.11.2014 Der Unterschied zwischen Oben und Unten von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
SC Condor – Meiendorfer SV 0:1 (0:1)
SC Condor: Kleinschmidt – Mellmann (61. El-Nemr), Anders, Krohn, Lüdemann – Kamalow, Ngole (76. Karaaslan) – Laban, Winkel, Jawla – Mandel (61. Flores) Meiendorfer SV: Sävke – Ahadi, Hoffmann, Apostolidis, Sejdiu – Stäcker, Zazai (90. Hercog) – Bahn, Facklam, Agyei Antwi (77. Nunes Correia) – R. Subasic (90.+3 I. Subasic) Tore: 0:1 R. Subasic (21.) Schiedsrichter: Dennis Voß (TuS Dassendorf): Bis auf den fälligen Elfmeter in der Nachspielzeit (Kleinschmidt an Stäcker) eine tadellose Leistung. Beste Spieler: Winkel – Zazai, Sejdiu Zuschauer: 260
Unruhe oder gar Hektik herrschte bei Condor in den letzten 20 Jahren dank eines sehr seriösen Umfeldes nur ganz selten einmal. Aber leichte Nervosität war den Beteiligten heute mit Blick auf die Tabelle schon anzumerken. Nur 14 Punkte und Platz 13 sind sicher nicht das, was mit diesem Kader in Erwägung gezogen wurde. „Die Leichtigkeit muss zurückkehren“, forderte Chef-Trainer Christian Woike und erwartete zudem eine Reaktion seiner Mannschaft auf das 0:5-Debakel in Halstenbek.
Entsprechend aktiv gingen die Hausherren vom Anpfiff weg zu Werke. Allen voran – wie sich das gehört – der Kapitän Alexander Krohn, der mit einem 40-Meter-Traumpass Moritz Mandel in Szene setzte, der aber am langen Pfosten vorbei zielte (4.). Mandel hatte auch gleich die nächste Gelegenheit, doch nachdem Junior Ngole den Ball schön mit der Brust abprallen ließ, wurde sein Torschuss in letzter Sekunde geblockt (8.).
Von Meiendorf war 20 Minuten gar nichts zu sehen. Aber wenn man Oben steht, läuft eben vieles von allein. Beim ersten vernünftigen Angriff bediente Bojan Stäcker Lennard Bahn, der über die rechte Seite erstaunlichen Raum bekam und diesen mit einer perfekten Flanke ins Zentrum zu nutzen wusste. Dort stieg Robert Subasic wie einst Karl-Heinz „Air“ Riedle hoch (Stuhlmacher: „Ich wusste gar nicht, dass Robert so hoch springen kann“) und fragt Keeper Kleinschmidt noch in der Luft stehend: „Wo willst Du ihn hin haben?“. Ein tolles Kopfballtor zum 0:1 (21.). Doch wo war da eigentlich die Innenverteidigung der Raubvögel?
Aber Condor ließ sich nicht entmutigen, versuchte mit einigen schönen Spielzügen alles erdenkliche, um wieder in die Spur zu kommen. Doch weder Kamalow (25.), noch zweimal Mandel (26./30.) brachten den Ball über die Linie. Fast wäre dann sogar noch das (unverdiente) 0:2 gefallen, als sich erneut Bahn über rechts durchsetzte und schön quer in die Mitte legte (diesmal flach), doch Krohn grätschte das Leder Zentimeter vor dem einschussbereiten Jephter Agyei Antwi klärend über die Latte (27.).
Mit dem für die Gäste etwas schmeichelhaften 1:0 ging es in die Pause. Doch die Unterbrechung tat anscheinend beiden Teams nicht besonders gut, im zweiten Durchgang wollte kein richtiger Spielfluss mehr aufkommen (Stuhlmacher: „Unsere Passquote war unterirdisch“). Nach spätestens zwei Stationen gab es einen Ballverlust, dementsprechend zerfahren wirkte das Geschehen.
Chancen gab es aber dennoch. Und zunächst wieder für die Gastgeber: Einen Freistoß von Stefan Winkel konnte Keeper Tobias Sävke nur nach vorne abklatschen, doch der Nachschuss von Laban wurde von einem MSV-Bein zur Ecke abgefälscht (49.). Eine Viertelstunde später tauchte Hamid Zazai völlig freistehend vor Kleinschmidt auf, drosch das Leder aber aus sieben Metern über die Latte (64.).
Als auch Carlos Flores aus der Drehung (71.) und Laban mit dem Kopf (72.) vergaben, war das siebte sieglose Spiel (0-4-3) in Folge absehbar. Am Ende hätten die Gäste sogar noch einen Elfmeter bekommen müssen, als Kleinschmidt in der Nachspielzeit Stäcker umgrätschte, doch Schiri Voß entschied auf Eckball. So blieb es beim für Condor frustrierenden 0:1. Doch der bange Blick auf die Tabelle fiel nicht ganz so schlimm aus, da auch alle hinter den Raubvögeln platzierten Teams verloren (Buxtehude, Paloma, Germania). Für die noch junge Trainer-Karriere von Christian Woike eine schmerzhafte Zeit – und die Aufgaben werden mit Niendorf und Rugenbergen nicht leichter in den nächsten Wochen. „Da müssen wir durch“, stellte Woike fest, „und da werden wir auch durch“, gab er sich anschließend kämpferisch. „Ich habe heute viel Richtiges gesehen, wir müssen uns aber auch mal belohnen“. Am Besten schon in Niendorf.
Stimmen:
Matthias Stuhlmacher (Trainer Meiendorfer SV): Die Tradition, dass wir hier nie so wirklich gut aussehen, hat sich heute fortgesetzt. Dafür haben wir heute aber mal gewonnen. Es grenzte für mich aber an ein Wunder, dass wir zur Halbzeit nicht mit 1:3 oder 1:4 in die Pause gegangen sind. Da bediene ich mal das Phrasenschwein: Wenn Du oben stehst, hast Du das Quäntchen Glück, und wenn Du unten stehst, gehen die Bälle eben nicht ins Tor. Wir dagegen haben mit dem ersten konstruktiven Angriff gleich Qualität bewiesen und getroffen. Wir haben kämpferisch alles gegeben, um kein Gegentor zu bekommen. Aber im Spiel nach vorne hatten wir eine unterirdische Passquote. Keine Ruhe am Ball und viel zu viel hoch gespielt, was überhaupt nicht unser Spiel ist. Das war heute ein glücklicher Sieg für uns.
Christian Woike (Trainer SC Condor): Wir hatten in der ersten Halbzeit sehr viele Chancen, wo wir definitiv ein Tor machen müssen. Mit dem einzigen Schuss des Gegners auf unser Tor bekommen wir dann gleich das Gegentor. Ich hatte von meiner Mannschaft nach dem 0:5 bei HR eine Reaktion gefordert, das war OK heute. Wir haben als Team agiert, nur die Chancen müssen wir natürlich besser verwerten. Wir müssen den Negativlauf irgendwie durchbrechen, aber vor Selbstvertrauen strotzen wir verständlicherweise nicht gerade.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 67 Spiele, 30 Siege, 10 Remis, 27 Niederlagen, 104:111 Tore
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.