03.05.2015 Pokal: Condor wieder im Finale! von Andreas Killat
präsentiert:
Halbfinale
vs.
TSV Buchholz 08 – SC Condor 6:7 n.E. (1:1, 2:2)
TSV Buchholz 08: H. Titze – Mallwitz (100. Thede), Bowmann, Gege, Künkel – S. Titze, Jonas – Müller, Gillich, Buzhala – Mathies (74. Kühn) SC Condor: Kleinschmidt – Mellmann, Anders, Doege, Krohn, Lüdemann (80. Mandel) – Ngole – Kieckbusch (79. Theis), Kamalow, Laban – Flores (93. Daudert) Tore: 1:0 Jonas (18.), 1:1 Laban (34.), 2:1 H. Titze (79., FE), 2:2 Kamalow (88.) Elfmeterschießen: 1:0 H. Titze, 1:1 Krohn, Gillich verschießt (an den Pfosten), 1:2 Mellmann, 2:2 Gege, 2:3 Mandel, 3:3 Bowmann, 3:4 Anders, 4:4 Künkel, Kamalow verschießt (H. Titze hält), Kühn verschießt (übers Tor), 4:5 Kleinschmidt Rote Karte: Doege (78., Notbremse) Gelb-Rot: Buzhala (113., wiederh. Foulspiel) Schiedsrichter: Björn Krüger (SV Börnsen): Hatte einen großzügigen Tag, ließ (auf beiden Seiten) sehr viele grenzwertige Fouls ungeahndet. Die Rote Karte war zu hart, ansonsten hatte er alles im Griff. Beste Spieler: Jonas, Gillich, Künkel – Kleinschmidt, Laban, Kamalow, Flores Zuschauer: 1.028
„Eigentlich sind meine Spieler alles Ar…löcher“, scherzte SCC-Coach Christian Woike nach dem dramatischen Elfmeterkrimi: „Die veräppeln mich die ganze Saison über. Aber der Charakter dieser Truppe ist überragend, das sucht meines Erachtens in Hamburg seinesgleichen. Wie wir gerannt sind, wie wir gekämpft haben, wie wir mit der Roten Karte und dem Elfmeter umgegangen sind, wie wir das taktisch gelöst haben – das ist sensationell und nötigt einem allerhöchsten Respekt ab. Das ist oberstes Regal“.
Diesen Erfolg hatten sich die Raubvögel über 120 Minuten gesehen durchaus verdient, auch wenn die Gastgeber mit gleichviel Engagement bei der Sache waren, zweimal führten und lange in Überzahl agierten. Doch da liegt der Hase letztlich auch im Pfeffer: Während sich die Buchholzer allzu sehr nur auf ihre Standards verließen und eher verhalten agierten, zeigten die Woike-Elf deutlich mehr spielerische Elemente. Es war schon beeindruckend, wie Condor auch in Unterzahl Druck machte und die Entscheidung suchte.
Dabei hatte es so gut begonnen für die Nordheidjer: Nach einer 15minütigen Abtastphase leistete sich Kapitän Alexander Krohn im rechten Halbfeld ein unnötiges Foul gegen André Müller. Arne Gillich, zuvor 10 Tage wegen einer Mandelentzündung außer Gefecht gesetzt, legte sich das Leder 35 Meter vom Tor entfernt zurecht, „zwirbelte“ es in gewohnter Manier vor den Kasten und fand den Kopf von Niklas Jonas, der im ersten Versuch noch an Keeper Sascha Kleinschmidt scheiterte, den Nachschuss aber über die Linie drückte (18.). Eine „Kopie“ dieser Szene hätte rd. eine Viertelstunde später schon fast für die Vorentscheidung gesorgt: Wieder Freistoß Gillich von Höhe der Mittellinie, wieder Kopfball Jonas – doch Teufelskerl Kleinschmidt hielt sensationell (31.). „Den kann man eigentlich gar nicht halten“, lobte Gegenüber Henrik Titze nach dem Spiel seinen Kontrahenten. „Da hat er sein Team im Spiel gehalten“.
Die optisch-spielerische Dominanz der Gäste zahlte sich anschließend aus: Carlos Flores setzte zu einem unwiderstehlichen Dribbling an, drang halblinks in den Strafraum ein und „chipte“ das Leder ebenso gekonnt wie gefühlvoll zu Kris Laban, der aus dem Stand hochsprang und hammerhart unter die Latte zum Ausgleich einköpfte (34.).
Auch in der zweiten Halbzeit zeigte Condor die bessere Spielanlage, ohne sich jedoch zunächst weitere Chancen zu erarbeiten. Gnadenlos effektiv hingegen die Gastgeber: Zuvor fast eine halbe Stunde keine nennenswerte Aktion vorm gegnerischen Strafraum, aber als Julian Kühn gerade mal ein paar Minuten auf dem Platz stand, sorgte er mit einem Sprint für die umstrittenste Szene des Spiels: Oliver Doege wusste sich nicht anders, als mit einem Foul zu helfen. Notbremse, Rote Karte und Elfmeter, so die Entscheidung von Schiri Krüger. Aus Condorsicht eine Fehlentscheidung. „Ein klares Foul, keine Frage“, so Alexander Krohn zu der Situation, „aber es war außerhalb des Strafraums und war niemals ein Elfmeter. Außerdem stand ich direkt daneben und hätte auch noch eingreifen können, deswegen für mich auch keine Rote Karte“. Buchholz sah dies naturgemäß ganz anders und Keeper Henrik Titze verwandelte den fälligen Strafstoß gewohnt sicher (79.).
„Du führst 2:1 und hast einen Mann mehr, das muss man nach Hause bringen“, rang ein bitter enttäuschter Thomas Titze nach dem Spiel nach Worten: „aber das 2:2 war meines Erachtens irregulär“. Was genau er damit meinte, wollte Titze nicht erläutern: „Das ist jetzt alles unwichtig. Wir haben das Elfmeterschießen verloren und sind raus“.
Vielleicht können die Fernsehbilder bei elbkick.tv später Aufklärung liefern, aus Sicht der anwesenden Medienschar jedenfalls war am Ausgleich nichts auszusetzen: Kevin Mellmann zirkelte eine Ecke an den ersten Pfosten, Alexander Gege (!) verlängerte mit dem Hinterkopf über seinen eigenen Torwart hinweg auf den zweiten Pfosten, wo Raffael Kamalow quasi auf der Torlinie stehend zum frenetisch umjubelten Ausgleich einköpfte (88.).
Es ging also in die Verlängerung, wo Condor unbeirrt der numerischen Unterlegenheit weiter Dampf machte. Laban, der ein unfassbares Laufpensum ablieferte, scheiterte nur knapp an einer starken Fußabwehr von Titze (96.) und auf der Gegenseite lieferte Kleinschmidt einen weiteren Beweis seines Könnens ab: Ecke Gillich (ein Standard – na klar), wieder Kopfball Jonas und erneut eine Weltklasse-Parade des amtierenden „Spieler des Jahres“ (108). Sieben Minuten vor dem Ende der Partie war dann Gleichzahl hergestellt, als sich Milaim Buzhala die Ampelkarte abholte (113.). Moritz Mandel, der mit einem Schuss aus 12 Metern an Titze scheiterte (114.) und Gillich mit einem Knaller aus 25 Metern neben das Tor (119.) hatten die letzten Gelegenheiten, um ein Elfmeterdrama abzuwenden.
„Ich habe an der Körpersprache meiner Spieler erkannt, wer schießen soll bzw. wird“, so Woike. „Nur bei Raffi lag ich daneben“. Das es dennoch langte, hatten die Raubvögel dem Pechvogel Julian Kühn zu verdanken. Erst der „Held“ (Elfmeter zum 2:1 rausgeholt), dann der „Depp“ (über die Latte genagelt) – so dicht liegt das beieinander.
Hoffen und Bangen, insbesondere bei Raffael Kamalow, der zuvor verschossen hatte
Chronologie des Elfmeterschießens:
1:0 H. Titze 1:1 Krohn (satt in den linken Winkel) --- Gillich verschießt (an den Pfosten) 1:2 Mellmann 2:2 Gege 2:3 Mandel 3:3 Bowmann (Kleinschmidt war dran, aber vom Innenpfosten ins Tor) 3:4 Anders 4:4 Künkel (von der Unterkante der Latte ins Tor) --- Kamalow verschießt (H. Titze hält flach unten rechts)
Es ging also in die „Verlängerung“ des Elfmeterschießens – und dieses Mal auch mit anderen Schützen (Remember letztes Jahr Pokalhalbfinale Altona – Condor):
Dann der unglaubliche Jubel als Sascha Kleinschmidt den entscheidenden Elfmeter verwandelt
Trainer Christian Woike mit Kuschelbedürfnis
Unglaubliche Enttäuschung im Buchholzer Lager
Stimmen:
Christian Woike (Trainer SC Condor): Ich glaube, wir haben deutlich mehr für’s Spiel getan, liegen aber durch zwei Standards zurück. Wie auch sonst, gegen Buchholz, wenn nicht durch Standards. Wie das Schicksal es aber will, machen wir dann kurz vor Schluss den Ausgleich ebenfalls durch eine Standardsituation. Wenn man bedenkt, dass wir sehr lange nur mit 10 Mann unterwegs waren, haben wir das sensationell gut gemacht. Ich wusste, dass wir noch zulegen können und deswegen haben wir auch mit 10 Leuten weiter nach vorne gespielt und hatten die besseren Chancen. Unsere Elfmeterschützen waren heute sehr gut und im Tor haben wir eben jemanden, der nicht ganz so blind ist.
Thomas Titze (Trainer TSV Buchholz 08): Ich fühle mich besch…Wir sind alle total enttäuscht. Das ist das dritte Mal, dass wir kurz vor dem Finale im Elfmeterschießen rausfliegen. Das ist schon tragisch. Wenn Du das Finale verlierst, hast Du wenigstens noch das Erlebnis gehabt. Jetzt haben wir gar nichts. Man hat nichts erreicht und geht nach Hause. Wir haben mit Norderstedt die spielstärkste Mannschaft aus dem Weg geräumt und stehen trotzdem mit leeren Händen da. Wir waren heute vielleicht etwas zu nervös. In so einem Spiel geht es um sehr sehr viel, im Gegensatz zur Meisterschaft. Da kommen dann auch die Zuschauer, der Amateurfußball ist noch nicht tot.
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