22.10.2015 Vorschau: 158 Jahr' und kein bisschen leise von Christopher Herbst
Nathaniel Creswick und William Prest gingen das Risiko ein. Von Cricket wollte das Duo schon länger nichts mehr wissen, man hatte bereits lose Bolz-Treffs organisiert, doch nun wurde die Sache offiziell. Am 24. Oktober 1857, also an diesem Sonnabend vor 158 Jahren, fand somit die Gründerversammlung des Sheffield Football Club statt – was damals natürlich keiner ahnen konnte: Es begann die Geschichte des ältesten heute noch existierenden Fußballvereins der Welt.
Und was waren die Briten für Innovatoren: der Eckstoß, der Einwurf, selbst die Torlatte gehen zurück auf Creswick, Prest und ihre Mitstreiter. Und noch etwas: Der SFC sollte unbedingt immer ein reiner Amateurverein bleiben – weswegen irgendwann die vermögenden Stadtrivalen „Wednesday“ und „United“ vorbeizogen. Mittlerweile sichert eine Stiftung nicht nur den Spielbetrieb, sondern auch ideologisch den hehren Amateurgedanken. Gekickt wird, aber das ist ja eigentlich egal, nur in der achthöchten Spielklasse, der Northern Premier League, Division One South.
In diesem Sinne treten an diesem Wochenende auch in Hamburgs Beletage die Erben von Creswick und Prest zu folgenden nicht-professionellen Begegnungen an...
Oberliga Hamburg, 12. Spieltag:
Meiendorfer SV (12.) vs. FC Süderelbe (11.) *** – Sonnabend, 14 Uhr (2014/15: 1:0, 0:2)
Meiendorfer Straße 196, 22145 Hamburg
Gerne hätten Meiendorfs neuer Chefcoach Fatih Ergün und sein Assistent Baris Saglam am 11. Spieltag ihr Debüt an der Seitenlinie gegeben. Nur: Die Partie beim VfL Pinneberg fiel aus, sodass es aktuell nur bedingt Indizien gibt, wie sich der MSV unter neuer Leitung verändert/entwickelt hat. Grundsätzlich bietet das Match gegen den FC Süderelbe viele Möglichkeiten, denn der Gast hat auswärts in fünf Auftritten gerade einmal einen Punkt sammeln können. Andererseits beendete das Team zuletzt eine fünfwöchige Durststrecke mit einem respektablen 2:0 gegen Buchholz.
HAFO-Tipp: 2:1
Schiedsrichter: Christopher Haase (VfL Pinneberg)
SV Rugenbergen (4.) vs. FC Türkiye (15.) – Sonnabend, 14 Uhr (2014/15: ---)
Sportzentrum Bönningstedt, Ellerbeker Straße 29-31, 25474 Bönningstedt
Mit Fug und Recht darf der SV Rugenbergen als positive Überraschung der bisherigen Saison bezeichnet werden. Nur die Absage der Begegnung beim SV Lurup und somit der vorläufige Verzicht auf drei weitere eingeplante Zähler verhinderten den Sprung auf Platz 3. Trotzdem sind Trainer Ralf Palapies und sein Team insgesamt bereits fünfmal Vierter gewesen in den ersten Wochen – 2014/2015 gelang dies nur einmal, besser war der SVR davor am 9. Spieltag 2013/2014 als Tabellenzweiter. Aber aufgepasst: Unter Matthias Stuhlmacher hat sich Türkiye wie vom Verein erhofft und von vielen erwartet stabilisiert. Übrigens treffen sich die beiden Clubs erstmals in einem Punktspiel seit 2006/2007 – damals spielten Rugenbergen und Türkiye in der Landesliga Hammonia, gewannen jeweils im direkten Duell ihre Heimspiele (2:0, 1:2).
HAFO-Tipp: 1:0
Schiedsrichter: Alexander Nehls (SC Eilbek)
SV Curslack-Neuengamme (6.) vs. TuS Dassendorf (3.)*** – Sonnabend, 15 Uhr (2014/15: 0:4, 1:3)
Gramkowweg 5, 21039 Hamburg
Eine latente Unzufriedenheit scheint beim Meister um sich zu greifen. Trainer Jan Schönteich grummelte, wurde während der Partie gegen Altona von der Seitenlinie verwiesen, sein Spieler Seyhmus Atug vergriff sich noch heftiger im Ton, er dürfte die nächsten Wochen zwangspausieren. Dabei ist eigentlich doch alles okay, ein Schnitt von mehr als zwei Punkten im Schnitt ist sehr gut, und wenn Barmbek-Uhlenhorst so souverän agiert wie derzeit, ist Dassendorf für den Moment eben nur ein Verfolger. Curslack-Neuengamme muss derweil einen Test verkraften, der so gar nicht wie gedacht verlief. Nicht, weil der Vergleich gegen den HSV II 0:4 verloren ging – aber Stürmer Marcel von Hacht verletzte sich am Oberschenkel, Abwehrmann Jan Bannasch flog sogar mit Rot vom Platz, beide fehlen somit am Sonnabend.
Viele neutrale Amateurfans der Region sind Paloma wohlgesonnen, gleiches gilt für so manchen Journalisten, der den Verein seit Jahren begleitet. Doch die Kritiken sind von allen Seiten in diesen Wochen absolut vernichtend – rein gar nichts scheint zu stimmen, das Experiment mit Olufemi Smith als Trainer bleibt ein Wagnis, von Stabilität ist nichts zu erkennen. Damit es nicht zu einem Himmelfahrtskommando wird, muss gerade gegen den VfL Pinneberg der zweite Saisonsieg eingefahren werden. Nur wie, wenn man sich die letzten vier Resultate mit 0 Punkten und 2:15 Toren vor Augen führt? VfL-Coach Michael Fischer fiebert übrigens aus der Ferne mit – er feiert am Sonntag seinen 48. Geburtstag, allerdings nicht an der Brucknerstraße, sondern auf Teneriffa!
Um Drama ist der SC Condor wahrlich nie verlegen. Persönliche Nackenschläge musste der Verein mehr verkraften als jeder andere, es seien nur die vier Kreuzbandrisse im Kader erwähnt. Auf dem Platz wurde es zuletzt ebenso wild: Der SC Victoria wurde durch ein spätes Tor mit 1:0 düpiert, bei HR verspielte Condor eine 2:0-Führung, gegen Buxtehude erlebten die Zuschauer eines der verrücktesten Oberliga-Spiele jünger Vergangenheit, als die Woike-Elf aus 1:3 und 2:4 ein Last-Minute-5:4 machte. Und was wäre ein besserer Ort für weitere außergewöhnliche Momente als das bestbesuchte Amateurstadion der Stadt?
HAFO-Tipp: 2:2
Schiedsrichter: Martin Pfefferkorn (SC Urania)
Buxtehuder SV (14.) vs. SC Victoria (2.) – Sonntag, 14 Uhr (2014/15: 1:2, 0:3)
Jahnstadion, An der Rennbahn 1, 21614 Buxtehude
Noch im September kletterte Buxtehude dank eines kleines Zwischenhochs und drei Siegen am Stück in der Tabelle kurzzeitig aus dem tiefen Keller, doch das Hochgefühl wurde in den letzten drei Partien krachend zerschossen. Erst von Concordia beim 1:7, dann von Dassendorf (1:4) und schließlich in Person von Condor-Angreifer Carlos Flores, dessen Tor zum 4:5 eine demoralisierende Auswärtsniederlage in Farmsen bedeutete. Mental keine guten Voraussetzungen für den Besuch der „Alten Dame“.
Jacob-Thode-Platz, Lütten Hall 1a, 25469 Halstenbek
Ein auf eigenem Platz ungeschlagener Gastgeber gegen den NTSV, der von fünf Partien in der Fremde erst eine verloren hat – beide Seiten werden sich Chancen ausrechnen. Was gerade Niendorf aber Sorgen bereiten müsste: Zweimal in Folge konnte man bisher in dieser Saison noch nicht gewinnen. Das Problem hierbei: Einen Sieg feierte die Mannschaft am vergangenen Wochenende.
Etwas kraftlos schienen die Buchholzer bei ihrer Niederlage gegen Süderelbe, gerade Spielmacher/Torschütze vom Dienst Arne Gillich war dort kaltgestellt. Das sollte sich nach menschlichem Ermessen nun ändern. Bei Lurup muss Michael Glamann, der dem „Sport Mikrofon“ in der Montagsausgabe ein ehrliches Interview gab, durchaus befürchten, bereits zu Weihnachten 100 oder mehr Tore kassiert zu haben – mit dem bisherigen Schnitt (5,8) würde der SVL dies nämlich am 18. Spieltag erreicht haben.
HAFO-Tipp: 6:0
Schiedsrichter: Sven Ehlert (Groß Flottbeker SpVgg)
Alexander Bowmann, Sebastian Spiewak, Mladen Tunjic. Was dieses Trio gemeinsam hat? Es sind die einzigen Oberliga-Fußballer, die bisher ein Tor gegen BU-Schlussmann André Tholen erzielen konnten, ansonsten hielt der 31 Jahre alte Routinier siebenmal die „Null“ fest. Sofern er überhaupt etwas halten musste. Nur mal zum Vergleich: 2003/2004 wurde BU Meister der Stadt-Liga mit 21 Gegentreffern in allerdings nur 30 Spielen, zwischen den Pfosten wechselten sich seinerzeit Sven Klein und Gorden Wilkens ab. Um übrigens einen Club zu finden, der weniger als 20 Tore fing, muss man bis 1992/1993 zurückgehen – beim SC Concordia waren es sogar bloß 15, wenngleich ebenso in einer 16er-Staffel.
Stadion an der Lohmühle, Bei der Lohmühle 13, 23554 Lübeck
So gerade eben hat die Eintracht noch mehr fitte als verletzte oder gesperrte Spieler, die Personalnot hat dazu geführt, dass die Garstedter nach jetzigem Stand zwar noch ein Verfolger sind, es aber auf Sicht schwer haben werden, den Sieben-Punkte-Rückstand auf Spitzenreiter VfB Oldenburg aufholen zu können. Trotzdem: Die kampfstarken Norderstedter müssen erst einmal geschlagen werden, das haben bisher überhaupt nur der SV Meppen (1:0) und der VfL Wolfsburg II (5:0) geschafft. Lübeck hingegen verlor bereits viermal auf der heimischen Lohmühle, darunter gegen die Spitzenteams aus Oldenburg, Flensburg und Wolfsburg.
HAFO-Tipp: 0:1
Schiedsrichter: Marius Schlüwe (BSV Gleidingen)
FC St. Pauli II (15.) vs. SV Meppen (5.) – Sonnabend, 14 Uhr (2014/15: 0:0, 2:2)
Stadion Hoheluft, Lokstedter Steindamm 87, 22529 Hamburg
Der für Autofahrer nervige Wasserrohrbruch am Lokstedter Steindamm, direkt vor dem Haupteingang zur Hoheluft, ist mittlerweile geflickt. Nun liegt es am Nachwuchs des FC St. Pauli, ihre unbefriedigende Heimbilanz zu reparieren. Nur einen Sieg in sechs Versuchen gab es bislang, auch das ist ein Grund, warum es für die U23 wohl nur um den Klassenerhalt gehen wird. Ganz anders Meppen, das vier seiner sechs Partien auf fremden Plätzen gewonnen hat.
HAFO-Tipp: 0:2
Schiedsrichter: Yannick Rath (OT Bremen)
BSV Rehden (9.) vs. Hamburger SV II (17.) – Sonnabend, 15 Uhr (2014/15: 2:0, 1:1)
Waldsportstätten, Dickeler Straße 22, 49453 Rehden
Die weite Fahrt in das kleine Rehden (weniger als 2000 Einwohner) war bisher für den HSV II ausnahmslos mit Enttäuschungen verbunden – 1:4, 2:4, 0:2 endeten die Gastspiele im Landkreis Diepholz. Auch heute ist die Misere greifbar, insbesondere im Angriff, denn in fünf der letzten sechs Spielen blieben die Hamburger ohne eigenes Tor.
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