23.11.2014 Curslack entscheidet Deichderby mit Konzentration und Laufstärke von Marius Meyer
vs.
SC Vier- und Marschlande – SV Curslack-Neuengamme 2:4 (1:2)
SC Vier- und Marschlande: Erschens – Urdin, Ulusoy, Koca, Koppe – Aschenbrenner, Satari (67. Bultmann), Hackstein (75. Mokaddem), Ahmadi – P. Siegmund (77. Rehr), Jeremias SV Curslack-Neuengamme: Böse – Bannasch, Spiewak, Schalitz, Keklikci – Beldzik (71. Kleine), Radic (60. Herber), Papke, Wilhelm – von Hacht, Landau (82. Schraub) Tore: 1:0 Aschenbrenner (14.), 1:1 von Hacht (23.), 1:2 von Hacht (40.), 1:3 Beldzik (52.), 2:3 Aschenbrenner (54.), 2:4 Papke (63.) Gelb-Rot: Ahmadi (56., wiederholtes Foulspiel) Besondere Vorkommnisse: Erschens hält Elfmeter von Landau (35.) Schiedsrichter: Björn Krüger (SV Börnsen): Gute Leistung, nichts zu beanstanden. Beste Spieler: Aschenbrenner – von Hacht Zuschauer: 360
Spiele mit Beteiligung des SC Vier- und Marschlande versprechen in dieser Saison viele Tore. Schaut man sich allein die letzten fünf Spiele der Fünfhausener an, so sieht man, dass bereits in diesen fünf Partien 28 Tore fielen. Dass nun im Deichderby noch einmal sechs Tore zu verzeichnen waren, widerlegt diese Annahme nicht gerade. Nun hat natürlich ein Derby immer noch seine eigenen Gesetze und Tabellen-Beobachtungen sind im Vorfeld genauso wenig dienlich wie ein Blick auf das Endergebnis nach der Partie. So deutlich, wie ein 4:2 in der Statistik aussieht, sah es auf dem Platz eindeutig nicht aus.
Der Derby-Charakter war bereits in den ersten Minuten zu spüren. Hier sollte es keine Geschenke geben, die Partie wurde von Beginn an hart geführt. Als beispielsweise Curslacks Patrik Papke den gegnerischen Marcel Jeremias wuchtig zu Fall brachte, sah man: Hier wollten heute zwei Teams zeigen, wer die Nummer 1 am Deich ist. Gerade die Spieler des SC Vier- und Marschlande waren hoch motiviert, denn für sie kommt neben dem Faktor Derby noch der Faktor Abstiegskampf hinzu. Dass sie diesen angenommen haben, bewies bereits die 14. Minute. Felix Hackstein hatte auf der linken Seite kurz vor der Eckfahne Einwurf, Denis Urdin verlängerte den Ball, sodass Timo Aschenbrenner den Ball zielgenau zum 1:0 für die Gastgeber ins Tor köpfen konnte.
Der Ausgleich etwa neun Minuten später überraschte hingegen, da der SC Vier- und Marschlande zu diesem Zeitpunkt des Spiels merklich überlegen war und das 1:1 durch den SV Curslack-Neuengamme sehr plötzlich kam. Nach einem Abwehrfehler der Gastgeber kam Jan Landaus Pass zum in dieser Situation genau richtig stehenden Marcel von Hacht, der vom linken Pfosten aus per Drehschuss den Ausgleich schaffte. Eine Situation, die kennzeichnend war für diese Partie, denn es waren immer wieder kleinere Unaufmerksamkeiten, durch die sich der SCVM selbst in Gefahr brachte. „Wir haben immer den Lapsus drin, dass wir einfach zu schnell was zulassen“, erklärt auch Trainer Olaf Poschmann nach dem Spiel. Das war auch im eigenen Angriffsbemühen sichtbar: So leichtfertig wie Yasar Koca aus drei Metern Entfernung über das Curslacker Tor schießt, muss man sich nicht wundern, am Ende ohne Punkte da zu stehen.
In der 34. Minute konnten sich die Gastgeber zudem bei Keeper Kai Erschens bedanken, der einen Foulelfmeter von Curslacks Landau hielt, nachdem Koca im Strafraum Jan-Hendrik Bannasch zu Fall brachte. Dass in der 40. Minute das 2:1 für den SVCN fiel, konnte aber auch Erschens nicht verhindern. „Es darf nie passieren, dass Marcel von Hacht zwischen den Innenverteidigern so schnell zum Schuss kommt“, kommentierte Poschmann nach dem Spiel die Situation, als Landaus Pass beim freistehenden von Hacht ankam, der per Seitfallzieher die Führung für die Gäste herstellte. Mit diesem Ergebnis ging es dann auch in die Pause.
Die Gäste-Elf von Torsten Henke fand zu Beginn der zweiten Hälfte deutlich schneller in die Parte als noch in Halbzeit eins. So verwunderte es auch nicht, als in der 54. Minute das 3:1 für Curslack fiel. Stjepan Radic und Landau brachten den Ball gefährlich in Richtung gegnerischer Strafraum, wo Mike Beldzik parat stand und verwandelt.
Die Partie hatte erneut Fahrt aufgenommen und beim SC Vier- und Marschlande lagen Hoffnung und Ernüchterung nur wenige Minuten auseinander: Aschenbrenner konnte aus der Konterbewegung in der 54. Minute mit hohem Tempo die Curslacker Abwehr ausspielen und anschließend freistehend mittig an Curslack-Keeper Frederic Böse vorbei den Anschlusstreffer zum 2:3 erzielen. Fatal allerdings war das Verhalten von Sandjar Ahmadi, der – um Zeit zu gewinnen – direkt den Ball aus dem Netz von Keeper Böse holen wollte, den Gäste-Torwart dabei aber umrempelte. Ob Absicht oder nicht, wurde kontrovers diskutiert, die Gelbe Karte für Ahmadi jedoch war Fakt. Mit dieser Gelben Karte belastet dauerte es nur zwei Minuten, bis er nach einem Foul Gelb-Rot sah.
Diese Szene war für die Fünfhausener so etwas wie der Genickbruch. „Mit einem Mann weniger ist dann auch der Glaube weg“, sagte Trainer Poschmann. So war es auch. Zwar war noch Kampf vorhanden, aber der Gastgeber war müde und Curslack konnte mit einem hohen Tempo das Spiel für sich entscheiden. In der 63. Minute wagte Patrik Papke einen Distanzschuss in Richtung SCVM-Tor, den Erschens aber parieren konnte. Die Parade landete bei Witalij Wilhelm, der auf Papke zurückgepasste, der geistesgegenwärtig an der richtigen Stelle stand und das 4:2 aus Gästesicht besiegelte.
In der Folge traf die Motivation der Gäste auf die Spielmüdigkeit der Gastgeber, die stets einen Schritt zu spät waren und sich mit dem Ergebnis offenbar abgefunden hatten. Dies war auch bei Curslack der Fall. Trainer Henke dazu: „Wir hätten in dieser Phase noch das ein oder andere Tor mehr machen können, aber da drüber wollen wir nicht jammern, dann jammern wir auf hohem Niveau.“
Im Endeffekt ist der Auswärtssieg für Curslack sehr verdient, aber die Leistung des SC Vier- und Marschlande lag weit davon entfernt, wie die eines Absteigers zu wirken. Die Überlegenheit in Halbzeit eins sowie die kämpferische Leistung zeigten dies deutlich. Und wer weiß, wie es ohne Platzverweis ausgesehen hätte... Dies jedoch ist Spekulation nach einem Spiel, das der Bezeichnung „Derby“ gerecht wurde und dem Zuschauer mit sechs Toren, einem Platzverweis und einem gehaltenen Elfmeter so einiges bieten konnte.
Stimmen:
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Letztendlich haben wir das Spiel hier denke ich verdient gewonnen. Wir waren von Beginn an präsent, sind aber leider mit der ersten Aktion gleich in Rückstand geraten, dann aber mit dem 1:1 schnell zurückgekommen. Dann mussten wir mit dem verschossenen Elfmeter den nächsten Tiefschlag hinnehmen. Die Mannschaft hat aber gut reagiert und trotzdem das 2:1 gemacht. Nach der Halbzeit haben wir schnell das 3:1 erzielt, gut herausgespielt von Stjepan Radic und Mike Beldzik. Dennoch haben wir den Gegner dann noch einmal ins Spiel zurückkommen lassen mit dem Anschlusstreffer. Das 4:2 fiel genau zum richtigen Zeitpunkt. Die junge Mannschaft hat das anschließend hier sehr souverän zu Ende gespielt. Das war für uns nochmal ein ganz wichtiges Spiel. Mit 25 Punkten nach der Hinrunde sind wir nach dem ganzen Umbruch sehr zufrieden.
Olaf Poschmann (Trainer SC Vier- und Marschlande): Das Spiel hatte Derby-Charakter, da war Power drin, da war Emotion drin... Wir gehen in Führung, haben auch eine gute erste Halbzeit gespielt, in der Curslack aus drei Möglichkeiten zwei Tore gemacht hat. Aber ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir waren nicht effektiv genug in der Chancenverwertung, wir haben gegen Ende der 1. Halbzeit zwei Riesenchancen nicht genutzt und dann verliert man so ein Derby.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1999): 15 Spiele: 3 Siege, 2 Remis, 10 Niederlagen, 16:28 Tore
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