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27.05.2015
HSV III mit einem Riesenschritt in Richtung Landesliga von Gerd Schreiner





vs.


Hamburger SV III - SV Este 06/70 2:0 (1:0)

Hamburger SV III: Heuer – Agyei Tutu, Karch, Rostami, Nadi – Zeba, Kozina – Mäkelmann, Burtakucin (83. Subay), Yasar (74. Harling) – Achtmann (49. Schaube)
SV Este 06/70: Koray Candan – Sietas, Harms, Stahmer, Losekamm – Rico Kremer, Pöppe – René Kremer, Sichwart, Kocak – Bundt (29. Eray Candan; 75. Wesselow)
Tore: 1:0 Yasar (40.), 2:0 Agyei Tutu (90.)
Gelb-Rote Karte: Kozina (47.: Meckern)
Schiedsrichter: Mike Schnitger (Concordia): Sehr starke Leistung vom Referee und den Assistenten: Alles gesehen, alles Notwendige gepfiffen und absolut unparteiisch trotz der für Bezirksligaverhältnisse beängstigend großen und lauten Atmosphäre
Beste Spieler: Heuer, Mäkelmann, Rostami, Yasar – Stahmer, Sietas
Zuschauer: 425

Das für 19 Uhr geplante zweite Spiel dieser Vierer-Aufstiegsgruppe zur Landesliga wurde verspätet angepfiffen, da der Andrang sehr groß war und die hartgesottenen HSV-Fans noch auf ihr Bier warteten. Die Schwester des Zapfers hatte ein Kabel vergessen und so sickerte der Muntermacher leider nur aus der Hähnen, statt zu in Strömen zu fließen!

Um 19.08 Uhr betraten die Mannschaften den Rasen und dann ging es ab auf der vollbesetzten Tribüne des Wolfgang-Meyer-Stadions! Eine tolle „Choreo“ der bestens gelaunten und optimistischen „Rautinhos“, begleitet von einer „Pyro“ in den Vereinsfarben: Blauer und weißer Rauch zog in Richtung Rasen und das da noch fehlende Schwarz erschien so manchem Besucher vor den Augen aufgrund des doch ziemlich heftigen die Schwaden begleitenden Geruchs…

Um 19.10 Uhr war es aber soweit: Der Anpfiff ertönte und von Beginn an zeigten die Rothosen, wer Herr im nicht wirklich neutralen Hause ist. Nach fünf Minuten hätte es bereits 1:0 stehen können, doch nach starker Ablage von Hammad Nadi zielte Emre Yasar aus gut 18 Metern flach und knapp am langen Pfosten vorbei. Kurz darauf machte sich Estes Außenverteidiger Henric Sietas keine Freunde auf der Tribüne, vor der er in der ersten Halbzeit verteidigen musste, nach einer Grätsche gegen Muhammad Burtakucin. Die HSV-Fans hatten ihr Feindbild gefunden, doch den Ester motivierte das Gepöbel eher: „Tolle Atmosphäre hier. Wenn Du sonst nur vor 30 Fans spielst ist das hier einfach fantastisch!“

Die Gäste aus dem Süden Hamburgs trauten sich kaum aus der eigenen Hälfte und hatten besonders in den ersten 20 Minuten große Probleme mit den spielstärkeren aber auch körperlich sehr präsenten und aggressiven Hamburgern, die keinen Zweifel daran ließen, wer hier am Ende als Sieger vom Platz ginge. Dennoch dauerte es bis zur 19. Minute, ehe sich die nächste Chance für den HSV ergab: Am linken Flügel setzte sich Nadi gegen den ansonsten sehr starken Außenverteidiger Henric Sietas durch und zog ab, sein aber eher als Flanke gedachter Ball knallte gegen die Latte und ins Aus. Nur 60 Sekunden später hätte es aber 1:0 stehen müssen: Nach starker „one touch“-HSV-Kombination über Josip Kozina und Timo Mäkelmann war Andreas Achtmann durch und hatte nur noch Koray Candan vor sich, der Este-Keeper klärte aber mit tollem Reflex per Bein zur Ecke.
Prompt reagierten Die 06/70er: Zunächst brachte Christian Pöppe von der linken Strafraumecke einen Freistoß hoch vor das HSV-Tor, doch der vom Spiel gegen HRII noch angeschlagene und am Nacken getapte Yannick Heuer fing das Spielgerät am langen Pfosten sicher aus der Luft. In der 24. Minute eine kritische Situation an der rechten Strafraumlinie der Rothosen: Janek Bundt tankte sich durch und wurde wenige Zentimeter vor der Linie vom kompromisslosen Pedram Rostami riskant per Grätsche gestoppt. Freistoß und kein Gelb: Schiri Mike Schnitger sah, dass Ball und Gegner gespielt wurden und beließ er bei einer Ermahnung. Aber: Der Ester Mittelstürmer war angeschlagen und humpelte noch wenige Minuten über den Platz, bis er in der 29. Minute von Eray Candan ersetzt wurde. Der Bruder des Torstehers sollte zum Pechvogel des Abends avancieren…

Doch vorher die hochverdiente Führung für den HSV: Über den linken Flügel dribbelte sich Mäkelmann bis an den Strafraum und flankte halbhoch vor das Este-Tor. Dort stand Achtmann ziemlich frei, sah aber den rechts noch besser postierten Yasar, der den Ball mit dem linken Fuß annahm, auf rechts legte und mit einem flachen Strahl aus gut 18 Metern ins lange Eck die ohnehin schon gute Stimmung noch weiter anheizte! Es knallte und rauchte wieder, begleitet von Fangesängen, und Spielführer Yannick Heuer musste auf Bitten des Unparteiischen seine Fans auf der Tribüne um Contenance bitten.

Nach der Führung zeigte der HSV vielleicht die einzige Schwäche an diesem Abend: Die Konzentration war für einige Minuten weg und einige sahen sich wohl schon in der Kabine. Das hätte Hendrik Stahmer fast ausgenutzt: Nach einem schwach abgewehrten weiten Einwurf von Sietas nahm Estes aufgerückter Kapitän den zweiten Ball direkt und verfehlt aus etwa 17 Metern den rechten Winkel nur um Zentimeter.

Doch auch dieser Warnschuss weckte den HSV nicht auf. Das erledigte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte der ansonsten starke Desmond Agyei Tutu! Im Strafraum berührte er einen Ball von Ishak Kocak mit der Hand und seine hektische Reaktion – er riss den Arm reflexartig nach oben – ließ dem zwei Meter vor dem Verteidiger stehenden Mike Schnitger keine Wahl: Elfmeter für Este! Der eingewechselte Candan legte sich den Ball zurecht und lief an, legte das Leder aber schwach in die Mitte, wo Heuer mit einem Bein klären und das Leder über die Latte lenken konnte. Hakan Çalhanoglu ließ grüßen! Eray Candan zeigte sich von der Stimmung im Stadion beeindruckt: „Ich war zu nervös, die Atmosphäre war heftig und vielleicht hätte ich nicht schießen sollen…“ So ging es mit einem glücklichen aber verdienten 1:0 für die überlegenden Rothosen in die Kabinen.

Aber kurz nach der Pause verteilte das Mahnke-Team das zweite große Geschenk dieses Abends: Der in der ersten Halbzeit wegen eines Ellbogen-Checks gegen Stahmer schon vorbelastete Kozina konnte sich nach einem seiner Ansicht überfälligen Pfiff gegen Este nicht beruhigen und meckerte und meckerte und meckerte – bis er zwei Minuten nach Wiederbeginn sein Team per Ampelkarte quantitativ schwächte. Qualitativ aber nicht: Von der Unterzahl des HSV war eigentlich bis zum Schlusspfiff nichts zu merken. Auch dieses nach dem Handelfmeter zweite Geschenk der Hamburger konnten die Südstädter nicht nutzen, in der Folge war der SVE zwar optisch leicht überlegen, Chancen – überwiegend aus Kontern – ergaben sich allerdings nur für den HSV.
So hätten Yasar (53.), Mäkelmann (56.) und nach schnellem Umschalten über Nadi auf Yasar und Mäkelmann erneut Nadi (60.) schon früh für die Vorentscheidung sorgen können – wenn nicht müssen. Von Este wurden am oder im HSV-Strafraum keine wirklich gefährlichen Situationen heraufbeschworen. Im Gegenteil: In der 74. Minute verdribbelte sich der unglückliche Elfmeterschütze Eray Candan am Strafraum, fiel unglücklich auf seine rechte Schulter und musste – selbst für den verletzten Bundt gekommen – von Mirko Wesselow ersetzt werden.
Nachdem in der 78. Minute Burtakucin nach starkem Pass von Mäkelmann durch die Viererkette an Koray Candan scheiterte und in der 85. Minute eine Doppelchance nach Flanke von Agyei Tutu zunächst von Mäkelmann und danach der zweite Ball von Nadi vergeben wurden, hätte Estes Pöppe mit einem Verzweiflungshammer aus etwa 20 Metern fast doch noch zum Ausgleich getroffen, doch auch diesen gefährlichen Schuss konnte Heuer entschärfen.

Die endgültige Entscheidung war dann dem Mann vorbehalten, der Este fast zurück in die Partie gebracht hätte: Der aufgerückte Agyei Tutu vollendete einen HSV-Konter nach Steilpass von Mäkelmann, indem er den ihm entgegenkommenden Koray Candan umspielte und das Leder in der Schlussminute in die linke Ecke legte. Ja ja: Geschichten, die der Fußball schreibt! Als um Punkt 21 Uhr der Schlusspfiff ertönte, war der Jubel riesengroß, denn auch das Ergebnis des Paralellspiels – Bergedorf schlug HRII 3:1 – spielte dem HSV in die Karten.

Und so geht es am kommenden Sonntag (31. Mai, Anpfiff jeweils 15.00 Uhr) weiter:

SV Halstenbek-Rellingen II (3 Punkte/3:4 Tore) – SV Este 06/70 (1/1:3)
FC Bergedorf 85 (4/4:2) – Hamburger SV III (3/3:2)



Stimmen:

Rossen Atannasov (Trainer SV Este 06/70):
Das war heute nicht unser Tag, wir hatten viel Pech mit den Verletzungen von Bundt und später Candan, aber waren heute auch nicht gut genug in der Vorwärtsbewegung. Lächerlich aber heute nicht entscheidend war allerdings die Auswahl dieses Spielorts für ein neutrales Aufstiegsspiel, das war ein klarer Vorteil für den HSV. Wir haben am Sonntag gegen Halstenbek-Rellingen nun ein echtes Endspiel und können mit einem Sieg noch aufsteigen. Janek Bundt könnte uns wohl wieder zur Verfügung stehen, bei Eray Candan sehe ich allerdings schwarz.

Sebastian Mahnke (Trainer HSV III):
Ich bin total stolz auf meine Truppe und diese Entschlossenheit, die wir heute auf die Koppel gebracht haben. Wir haben uns zwei Mal nicht clever verhalten: Beim Elfmeter hat uns Heuer gerettet aber Kozinas zweite Gelbe Karte musste nicht sein. Jetzt haben wir noch ein Spiel – mein letztes als Aktiver, in der kommenden Saison werde ich nur noch als Trainer zur Verfügung stehen – und da brauchen wir noch einen Punkt, um sicher aufzusteigen.


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