14.09.2015 Rückblick: Schublade auf, Mannschaft rein! von Gerd Schreiner
Volker Pispers meinte einmal – zugegeben: in völlig anderem Kontext: „Sie werden selbst in einem Zoo nichts Dümmeres finden als einen Prognostiker. Der sieht in einem Restaurant jemanden eine Suppe essen und sagt buchstabengewandt und zahlenbelegt voraus, dass der davon noch weitere 165,375 Liter zu sich nehmen wird bis zu seinem Ableben.“ Was will uns der Kabarettist damit sagen? Ich vermute mal: Hochrechnungen, die nur auf der Vergangenheit beruhen, sind völlig sinnfrei. Was hat er denn bloß wieder, der Pispers? Recht! Zum Glück! Denn sonst wäre ja alles schon entschieden in der Hamburger Elite-Liga: BU würde Meister mit 102 Punkten und 83:15 Toren und der SV Lurup stiege ohne Punkt und 5:165 Toren ab. Des einen Glück (Lurup), des anderen Pech (BU): So wird diese Saison garantiert nicht enden denn da gibt es ja auch noch die Faktoren Gegenwart und Zukunft. Alle drei Faktoren – also auch die Vergangenheit – lassen allerdings Trends erkennen und für diese haben wir einmal vier Schubladen und einen Wiedervorlagemappe angelegt. Nach einem Fünftel der Saison lassen sich einige der 18 Oberligisten unseren Schubladen schon deutlich zuordnen: So gibt es Clubs, die gewinnen immer und überall, andere dagegen niemals und nirgendwo, wieder andere nur zuhause und einige gerade da nicht, aber lieber auswärts. Schauen wir einmal etwas genauer hin…
Der „Battle of Barmbek“ verdiente sich am frühen Sonntag einen neuen Untertitel: „Battle of Penalties“. Glücklicher Sieger dieses nicht unkuriosen vierfachen Elfmeterschießens war der HSV Barmbek-Uhlenhorst und den Tabellenführer stecken wir natürlich und ohne Bedenken in die Schublade "Immer und überall". Bedenken hatte vielleicht aber der Macher des Seriensiegers: Frank Pieper-von Valtier überließ den Trainerstuhl an diesem Tag seinem „Co-llegen“ Peter Paczkowski-Gutzeit möglicherweise aus der Befürchtung heraus, das die Dreier-Serie an der Brucknerstraße reißen könnte. Wäre dem so gewesen, wäre ER noch immer ungeschlagen und könnte das Ganze als „Co“-lateralschaden abhaken. Spaß beiseite: Wenn eine ohnehin auf allen Positionen gut und doppelt besetzte Mannschaft auch schlechte Spiele gewinnt, gehen den Gegnern eben die Argumente aus, so auch dem USC Paloma, der nicht ganz unbegründet mit den Entscheidungen der Unparteiischen haderte. Während Olufemi Smith ganz bestimmt an den berühmten Satz von Jürgen Wegmann dachte: Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu“, ging den Gästen eher ein Gedanke wie „Erst hatten wir Glück und dann kam auch noch der Schiri dazu“ durch den Kopf…
Bleiben wir in der eben aufgemachten Schublade, in die trotz des verpatzten Saisonstarts beim 1:4 in Meiendorf (IN MEIENDORF?!?) nach nun sechs Siegen in Folge natürlich auch der SC Victoria gehört. Das 3:1 bei Aufsteiger WTSV Concordia, früher als „Cordi“ bekannt und lange Jahre Traditionsgegner von „Vicky“, fand übrigens erstmals auf Kunstrasen statt. Für Fußball-Kunst sorgte auf besagtem Belag allerdings überwiegend der Vizemeister, der bis auf eine kurze Phase nach dem 1:3 kurz einmal den Faden verlor, am Ende aber auch noch höher hätte gewinnen können. Aber ähnlich wie im Fall von BU springt das Vicky-Pferd meist nur so hoch, wie es eben muss. Wie hoch es springen kann, wird wohl erstmals in dieser Saison am kommenden Freitag zu belegen sein, wenn es an der Hoheluft zum Top-Duell des Vizemeisters gegen den Meister kommt. Weitere Ausführungen dazu sparen wir uns aber an dieser Stelle für die kommende Vorschau (17. 9.) auf… ( Spielbericht: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5727)
Schubladenwechsel! In der Lade "Niemals und Nirgendwo" ist viel Platz, einziger Bewohner ist da nämlich nur noch der Aufsteiger aus Lurup. Im Spiel gegen den Buxtehuder SV gelang erneut kein Punkt und nicht einmal das zweite Saisontor, während die Gäste – vor der Saison von den Experten – also auch uns – neben dem SVL als klarer Abstiegskandidat auserkoren, ihren zweiten Saisonsieg landeten und mit nun acht Punkten im zwar unteren aber noch gesicherten Mittelfeld erst einmal Asyl beantragten. Ob diesem Antrag stattgegeben wird, muss uns und der Timmermann-Truppe die Zukunft allerdings noch weisen. Bis dahin legen wir den Fall BSV zunächst in die Wiedervorlagemappe mit dem Aufkleber "UFO" (Undefinierbares Fußball-Objekt), kommen aber in regelmäßigen Abständen darauf zu sprechen. Zu sprechen wäre natürlich auch über die Situation an der Flurstraße, aber worüber? Im Westen also nichts Neues, schon gar nichts Positives und das dürfte im kommenden West-Duell bei Altona 93 auch so bleiben…
Die Idee zu den vier Schubladen ist schon ein paar Tage älter, diesmal sollte sie publiziert werden und ausgerechnet dann spuckte uns ausgerechnet der Musterschüler der Sektion "Nur zuhause" in die Suppe: Süderelbe – zuvor neunmal in Serie auf eigenem Plastikgeläuf siegreich – patzte ausgerechnet gegen Altona 93 und verlor nach eigener Führung noch 1:2! Immerhin war es aber eine gut- bis hochklassige Partie für mehr als 500 Zuschauern, die FCS-Coach Jean-Pierre Richter nur im Ergebnis enttäuschte. Aber das zählt eben und wenn es zuhause nicht mehr klappt, muss dann auch mal auswärts gepunktet werden: In dieser Saison ist dem Richter-Team das allerdings noch nicht gelungen. Der AFC kann dagegen nach dem dritten Spiel unter Berkan Algan und sechs Punkten durchatmen und erstmals über den Abstiegsrängen thronend mit froher Erwartung in die nahe Zukunft blicken: Lurup kommt, und dann der nächste Sprung ins Mittelfeld…
Eine Schublade fehlt noch, in der sich mit dem FC Türkiye und dem Niendorfer TSV zwei Vereine wiederfinden: "Lieber auswärts" gewannen bisher nur diese beiden. Der NTSV – mit sieben Punkten aus drei Auswärtspartien dort noch ungeschlagen – verlor das dritte seiner bisherigen vier Heimspiele, diesmal frohlockte Buchholz nach dem knappsten aller Siegergebnisse, und nicht unverdient: Die Gäste verhielten sich in den entscheidenden Situationen cleverer. Auch BU gewann 1:0 am Sachsenweg, Curslack 2:1 und das 1:1 gegen Rugenbergen gelang dem Farhadi-Team erst in der Nachspielzeit der Nachspielzeit. Das Problem ist sicher nicht die Defensive der jungen Truppe, auch nicht das laufstarke und kompakte Mittelfeld, ganz vorn fehlt die Qualität und das räumte Ali Farhadi auch ein, als er u. a. auf den noch immer angeschlagen fehlenden Utz zu sprechen kam und die Torflaute bei Schumacher und Yapici. Wer auf torreiche Spiele steht und an einem der nächsten Sonntage nichts vor hat, sollte den Sachsenwald auf jeden Fall meiden... Nach dem Sieg in Dassendorf hätte man natürlich gegen den TSV 08 gern nachgelegt, nun muss dann eben der SC Condor herhalten, denn dort tritt der NTSV am kommenden Sonntag an. ( siehe: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5726)
Der FC Türkiye ist – wie schon erwähnt – Mitbewohner des NTSV in der "Lieber auswärts"-Lade, was am Wochenende erneut nachhaltig bestätigt wurde mit einer 1:4-Heimpleite gegen Halstenbek-Rellingen. Nach der Entlassung von Reza Khosravinejad – jetzt habe ich dessen Namen endlich drauf, kann ihn sogar auswendig buchstabieren, und dann das… – übernahm Vereinschef Dogan Inam interimistisch, konnte aber noch keine Trendwende herbeiführen und so wird der Gewinn eines ersten Heimpunkts wohl dem Neuen an der Landesgrenze überlassen bleiben, der laut Manager Klaus Klock bereits beim nächsten Auswärtsspiel in Buxtehude in Verantwortung genommen werden soll. Inam – in der Vorsaison noch Meistertrainer in seinem Club – hat es da wohl nicht ganz so eilig und geht davon aus, das die Vakanz bis zum Pokalwochenende (2. – 4. Oktober) vom Tisch ist. Früher war nichts besser, ok, aber früher ist besser – zumindest in dieser Frage und der Situation der Wilhelmsburger… ( siehe: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5724)
Bleiben wir bei Clubs ohne Trainer, kommen wir also zum Meiendorfer SV. Während beim FC Türkiye die Bewerbungen offensichtlich den Vereinsbriefkasten zeitweise verstopften, dürfte der Posteingang des MSV eher von Werbung frequentiert sein – zumindest, solange es hinter den Kulissen und teilweise auch öffentlich, zum Beispiel durch Rücknahmen von getätigten Aussagen, offensichtlich noch lange nicht ruhig ist bei den Gelb-Schwarzen. Fakt ist: Stuhlmacher ist weg, fristlos entlassen, der Stuhl des Machers der letzten Jahre steht vor der Tür. Vorrübergehend nimmt Co-Trainer Oliver Kral darauf Platz, am Wochenende konnte er die teilweise desolate Leistung gegen Rugenbergen aber auch nicht verhindern. Das dürfte aber auch schwer werden, die „Wahrheit“ liegt in Meiendorf nämlich nicht auf dem Platz, sondern sitzt eindeutig auf einem Bürostuhl. Umso dankbarer empfand es der SVR, gerade in dieser Situation und ohne selbst zu glänzen, drei relativ leicht gewonnene Punkte mitzunehmen. Ach ja: wohin mit diesen beiden Teams? Den MSV packen wir erstmal in die "UFO"-Mappe, Rugenbergen merken wir für "Überall" vor, eine Unterabteilung der Lade "Immer und überall". ( siehe: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5723)
Zwei Spiele ohne Sieg? Kein Problem: Rechtzeitig vor dem Duell gegen „Vicky“ an der Hoheluft fand Titelverteidiger Dassendorf in die Erfolgsspur zurück und schlug den SC Condor mit 2:0. Das Endergebnis war auch schon der Halbzeitstand, in der Pause griff Gäste-Coach Christian Woike dann zu einer überraschenden Maßnahme, als er seinen Co-Trainer Matthias Werwath einwechselte – immerhin nach über zwei Jahren ohne Spielpraxis. Der Plan ging auf – zumindest defensiv: Mit Werwarth wurden endlich Zweikämpfe gesucht, gefunden und geführt und keine weiteren Treffer mehr kassiert. Offensiv dagegen blieben die zuletzt so erfolgreichen Gäste allerdings blass und verloren am Ende verdient am Wendelweg. Aber: bleibt die auswärts noch ungeschlagene TuS im "Lieber auswärts"-Kästchen? Das wissen wir am Freitagabend nach dem Spiel an der Hoheluft… ( siehe: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5725)
Der VfL Pinneberg sprang erst am fünften Spieltag nach dem späten und glücklichen Heimsieg gegen Buxtehude aus der "Niemals und Nirgendwo"-Kiste, möchte dort aber scheinbar nach der Auswärtsniederlage in Altona und nun der Heimpleite gegen Curslack wohl wieder rein, obwohl das Fischer-Team zur Pause noch in Führung lag. Danach wurde aber nur noch im Trüben gefischt und die Gäste drehten die Partie. Am Ende freute sich Torsten Henke über einen verdienten Auswärts-Dreier und die Tatsache, dass das Heimdebakel unter der Woche gegen BU keine Spuren hinterlassen hatte. Ganz nebenbei gelang im vierten Auswärtsspiel der dritte Sieg, und da zuhause die Bilanz bei mageren 1-1-1 liegt, zieht der SVCN aus der "UFO"-Mappe wieder in die "Lieber auswärts"-Lade. Aber aufgepasst: Am Wochenende kommt der FC Süderelbe und der sucht nach seiner ersten Heimniederlage eine neue Bleibe in unserem Schubladen-System…
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