07.12.2014 Vi(er)cky gnadenlos effektiv von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
SC Condor – SC Victoria 0:4 (0:3)
SC Condor: Kleinschmidt – Mellmann, Anders, Krohn, Lüdemann – Kamalow (76. Doege), Daudert – Kieckbusch (58. Klammer), Winkel, Laban – Flores (81. Ngole) SC Victoria: Grubba – Schulz (76. Sampaney), Rabenhorst, Tanidis, Carolus – Wacker, Bester – Sidiropoulos, Cetinkaya (73. Bambur), Boock (70. Büge) - Ebbers Tore: 0:1 Cetinkaya (8.), 0:2 Boock (30.), 0:3 Sidiropoulos (42.), 0:4 Cetinkaya (48.) Schiedsrichter: Adrian Höhns (TuS Dassendorf): Verschonte Vicky in der ersten Hälfte bei der Verteilung der Gelben Karten (insbesondere Wacker) und legte viele Szenen unterschiedlich aus. Beste Spieler: Keiner – Cetinkaya, Schulz, Rabenhorst Zuschauer: 150
Kunstrasen-Oberliga-Premiere für den SC Condor am heimischen Berner Heerweg! Doch aus der geplanten Party wurde ein Desaster. War man bei den Raubvögeln vor dem Anpfiff trotz einiger Personal-“Probleme“ (Lamin Jawla ist heute ohne sich zu melden einfach nicht erschienen, Mustafa Karaaslan bleibt suspendiert bzw. „freigestellt“ und Moritz Mandel ist verletzt) noch verhalten optimistisch (immerhin hatte Vicky hier seit fünf Jahren kein Tor erzielt), folgte die kalte Dusche im Spiel schon nach wenigen Minuten:
Babis Sidiropoulos „chipte“ das Leder aus halbrechter Position butterweich in den Strafraum, wo Cem Cetinkaya aus zehn Metern völlig freistehend mit Klasse-Technik gegen die Laufrichtung von Keeper Sascha Kleinschmidt flach unten links einköpfte (8.). Ausgerechnet 1,65-Meter-„Riese“ Cetinkaya! Fast eine Parallele zum Dortmunder „Kopfballungeheuer“ Gündogan (beim 1:0 gegen Hoffenheim am Freitagabend), auch wenn es dort ein Flugkopfball war. „Sein letztes Kopfballtor hat Cem vor vier Jahren gemacht“, erinnerte sich SCV-Coach Lutz Göttling noch genau: „damals für Meiendorf gegen Victoria gegen den 2-Meter-Riesen Marcel Rutz“ ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=4241). Christian Woike jedenfalls war bedient: „Dreimal kein Zweikampf“, schimpfte er mit seiner Abwehr, die heute häufig kein Bein auf die Erde bekam.
Cem Cetinkaya zeigt es an: Seht her: ICH Kopfball. Foto: Joe Noveski
Es entwickelte sich eine ansprechende Partie, in der kurioserweise die Gastgeber im Prinzip mehr vom Spiel hatten und sich mit vielen guten Kombinationen immer wieder gefährlich vors Vicky-Gehäuse spielten. Doch im Abschluss wollten es die Raubvögel häufig zu schön machen. „Da kann man auch mal mit der Pike draufschießen“, trieb es Woike die Zornesröte ins Gesicht, als mal wieder zu lange gezögert wurde (Kamalow, 28.). Ganz anders präsentierte sich der Hamburger Rekordmeister seinen mitgereisten (und sehr sangesfreudigen) Fans: Rabenhorst trieb die Kugel aus der eigenen Hälfte durchs Mittelfeld, bediente Cetinkaya, der mit „One-Touch“-Kontakt umgehend auf Vincent Boock weiterleitete. Aus 12 Metern halblinker Position nagelte der 21jährige den Ball gekonnt ins lange Eck zum 0:2 (30.).
Sascha Kleinschmidt streckt sich vergeblich: Vincent Boock trifft zum 0:2. Foto: Joe Noveski
Condor gab sich jedoch (noch) nicht auf. Kapitän Alexander Krohn zirkelte einen langgezogenen Freistoß auf den zweiten Pfosten, Lüdemann köpfte ins Zentrum und Thiemo Kieckbusch zimmerte übers Tor (36.). Nur fünf Minuten später die nächste Chance: Eckball Krohn, Kopfball Flores knapp vorbei (41.). Und wieder bestraften die Gäste diesen verschwenderischen Umgang mit Torgelegenheiten und zeigten, was gnadenlose Effektivität bedeutet. Rinik Carolus behauptete sich schön auf der linken Außenbahn und Sidiropoulos verwertete via Direktabnahme flach unten rechts zum 0:3 (42.).
Mit welchen Vorsätzen die Hausherren auch immer zur zweiten Halbzeit auf den Platz gekommen sein mögen – nach nur drei Minuten war alles Makulatur: Sergej Schulz schickte aus der eigenen Hälfte Marius Ebbers über rechts auf die Reise, der nutzte den Stellungsfehler der SCC-Abwehr und bediente Cetinkaya in der Mitte, der nur noch ins leere Tor einzuschieben brauchte (48.).
Nun war das Match natürlich gelaufen. Condor bemühte sich zwar und hatte durch Stefan Winkel (76.) und Carlos Flores (81.) noch zwei gute Gelegenheiten, die Tobias Grubba klasse parierte, aber insgesamt spielte der Ex-Regionalligist die Partie nun sehr souverän herunter. „Das ist der Unterschied zu einer Spitzenmannschaft“, brachte Woike die brutale Effektivität der Blau-Gelben auf den Punkt, während sich Göttling über den aktuellen Lauf seines Teams (19 Punkte aus den letzten sieben Spielen) freute: „Sechs Punkte und 5:0 Tore – besser hätte die Rückrunde kaum für uns beginnen können“.
Stimmen:
Lutz Göttling (Trainer SC Victoria): Das 4:0 hört sich sehr deutlich an, aber das war es nur am Ende. In der ersten Halbzeit hatten wir einige brenzlige Situationen zu überstehen, da war durchaus ein Tor für Condor möglich und wäre auch verdient gewesen. Was uns heute ausgezeichnet hat, war die fast 100%ige Chancenverwertung. Wir haben aus vier Möglichkeiten drei Tore erzielt, das hat uns natürlich in die Karten gespielt. Das 4:0 direkt nach der Pause war der Genickschuss, danach haben wir die Partie mit unseren technischen Fähigkeiten und hoher Passsicherheit kontrolliert, allerdings ohne zu glänzen. Die Winterpause kommt zu früh für uns.
Christian Woike (Trainer SC Condor): Bevor ich etwas zum Spiel sage: Ich freue mich sehr, das heute wieder Olaf Both (von HAFO) hier mit am Tisch sitzt. Ohne Dich fehlte etwas in der Runde, nun ist sie wieder komplett. Ich wünsche Dir gesundheitlich weiterhin alles Gute. Ganz toll, wie Du Dich zurückgekämpft hast (Anmerkung der Redaktion: HAFO-Redakteur Olaf Both war fast vier Monate mit einer schweren Infektion, dem Guillain-Barré-Syndrom, außer Gefecht, befindet sich nun aber auf dem Wege der Besserung). Zum Sportlichen: Bei einer 0:4-Niederlage hat man wenig Argumente. Aber wir hatten vor jedem Gegentor eine eigene Großchance, wo wir eigentlich selbst einen Treffer erzielen können bzw. müssen. Auch bei 0:2 hätte uns ein Tor heute sicher geholfen, aber uns hat heute die letzte Galligkeit gefehlt. Es wirkte alles sehr hektisch, etwas mehr Geduld hätte uns gut getan. Hinten haben wir heute vogelwild „verteidigt“, Geschenke verteilt und uns als gute Gastgeber präsentiert. Heute hat man gesehen, wer eine Spitzenmannschaft ist. Das war schon beeindruckend von Vicky. Aber ich habe in der ersten Halbzeit auch vieles gesehen, was bei uns gut war.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 38 Spiele, 13 Siege, 7 Remis, 18 Niederlagen, 52:76 Tore
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