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23.08.2003
Wedel in der Oberliga gelandet von

VfL Pinneberg - TSV Wedel 0:0

VfL Pinneberg: Barth - Kebbe - Lust, Hermberg - Bliemeister (53. Gregori), Krause, Avarello, Schwoy, Tepsic - Rückert, Öncan (53. Bankowski).
TSV Wedel: Kaya - Zessin - Barthel (69. Lerch), Palapies - Aßmann, Schoppe, Celebic (90. Lill), Haeder - Bayram - Kaplan, Alavanda (81. Jäger).
Tore: Fehlanzeige
Schiedsrichter: Hems (TSV Nordstrand)
Zuschauer: 206

Nach zwei ernüchternden Pleiten zum Auftakt ist Aufsteiger TSV Wedel endlich in der Fußball-Oberliga angekommen: Das prestigeträchtige 0:0-Remis im Kreisderby beim VfL Pinneberg zeigte das Team von Trainer Michael Fischer im Defensivverhalten deutlich verbessert. Gastgeber VfL bot über weite Strecken eine schwache Leistung und wirkte angesichts zweier englischer Wochen hintereinander vor der enttäuschenden Kulisse von 206 "Zahlenden" nicht frisch.

In einer für die Fans beider Lager wenig aufregenden Partie, die im Zeichen der Abwehrreihen stand, hatten die Gäste zwar nach sechs Minuten die erste Chance, als ein Haeder-"Flattermann" aus 18 Metern einen halben Meter am VfL-Tor vorbei strich. Doch in der Folgezeit offenbarte sich, warum die Grün-Weißen immer noch auf ihr erstes Oberligator warten: Die Spitzen Alavanda und Kaplan sowie der etwas zurückhängende Bayram zeigten zwar sehenswerte Ansätze eines gepflegten Kurzpassspiels. Doch in den Zweikämpfen waren die schmächtigen Techniker - zumal bei hohen Bällen - den robusten VfL-Verteidigern Lust und Krause zumeist unterlegen.

So war es einzig der VfL, der zumeist über die linke Seite für vereinzelte Gefahr sorgte. Wedels etatmäßiger Offensivspieler Knut Aßmann sah sich in der ungewohnten Rolle, den Schwung von Sven Tepsic unter Kontrolle halten zu müssen und hatte mit dieser Aufgabe mehr Mühe als erhofft. Über links entwickelte sich auch die erste gute Pinneberger Chance, als Frank Rückert (wie später nur noch ganz selten) seinem guten Bewacher Ralf Palapies entwischte, Yakup Kaya aber gegen Rückerts Flachschuss per Fußabwehr klärte (21.). Nach einer weiteren Tepsic-Hereingabe trafen weder Palapies noch der einschussbereite Rückert den Ball richtig - zum Vorteil des Wedelers (29.).

Glück hatte der TSV dann in der 39. Minute, als Palapies im Zweikampf mit Rückert - zwar unabsichtlich, aber doch ungeschickt und damit vermeidbar - den Ball mit dem Oberarm berührte und sich so auch einen Vorteil verschaffte: Der durchaus vertretbare Elfmeterpfiff blieb aus.

Fazit der ersten Halbzeit: Wedel verteidigte geschickt mit Libero Zessin, Palapies und Heiko Barthel, der Baris Öncan ausschaltete. Auch Dennis Schoppe (gegen Eduardo Avarello) und Mijo Celebic (gegen Markus Schwoy) arbeiteten diszipliniert. Gefahr drohte ausschließlich von der linken VfL-Seite (Tepsic gegen Aßmann). Auf der Gegenseite hatten Libero Marco Kebbe sowie Torben Lust (Ugur Alavanda), Benjamin Hermberg (Ömür Kaplan) und Fredrik Krause (Tugay Byram) Geschehen und Gegenspieler jederzeit im Griff.

Das sollte sich im zweiten Durchgang ändern. Als wirkungsvoll gegen die Gefahr von links erwies sich, dass der insgesamt überzeugende Marco Haeder mit Aßmann tauschte und auf seine angestammte rechte Seite rückte. Aber auch nach vorn ging für den TSV nun plötzlich mehr: Schon nach 47 Minuten hatte Alavanda die bis dato größte Chance des Spiels, als Bayrams Pass von Lust nicht unter Kontrolle zu bekommen war und der nun immer lebendiger werdende Angreifer frei vor VfL-Keeper Sven Barth auftauchte. Doch Barth parierte - eine Wedeler Führung wäre zu diesem Zeitpunkt sehr glücklich gewesen.

Das relativierte sich in der Folgezeit, denn Bayram, dessen 17-Meter-Schuss Barth über die Latte lenkte (50.), Schoppe, der nach Doppelpass mit Alavanda nur einen enttäuschend harmlosen Schuss aus spitzem Winkel zustande brachte (55.) sowie erneut Alavanda, der sich nach schöner Haeder-Vorarbeit im VfL-Strafraum zwar erfolgversprechend drehte und wendete, dann aber doch vorbei schoss (64.), brachten das Chancenverhältnis zumindest auf einen ausgeglichenen Level.

Und der Favorit VfL? Der kam erst in der Schlussphase noch einmal halbwegs auf Touren. Robert Bankowski, der den nahezu wirkungslosen Öncan ablöste, hatte 16 Minuten vor dem Abpfiff die "goldene" Chance: Nachdem Celebic über eine Rückert-Hereingabe "gesäbelt" hatte, stand der ehemalige Sperber-Torjäger acht Meter vor Kaya mutterseelenallein, schoss den Wedeler Torwart jedoch an. Kurz darauf hätte der 39-jährige Ex-Pinneberger Frank Jäger zum Helden werden können, doch bei seiner ersten Ballberührung brachte der Eingewechselte nicht genug Fahrt in seinen (Hinter)-Kopfball, so dass Barth letztlich wenig Mühe hatte. Ansprechende, jedoch zu hoch angesetzte Versuche aus der Distanz von Avarello (VfL) und Kaplan (Wedel) beschlossen das erste Kreisderby zwischen beiden Teams um Punkte seit vielen Jahrzehnten.

"Es geht Stück für Stück aufwärts bei uns", befand Ex-Regionalligaspieler Marco Haeder. "Aber wir Wedeler stehen eigentlich in dieser Spielklasse wirklich nicht unter Druck". Soll heißen: Niemand erwartet in der Rolandstadt, dass der Aufsteiger den "Cut" schafft und den Weg in die neue, eingleisige Oberliga mitgeht. Andererseits: Wer mit dem VfL, der ebendieses Ziel verfolgt, so gut mitzuhalten versteht, sollte auch ambitionierte Ziele haben. Dazu passt, dass zusätzlich zum heiß ersehnten Debüt von Martin Protzek (möglicherweise in zwei Wochen) vor Ende der Wechselfrist zumindest ein weiterer Offensivmann kommen soll. "Ich führe Gespräche mit zwei Kandidaten", verriet Michael Fischer nur.

Die Pinneberger zahlten ihrerseits den Preis dafür, dass sie anders als der TSV noch im Pokal mitspielen (und das vornehmlich unter der Woche): Auch die Aktivposten der ersten Halbzeit wie Tepsic, Schwoy und Rückert waren mit zunehmender Spieldauer ersichtlich mit den Kräften am Ende. So war "Freddy" Krause, der Wedels Hoffnungsträger Bayram über die gesamte Spieldauer sehr wenig gestattete, wohl neben Torwart Barth der wirkungsvollste VfLer.

Stimmen:

Thomas Bliemeister (Trainer VfL Pinneberg):
Es war ein schwaches Spiel meiner Mannschaft. Wir konnten nicht so Druck machen, wie wir uns das vorgenommen hatten. Das hat sicher seine Ursache unter anderem in der Pokalpartie gegen Raspo Elmshorn über 120 Minuten unter der Woche. Aber der TSV Wedel hat engagiert gespielt und sich den einen Punkt verdient.

Michael Fischer (Trainer TSV Wedel):
Dieser Punkt stellt für uns endlich die erwartete Hausnummer in der neuen Spielklasse dar. Die Woche nach den ersten beiden deutlichen Niederlagen war nicht einfach, doch heute ging unser Konzept auf. Besonders Dennis Schoppe hat mir gegen Eduardo Avarello gut gefallen. Aber insgesamt haben wir so gut gearbeitet, dass Frank Rückert nicht so viele Bälle bekommen hat. Ralf Palapies hat dann insgesamt gut gegen ihn gestanden.



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