15.08.2015 Stark am Stadtrand: Buxtehuder SV in der Oberliga angekommen von Gerd Schreiner
vs.
Meiendorfer SV – Buxtehuder SV 1:1 (0:0)
Meiendorfer SV: Sävke – G. Subasic, Lindenau, Hoffmann, Sutt (77. Hoti) – Zazai, Sara – Bahn (66. Popalyar), F. Facklam, Sharifi – R. Subasic Buxtehuder SV: Bock – Faruke, Mudimba Tshidibu, Simoes Inacio, Visser – Detje (74. Heins), Tworeck, Sama, Miertschnik – Ramazanoglu (67. Zagre) – Tarkocin (85. Hamze) Tore: 0:1 Visser (69.), 1:1 R. Subasic (79.) Rot: Sharifi (Meiendorfer SV, 62.; Bedrohung des Gegenspielers) Schiedsrichter: Kevin Rosin (SV Lieth): Der junge Unparteiische wollte alles richtig machen, lag aber mehrmals knapp daneben, leider meist zu Ungunsten der Gastgeber. Beste Spieler: Sävke, R. Subasic – Bock, Mudimba Tshidibu Zuschauer: 211
All das was vor der Pause fehlte, wurde den Zuschauern erst nach dem Wechsel geboten: teilweise über das Maß der Leidenschaft hinausgehende Zweikämpfe, Torchancen in Hülle und Fülle – zumeist allerdings kläglich vergeben und dennoch zwei Treffer, das Ganze garniert mit vielen Karten, zumeist Gelb aber auch einmal Rot.
In den ersten 45 Minuten spielte dagegen der SV Blutleer-Mutlos gegen den BSV Nichtschonwieder 03, und zwar genau so: Weder bei den Gastgebern noch dem BSV war ein Spielplan erkennbar, im Mittelfeld der Hausherren gingen viele Bälle unnötig gegen tief stehende und hoch verteidigende BSVer verloren, und wie man auf dem Tablett servierte Konterchancen sauber und erfolgreich zu Ende spielt, war der Start-Elf der Gäste wohl bis dato nicht vermittelt worden.
Auch nach dem ohne personelle Konsequenzen vollzogenen Seitenwechsel blieb das Spiel-Niveau eine gute Viertelstunde deutlich unter der Oberliga und war nur durch eine vergebene MSV-Möglichkeit – Fabian Facklam scheiterte per Direktabnahme mit einem flachen, aber genau auf BSV-Keeper Dennis Bock geschlagen Ball – unterbrochen.
In der 60. Minute dann die Riesenchance zur Gästeführung, als Miertschink nach starker Vorarbeit seines Kapitäns Hasan Ramazanoglu völlig frei stehend am nervenstarken Tobias Sävke scheiterte. Fast im Gegenzug kam Farbe ins Spiel: Direkt vor der MSV-Bank kam es nach einem Foul zwischen Hasan Ramazanoglu und Meiendorfs Bazier Sharifi zu einer verbalen Auseinandersetzung, die mit Gelb für den Buxtehuder und glatt Rot für den Meiendorfer endete. Während MSV-Coach Matthias Stuhlmacher noch nach dem Spiel ob dieser Schiedsrichter-Entscheidung den Kopf schüttelte, gab Referee Rosin dem Schreiber dieser Zeilen zu Protokoll, dass sich zwar beide mit Bedrohungen traktierten, die des Meiendorfers allerdings deutlich über alles Akzeptable hinaus gegangen sein soll. Der Satz wurde sinngemäß wiederholt, wird aber hier nicht wiedergegeben. Zum einen bat Herr Rosin darum, andererseits könnte seine Wiedergabe einem Spieler schaden und nachhängen, der seinen verbalen Fauxpas nach der Partie schon wieder bereut zu haben schien…
Matthias Stuhlmacher schüttelte deshalb den Kopf, weil er eben direkt vor Ort war und die Verbalattacken „qualitativ“ aus seiner Sicht auf einem Niveau lagen. Warum also nur Gelb für den Buxtehuder? Eine indirekte Antwort auf diese Frage gab indes BSV-Coach Sven Timmermann, der seinen beteiligten Akteur unmittelbar nach dem Platzverweis für Sharifi vom Feld nahm. Taktisch oder verletzungsbedingt ließ sich der Wechsel jedenfalls von außen nicht nachvollziehen.
Zurück zum Spiel: Trainer Stuhlmacher stellte mit dem Defensiv-Wechsel von Ahmad Popalyar für Lennard Bahn auf Dreierkette und auf eine Spitze um, dennoch gelang den Gästen die nicht einmal unverdiente Führung. Einen langen Ball an den Strafraum musste Keeper Sävke mit einem Sprint und einer Grätsche an der 16-er-Grenze vor Miertschink klären, doch das Spielgerät landete genau vor den Füßen von Mark Visser. Der aufgerückte Gäste-Verteidiger nahm das Geschenk dankend an und überlupfte den zurück sprintenden Sävke aus gut 25 Metern zur Gästeführung.
Spätestens jetzt waren die Hausherren aber auf Betriebstemperatur. In Unterzahl und plötzlich mit gelungen Kombinationen und viel Druck war der MSV bereits in der 71. Minute dem Ausgleich nahe, als Hamid Zazai aus der Distanz abzog, in Keeper Dennis Bock aber seinen Meister fand. Die folgende Ecke brachte erneut Gefahr, allerdings für den MSV, denn Buxtehude konterte mit einem langen Ball in den Lauf des für Ramazanoglu gekommenen Habib Zagre, der seinen Gegenspieler übersprintete, aber am Strafraum ins Stolpern geriet: Sein Flachschuss wurde von Sävke zur Ecke geklärt. Der Kopfball von Philip Simoes Inacio nach der fälligen Ecke ging auch nur knapp über die Latte.
In dieser Phase spielte der BSV am cleversten, die Gäste nutzten ihre Überzahl, pressten und zwangen den MSV zu langen Bällen, die in den meisten Fällen leicht zu verteidigen waren. Gelegentliche Konter wurden allerdings – wie gewohnt – leichtfertig vergeben, so auch von Alassane Sama, der nach Zuspiel von Zagre viel Zeit hatte, sich für die linke oder rechte Ecke zu entscheiden, sich schließlich aber für die hohe Variante entschied und deutlich über die Latte drosch – möglicherweise hatte auch er zu viel Respekt vor dem im Tor in solchen Situationen Überbreite suggerierenden Sävke.
Die Meiendorfer ließen sich von diesen Kontern aber nicht wirklich beeindrucken, zum einen war auf Sävke ja Verlass, andererseits dachte man nun endlich konsequenter nach vorn. In der 79. Minute wurde der Mut der längst nicht mehr Mutlosen belohnt: Zunächst zog Robert Subasic an der Strafraumgrenze ab, der Ball wurde aber geblockt und landete auf halblinker Position bei Michael Sara, der das Leder postwendend in den Strafraum beförderte. Erneut war Robert Subasic zur Stelle, diesmal zog er aus der Drehung direkt ab und sein Strahl ging zum 1:1 ins Netz. Dennis Bock sah da nicht gut aus, allerdings könnte ihm auch durch den verdeckten Abschluss des Meiendorfers die Sicht versperrt gewesen sein.
Der MSV attackierte weiter, das Stuhlmacher-Team wollte tatsächlich noch den Dreier und erinnerte sich wohl an die vergangene Saison, als gegen eben diesen Gegner vor auf den Tag genau einem Jahr nach Rückstand der Siegtreffer zum 2:1 im Heimspiel auch erst in der 85. Minute fiel (siehe: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5432). Aber der BSV zog sich nach dem aus seiner Sicht enttäuschenden Ausgleich nicht etwa zurück, sondern wollte ebenfalls den so wichtigen Sieg. Erneut ging es über das Duo Sama/Zagre, diesmal war es Sama der an der rechten Strafraumecke abzog. Der von Sävke per Bein geblockte Ball drohte sich ins lange Eck zu senken doch Christopher Lindenau war per Kopf zur Stelle und klärte kurz vor der Torlinie zum nächsten Standard für die Gäste. Aus besagtem Eckball entwickelte sich diesmal ein Konter für den Gastgeber, den Michael Sara knapp außerhalb des Strafraums selbst abschloss, allerdings ging sein flacher und strammer Schuss knapp am linken Pfosten vorbei – Bock wäre wohl nicht mehr herangekommen.
Die Schlussphase des Spiels entschädigte in der Tat für die so schwache erste Halbzeit und im Minutentakt hätte es klingeln können. Zunächst scheiterte Miertschink mit einer etwas zu hoch angesetzten Direktabnahme, dann hatte erneut Zagre das 2:1 für die Gäste auf dem Fuß als er nach toller Vorarbeit von Niklas Tworeck völlig blank vor Sävke stand. Doch der MSV-Keeper redete dem Buxtehuder wohl gut zu, dass der sich nicht so kurz vor Spielende seinen hart erarbeiteten Ruf als Chancentod selbst nehmen solle – die Worte wirkten, denn der Buxtehuder vergab auch diese 100%-ige Chance. Und auch noch in der Nachspielzeit war auf besagten Zagre Verlass: Der feine und schnelle Techniker umspielte Gabriel Subasic und diesmal auch Tobias Sävke, zog ab… und traf den Pfosten.
Dann war Schluss am Hamburger Stadtrand. Der BSV machte mit dem ersten Saisontor und dem ersten Punkt einen Schritt in die richtige Richtung und hätte eigentlich gewinnen müssen. Aber auch dem MSV gilt Respekt: Nach schwachem Start, Unterzahl und Rückstand zeigte das Stuhlmacher-Team Charakter und fightete zurück.
Stimmen:
Sven Timmermann (Trainer Buxtehuder SV): Nach dem sehr schwachen 0:3 gegen HR wollten wir Gesicht zeigen und das ist uns heute gelungen. Wir haben gut gekämpft und viele zweite Bälle gewonnen, vorn fehlte uns aber zu oft die Durchschlagskraft. Ärgerlich ist natürlich das 1:1, das wir in Überzahl kassierten, das darf nicht passieren. Aber dennoch glaube ich, dass wir mit unserem Auftritt heute und dem Punkt in Meiendorf endlich in der Saison angekommen sind. Wir sind wohl ein Abstiegskandidat, aber wir haben gezeigt dass wir mithalten können.
Zum Thema Offensive legte Liga-Manager René Klawon nach: Wir werden am Dienstag einige Spieler testen, die uns eventuell in der Offensive helfen können. Bekannte Namen sind nicht darunter, es sind junge Ausländer, die in Hamburg noch niemand kennt.
Matthias Stuhlmacher (Trainer Meiendorfer SV): Das war nach den Rückschlägen in Halstenbek und gegen Curslack im Pokal ein echtes Kopfspiel heute. Aber in drei Trainingseinheiten pro Woche ist es natürlich auch nicht leicht, das Negative zu verarbeiten und das Positive herauszustellen. So haben wir heute mutlos begonnen, aber am Ende bin ich mit dem Spiel nach der Pause und dem Ergebnis doch zufrieden. Wir hatten Glück in einigen Situationen, hätten das Spiel aber auch gewinnen können. Wir wollten auch gewinnen und haben trotz Unterzahl auf Dreierkette gestellt. Da bist du natürlich anfällig für Konter – aber wir haben mit Tobias Sävke eben auch einen Top-Torhüter. Nervig ist dann nur, wenn du - wie wir auch heute wieder - erheblich gelb-belastet bist und eben nicht mit letzter Konsequenz in jeden Zweikampf gehen darfst, und dann von außen Kommentare kommen wie „warum geht denn der da nicht hin“ usw. Zum Platzverweis nur so viel: Ich stand direkt bei den Beteiligten und habe alles gehört. Ja, die beiden haben sich gegenseitig Drohungen an den Kopf geworfen, aber in gleicher Qualität. Dann kann ich nicht verstehen, warum unser Spieler Rot sieht und der Gegner nur Gelb.
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