18.05.2015 Rückblick: Die Oberliga-Saison neigt sich langsam dem Ende von Marius Meyer
Der Artikel hätte natürlich auch heißen können: „Haftnotizen aus dem Hamburger Amateurfußball”. Kleiner Schönheitsfehler dabei: Die erste Assoziation wäre gewesen, dass es sich um einen Text zur Eintracht aus Fuhlsbüttel handelt. Jedoch aber soll es hierbei darum gehen, was haften bleibt nach dem 33. Spieltag. Wen würden die Zuschauer gerne ob ihres Spiels verhaften? Wen würde der geneigte Schreiberling gerne für ein paar Statements verhaften? Was bleibt nach dem Spieltag im Gedächtnis haften? Und was sollte evtl. auf den Post-its, aka „Haftnotizen“ am Ein/Ausgang der Kabinen stehen?
Die TuS Dassendorf allerdings hat sich beim Auswärtsspiel in Buxtehude vor allem selbst in „Zag-Haft“ genommen. Denn zaghaft waren sie vor allem zu Beginn. Obgleich der Gastgeber im Rahmen seiner Dauerwerbesendung mit einer sehr geschröpften Rumpf-Elf antrat, war den Dassendorfer Gästen in der ersten Hälfte nicht wirklich etwas eingefallen, um gefährlich vor das Gästetor zu kommen. „In der Kabine herrschte Weltuntergangsstimmung, da habe ich den Jungs erstmal klar gemacht, dass wir immer noch Tabellenführer sind“, so Trainer Jan Schönteich, als ihn nach dem Spiel die Vertreter der schreibenden Zunft verhafteten. Danach war es auch vorbei mit dem Verzagen, Krystof Kurzczynski verhaftete dreifach den Ball in Hälfte 2. In der 58. Minute zwar aus dem Abseits, in der 63. Minute dafür einfach mal aus ca. 30 Metern Entfernung. In der 75. Minute sah es zwar wieder stark nach Abseits aus, aber als er den Abpraller von Buxtehudes eingewechseltem Ersatz-Torwart einschob, ging keine Fahne in die Luft. Es stand 3:0 für die Gäste und am Ende muss man sagen: Ob nun Abseits oder nicht, der Sieg war verdient. (Dauerwerbesendung mit Spielbericht: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5649)
Schaut man am Samstag weiter nach Rugenbergen, so wurde hier vor allem der Gäste-Trainer Christian Woike von seinen eigenen Spielern verhaftet. Ganz klar: Die Spieler nahmen ihren Trainer in „Schmack-Haft“. Dass die Saison des SC Condor einen schwierigen Start hatte und nicht immer unter einem guten Stern stand, muss sicherlich nicht weiter thematisiert werden. Zum Ende hin aber machten die Spieler ihrem Trainer die Saison immer schmackhafter, zogen ins Pokalfinale ein und zündeten in Rugenbergen auf einmal ein Tore-Feuerwerk, das zum bisher höchsten Saisonsieg der Raubvögel führte. Jedes Tor einzeln aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, auffällig dabei ist vor allem das Viererpack von Moritz Mandel. Die Torfolge: 0:1 Laban (27.), 0:2 Kieckbusch (39.), 0:3 Mandel (42.), 0:4 Mandel (50.), 1:4 Scholz (58.), 1:5 Mandel (80.), 1:6 Mandel (83.). Ganz klar: Hier ist jemand warmgelaufen für das Pokalfinale. Was den Bönningstedtern den Spielbesuch nur noch schmackhaft machen konnte, war hier das Freibier zum letzten Heimspiel.
Die Zuschauer des SC Victoria indes hätten beim Spiel gegen den SV Curslack-Neuengamme wohl am liebsten ihr eigenes Team verhaftet. Der Eindruck war klar: Die Nachricht über den Rückzug der Meldung für die Regionalliga hat Spuren hinterlassen im Team, während man beim SV Curslack-Neuengamme verwundert war, dass man tatsächlich dasselbe Team war, das am Wochenende zuvor noch saft- und kraftlos auf lediglich einer Position verändert kein Mittel gegen Barmbek-Uhlenhorst fand. Zum 49. Geburtstag ihres Trainers Torsten Henke brachte Mike Beldzik in der 18. Minute sein Team nach Vorlage von Jan Landau in mit 1:0 in Führung, allerdings folgte der Ausgleich durch Rinik Carolus quasi auf dem Fuß in der 19. Minute. So richtig im Spiel war der SC Victoria dennoch nicht, sodass drei Minuten später Landau selbst wieder die Führung herstellte. Man könnte meinen, dass Victorias Trainer Lutz Göttling eine Haftnotiz mit dem Vermerk „Meister-Haft?“ in der Umkleidekabine angebracht habe, denn in der zweiten Halbzeit war es das altbekannte „wer solche Spiele gewinnt, der wird auch usw.“. Ob verdient oder nicht: In der 74. traf Marius Ebbers zum Ausgleich, vier Minuten später sorgte Alexandros Tanidis nach einem Freistoß von Kapitän Marcus Rabenhorst für den Führungstreffer zum 3:2-Endstand. (Spielbericht: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5650)
Eine halbe Stunde nach dem Anpfiff beim SC Victoria wurde auch in Meiendorf angepfiffen. Meiendorf zeigte sich im Spiel gegen den SV Halstenbek-Rellingen vor allem „sprunghaft“. Vielleicht war man gedanklich schon auf dem Sprung in die Sommerpause, denn durch den Rückzug des FC Elmshorn hat der Meiendorfer SV bereits jetzt Sommerpause, in die man sich aber gedanklich teilweise wohl bereits vor dem Anpfiff des Spiels verabschiedet hatte. Die eigene Schläfrigkeit führte zur Pause bereits zum 0:2 aus Sicht der Gastgeber. Dennis Schneider in der 24. Minute und Enrik Nrecaj in der 31. Minute zeigten sich hierfür verantwortlich. Auch wenn das Julian Mentz in der 66. Minute zum 0:3 traf, war zu sehen: Ein bisschen aufgeweckt waren die Meiendorfer doch. In ihren Bemühungen um Schadensbegrenzung traf Bazier Sharifi nach Vorlage von Fabian Facklam in der 81. Minute noch zum Ehrentreffer, sodass am Ende ein 3:1 stand. Trotz Niederlage ein respektabler Saisonausgang mit 49 Punkten für die Elf von Trainer Matthias Stuhlmacher. (Spielbericht vom verfrühten Meiendorfer Saisonabschluss: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5651)
Der Niendorfer TSV und Altona 93 nahmen sich währenddessen am Sonntag in Niendorf vor allem gegenseitig in „Schad-Haft“. Tore waren Fehlanzeige in der Partie in Niendorf. 1:1 stand es am Ende nur noch Platzverweisen, sodass sich beide Mannschaften für die jeweils letzten Partien der Saison schadeten. Nachdem in der 38. Minute Niendorfs Marvin Karow durch die Viererkette der Gäste aus Altona kam, stürmte Altona-Keeper Gianluca Vladimir Babuschkin aus dem 16er raus und ging etwas zu ungestüm gegen Karow zur Sache. Die glatte Rote Karte war die Folge, der Freistoß aber führte zu nichts. Für besagten Karow wurde es dann in der 82. Minute wiederum schadhaft. Mit Entscheidungen von Schiedsrichter Stephan Timm (SC Egenbüttel) war er nicht einverstanden und traktierte ihn mit unschönen Worten, sodass es Rot für Beleidigung gab. Es folgten hitzige Schlussminuten, am 0:0-Endstand aber änderte dies wenig. (Die hitzige Partie im Detail: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5652)
In ihre eigene „Schmerz-Haft“ begab sich der HSV Barmbek-Uhlenhorst, der mit all seinem Understatement bis zum 32. Spieltag noch im Rennen um die Meisterschaft blieb und dessen Trainer sich zum Ende hin auch noch dazu hinreißen ließ, sich nicht gegen ein Meisterschaftsendspiel zu wehren... Doch diese Möglichkeit ist nun dahin. Ihr Heimspiel gegen den FC Süderelbe dominierten sie zwar weitestgehend problemlos, dennoch ergab sich dabei ein Problem für sie: Es fehlte die Torgefahr. Und selbst wenn diese in der zweiten Halbzeit mal aufkam: Süderelbe-Keeper Dennis Lohmann schien unüberwindbar. Auch nach 90 Minuten stand es somit noch 0:0. Aber auch wenn ein Spiel 90 Minuten dauert, so können selbst danach noch Wunder geschehen. HAFO-Schreiber Danny Ockenfuss nannte es gar ein „Fußballmärchen“, als zunächst Mirco Bergmann an BUs Keeper André Tholen scheiterte, der Ball ihm aber wieder vor die Füße sprang und er ihn diesmal auf Marcel Rodrigues querlegte, der in der ersten Minute der Nachspielzeit einschob. Somit stand es zum Ende 1:0 für die Gäste aus Süderelbe, alle Meisterschaftsträume von BU waren dahin. (Der Spielbericht: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5653)
Dass sie beide in „Stand-Haft“ bleiben sollten, wussten wohl die bereits feststehenden Absteiger des gastgebenden SC Vier- und Marschlande und der Gäste von Germania Schnelsen. Beiden Teams ist es hoch anzurechnen, dass sie sich trotz ihrer Tabellenposition und mitunter hohen Negativergebnissen zum einen immer wieder auf den Platz begeben und sich vor allem zum anderen auch immer wieder hinter her den kritischen Fragen zur aktuellen Situation stellen. In diesem Spiel am vorletzten Spieltag gaben sie sich zumindest beide keine Blöße und holten beide noch einmal einen Punkte im Duell der Tabellenletzten. Die Torfolge dabei: 1:0 Mokaddem (9.), 2:0 Denis Urdin (22., FE), 2:1 Solmaz (24.), 2:2 Pein (62.), 3:2 Koca (74.), 3:3 Solmaz (85.)
Zum Abschluss des Spieltags war dann da noch einer, der gerne in „Vorbild-Haft“ gehen wollte. Das war Henrik Titze vom TSV Buchholz, der am Abend vor der Partie beim VfL Pinneberg noch zu Gast im „Aktuellen Sportstudio“ war. Trotz allem bundesweiten Interesses an seiner Person gab er das Vorbild für den Hamburger Amateurfußball und konnte auch nach 200 Pflichtspielen in Folge Partie Nr. 201 zuverlässig antreten und für sein Team da sein. Das danke es ihm mit einem 3:0-Auswärtssieg, der bereits in der ersten Halbzeit feststand. André Müller in der 21. Minute, Arne Gillich in der 27. Minute und Alexander Gege per Foulelfmeter in der 37. Minute besiegelten den 3:0-Auswärtssieg der Gäste aus der Nordheide.
„Vorteil-Haft“ war an diesem Spieltag die Situation des USC Paloma, der durch den Rückzug des FC Elmshorn einen Spieltag Verschnaufpause hatte, bevor es am letzten Spieltag dann auswärts gegen den TSV Buchholz 08 geht. Der Zweikampf um die Meisterschaft wird sich währenddessen zwischen dem SC Victoria (auswärts beim FC Süderelbe) und der TuS Dassendorf (Heimspiel gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst) entscheiden.
Zum Abschluss an dieser Stelle aber noch ein paar Zeilen in eigener Sache:
Etwas bleibt haften, das sagt bereits das Leitmotiv dieses Rückblicks. Dieses 20. Rückblicks meinerseits in dieser Saison. Einer der zahllosen Artikel aus zweieinhalb schönen Jahren der Mitgliedschaft in der HAFO-Redaktion. HAFO war ein schönes Hobby, wie auch bekanntermaßen Fußball an sich eine der schönsten Nebensachen der Welt ist. Die Schnelllebigkeit der heutigen Berufswelt jedoch fordert häufig schnelle Entscheidungen, die sich auch gegen geliebte Standorte wie Hamburg richten können – und damit auch gegen den an diesem Standort so intensiv wie kaum anderorten gelebten Amateurfußball, der definitiv in der Erinnerung haften bleiben wird. Als Schreiber dieser aktuellen und so vieler weitere Zeilen in den vergangenen zweieinhalb Jahren danke ich an dieser Stelle allen Beteiligten, Teil dieser Szene gewesen zu sein und freue mich, bei kommenden Hamburg-Besuchen wieder zu Gast auf den Plätzen der Stadt sein zu dürfen.
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