Für VfL-Stürmer Marco Marcigliano sollte jedes Spiel in Halstenbek angepfiffen werden. Letzte Saison erzielte er einen Hattrick beim 3:0-Erfolg. Eine Spielzeit später war es wieder der gleiche Angreifer, der an der selben Stätte (fast) im Alleingang den VfL Lohbrügge zum Erfolg führte. Seine zwei Tore gaben den Kritikern bei HR weitere Nahrung, die von einer Krise in Rellingen sprechen.
Es war gar nicht das verlorene Spiel, sondern die Art und Weise, die dem neutralen Betrachter nachdenklich stimmen, ob HR das erklärte Ziel erreichen wird. Noch belegt die Berndt-Truppe den siebten Rang, welcher zum Verbleib der Staffel berechtigen würde. Doch sollte die gezeigte Darbietung gegen Lohbrügge der Maßstab für die letzten fünf Partien sein, muss man sich mit Landesliga-Fußball anfreunden. “Wir hatten in der ersten Halbzeit keine Einstellung gezeigt”, lautete das vernichtende Urteil von Trainer Oliver Berndt. Wann soll man denn sonst Einstellung zeigen, wenn es nicht um den Klassenerhalt geht. Ehrenvoll nahm Berndt einen Teil der Schuld auf seine Schultern. "Ich habe heute auf Leute gesetzt, die nächste Saison nicht mehr für uns spielen werden. Es hat nicht geklappt." Nicht schwer zu erraten, dass er u.a. damit Heine, Jakobs, Haye oder Waschatz meinte. "Der Abstiegskampf ist eine Charakterfrage", philosophierte Berndt weiter. Diese Frage wurde von seiner Mannschaft beantwortet. Jedoch nicht im gewollen Sinne. Eine einzige Möglichkeit konnten die Platzherrn bis kurz vor dem Ende der Partie vorweisen. Bösch hatte nach einem Alleingang vorgezogen, das Leder quer zu legen, statt selbstsüchtig abzuschließen. Mehr Kaltschnäuzigkeit bewies Marcigliano, der nach einer abgefälschten Bernstein-Flanke die Führung erzielte und das zweite Tor nach einer feinen Einzelleistung markierte. Lohbrügge profitierte von der größeren Aggressivität in den Zweikämpfen und beherrschte das Geschehen.
“Ich bin stolz, dass die Mannschaft den Nackenschlag verdaut hat”, so Coach Gunnar Seidler. Zur Erinnerung: Lohbrügge werden wahrscheinlich die drei Punkte vom Condor-Sieg (3:0) aberkannt, da Nico Kraskiewicz nicht spielberechtigt war. Kraskiewicz lief auch gegen HR auf, dieses Mal spielberechtigt, und fügte sich in die gute Teamleistung ein. “Ich kann ja verstehen, dass Condor die drei Punkte haben will. Aber die Begründung, die ich gelesen habe, kann ich nicht nachvollziehen. Was hat das mit dem Abstiegskampf zu tun, wenn ein ehrenamtlicher Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle bei uns etwas vergessen hat. So werden wir mit SV Blankenese fast in einen Topf geschmissen, obwohl die absichtlich gehandelt haben. Das ist ein Unterschied”, so Seidler. Trotz des vermeintlichen Punktabzuges will der Nachfolger von Manfred Lorenz nicht aufgeben. “Wir wollen keine Partie mehr verlieren und haben am letzten Spieltag noch die Partie beim HEBC. Das könnte ein Endspiel werden.” Auch Oliver Berndt gibt sich als Mathematiker. “Wir brauchen aus den letzten fünf Begegnungen mindestens drei Siege, wenn nicht mehr.” Dazu ist gewiss eine Leistungssteigerung nötig.
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