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10.10.2015
Meiendorfs neue Trainer gucken begeistert zu von Mirko Schneider




vs.


Meiendorfer SV – USC Paloma 3:0 (1:0)

Meiendorfer SV: Sävke – Bahn (89. D. Facklam), Lindenau, G. Subasic, Hoffmann (85. Popalyar) – Hoti – Zazai, F. Facklam – R. Subasic, Sara, Sharifi (75. Sutt)
USC Paloma: Voß – Hoeling, Brückner, Dreyer, Gimeno Hinrichs – Wegner, Krause (64. Galica) – Depers (46. Ljubisavljevic), Lemos-Lala – Schiemann, M. Tunjic
Tore: 1:0 Sara (44., Vorarbeit Sharifi), 2:0 R. Subasic (59., ohne Voararbeit), 3:0 Zazai (83., Sara)
Besonderes Vorkommnis: Voß (Paloma) pariert Foulelfmeter von Zazai (81.).
Schiedsrichter: Alexander Nehls (SC Eilbek): Souveräner Auftritt. Mit Ausnahme seiner äußerst unglücklichen Entscheidung beim 2:0.
Beste Spieler: Hoti, Zazai, Lindenau, Sara – Voß
Zuschauer: 504

Es ist ein populäres journalistisches Spiel, erfolgreiche Debüts von kurzfristig verpflichteten Trainern total investigativ mit Fragen wie „Na, wie viel Anteil hatten Sie denn am heutigen Erfolg?“ zu begleiten. Oder mit Erkundigungen der Marke „Was haben Sie der Mannschaft in der kurzen Zeit schon vermitteln können?“, Oder gar – quasi die Meisterklasse-Frage – das berühmte „War das jetzt schon Ihr Sieg?“ auszupacken. Auch heute, bei der Oberligapartie Meiendorfer SV gegen den USC Paloma, stand dieses Festtagsmenü der Fragekunst eigentlich fest auf dem Speiseplan der Pressekonferenz. Immerhin hatte der Meiendorfer SV am vergangenen Donnerstag stolz verkündet, Fatih Ergün als neuen Chefcoach und Baris Saglam als seinen Assistenten verpflichtet zu haben.

Irritierend wirkte da nur die Ansage des Meiendorfer Stadionsprechers Robert Kruber vor dem Anpfiff, Interimstrainer bei Meiendorf sei Liga-Obmann Andreas Hagenow. Aber, mein Gott, wir machen alle Fehler. Jeder kann sich mal versprechen, nicht wahr? Wie sich hinterher jedoch herausstellen sollte, war Hagenow heute tatsächlich noch einmal der Chef. Ergün und Saglam schauten nur zu, um sich einen Eindruck zu machen. „Unser Job beginnt jetzt“, sagte Ergün auf der Pressekonferenz (und strich die vorbereiteten Fragen vom investigativen Schlemmerbüffet), während Hagenow bekräftigte, dies sei „sein letztes Spiel als Interimstrainer“ gewesen. Gemeinsam mit den Spielern Tobias Sävke und Marcin Hercog, deren Engagement nicht hoch genug zu loben sei, habe er die Geschicke in der Übergangszeit nach der Entlassung von Ex-Trainer Matthias Stuhlmacher bis hierhin geleitet.

Und das gleichberechtigte Trainer-Trio verabschiedete sich vom gedrittelten Chefposten vor 504 Fans, davon 100 eingeladenen fröhlichen Flüchtlingen und einem nicht minder fröhlichen Harry Gigar (50-jähriges Vereinsjubiläum, unter anderem Schiedsrichterbetreuer, Macher der Stadionzeitung), mit einem Knalleffekt! Der Meiendorfer SV erinnerte über weite Strecken, pardon, an selige Stuhlmacher`sche Kombinationsfußballzeiten. In der ersten Halbzeit beschränkte sich die „weite Strecke allerdings fast auf die ersten elf Minuten. Die es mehr als in sich hatten. Schon nach 80 Sekunden schickte Hamid Zazai Michael Sara, der freistehend dem abtauchenden Sebastian Voß den Ball in die Arme schob. Bald darauf versuchte es Sara aus 16 Metern erneut, aber Voß bekam die Fäuste rechtzeitig hoch (9.). `Schießen ist heute wohl nicht so mein Ding` muss sich Sara wohl gedacht haben – und sparte sich in der elften Minute seinen dritten Versuch für später auf. Zazai überlupfte Palomas Abwehrkette, Sara nahm mit der Brust an, stand frei vor Voß – und passte merkwürdigerweise in die Mitte auf den gedeckten Bazier Sharifi. Der verpasste und Fabian Facklam verzog aus spitzem Winkel.

In der Folgezeit war von Meiendorf offensiv nicht mehr viel zu sehen. Von Paloma bis auf fruchtlosen Ballbesitz und zwar mutige, aber wirklich grauenhaft justierte Fernschuss allerdings auch nichts. Für eine Anomalie im berechenbaren Paloma-Spiel sorgte nur Rodrigo Lemos-Lala, dessen Freistoßknaller aus 30 Metern tatsächlich gefährlich wurde, letztlich jedoch sicher von Meiendorfs Keeper Tobias Sävke pariert wurde (33.). Als die leckeren Nackensteaks bereits ihren anziehenden Halbzeitfressduft über die Anlage wehten, schlug plötzlich Meiendorf zu, damit die Fans nicht torhungrig in die Pause mussten. Sharifi passte von außen links an die halblinke Sechzehnerkante auf Zazai. Dieser steckte durch auf den gleich losgespurteten Sharifi. Der gab den Ball flach an den Fünfer. Da stand Sara. Fünf Meter frei vorm Tor, brr, schwierige Lage. Seine Synapsen überredeten Sara, doch mal wieder zu schießen und er versenkte die Hundertprozentige kühl wie einen erfrischenden Limodrink aus dem angenehm kalt temperierten Kühlfach zum 1:0 in die kurze Ecke (44.).

Palomas Trainer Olufemi Smith reagierte und brachte zur zweiten Halbzeit Milos Ljubisavljevic. Den Mann, der durch seine oft sehr offensiv interpretierte Außenbahnposition aus jedem 4-4-2 ein 4-3-3 machen kann, welches Meiendorf übrigens von Beginn an spielte, wobei die exzellent ausgefüllte Rolle des tiefen Sechsers Dren Hoti vorbehalten blieb. Genug mit Taktik geprahlt, zurück zu Ljubisavljevic, der fürs Jublieren der „Tauben“ sorgen sollte. Hätte er zweimal fast gemacht. Eine Vorlage von Miguel Gimeno Hinrichs knallte er volley aus sechzehn Metern per Dropkick haarscharf vorbei (55.). Da wäre die Annahme und das Zugehen auf den Torwart wohl die bessere Alternative gewesen. Diese wählte „Ljubi“ in der 58. Minute nach einem langen Ball. Frei vor Sävke tauchte er auf, musste nur auf Mladen Tunjic querlegen, dann hätte es 1:1 gestanden. Doch der 24-Jährige schob den Ball stattdessen eigensinnig am langen Pfosten vorbei.

Quasi im Gegenzug kassierte Paloma durch eine Mischung aus Pech und Unvermögen die Vorentscheidung. Bei einem nicht angekommenen Pass der Meiendorfer hob der Schiedsrichter-Assistent kurz die Fahne, doch Schiedsrichter Alexander Nehls überstimmte ihn. Vermutlich schätzte er die Szene so ein, das Paloma den Ball ja eh erhielt. Das war leider ein Fehler, den der hohe Pass war nur per Kopf ungenau zu klären und Paloma entstand kein Vorteil. „Weiter, weiter“, rief Nehls. „Wie, weiter?“, konterte ein Paloma-Spieler, doch da war es zu spät. Hoti passte nach außen, doch erfreulich aus Gästesicht, da war Hinrichs! Also puh, Glück gehabt? Nö! Hinrichs verdaddelte die Pille, Gabriel Subasic strebte locker auf Voß zu und markierte das 2:0. Palomas Spieler stellten Nehls anschließend im Rahmen des Erlaubten zur Rede und verwiesen auf die gehobene Fahne. Es nützte nichts. Das Tor galt. Die einzige Entscheidung, bei der der starke Nehls nicht gut aussah.

Gegen öffnende Palomaten geriet Meiendorf nun ins fußballerische Schwärmen. Bester „One-and-two-touch-Football“ war da zu sehen. Wunderschöne Konter, herzerfrischend. Und Chancen hatten sie für zwei Spiele. Sara scheiterte an Voß (67.), Sharifi knallte drüber (70.), Zazai Zentimeter daneben (76.) und Voß als Zugabe einen gerechtfertigten Foulelfmeter (Hinrichs an Fabian Facklam) in die Arme (81.), obwohl der Ball nicht schlecht geschossen war, doch Voß tauchte rechts unten ab und hatte ihn. Schließlich dann endlich das überfällige 3:0. Über 50 Meter kombinierte sich Meiendorf mit sechs Ballberührungen und viel Laufarbeit fein vor die Kiste der Gäste und Zazai machte seinen Elfer-Fauxpas wieder gut (83.). Auf der anderen Seite fassten Galica (68., vom Strafraum in die Wolken) und viel mehr noch Lemos-Lala (85.), der aus einem Meter (!) frei das leere Tor um drei Meter der Höhe nach verfehlte (85.), die Leistung der Gäste markant zusammen.

„Mit so einer Leistung wird es schwer. Im Training war die Aggressivität da, heute war sie es leider nicht“, resümierte Palomas Trainer Olufemi Smith, der sich auf Nachfrage über das „klare Zeichen“, das vorletzte Woche abgegebene Treuebekenntnis seines Präsidenten Dirk Rathke („Eher trennen wir uns von Spielern als von Femi. Er ist unser Mann!“) sehr freute. „Es tut natürlich gut, die Rückendeckung des Vereins zu spüren“, so Smith. Bei Paloma wird also allem Anschein nach das beliebte Spiel, einen eventuell neuen Trainer nach seinem Anteil am ersten Erfolg zu befragen, nicht gespielt werden müssen, da Smith „fest im Sattel“ (Rathke) sitzt. Bei Meiendorf scheint die Zeit der Schlammschlachten endgültig vorbei zu sein. Stattdessen gab es heute blitzsauberen Fußball zu sehen. Bitte mehr davon, Meiendorfer SV! Und falls gleich ein Sieg in Pinneberg gelingt Herr Ergün, so zum richtigen Einstand, dann sagen Sie uns am nächsten Sonntag mal: Wie viel Anteil hatten Sie denn eigentlich daran? Sie können sich ja jetzt eine Woche auf die Antwort vorbereiten…


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