22.03.2015 Nur der Schiedsrichter sorgt für Entertainment von Andreas Killat
präsentiert:
vs.
SC Condor – SV Curslack-Neuengamme 0:2 (0:0)
SC Condor: Kleinschmidt – Mellmann, Krohn, Anders, Daudert – Kamalow, Klammer (80. Maas) – Theis (66. Lüdemann), Laban – Özalp (66. Flores), Mandel SV Curslack-Neuengamme: Böse – Bannasch, Spiewak, Schalitz, Kleine – Apel – Beldzik, Radic, Gurbanian – D. Siegmund (84. Schraub), Landau Tore: 0:1 D. Siegmund (53.), 0:2 Landau (88.) Schiedsrichter: Michael Zibull (SV Heidgraben): Es ist seine letzte OL-Saison. Und das ist auch gut so! Skurrile, aberwitzige und kaum nachvollziehbare Entscheidungen. Beste Spieler: Keiner – Schalitz, Spiewak Zuschauer: 140
Nein, ein Chancenfestival oder eine spielerische Offenbarung war es heute Vormittag nicht, die am Berner Heerweg zu sehen war. Dass es dennoch recht unterhaltsam wurde, lag vor allem an dem Mann, der idealerweise eigentlich gar nicht wahrgenommen werden sollte: dem Schiedsrichter. Was Michael Zibull vom SV Heidgraben (wahrlich nicht zum ersten Mal) ablieferte, kann man getrost als nicht Oberligawürdig bezeichnen. „An ihm hat es heute aber definitiv nicht gelegen, die Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben“, stellte Christian Woike klar, womit er eindeutig Recht hatte. Gleichwohl waren die konfusen Entscheidungen und sein Verhalten nach dem Schlusspfiff (siehe „Stimmen“ am Ende des Berichtes) kaum zu entschuldigen.
Sorgte mit seinen Entscheidungen (und seinem Verhalten) für Gesprächsstoff : Schiedsrichter Michael Zibull.
Fußball wurde aber auch noch gespielt. Die Gäste hatten dabei zunächst wenig Mühe, die harmlosen „Angriffsbemühungen“ der Raubvögel zu verteidigen, zu ideenlos agierten die Hausherren. Erst nach einem Ballverlust von Dustin Siegmund im Spielaufbau ergab sich die erste echte Chance durch einen Konter: Kris Laban bediente Moritz Mandel und der prüfte aus zehn Metern halblinker Position Keeper Frederic Böse (21.). Auf der anderen Seite köpfte Marvin Schalitz einen Landau-Freistoß nur knapp über das Gehäuse (25.). Viel mehr gab es im ersten Durchgang auf Naturrasen (übrigens erstmals seit dem 16. November) nicht zu sehen, lediglich Laban zwang Böse mit einem Kopfballaufsetzer noch zu einer mittleren Rettungsaktion (32.).
Nach dem Seitenwechsel „zauberte“ Landau an der Seitenlinie erneut mit einem Hackentrick, was seinen Übungsleiter auf die Palme brachte: „Das wird man aus Jan Landau wohl nie rauskriegen. Der hat in der 25. Minute eine Idee und macht einen Hackentrick in der eigenen Hälfte. Da werde ich natürlich fuchsteufelswild. Er bewegt sich immer zwischen Genie und Wahnsinn“, so Henke, der aber ergänzte: „Ich komme damit aber trotzdem gut klar, solche Typen tun einer Mannschaft eben auch gut“.
Noch besser tat ihm dann aber der Führungstreffer: Siegmund schickte Mike Beldzik mit einem Zuckerpass in den freien Raum auf die Reise, der dann zwar an Sascha Kleinschmidt scheiterte, doch der folgende Eckball sollte es in sich haben: Landau zirkelte das Leder in die Mitte, Beldzik verpasste mit dem Kopf nur knapp, aber dahinter lauerte Siegmund und zimmerte den Ball zum 1:0 in die Maschen (54.). Bitter für Condor, dass Till Daudert dabei unhaltbar für Kleinschmidt abfälschte.
Curslacker Jubel nach dem 1:0. Fotos: Hanno Bode
Warum kurz danach Finn Apel für seine „Blutgrätsche“ gegen Laban kein Gelb sah (61.), sich dafür aber Mandel (nach einem kurzen Meckerer) einen minutenlangen (!) Vortrag von Schiri Zibull anhören musste (67.), wird wohl das Geheimnis des Referees bleiben.
Die beiden besten Gelegenheiten zum Ausgleich vergab Laban, der nach einem feinen Zuspiel von Carlos Flores aus 15 Metern zunächst knapp am langen Pfosten vorbei zielte (70.) und kurz danach einen Freistoß von Krohn genau in die Arme von Böse köpfte (76.).
Dann kam der große Auftritt von Zibull: Einen Freistoß für Condor kurz vor der Mittellinie wollte Krohn schnell ausführen. Sandro Schraub stellte sich vor den Ball, Krohn schoss ihn an. Üblicherweise Gelbe Karte und Wiederholung des Freistoßes. Aber nicht bei Zibull. Der betrachtete den Freistoß als korrekt ausgeführt – und weil der ein paar Meter dahinter stehende Torhüter Kleinschmidt den Ball in die Hand genommen hatte (in der sicheren Annahme, es gäbe eben nochmal für Condor Freistoß), gab Zibull rd. 30 Meter vor dem Tor nun plötzlich Freistoß für Curslack! Landau schnappte sich die Kugel und haute sie über den zurücklaufenden Kleinschmidt zum 0:2 ins Tor (88.). Irrsinn! Nun rastete der SCC-Keeper völlig aus, stürmte auf den Schiri zu und hätte sich über eine Rote Karte wohl kaum beschweren können. Doch die ließ der zu aller Verwunderung stecken.
Spielentscheidend war diese „kuriose“ Szene sicher nicht, zu schwach präsentierte sich Condor heute und so wäre das Spiel vermutlich 0:1 ausgegangen. Aber warum der Unparteiische erst den Freistoß nicht wiederholen ließ und dann dem Torhüter keine Chance gab, zurück in sein Tor zu eilen (z.B. durch „Freistoß auf Pfiff“), war doch mehr als merkwürdig. Noch schlimmer allerdings sein Verhalten nach dem Abpfiff. Hierzu äußerte sich insbesondere Christian Woike ausführlich (siehe „Stimmen“).
Stimmen:
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Aufgrund unserer derzeitigen Situation haben wir im Vorwege nicht unbedingt mit diesem Ergebnis gerechnet, umso mehr freuen wir uns jetzt. Meine Mannschaft hat sich von der ersten Minute an voll reingehängt und ist sehr geschlossen aufgetreten. Nach dem etwas glücklichen Führungstreffer mit dem abgefälschten Schuss hatten wir unsere beste Phase, haben aber die vielen Konterchancen nicht gut zu Ende gespielt. Zum Schluss hat dann Schiedsrichter Zibull noch für ein bisschen Unterhaltung gesorgt.
Christian Woike (Trainer SC Condor): Wir haben heute kein gutes Spiel gemacht. Keine Laufbereitschaft, kaum zweite Bälle gewonnen, keinen Druck entfacht und eine sehr hohe Fehlpassquote. Die Folge daraus sind null Punkte. Nach zwei erfolgreichen Auftritten war das heute ein kleiner Rückschritt, aber das haut uns nicht um. Die Szene zum 2:0 kommentiere ich lieber nicht, aber was ich viel schlimmer finde, ist, dass das SR-Gespann nach dem Schlusspfiff noch Kommentare in meine Richtung und die meiner Spieler fallen lässt. Das halte ich nicht für angebracht. Ich wäre dafür auf die Tribüne geflogen, andersherum ist man ausgeliefert. Man hat aber schon vor dem Spiel gemerkt, was da heute auf uns zukommt. Es ist ein Unding, dass die Schiedsrichter meine Spieler anfassen und wegschubsen. Wir predigen immer alle Respekt und gegenseitiges Verständnis, das ist dann nicht in Ordnung.
Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 1956): 30 Spiele: 14 Siege, 8 Remis, 8 Niederlagen, 59:40 Tore
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