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11.09.2015
Hamm United versöhnt sich mit der Snitgerreihe von Mirko Schneider



vs.


Hamm United FC – FC Bergedorf 85 2:0 (2:0)

Hamm United FC: Graudenz – Qayumi, Deron, Harrsen, Hoppe – Yousofzai (54. Mahrt), Suntic – Ahmadi, Schirosi, Ludin – Sakarya
FC Bergedorf 85: Brandic – Schaible, Matej Baotic, Okur, Ballach (77. Juko) – Miroslav Baotic – Forkert, A. Zivkovic, Yazici, Pinto Ferro (77. Maskaljevic – J. Tunjic
Tore: 1:0 Hoppe (59., Vorarbeit Ludin), 2:0 Ahmadi (79., Mahrt)
Gelb-Rot: Zivkovic (88., Bergedorf 85, wiederholtes Foulspiel)
Schiedsrichter: Jorrit Friedrich Eckstein-Staben (SC Wentorf) – hätte Hamm nach fünf Minuten einen Handelfmeter zusprechen können und Matej Baotic (15.) nach einem Foul an Sakarya mit Gelb verwarnen müssen. Ansonsten eine ordentliche Leistung mit klarer Ansprache und guter Auslegung der Vorteilsregel. Der Platzverweis war korrekt.
Beste Spieler: Ahmadi, Hoppe, Suntic, Ludin – Yazici
Zuschauer: 120

Mohet Wadhwa staunte. „Echt? Die haben hier noch gar nicht getroffen? Danke für die Information“, sagte Bergedorfs Co-Trainer vor dem Spiel, als ihm Hamms bisherige Saisonbilanz an der Snitgerreihe mitgeteilt wurde. 0:6 gegen Altengamme, 0:3 gegen Bramfeld. Der erlösende erste Heimsieg, das 3:1 gegen Ohe vor zwei Wochen, wurde im Hammer Park erspielt. Doch heute mussten die „Geächteten“ abermals ausweichen. Und sie waren realistisch, strebten das scheinbar Unmögliche an und schafften es: zwei Tore, kein Gegentor und drei Punkte auf dem ungeliebten Kunstrasen in der Nähe des Cafe May an der Sievekingsallee, deren leckere Brötchen übrigens sehr zu empfehlen sind.

Wenn der Schreiber im ersten Absatz so ausführlich nicht über das Spiel selbst spricht, dann ahnt es der geneigte Leser schon: Die erste Halbzeit war für Torchancen-Fetischisten nicht gerade ein Genuss. Genau gesagt gab es derer drei. Einen schönen Pass in die Tiefe von Bergedorfs Sechser Matej Baotic nutzte Samet Yazici zu zwei guten Haken gegen seinen Hammer Gegenspieler, scheiterte mit seinem Flachschuss aber am Fuß von Keeper Samuel Graudenz. Der Abpraller fiel Anto Zivkovic vor die Füße – und der stolperte ihn dem auf die Linie zurückhechtenden Graudenz in die Arme (22.). Hamm konterte eine knappe Viertelstunde später mit einem Doppelschlag. Ein abgefälschter Fernschuss von Danijel Suntic flog knapp vorbei (35.), im Anschluss an die folgende Ecke ließ der besonders bei Abstößen vom Boden schwache Bergedorfer Torwart Alen Brandic den Ball fallen und war dann dankbar über das Stürmerfoul von Alessandro Schirosi an ihm (36.).

„Kein schönes Spiel für die Zuschauer. Aber wir haben Hamm da, wo wir sie haben wollen“, kommentierte Wadhwa die Geschehnisse im lockeren Pausenplausch. Und nach einer höchstens dreiminütigen Pausenansprache (dann waren Wadhwa und Trainer Mato Mitrovic schon wieder auf dem Platz) hatten die Gäste noch mehr, nämlich die Führung doppelt auf dem Fuß. Basis waren zwei schöne Angriffe über rechts. Beim Abschluss des ersten hinderte Graudenz Altmeister Jürgen Tunjic am Torerfolg. Den Abpraller jagte Dieter Forkert aus fünf Metern zentral in Rücklage mit Wucht über das leere Tor (49.). Drei Minuten später wurde Tunjic erneut freigespielt (vom starken Yazici) und schloss mit ähnlicher Wucht wie Forkert aus 14 Metern halbrechts ab. Der Ball strich hauchdünn am Winkel des kurzen Ecks vorbei.

Das weckte die Gastgeber. Über die linke Seite setzte Abdul Samey Ludin Artur Hoppe ein. Dieser hatte schon bis dato ein paar Akzente gesetzt und musste jetzt absolut zwingend fast von der Grundlinie in die Mitte spielen. Hoppe entschied sich stattdessen für einen Schuss. Die Kugel zischte ins kurze Eck und Hamm feierte nach 239 Minuten das erste Saisontor an der Snitgerreihe (59.).

Bergedorf machte nun früh erstaunlich weit auf und lief immer wieder in Hammer Konter, verlor zudem mehrmals Bälle am eigenen Sechzehner. Hamm zeigte nun spielerisch Sahnefußball, alleine Sandjar Ahmadi vernaschte gleich dreimal in fünf Minuten seinen Gegenspieler. Problem: Richtig fette Chancen sprangen kaum heraus und die vielen guten Freistöße in zentraler Position wurden nicht genutzt. So hatten die nun völlig unterlegenen Gäste ihrerseits bei einem Konter plötzlich die Chance auf ein Remis: Mladen Tunjic legte am Sechzehner auf Yazici ab und dessen Schuss wäre unhaltbar gewesen – wenn er nicht Zentimeter neben das Tor gegangen wäre (73.).

Erneut begriffen die Hammer eine Riesenchance Bergedorfs als Weckruf – und es kam zur Szene des Abends. Der eingewechselte Christopher Mahrt (in seinem ersten Heimspiel nach dem Wechsel von Oberligist FC Türkiye) dribbelte auf Pass von Ludin alles aus, was sich ihm in den Weg stellte. Frei vor Brandic hatte er nur noch eine Wahl. Ablage auf Ahmadi, 2:0! Was machte Mahrt? Anders als beim Fototermin mit zwei Fans um 19.04 Uhr, als er da hinguckte, wo er hingucken sollte (nämlich in die Kamera), übersah er Ahmadi konsequent und schoss tatsächlich selbst. Brandic parierte per Fuß – genau zu Ahmadi, 2:0! (79.) Statistik-Freaks sollten überdenken, ob sie Mahrt diesen Assist gutschreiben wollen. Fand auch Schirosi, der beim Jubel an der Außenlinie Co-Trainer Jassi Huremovic mit einem breiten Grinsen einen guten Rat gab: „Den muss Chris ja wohl machen. Wechsel den sofort wieder aus!“

Mahrt aber blieb auf dem Feld – und Hamm United schaukelte die Partie locker ins Ziel. Nun sind die „Geächteten“ erst einmal für eine Woche Zweiter. Das nächste Heimspiel, das Derby gegen Billstedt, steigt erst am 16. Oktober. Wenn das Team nun eine Heimstärke unabhängig vom Spielort entwickelt, dann dürfen sich nicht nur die Nachbarn vom Öjendorfer Weg im Herbst ganz warm anziehen.


Stimmen:

Mohet Wadhwa (Co-Trainer FC Bergedorf 85):
Insgesamt waren wir nicht durchschlagskräftig genug. Vielleicht ist es auch ganz gut, nach vier Siegen in Folge nun mit der zweiten Niederlage auch mal wieder ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zu kommen. Wir sind Aufsteiger, haben in der letzten Saison in der Rückrunde alles gewonnen, hatten bis letzte Woche alle Spiele gewonnen, inklusive der Pokalpartien – aber so geht das eine Liga höher nun mal nicht ewig weiter. Im Mittelfeld waren wir heute nur mit jungen Spielern besetzt. Das hat man bei einigen gemerkt, die können nicht konstant 30 Spiele das gleiche Niveau bringen. Das ist normal. Dass man gegen eine Mannschaft wie Hamm zwei Tore kassieren kann, ist ebenfalls normal. Mich ärgert nur, dass wir ihre Defensivschwächen nicht ausgenutzt und keinen Treffer gemacht haben.

Jassi Huremovic (Co-Trainer HUFC):
Meiner Meinung nach war das ein sehr gutes Spiel von beiden Mannschaften, bei dem wir in der ersten Halbzeit etwas mehr Ballbesitz hatten. In der zweiten Hälfte haben wir zunächst Glück, dass Bergedorf seine Möglichkeiten nicht genutzt hat und nicht in Führung gegangen ist. Es ehrt uns, dass ich gerade vom Bergedorfer Trainer das Lob für unsere Mannschaft bekommen habe, dass wir aufgrund unserer starken zweiten Halbzeit den Sieg verdient haben. Nach 0:6 und 0:3 wäre heute hier eigentlich ein 0:0 fällig gewesen. Schön, dass es nicht so kam und wir zwei Tore gemacht haben. (schmunzelt) Chris Mahrt hat mir gesagt, er hat Sandjar Ahmadi beim zweiten Tor nicht gesehen und deshalb nicht abgespielt.


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