01.08.2015 Der verlorene Sohn ist wieder da von Andreas Killat
vs.
Meiendorfer SV – SC Victoria 4:1 (2:1)
Meiendorfer SV: Sävke – Khan, Lindenau, Hoffmann, D. Facklam – Hoti, Sara (70. Zazai) – Bahn, F. Facklam, Popalyar (82. R. Subasic) – Arboleda Sanchez (90.+2 Hallmann) SC Victoria: Finnern – Edeling, Wacker, Eybächer (75. Siebert), Voorbraak – Thiessen, Boock – Jadidi (62. Sampaney), Rodrigues, Strömer – Ebbers Tore: 1:0/2:0 Arboleda Sanchez (6./11.), 2:1 Ebbers (24.), 3:1 Zazai (74., FE), 4:1 F. Facklam (89.) Schiedsrichter: Sven Ehlert (Groß-Flottbeker SV): Hätte Eybächer für seinen rüden Revanche-Schubser gegen Bahn durchaus zum Duschen schicken dürfen (44.). Insgesamt aber eine ordentliche Leistung. Beste Spieler: Arboleda Sanchez, Sävke, Bahn – Ebbers Zuschauer: 427
Die Bilanz der letzten 15 Jahren gegen den Meiendorfer SV liest sich für Rekordmeister SC Victoria wie die eines Abstiegskandidaten gegen Bayern München: Nur zwei Siege, aber satte 13 Niederlagen in den letzten 20 Spielen (2-5-13) – und auch heute gab es wieder eine (deftige) Pleite (siehe auch Statistik am Ende des Berichtes).
Auf beiden Seiten fehlten heute allerdings sehr viele Spieler, so musste bei Vicky zum Beispiel der dritte Torwart Krister Finnern ran, der letzte Saison noch in der A-Jugend von Barsbüttel spielte. Nicht gefehlt hingegen hat Matchwinner Yiner Ronal Arboleda Sanchez, der nach seinem Abstecher zu HR nun wieder in seiner „Heimat“ angekommen zu sein scheint. „Dass er sich bei uns nicht ganz unwohl fühlt hat man heute an seiner Leistung gesehen. Das war eine Super-Performance und man hat gesehen, warum wir ihn unbedingt zurückhaben wollten. Ein absoluter Qualitätsgewinn für uns“, stellte sein Trainer Matthias Stuhlmacher begeistert fest.
Der MSV legte nämlich los wie die Feuerwehr: Langer Ball von Michael Sara an den Strafraum, Keeper Finnern kommt weit aus seinem Kasten raus, aber David Eybächer stoppt den Ball mit der Brust und lässt ihn an seinem Torhüter vorbei Richtung Tor abtropfen. Arboleda Sanchez spritzte dazwischen und schob zum 1:0 ins verlassene Tor ein (6.). Und die völlig neu formierte Hintermannschaft der Gäste hatte sich von diesem Schock noch nicht ganz erholt, da fiel auch schon der zweite Treffer: Neuzugang Dren Hoti (vom SSC Hagen) schlug einen fantastischen Diagonalball über 50 Meter auf Lennard Bahn, der angelte sich das Leder artistisch an der rechten Außenbahn und flankte aus vollem Lauf herrlich an den zweiten Pfosten, wo „YRAS“ lauerte und das Ding volley in die Maschen zimmerte (11.). Ein toller Spielzug mit einem echten Traumtor als Krönung.
Aber die Gäste waren nicht gewillt, sich hier kampflos zu ergeben. Nach gut zwanzig Minuten übernahm die Göttling-Elf zunehmend die Initiative. Einen Freistoß von Marcel Rodrigues schädelte Marius Ebbers zunächst an den Pfosten, doch den Abpraller verwertete der Ex-Profi mühelos zum 1:2-Anschlusstreffer (24.). Die Hausherren hatten viel Glück, dass die Führung in die Halbzeit gerettet werden konnte, denn Vincent Boock (35.), Len Strömer (41.) und Ebbers (42.) ließen auch beste Chancen ungenutzt. Keeper Tobias Sävke stellte hier mal wieder seine absolute Klasse unter Beweis.
Insbesondere die Szene von Strömer ärgerte Göttling: „Da muss er quer auf Ebbers spielen, dann steht es 2:2“, aber der Ex-Flensburger suchte lieber das 1:1-Duell mit Sävke – und verlor. Große Aufregung dann Sekunden vor dem Halbzeitpfiff (44.), als Eybächer und Bahn aneinander gerieten und sich gegenseitig schubsten. Glück für den Victorianer, dass seine Revanche-Attacke nur mit Gelb geahndet wurde, ebenso wie für Bahn.
Nach den Abkühlungsgetränken in der Kabine knüpfte Vicky nahtlos an die letzten zwanzig Minuten an. Doch viele zu eigensinnig direkt geschossenen Freistöße von Rodrigues und zwei ausgelassene Hundertprozenter von Ebbers, der erst knapp am langen Pfosten vorbei zielte (51.) und dann völlig freistehend Sävke anschoss (54.), verhinderten den zu diesem Zeitpunkt verdienten Ausgleich.
Es kam daher, wie es fast immer kommt: Vicky hatte nach gut einer Stunde sehr offensiv auf Dreierkette umgestellt und Meiendorf konterte den Rekordmeister klassisch aus. „Laufwunder“ Arboleda Sanchez, der heute zwar gelegentlich „vergaß“, mal den Kopf zu heben und den besser postierten Mitspieler zu bedienen, aber ansonsten wirklich alles aus seinem Körper heraus holte, stürmte in den Strafraum und Kapitän Torben Wacker senste ihn um. Den fälligen Foulelfmeter drosch der gerade erst eingewechselte Hamid Zazai humorlos und trocken zum 3:1 in die Maschen (74.).
Damit war die Partie entschieden, denn den Gästen fehlte schlicht die Kraft, um sich nochmal aufzubäumen. Aber einer hatte immer noch Kondition: Muskelpaket Yiner Ronal Arboleda Sanchez! Der Heimkehrer war nämlich auch am vierten Treffer beteiligt, legte im Sechzehner schön quer auf Fabian Facklam und der markierte aus acht Metern mit einem mächtigen Knaller den 4:1-Endstand (89.). Was für ein Saisonauftakt für die Meiendorfer, das ruft Erinnerungen an das Vorjahr hervor, als man mit sechs (!) Erfolgen am Stück und optimalen 18 Punkten startete. Doch Coach Stuhlmacher blieb auf dem Boden: „Erstmal haben wir jetzt das schwere Pokalspiel gegen Curslack vor der Brust, dann sehen wir Stück für Stück weiter“.
Stimmen:
Lutz Göttling (Trainer SC Victoria): Wir sind denkbar schlecht ins Spiel gestartet. Nach einem langen Ball gab es Abstimmungsprobleme zwischen unserem Keeper und dem Innenverteidiger und auch beim zweiten Tor waren wir hinten unsortiert. Nach dem Anschlusstreffer hatten wir mehr Spielanteile und hätten schon vor der Pause den Ausgleich machen können. Spätestens nach dem Seitenwechsel wäre der dann verdient gewesen. Sehr sehr untypisch, dass Ebbers da so frei zweimal verzieht. Am Ende sind wir dann in die Konter gelaufen und so kommt dann so ein Ergebnis bei raus. Schade. Es war mehr drin. Aber auch letzte Saison sind wir sehr schlecht gestartet und am Ende Vizemeister geworden.
Matthias Stuhlmacher (Trainer Meiendorfer SV): Ich bin natürlich sehr zufrieden mit der gezeigten Leistung meiner Mannschaft. Phasenweise haben wir allerdings das Glück arg strapaziert, da hätte Vicky den Ausgleich machen können oder sogar müssen. Ich nehme aber vor allem die positiven Dinge aus dem Spiel mit, meine Mannschaft hat spielerisch und taktisch vieles gut gemacht. Trotz der hohen Temperaturen sind wir viel gelaufen und haben immer gearbeitet, von daher geht der Sieg auch in Ordnung.
Die Punktspielstatistik zwischen beiden Teams aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 53 Spiele: 22 Siege, 16 Remis, 15 Niederlagen, 106:85 Tore
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