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02.03.2015
Rückblick: Live long and prosper von Marius Meyer



Und plötzlich sprachen sie alle über Leonard Nimoy, besser wohl bekannt als Mr. Spock, den er beinah 50 Jahre lang spielte. Vor wenigen Tagen verstarb er im Alter von 83 Jahren und es trauern bei weitem nicht nur die Star Trek-Fans. Die Oberliga verkörperte am vergangenen Wochenende, dem 22. Spieltag der Saison, sozusagen eine Art „Best Of“ der Zitate des wohl bekanntesten Halb-Vulkaniers aller Zeiten.

„Schätzen entspricht nicht meiner Natur.“ Ein bekanntes Zitat, mit dem sich Mr. Spock selbst charakterisierte. Da hätten sich am Freitagabend sicherlich auch viele Anhänger des SC Victoria dran halten sollen, die sich verschätzt haben, falls sie auf einen Sieg ihres Vereins gegen den Meiendorfer SV getippt haben sollten. Dabei sah es zunächst erst einmal danach aus, denn schon in der 9. Minute traf Torben Wacker das gegnerische Gehäuse. Das sollte aber nicht lange halten, denn wenige Minuten später glich ausgerechnet der Ex-Victorianer Robert Subasic aus, nachdem ihm Bazier Sharifi den Ball gut verwandelbar halblinks positionierte. 15 Minuten und es stand 1:1. Ein Spielstand, der bis zur Halbzeit Bestand hatte, danach aber bereits früh verworfen wurde, denn die Meiendorfer Gäste in Gestalt von Fabian Facklam sorgten quasi aus dem Nichts in der 51. Minute aus 30 Metern Entfernung für die Führung, bevor Dennis Thiessen in der 59. Minute sein Team mit dem 2:2 wieder in die Spur brachte. Da sollte man denken: Die Minimalchance auf die Tabellenführung wurde verspielt. Aber: Auch hier hätte Schätzen nichts geholfen. Mit dem 4:3-Sieg des SC Vier- und Marschlande über Halstenbek-Rellingen am Sonntag hätte auch keiner gerechnet. Aber dazu später mehr. (Wer zunächst einmal mehr über das Spiel an der Hohenluft lesen mag: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5566)

„Da Sie noch keinen 1. Offizier ernannt haben, möchte ich hiermit dafür meine Bewerbung abgeben. Falls gewünscht könnte ich auch Zeugnisse über meinen Charakter vorlegen.“ Auch das gab Mr. Spock dereinst zum Besten. Eine gute Bewerbung für die Position der „tragenden Rolle“ gab am Sonntagmorgen beim USC Paloma dessen Rihards Depers im Spiel gegen den SC Condor ab. Er war es, der in der 78. Minute den 1:0-Sieg der Gastgeber schoss. Nachdem ein Schuss von Team-Kollege Timo Adomat an einem Rücken aus der Abwehr des SC Condor abprallte, kam Depers förmlich aus dem Nichts und verwandelte. Auch charakterlich dürfte ihm in diesem Spiel nichts vorzuwerfen sein. Ein Zeugnis hierüber würde bei Todd Touffour und Carlos Flores vom SC Condor weniger gut ausfallen. In der 79. Minute gab es eine Rudelbildung, nachdem Flores die Rote Karte für ein Nachtreten gegen Goran Petrekovic-Loncar sah, die dazu führte, dass Touffour es vollbrachte, als Ersatz-Torwart Rot zu bekommen für verbale Entgleisungen. Am Ende blieb es beim 1:0, die Tauben besiegten die Raubvögel. (Einen Bericht gibt es ebenfalls bei HAFO zu lesen: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5568)

In der Nordheide scheint man offenbar in der ersten Halbzeit an Mr. Spock gedacht zu haben: „Für mich ist es recht unlogisch, auf einem grünen Rasen hoch und runter zu laufen, Energie zu verbrauchen, anstatt sie zu sparen.“ Nach einer wenig spannenden ersten Hälfte wurde das eigentliche Ziel des Spiels erst in der zweiten Hälfte so recht deutlich: Punkte sollten her! Die Grundlage dafür legten zunächst einmal zwei Foulelfmeter. Zunächst war es ein umstrittener Elfer in der 51. Minute, den Dassendorfs Eric Agyemang zum 1:0 für die Gäste verwandelte, ehe Buchholz‘ Keeper Henrik Titze 20 Minuten später einen Elfmeter zum Ausgleich verwandelte. Der Auftakt für eine heiße Schlussphase. Dassendorf setzte noch einmal zur Führung an, die Kristof Kurczynski in der 76. Minute für die Gäste besorgte, die diese aber wiederum nicht halten konnten, denn Arne Gillich traf spät noch für den Ausgleich, sodass sein 2:2 in der 84. Minute den Endstand markierte.

Der HSV Barmbek-Uhlenhorst hingegen hat wohl die Buchholzer im Gedenken an Mr. Spock abgelöst, denn hier hat dieser die passende Charakterisierung für die zweite Hälfte des Spiels gegen den Niendorfer TSV gefunden: „Wahnsinn hat keinen Sinn. Oder einen Grund. Aber er könnte ein Ziel haben.“ Zwar gab es bei BU einen Blitzstart in Form vom 1:0 durch Amin Ahmed in Minute 3 und dem Ausgleich in der 6. Minute durch Serhat Yapici, danach aber flachte die Partie ein wenig ab. Ob Wahnsinn nun im Fußball sinnlos sein sollte, da mag man mit Mr. Spock sicherlich geteilter Meinung sein, aber ein Ziel hat der Wahnsinn sicherlich: Punkte! Den Turbo dafür zündete in der 71. Minute der eingewechselte Ivan Sa Borges Dju, der die Gastgeber mit 2:1 wieder in Führung brachte. Von nun an ging es wieder heiß her am Barmbeker Anfield, zehn Minuten später wurde die Führung durch Christian Rohweder egalisiert, Niendorf wollte zumindest einen Punkt entführen. Jedoch: Es klappte nicht, diesen zu verwalten. Adrian Sousa hatte etwas dagegen, brachte in der 83. Minute die Gastgeber erneut in Führung und sorgte in einer wahnsinnigen Schlussphase endgültig für die drei Punkte auf Gastgeber-Seite.

Das wohl kürzeste, aber dafür auch mit markanteste, Zitat des Mr. Spock besteht lediglich aus einem Wort: „Faszinierend.“ Genau dieses Wort ist es auch, das einem beim Blick auf das Ergebnis vom Heimspiel des Buxtehuder SV gegen die Gäste aus Rugenbergen einfiel. Wer hätte erwartet, dass der Buxtehuder SV – von vielen lange als potenzieller Absteiger gehandelt – nach dem Achtungserfolg in Form des Unentschiedens in der Auswärtspartie beim Niendorfer TSV nun tatsächlich gegen die Bönningstedter einen Sieg einfährt? Diese waren jedoch tatsächlich durch das 1:0 durch Mazlum Tarkocin in der 44. Minute allem Anschein nach so geschockt, dass sie auch nach der Pause nicht mehr in die Partie zurückfanden. Da halfen auch drei zeitgleiche Auswechslungen in der 63. Minute nichts. Für die wenigen Zuschauer (nicht einmal 100 fanden den Weg ins Jahnstadion) aber blieb es dennoch spannend, ob die Führung über die Zeit gebracht werden konnte, denn erst in der 88. Minute schoss Tobias Schroeder das 2:0, bevor Salim Aichaoui in der Schlussminute der regulären Spielzeit mit seinem Treffer zum 3:0 den Endstand festlegte. Buxtehude ist natürlich immer noch im Abstiegskampf zu verorten, aber die Frage, wer am Ende dann wirklich absteigt, dürfte noch einmal deutlich spannender werden, als viele lange Zeit vermutet haben.

Dass dabei auch noch der SC Vier- und Marschlande eine Rolle spielen könnte, gehört ebenfalls zu den Annahmen, die vor diesem Spieltag nicht mehr sonderlich weit verbreitet waren. Schon gar nicht, wenn sie gegen den SV Halstenbek-Rellingen antreten müssen, der lange Zeit die Tabellenführung innehatte und die erneute Chance darauf gerade in Fünfhausen gehabt hätte. Hätte Dr. McCoy vor Ort gewesen sein können, hätte er SCVM-Trainer Olaf Poschmann nach der Partie sicherlich wie 1989 Mr. Spock sagen können: „Eins muss ich sagen, Spock: Sie erstaunen mich immer wieder.“ Und Poschmann hätte in bester Mr. Spock-Manier antworten können: „Ich mich auch, Doktor.“ In einem Spiel, wo der vermeintlich designierte neue alte Spitzenreiter aus Halstenbek-Rellingen sogar bereits nach elf Minuten mit 2:0 vorne lag, noch mit 4:3 zu gewinnen, ist eine reife Leistung, bei der man der Poschmann-Elf nicht nur eine herausragende sportliche Leistung, sondern auch eine unglaubliche Moral unterstellen kann. Und für die rund 150 Zuschauer gab es zudem noch sieben Tore zu sehen (0:1 Karakaya (7.), 0:2 Nrecaj (11.), 1:2 Siegmund (14.), 2:2 Urdin (28., FE), 3:2 Aschenbrenner (51.), 4:2 Jeremias (59.), 4:3 Arboleda Sanchez (64.)). Ein spannender und am Ende sehr überraschender Fußball-Nachmittag für alle Beteiligten.

Und dann war da noch ein Spiel, das Süderelbe-Trainer Jean-Pierre Richter als „ekliges Spiel“ bezeichnete, während er die Wichtigkeit des Sieges in dieser Auswärtspartie bei Germania Schnelsen nicht abstritt. Ein Problem damit, die Verdientheit des Sieges in Frage zu stellen, hatte er nicht, eher hatte er ein Problem mit seinem Kapitän Mirco Bergmann, dem Mr. Spock wohl gesagt hätte: „Ich würde die Vorschriften zitieren, aber ich weiß, Sie werden das einfach ignorieren.“ Bereits mit Gelb vorbelastet, freute er sich in der 78. Minute zu sehr über einen doppelten Lattentreffer der Gastgeber aus Schnelsen und sah dafür Gelb-Rot. Aber auch mit diesem Platzverweis war die doppelte Latte sehr wichtig für die Gäste aus Süderelbe, denn dadurch hielten Sie das 1:0, das Boris Shtarbev bereits in der 32. Minute erzielte. (Ein Bericht aus Schnelsen ist hier nachzulesen: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5570)

Damit war der Spieltag auch bereits vorüber. Dass Elmshorn seine Partie beim SV Curslack-Neuengamme nicht austragen wird, war bereits länger klar, dass der VfL Pinneberg sein Heimspiel gegen Altona 93 nicht austragen können wird, lag hingegen weniger vorhersehbar am Wetter. Aber bei beidem hätte Mr. Spock wenig getrauert, denn wie er selbst einst sagte: „Alles was ich kenne, ist Logik.“ Und diese steckt deutlich hinter den Spielabsagen.

So gedachte der 22. Spieltag Mr. Spock, über den auch Jahre nach dem Tod des Schauspielers Leonard Nimoy noch viel gesprochen werden wird. Aber auch, wenn Mr. Spock selbst einst zum Thema Tod „Seien Sie nicht traurig, seien Sie logisch“ sagte, so kann auch diese Aussage nicht darüber hinwegtäuschen, dass einer der ganz Großen von uns gegangen ist.


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