11.10.2015 HR und Condor liefern sich ein Duell auf wechselnden Augenhöhen von Marius Meyer
vs.
SV Halstenbek-Rellingen – SC Condor 2:2 (0:2)
SV Halstenbek-Rellingen: Oest – Sottorf, Ermisch, Novotny, N. Correia – Arda (77. Siebert), Steinecke, C. Correia, Mentz (46. Karakaya) – Nrecaj, Balde SC Condor: Kleinschmidt – Krohn, Hoeling, Anders, Theis – Daudert – Coskun (70.Lüdemann), Klaes (85. Gnanzou), Kamalow, Özalp – Flores Tore: 0:1 Flores (2.), 0:2 Flores (26.), 1:2 Nrecaj (60.), 2:2 Nrecaj (82.) Schiedsrichter: Thorsten Bliesch (Niendorfer TSV): Insgesamt eine gute Leistung. Ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, verteilte die Karten allerdings teilweise unverhältnismäßig. Beste Spieler: N. Correia, Nrecaj – Coskun, Flores Zuschauer: 180
Eigentlich sollte man bei einer Partie zweier Mannschaften, die in der Tabelle direkte Nachbarn sind, so etwas wie ein Spiel auf Augenhöhe erwarten. Condor auf 7, Halstenbek-Rellingen auf 8, so die tabellarische Momentaufnahme vor dem Spieltag. Allerdings täuschte der Eindruck ein wenig, den diese tabellarische Augenhöhe vermittelte. Denn vielmehr musste man sich die Augen reiben, als bereits in der 2. Minute die Gastmannschaft in Führung ging. Nach einem schnellen Angriff des SC Condor prallte der Ball zunächst am rechten Pfosten ab, den abprallenden Ball nahm Flores mit dem Kopf und verwandelte ihn ohne mit der Wimper zu zucken zum Stand von 0:1 aus Sicht der Gastgeber.
Ein Schock, den Halstenbek-Rellingen erst einmal verdauen musste. Was nicht so einfach war, obgleich sie dieser Wahrheit in die Augen schauen mussten. Aber sie wirkten verunsichert, fanden – wie es auch Co-Trainer Michael Reincke hinterher zutreffend beschrieb – kaum statt. Der SC Condor stand fast durchweg in der gegnerischen Hälfte. Kommentare wie „die kriegen nicht einen Ball“ und „Grotte“ waren da schon eher die freundlicheren Aussagen aus dem Zuschauerraum. Glück für die Gastgeber, dass der SC Condor es im Abschluss noch nicht immer so ganz mit dem richtigen Augenmaß hatte. Ab der 20. Minute in etwa dachte man kurzzeitig, der Gastgeber fände besser ins Spiel. Eine Spur von Stabilität war zu sehen, gar kleinere Nadelstiche nach vorne. Beispielsweise mit Caner Arda, der über links an Mario Steinecke weitergab, der wiederum aber im Strafraum zu unaufmerksam agierte, um ernsthaft das Gehäuse von Keeper Sascha Kleinschmidt gefährden zu können.
Es dauerte in der Folge nicht lange, bis Halstenbek-Rellingen bemerkte, was passiert, wenn man nicht wachen Auges genug in eine solche Partie geht. Eine erneute Unaufmerksamkeit, diesmal im Spiel nach hinten, war es schließlich, die dann auch das 0:2 markierte. HR-Torwart Mirko Oest bekam einen Rückpass seines Mannschaftskollegen Vincent Ermisch nicht recht unter Kontrolle, der Ball kam zurück und Condors Flores war in bester Abstauber-Manier gegenwärtig und verwandelte zum 0:2. Das Heim-Publikum wollte kaum seinen Augen trauen und vermutlich am liebsten gar nicht mehr hinsehen. Tatsächlich lief auch die restliche Halbzeit nichts mehr zusammen bei den Gastgebern. Es benötigte nicht mal den SC Condor, um die guten Ansätze im Keim zu ersticken, das bekam die Mannschaft auch alleine hin. Der Halbzeitpfiff konnte für viele hier als Erlösung gelten.
Drin isser! Enrik Nrecaj traf gleich doppelt.
Auge um Auge, Tor um Tor – so oder so ähnlich müssen die Worte gewesen sein, die das Team von Halstenbek-Rellingen in der Halbzeitpause von ihrem Trainer zu hören bekam. Denn, soviel sei an dieser Stelle schon mal erwähnt, war es in Halbzeit 1 ein Doppel-Torschütze auf Seiten des SC Condor, so übernahm Enrik Nrecaj diesen Job in Halbzeit 2 für Halstenbek-Rellingen. Ganz klar, man wollte zurückkommen. Ein hohes Tempo war an der Tagesordnung und HR machte Druck von Beginn an. Neben Nrecaj waren es auch Arda sowie Braima Balde, die schon früh den Spielaufbau des SC Condor störten und diesen immer wieder in brenzlige Situationen brachte. Der Anschlusstreffer lag förmlich in der Luft. Schließlich war es in der 60. Minute dann auch soweit: Steinecke gab nach links auf Balde weiter, der passte zum gut im Strafraum platziert stehenden Nrecaj, der keine Mühe hatte, das Tor zu treffen.
Die Hoffnung, doch noch mit einem blauen Auge davon zu kommen, war da. Aus Publikumsreihen war zu vernehmen: „Ein 2:2 ist realistisch.“ Dass es bis zu diesem noch eine ganze Weile dauerte, ist vor allem der ausbaufähigen Umsetzung von Standard-Situationen bei den Gastgebern zuzuschreiben, denn selten sieht man in einem Spiel eine derartige Häufung von Ecken und Freistößen für eine Mannschaft. Kurios wurde es dabei allerdings in der 72. Minute, als ein Ball von HRs Balde in bester Wembley-Manier vor dem Condor-Tor ankam – nur war nicht ganz klar, ob er vor oder hinter der Linie war. Der Linienrichter hob zwar die Fahne, aber dieser stand an der Mittellinie. Der andere Linienrichter sowie der Schiedsrichter waren anderer Meinung. Und da vier Augen bekanntlich mehr sehen als zwei, sollte man wohl davon ausgehen können, dass es kein Tor war.
Langsam wurde es ein sehr hitziges Spiel und man spürte, dass sich der SC Condor trotz einer in der zweiten Hälfte mäßigen Leistung nicht aufgegeben hatte. Till Daudert wollte seiner Mannschaft noch einmal Mut machen: „Wir fahren nochmal richtig hoch und halten dagegen“, schlug er lautstark in der 79. Minute seinen Mannschaftskollegen vor. Guter Vorschlag, der aber nicht umgesetzt wurde. Stattdessen war es der gegnerische Nrecaj, der den Endstand in der 82. lieferte. Inmitten eines Strafraumgetümmels im Condor-Strafraum gelang es ihm, den Ball in die für ihn und sein Team richtige Richtung zu bewegen: das Tor.
Am Ende stand dann das 2:2, das nach dem Spielverlauf mit seinen beiden sehr verschiedenen Halbzeiten ein gerechtes Ergebnis darstellt. Ein Spiel auf Augenhöhe war weder in der 1. noch in der 2. Halbzeit zu sehen, aber am Ende war die Augenhöhe wiederhergestellt und auch in der Tabelle ist es dieselbe Höhe wie noch vor dem Spiel. Und das nach einem Spiel, dessen zwei Halbzeiten kaum unterschiedlicher hätten sein können, dem Zuschauer aber dabei einen sehr unterhaltsamen Sonntagnachmittag boten.
Stimmen:
Christian Woike (Trainer SC Condor): Wir haben hier heute ein Spiel mit zwei sehr unterschiedlichen Halbzeiten gesehen. Die erste Halbzeit haben wir gut gespielt, haben dominiert, haben viele Zweikämpfe gewonnen, gut in die Spitze gespielt und zwei Tore geschossen, die dabei auch sehr schön waren. Erst ein Kopfball, später der Abstauber. Wir haben gut gepresst und dann fiel das Tor. In der ersten Halbzeit haben wir gut gestanden, keine Torchance zugelassen. In der zweiten Halbzeit war es genau andersrum: Wir hatten nicht einen einzigen Torschuss, wir haben zu wenig Entlastung nach vorne geschaffen, die Bälle zu schnell verloren, zu wenige Freiräume geschaffen. Was in der ersten Halbzeit gut war, war in der zweiten Halbzeit nicht gut – und so kommt dann am Ende ein 2:2 dabei raus.
Matthias Reincke (Co-Trainer SV Halstenbek-Rellingen): Ich sehe das ähnlich. In der ersten Halbzeit haben wir gar nicht stattgefunden und alles falsch gemacht, was wir konnten. Da hatten wir Glück, dass Condor nicht noch das 0:3 oder 0:4 macht, dann wären wir tot gewesen. In der zweiten Halbzeit war das eine überragende Reaktion meiner Mannschaft. Mit dem Punkt können wir zufrieden sein.
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