SV Curslack-Neuengamme: Böse – Bannasch, Spiewak, Schalitz, Keklici – Radic, Papke – Kleine (53. Aschenbrenner), Hammel (83. Kastl), Degener – von Hacht (53. Landau) HSV Barmbek-Uhlenhorst: Tholen – Carlson, Dammann, Clausen, Lange – El Nemr (77. Bugrov), Hoeft (82. Amin), Odabas, Bober (58. Merkle) – Sa Borges Dju, Korczanowski Tore: 1:0 Spiewak (15.), 1:1 Sa Borgers Dju (28.), 1:2 Korczanowski (39.), 1:3 El Nemr (48.), 1:4 Korczanowski (81.) Schiedsrichter: Marcel Hass (TuS Osdorf): Sehr souverän, ohne Fehler und ansonsten angenehm unsichbar. Beste Spieler: Spiewak, Landau – Clausen, El Nemr, Korczanowski, Odabas Zuschauer: 262
Das waren schon beeindruckende 60 Minuten, die BU in Curslack gezeigt hat. Wieso 60, dauert ein Spiel nicht 90 Minuten? Die Barmbeker fanden in der ersten halben Stunde nicht wirklich statt, waren wohl von der langen Anreise aus der City übern Deich nach einem Wochen-Arbeitstag noch nicht ganz wach und gerieten so nicht ganz unverdient in Rückstand: Ein Einwurf von Christoph Hammel wird am Strafraum bis fast an den Fünfer verlängert, dort steigt Sebastian Spiewak hoch und köpft zum umjubelten 1:0 für die Gastgeber ein.
Keine zehn Minuten später hätte es fast zum zweiten Mal geklingelt und fast so wie schon zuvor: Erneut wirft Hammel ein, diesmal verlängert der erneut aufgerückte Innenverteidiger Spiewak mit dem Kopf auf Patrik Papke und dessen Distanzversuch aus gut 18 Metern und halbrechter Position muss von Keeper Andre Tholen entschärft werden. Aller guten Dinge sind drei? Stimmt: Diesmal bringt Eyke Kleine eine Flanke fast perfekt in die Gefahrenzone, Christian Degener steigt an, aber nicht hoch genug zum drücken und so segelt das Leder knapp über die Latte.
Die Antwort dann postwendend und typisch BU: Wie aus dem Nichts meldeten die Gäste endlich – relativ spät zwar, aber noch geht ja alles – ihr Interesse am Ausgang dieser Partie an, und zwar in persona Ivan Sa Borges Dju: Der Knipser kam im Strafraum an die Kugel, duellierte sich kurz und intensiv mit Spiewak und jagte das Spielgerät aus 12 Metern zum Ausgleich ins Netz. Frederic Böse im Curslacker Tor war da ohne jegliche Abwehrchance.
Diesen Wachmacher brauchten die Gäste offensichtlich und fortan dominierten sie die Partie. Mit dem schnellen, lauf- und dribbelstarken Pascal El Nemr hatten sie in dieser Phase bis weit in die zweite Hälfte hinein den Matchwinner auf ihrer Seite. Die Führung noch vor dem Pausenpfiff bereitete er vor, aber auch wieder typisch für das Spiel seiner Mannschaft. Denn zunächst hatte der SVCN eine Chance zur erneuten Führung, als Patrik Papke Spiewak – wen sonst? - bediente und der nur am starken Andre Tholen scheiterte. Den fast fälligen Konter leitete besagter El Nemr ein, der Janis Korczanowski mit einem Traumpass bediente und dieser mit einem satten Schuss ins kurze Eck die Effektivität des amtierenden Pokaslsiegers belegte.
Klappte der italienisch-deutsche BU-Stil – nach hinten Maldini, nach vorn Müller – vor der Pause noch nicht wirklich, war das Pieper-Team nach dem Seitenwechsel in seinem Element. Defensiv wurde konsequent verteidigt und bei Ballbesitz ging die berühmte Post gehörig ab. Keine drei Minuten waren gespielt, da übernahm El Nemr die Rolle des Zustellers: Einen Einwurf von Gene Carlson nahm er am rechten Flügel sauber an und mit, ging noch drei Schritte und drosch die Kugel aus gut 20 Metern gegen den langen Innenpfosten zum vorentscheidenden 1:3 ins Netz.
Den Barmbekern machte das Spiel nun sichtlich Spaß, das Bällchen lief gut, es wurde schnell kombiniert und hinten kaum etwas zugelassen. So mussten es die Hausherren zwangsläufig aus der Distanz versuchen: Nach einer knappen Stunde prüfte Stjepan Radic den BU-Torsteher mit einem schönen Schuss, der sich gefährlich zur Seite drehte, doch Andre Tholen bestand den Test und lenkte zur Ecke. Immer wenn der BU-Gegner vorn eine Chance nicht nutzt, wird es hinten brandgefährlich, so auch im direkten Gegenangriff, der bei Sa Borges Dju endete. Der kompakte Angreifer setzte sich im Vollkontakt gegen Marvin Schalitz durch, zog flach ab, traf diesmal aber nur das Außennetz.
In dieser Phase – also Mitte der zweiten Hälfte – war die einzige Frage, wann das nächste Tor für die Gäste fallen würde. Von den Hausherren, die, zunehmend frustriert, Gelbe Karten wegen Fouls und Meckern sahen, ging so gut wie keine Torgefahr mehr aus. Marc Lange hätte dagegen per direktem Freistoß erhöhen können, doch sein Ball aus 18, 19 Metern wurde von Keeper Böse stark zur Ecke geklärt. El Nemr – mittlerweile müde ob seiner vielen Sprints und guter Defensivarbeit – wurde von Alexey Bugrov ersetzt, der seinen Vorgänger bestens vertrat: In der 81. Minute setzte sich der schnelle Außen stark am rechten Flügel durch, passte flach nach innen zum ziemlich allein gelassenen Korczanowski und der netzte flach zum Endstand ein.
Erst in den Schlussminuten kamen die Hausherren noch einmal gefährlich vor das BU-Gehäuse. Einen Distanzschuss lenkte Tholen im Fallen noch über sein Tor – stand er da zu weit vor seinem Kasten? - und bei der folgenden Ecke hätte er das 2:4 nicht verhindern können. Das machte dafür Timo Aschenbrenner, der nach einer Landau-Ecke am langen Pfosten unbedrängt zum Kopfball kam, das Leder aber fast parallel zur Grundlinie neben dem kurzen Pfosten ins Aus legte…
Dann war Schluss mit Lustig für Curslack-Neuengamme – und dem Spiel. Richtig lustig wurde es aber noch für die Gäste, die sich wie gewohnt zum Kreis sammelten, kurz inne hielten ob der Worte ihres Trainers und dann lautstark die Tabellenführung feierten.
Natürlich gratulieren auch wir zur Tabellenführung, aber da wir uns in Hamburg eine so lang wie möglich spannende Oberliga-Saison wünschen hier noch ein Tipp für kommende Gegner der Barmbeker: BU nicht zu früh ärgern! Wenn ihr unbedingt in Führung gehen wollt, trefft doch erst spät, so ab der 85. Minute. Dann fällt die Niederlage nicht zu deftig aus und vielleicht ist ja dann sogar mal ein Pünktchen drin…
Stimmen:
Frank Pieper-von Valtier (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Wir haben erwartet schwer ins Spiel gefunden, eine lange Anreise in der Woche ist eben schwierig. Dann haben wir auch wieder etwas gewechselt, zum Beispiel nach seinem guten Spiel vom Samstag Bugrov erstmal draußen gelassen, er war ja länger verletzt und da wollen wir schon aufpassen. Außerdem haben wir einfach mehr als elf Spieler, die es verdient haben von Beginn an zu spielen. In der ersten Halbzeit haben mehr zugelassen als sonst, aber das 1:0 kann man nur schwer verteidigen. Offensiv waren wir am Anfgang auch ziemlich durcheinander, da gab es Laufwege, die wir sonst nicht gehen. Aber das wurde zunehmend besser und nach 20 Minuten waren wir in der geplanten Ordnung. Welche Qualitäten wir in Sa Borges Dju und Korczanowski gerade im eins-gegen-eins haben, hat man ja gesehen, trotzdem müssen wir nicht unbedingt führen zur Pause, die Halbzeitführung war vielleicht glücklich. Dann machen wir aber ein überragendes Tor durch Pascal El Nemr, danach hatten wir das Spiel im Griff und nur noch Standards zugelassen. Überhaupt sind wir hinten raus besser als noch im letzten Jahr. Jetzt spielen wir auch nach einer Führung weiter auf Tore, das kriegen wir immer besser hin. Defensiv, gut, zwei Gegentore in sechs Spielen sind allerdings auch nicht normal.
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Wir haben das in der ersten halben Stunde recht gut gemacht, so wir uns das auch vorgenommen hatten: Wir wollten tief stehen, wir wussten ja, welche Qualitäten BU hat. Das Spiel hat auch optimal begonnen für uns mit dem 1:0. Dann haben wir aber durch eigene Fehler das Ergebnis und das Spiel hergegeben. Wir haben Räume angeboten und diese hat BU genutzt. In der Halbzeit haben wir diese Dinge und einiges weitere angesprochen und uns einiges vorgenommen, aber das frühe 1:3 war es dann, da sind wir kalt erwischt worden, und danach hat Barmbek das wie eine Spitzenmannschaft gespielt. BU macht das wirklich sehr gut. Hinten in der Defensive stehen sie taktisch super diszipliniert, die Ketten stehen eng zusammen. Ich weiß nicht ob das in der Oberliga noch eine Mannschaft so gut spielen kann. Und vorne haben die sehr starke Leute. Es ist schon sehr schwer gegen die. Der Sieg war dann auch in der Höhe hochverdient und das müssen wir einfach anerkennen.
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