12.10.2015 Rückblick: Schreib' mal wieder! von Marius Meyer
Viele Gedenktage gibt es, die eigentlich eine viel größere Aufmerksamkeit verdient hätten. Beispielsweise am vergangenen Wochenende. Neben dem Welthundetag und dem Nationalfeiertag in Fidschi wurde auch der wichtige „Tag des Weltpostvereins“, jenes Vereins begangen, der sich 1874 gründete, um die Rahmenbedingungen des grenzüberschreitenden Postverkehrs zu regeln, gegründet, der sich übrigens überschneidet mit dem „Weltposttag der Vereinten Nationen“. Datum war das Wochenende um den 09. Oktober, also den Feiertags-Freitag, geradezu prädestiniert dafür, diesen Doppelfeiertag zu begehen. Natürlich auch in der Oberliga Hamburg.
Mit gutem Beispiel voran ging dabei der SC Victoria, der den Anfang machte und sein Spiel so legte, dass bereits am eigentlichen Feiertag per Expressbrief das Ergebnis verbreitet werden konnte. Am Donnerstag um 20 Uhr pfiff man an, um bereits freitags das Ergebnis vorlegen zu können. Ob das per Luftpost geschah, ist ungewiss, da die 99 Zuschauer ohne Luftballons anreisten, wie der Spielbericht auf der SCV-Seite sagt (hier: http://sc-victoria.de/scv_liga/schon-donnerstag-gegen-niendorf/). Zum In-die-Luft-Gehen allerdings war der Beginn der Partie aus Sicht der Gastgeber, denn es dauerte lediglich 29 Sekunden, bis man einen Rückstand verkraften musste. Jan Rückold bezwang Victoria-Keeper Grubba mit einem Kopfball ins lange Eck. Ganz im Stile eines Spitzenteams aber kam die Victoria zurück. Nach einem Foul an Kangmin Choi traf Marcel Rodrigues in der 40. Minute zum Ausgleich, in der 2. Halbzeit sorgte Kevin Zschimmer in der 80. Minute doch noch für den Siegtreffern. Das 2:1 stand, der Expressbrief konnte vom Spielergebnis künden.
Eine sehr schöne Geste war es beim Meiendorfer SV: Verschickt wurden hier vor dem Spiel Einladungen an Flüchtlinge, die am Samstagnachmittag ganz unbedarft ein schönes Fußball-Spiel an der B75 anschauen durften. Dazu gab es noch ein Jubiläum von einem, der seine Botschaften lieber nicht auf dem Postweg herausgibt, sondern die Stadionzeitung macht: Harry Gigar. Feierliche Anlässe also, die der Meiendorfer SV dem zur Feier des Tages mit einem 3:0 beging. Meiendorf präsentierte sich in einer guten Form, während beim gegnerischen USC Paloma – der die (Brief-)Taube schon immer im Logo trägt – nur Torwart Sebastian Voß wirklich herausragen konnte. Aber auch er konnte die deutliche 0:3-Niederlage nicht verhindern. Dafür waren die Tauben dem Meiendorfer Offensivspiel schlichtweg zu unterlegen, sodass vor allem Michael Zara im Angriff glänzte und zunächst das 1:0 nach Vorbereitung von Bazier Sharifi in der 40. Minute schoss, bevor er in der 83. Minute noch das 3:0 durch Hamid Zazai vorbereitete. (Alles weitere im HAFO-Bericht unter: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5744)
Ärgerlich wird es für einen Paket-Empfänger, wenn DHL in seiner Sendungsverfolgung schreibt: „Die Sendung wurde zurückgestellt. Die Zustellung erfolgt voraussichtlich am nächsten Werktag.“ Aber so etwas kann schon mal passieren. Luftpost mag noch funktionieren, wenn das Paket aber anschließend ins Auto soll, kann es Staus geben. So auch bei Rugenbergens Rechtsverteidiger Heiko Ansorge – zwei Stunden am Flughafen im Stau gestanden, kam er erst eine Viertelstunde vor Anpfiff der Partie gegen den FC Süderelbe an und musste auf die Ersatzbank. Ganz umsonst hatte er aber seine Fußballsachen nicht im Paket: In der 57. Minute durfte er dann doch noch rein. Und vor bloß 80 Zuschauern merkte man: Das Gesamtpaket stimmt. Auch bereits vor der Einwechslung Ansorges. Schon in der fünften Minute verwandelte Patrick Hoppe einen Pass von Kevin Beese, in der 54. Minute legte Jan Lauer zum 2:0-Endstand nach.
Auch die HAFO-Schreiberschaft selbst würdigte den Weltposttag. So geschehen auf dem Weg zum Spiel des SV Curslack-Neuengamme gegen den FC Türkiye, der mit einer 100-minütigen Radtour begangen wurde. Eine Würdigung an das klassische Verkehrsmittel des Postboten, der damit tagtäglich große Leistungen vollbringt, zumal er auch noch Briefe dabei in seinen Satteltaschen transportiert. Über den Vogelhüttendeich entlang der Elbbrücken und dem Allermöher Deich– auf dem Weg zum Gramkowweg gab es bei goldenem Herbstwetter vieles zu entdecken. Ach so, Fußball wurde auch gespielt. Vor 280 Zuschauern gab es dabei aber eine sehr zerfahrene Partie zu sehen, bei denen es keine erfolgreichen Zustellversuche in die Tore der jeweiligen Keeper zu sehen gab. „Ich habe hier heute kein gutes Fußballspiel gesehen“, konstatierte Curslack-Trainer Torsten Henke und hatte Recht. (Wer mehr erfahren will: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5745)
Wie eingangs bereits erwähnt, regelt der Weltpostverein den „grenzüberschreitenden Postverkehr“. Dass die Partie des Buxtehuder SV gegen den amtierenden Meister aus Dassendorf also an diesem Wochenende lag, dürfte kein Zufall gewesen sein, waren hier doch die Grenzen in Richtung Schleswig-Holstein und in Richtung Niedersachsen zu überschreiten. An die Grenzen gebracht wurde dabei auch der Buxtehuder SV, der gegen die Dassendorfer Elf nicht wirklich so etwas wie eine Chance hatte. Bereits zur Pause lag der Gastgeber mit 0:3 zurück, sodass die Dassendorfer sich in der zweiten Halbzeit etwas zurückhalten konnten. Am Ende stand es 1:4. Die Buxtehuder hätten zwar in bester Thorsten Fink-Manier sagen können: „Wir haben in der zweiten Hälfte 1:1 gespielt“, über das Kräfteverhältnis hätte es nicht hinwegtäuschen können. Für die Statistik-Freunde hier noch die Tore: 0:1 Agyemang (7., FE), 0:2 Agyemang (25.), 0:3 Nägele (32.), 0:4 B. Atug (77.), 1:4 Inacio (82.)
Besuchen wir ein weiteres Mal die wunderbare Welt der DHL-Statusmeldungen. Unbeliebt ist beispielsweise diese hier: „Aufgrund einer Beschädigung wurde die Sendung nachbearbeitet. Der Kundenservice der DHL wird den Absender kurzfristig kontaktieren.“ Heißt nichts anderes als: Die Sendung wurde so stark beschädigt, dass sie nicht mehr ankommen wird. Kommt beispielsweise vor, wenn Flaschen ungünstig verpackt werden und unterwegs zerbrechen. Zieht man hier eine Analogie, so fragt man sich: Wird der SV Lurup an seinen Ergebnissen in dieser Saison noch zerbrechen? Gegen den Spitzenreiter des HSV Barmbek-Uhlenhorst jedenfalls hatte man nicht den Hauch einer Chance und ging am Borgweg mit 0:8 unter. Aber an Zerbrechen denkt man in Lurup noch nicht, man beteuert weiterhin, die Saison durchzuziehen. Dennoch kann man sich sicher sein: Ankommen wird das Gesamtpaket Lurup in der Oberliga Hamburg in dieser Saison nicht mehr. Hier dürften die Zustellversuche misslingen und das Paket in die Landesliga zurückbefördert werden. Das Protokoll des Luruper Grauens: 1:0 Belkhodja (6.), 2:0 Sa Burges Dju (16.), 3:0 Korczanowski (18.), 4:0 Korczanowski (31.), 5:0 Sa Borges Dju (69.), 6:0 Korczanowski (80.), 7:0 Clausen (85.), 8:0 El Nemr (87.)
Aber was macht der Paketbote eigentlich, wenn der Empfänger eines Pakets nicht da ist? Er hinterlässt eine Karte. Der SC Condor wollte dem SV Halstenbek-Rellingen eine Spieleinladung zum Lütten Hall schicken und sein Kommen ankündigen, aber offenbar war in Halbzeit 1 der Empfänger nicht anwesend. Also entschied sich Condors Carlos Flores, für den ersten Zustellversuch eine Karte mit der Botschaft „0:1“ zu hinterlassen. Das auch bereits nach zwei Minuten. Leider scheiterte auch der zweite Zustellversuch, sodass Flores es in der 26. Minute mit der Botschaft „0:2“ versuchte. Ob noch ein Zustellversuch unternommen werden sollte, das entschied man allerdings eine Halbzeit später. Tat man aber nicht. Stattdessen wollte sich der SV Halstenbek-Rellingen für das Nichtbemerken der Lieferung entschuldigen, traf aber wiederum den SC Condor nicht an. Denn war in der 1. Hälfte noch der SV Halstenbek-Rellingen nicht da, fand in der 2. Hälfte der SC Condor wiederum kaum statt. Für Halstenbek engagierte sich Enrik Nrecaj als Paketbote, der die Lieferungen 1:2 und 2:2 in der 60. und 82. Minute im Gepäck hatte. Dabei blieb es und beide Teams wussten nun, wie ärgerlich es ist, im entscheidenden Moment nicht anwesend zu sein. (Zum HAFO-Bericht: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5746)
In Altona ist das mit der Post indes bereits historisch bedingt schon eine Angelegenheit für sich. 1664 verlieh Friedrich III. von Dänemark die Stadtrechte an Altona, aber der Postweg bis Kopenhagen war anschließend schwer. Über die Ostsee, weiter per Kutsche... Da muss man über 350 Jahre später sagen: Gut, dass a) das Postwesen im Zuge der Mobilitätsentwicklung einfacher geworden ist und b) dass die Concordia einen nicht ganz so weiten Weg hat. Königlich dabei in Altona ist beständig die Zuschauerzahl. Auch zur Partie gegen Concordia fanden sich 908 zahlende Zuschauer ein. Diese sahen Spieler, die in ihrem Tempo mitunter mehr PS drauf hatten als eine Kutsche. Schnelles Spiel der Gastgeber, schnelle Stürmer auf Gegenseite und ein Hin und Her, das nicht langweilig wurde. Benjamin Bambur legte in Minute 16 für die Gäste vor, die Reaktion folgte nach dem Seitenwechsel durch Marc-Kemo Kranich, der in der 58. Minute ausglich, bevor Nick Brisevac mit einem Direktschuss die Führung besorgte. Am Ende stand es durch einen streitbaren Elfer 2:2, den in der 80. Minute Sebastien Mankumbani verwandelte. Ob berechtigter Elfer oder nicht: Ein abwechslungsreiches Fußballspiel gab es hier definitiv zu sehen!
Nach Buxtehude gegen Dassendorf gab es am Sonntag noch ein zweites Spiel der doppelten Grenzüberschreitung zu sehen, nämlich Buchholz gegen Pinneberg. Und wie das so ist, wenn Lieferungen grenzüberschreitend sind, kann es auch schon mal länger dauern, bis etwas ankommt. Beispielsweise der VfL Pinneberg auf der Otto-Koch-Kampfbahn. Eher umständlich agierte die Fischer-Elf, ließ es aber dann in der 45. Minute doch im Gehäuse der Gastgeber des TSV Buchholz 08 klingeln. Thorben Reibe traf zur Halbzeit für Pinneberg, was Buchholz jedoch nicht lange auf sich sitzen ließ. Eine Buchholzer Ecke von Arne Gillich verwandelte Niklas Jonas in der 50. Minute zum 1:1-Ausgleich und das Spiel war wieder offen. Aber es war der Tag des doppelten Reibe, der in der 73. Minute einen Elfmeter zur erneuten Führung verwandelte. Doch auch hier war das letzte Wort noch nicht gesprochen, zwar nicht direkt postwendend, aber elf Minuten später war Arne Gillich zur Stelle und glich aus, nachdem er bereits zuvor die Vorgabe brachte. Die 84. Minute war es, in der Gillich einen Freistoß direkt verwandelte. So endete das Spiel dann 2:2.
Damit war es beendet, das Wochenende im Zeichen des weltweiten Postversands. Ein Wochenende, in der die Oberliga sich dem Anlass würdig präsentierte. Nun bleibt es, freudig die nächsten spannenden Gedenktage abzuwarten und zu schauen, inwieweit dieser von der Oberliga Hamburg aufgegriffen werden.
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