14.11.2015 Dassendorf dreht das Ding und ist voll auf Kurs von Andreas Killat
vs.
TuS Dassendorf – TSV Buchholz 08 2:1 (0:1)
TuS Dassendorf: Gruhne – Warmbier, S. Atug, Aust, Steinfeldt (74. Brudler) – B. Atug – Thomas (74. Kurczynski), Möller, Dettmann, Zmijak (46. Voigt) – Agyemang TSV Buchholz 08: H. Titze – Kettner, Bowmann (85. Fornfeist), Mallwitz, Fischer – Jonas, Thees (90. Köster) – Müller, Gillich, Künkel – Kühn (46. Mathies) Tore: 0:1 Künkel (42.), 1:1 Möller (77.), 2:1 Dettmann (82.) Schiedsrichter: Jan Clemens Neitzel (Eintr. Norderstedt): Hatte alles im Griff und pfiff wirklich ordentlich. Nur die fünf (!) Gelben Karten gegen die Gastgeber (Buchholz: 0) waren etwas übertrieben. Beste Spieler: S. Atug, Voigt – Mallwitz Zuschauer: 184
Der gestrige 3:0-Sieg von Vicky gegen Tabellenführer BU war in Dassendorf schon vor dem Anpfiff in aller Munde. „Nach gestern Abend ist die Favoritenrolle heute klar verteilt“, übte sich zum Beispiel TSV-Coach Thorsten Schneider in demütigem Understatement, während Jan Schönteich „noch nicht genau weiß, ob das wirklich gut für unser heutiges Spiel ist“. Der Mann kennt eben seine Mannschaft. Denn wohl selten hat man den Meister so gehemmt, so uninspiriert und so nervös agieren gesehen. „Die erste Halbzeit war Scheiße, da müssen wir nicht drum herum reden“, lautete dann auch das Fazit von Schönteich.
Insbesondere Amando Aust, sonst immer auf der „Sechs“ zu finden, leistete sich als Innenverteidiger (Kapitän Adam Hamdan schmorrte 90 Minuten auf der Bank) unerklärliche Ballverluste und Abspielfehler. Als „Experiment“ wollte Schönteich dies allerdings nicht verstanden wissen: „Schließlich haben wir Amando ursprünglich als gelernten Innenverteidiger geholt. Er weiß aber selber, dass das heute nicht sein Sahnetag war. Das gestehen wir jedoch jedem Spieler mal zu. Er ist ein anständiger, ordentlicher, intelligenter und guter Junge, der eine hohe Selbstreflektion hat“. Nach zunächst zwei folgenlosen Schnitzern (18./37.), zeigte sich dann aber, dass aller guten Dinge nicht immer Drei sind. Unbedrängt und äußerst leichtfertig vertändelte „AA“ gut 20 Meter vor dem eigenen Tor das Leder an Julian Kühn, der legte quer auf Vornamensvetter Künkel und schon stand es 0:1 (42.).
Bei strömenden Regen ging es in die Kabine und Schönteich murmelte beim Verlassen des Platzes noch so etwas wie: „Fußball im November ist toll“, fand dann aber bei der Halbzeitansprache die richtigen Worte und Lösungen. Denn nach dem Seitenwechsel wurde es endlich das erhoffte Spitzenspiel. Bei den Boden- und Wetterverhältnissen zwar kein spielerisches Highlight, aber dennoch ein spannendes Kampfspiel mit Chancen auf beiden Seiten.
Henrik „Benno“ Dettmann (48.) und der frisch eingewechselte Adrian Voigt (50.) zielten zunächst noch zu hoch – und auf der Gegenseite hatten die Hausherren Glück, dass Arne Gillich nach toller Flanke von Künkel den Ball nicht voll traf, denn sonst hätte Beytullah Atug das Leder nicht mehr vor der Linie retten können (51.). Diese Szene meinte Schneider hinterher in der Pressekonferenz, als er vom möglichen 0:2 und der verpassten Vorentscheidung sprach (siehe „Stimmen“ am Ende des Berichtes).
Danach erhöhte der Meister stetig den Druck und erspielte sich eine ganze Reihe guter Chancen, biss sich jedoch immer wieder am TSV-Bollwerk die Zähne aus. Apropos „Zähne“: Pascal Nägele, in den letzten Wochen fast immer der herausragende Spieler, fehlte heute an allen Ecken und Kanten. Grund: Ihm wurden alle vier (!) Weisheitszähne gezogen. Au Backe!
Als auch das nachfolgende Chancen-Quartett ohne Ertrag blieb:
Voigt mit einem Schlenzer ins lange Eck – Keeper Henrik Titze klärt (60.). Nochmal Voigt aus 12 Metern – Müller blockt zur Ecke (65.). Flanke Möller, Kopfball Agyemang – übers Tor (69.). Ecke Möller, Schuss Kurczynski – auf der Linie geklärt (76.).
haben sich Vicky und BU am HAFO-Ticker möglicherweise schon die Hände gerieben.
Doch dann knallte Zopfträger Sven Möller einen Freistoß aus 23 Metern an die Unterkante der Latte, von wo das Spielgerät in die Maschen driftete: Endlich der Ausgleich (77.)! Und natürlich wieder ein Standard, die Spezialität des Meisters! Doch die können auch anders: Voigt mit herrlichem Zuspiel in die Gasse, Dettmann startete voll durch und verwandelte eiskalt (82). Wahnsinn. Spiel gedreht. Ernüchterung hingegen bei den Gästen. Drei Punkte vor Augen, einen ganz sicher und am Ende null im Sack. Bitter.
Sven Möller beim Freistoß, der kurz danach zum Ausgleich einschlug.
Großer Jubel nach dem 2:1. Links der geknickte TSV-Keeper Henrik Titze. Fotos: Alexander Knull
Für Schönteich ein Befreiungsschlag: „Jetzt haben wir das obere Tabellendrittel abgearbeitet und es kommen die vermeintlich leichteren Gegner. Wir sind voll in der Spur und das fühlt sich total toll an“. Mal sehen, was Meiendorf, Paloma und Pinneberg dazu zu sagen haben.
Stimmen:
Thorsten Schneider (Trainer TSV Buchholz 08): Unser Plan war, Dassendorf kommen zu lassen – gerade nach dem gestrigen Ergebnis. Denn uns war klar, dass Dassendorf mit aller Macht gewinnen will. Wir haben gehofft, dass sich daraus Räume für uns ergeben und wollten Nadelstiche nach vorne setzen. Bis zum Freistoß in der 77. Minute ist uns das auch sehr gut gelungen. Bis dahin hatten wir sogar ein Chancenplus und MÜSSEN das 2:0 machen – aber danach fragt morgen keiner mehr. Mitte der zweiten Halbzeit wurde der Druck von Dassendorf immer stärker, da konnten wir uns nicht mehr befreien. Schade, dass durch den unberechtigten Freistoß der Ausgleich gefallen ist, das war dann die Wende. Da haben wir schon vermutet, dass es noch nach hinten losgeht.
Jan Schönteich (Trainer TuS Dassendorf): Buchholz war hier lange auf der Siegerstraße, hat insbesondere in der ersten Halbzeit leidenschaftlicher gespielt und mehr investiert. Das mag ich an meiner Mannschaft immer nicht so gerne, wenn ich zu so einem Resümee kommen muss. In der Halbzeit haben wir ein paar Dinge aufgearbeitet, denn natürlich wollten wir hier zwingend gewinnen. Das gestrige Ergebnis hat uns dabei vielleicht eher behindert. Aus meiner Sicht war der Freistoß zum 1:1 berechtigt – und dann ist das Spiel tatsächlich noch gekippt. Mit den Einwechselungen hatten wir dabei ein glückliches Händchen. Bei diesen Bedingungen heute, Novemberlike halt, gab es keinen Schönheitspreis zu gewinnen – und den haben wir uns auch nicht geholt. Spielerisch keine Glanzleistung von uns, das können wir viel viel besser. Aber einen Rückstand zu drehen und ganz viel Moral einzubringen kann mehr zählen, als nur die drei Punkte.
Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 5 Spiele: 3 Siege – 1 Remis – 1 Niederlage, 9:5 Tore
Historie: Besonders viele Spiele gab es noch nicht zwischen Dassendorf und Buchholz – dennoch ist eines ganz besonders in Erinnerung geblieben: Am Freitag, den 25.04.2014 reisten die Nordheidjer zum 30. Spieltag an den Wendelweg und beendeten mit ihrem 1:0-Auswärtssieg ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5367) damals eine stolze Serie: Die TuS war zuvor nämlich in 48 (!) Punktspielen 19 Monate lang ungeschlagen geblieben (36-12-0).
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