Vier Punktspielserien lang mussten die einstigen Marienthaler "Sportcluberer", über Jahrzehnte zu den absoluten Lieblingen der Hamburger Fußballszene zählend, warten, bis sie nach ihrem Abstieg anno 2011 aus Hamburgs Spitzenliga wieder den Niendorfer Sachsenweg zu einem Pflichtspiel aufsuchen durften. Nun aber als Wandsbeker Turner und Sportler mit einer Spielfläche am unromantischen Jenfelder Bekkamp. Erstaunlich in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass auf beiden Seiten noch jeweils zwei damals aktive Namen auftauchen, die auch heute dabei sind. Maxim (nicht Karl) Marx und Yannick Siemsen bei den Gästen sowie Özden Kocadal und der damalige NTSV-Coach Carrel Segner. Der allerdings lediglich als Zuschauer.
Zunächst sind es die Gäste, welche ein hohes Tempo vorlegen und nach knapp fünf Minuten in Führung gehen. Dafür verantwortlich nicht etwa Benjamin Bambur, der mit 21 Buden führende Oberliga-Goalgetter, sondern Maurizio D'urso, der das Zuspiel des links vorpreschenden Außenverteidigers Sebastien Mankumbani zu nutzen versteht. Nur wenig später hat auf der anderen Seite der zuletzt hoch gelobte, aus dem nördlichsten Bundesland kommende, Johann Butler nach einem Missverständnis in der rotbehemdeten Defensive den Ausgleich auf dem Fuß. Allein Tormann Maximilian Hentrich reagiert bravourös. Auch ein Butler-Kopfball nach einem Eckstoß von Serhan Yapici streicht nur knapp über das Wandsbeker Gestänge, genauso wie der Schuss von Furkan Aydin daneben landet. Nach zwei Rettungsaktionen fast auf der Torlinie auch mal wieder die Concorden. Gegen den Flachschuss aus seitlichen 20 Metern von Yousseff Sbou hat Goalie Oldie Marcel Kindler ein Gegenmittel genauso wie Hentrich gegen das Yapici-Aydin-Produkt und ein Adam-Benn Solo. Der durchaus verdiente Einstand zur Pause jedenfalls will nicht fallen.
Nach der Pause hingegen geht es erst einmal erheblich ruhiger zu. Mehr als 20 Minuten verstreichen, bis Aydin es mit einem Distanzschuss versucht, aber um einen halben Meter zu hoch. Stattdessen die 70. Minute. Mankumbani per Flachschuss von rechts Richtung lange Ecke, Kindler kommt mit den Fingerspitzen nur knapp ran, krabbelt hinterher, die Kugel aber trudelt in Richtung des schussbereiten Abdel Abou-Khalil, gegen den Benn nur ein Mittel einfällt, nämlich jenen von den Beinen zu holen. Die Rote Karte akzeptiert der Amerikaner klag-, den fälligen Elfer verwandelt Mankumbani gnadenlos. Nach einem langen Ball des eingewechselten Gerrit Betzien taucht D'urso allein vor Kindler auf und überwindet den in die Knie gehenden mit einem Lupfer. Mit dem 0:3 ist die Entscheidung gefallen. Daran kann auch der Ehrentreffer per Kopf von Christian Rohweder nach einem Niemann-Freistoß nichts ändern.
Obwohl die Niendorfer mit einer ausgeglichenen Bilanz von 7-6-7 und 27 Punkten tabellarisch eigentlich jenseits von Gut und Böse stehen, waren die Gesichter ihrer Offiziellen nach dem Spiel ungewöhnlich ernst. Auch die Worte des Trainers klangen ganz anders als sonst. Bei den nun das Mittelfeld anführenden Wandsbekern hingegen nur eitel Sonnenschein trotz des belämmerten Wetters.
Punktspiel-Statistik ab 2005 aus der Sicht des Gastgebers: 14 Spiele – 3 Siege – 7 Remis – 4 Niederlagen – 15:17 Tore
Diamantis Cholevas (Trainer SC Concordia): Ich bin sehr zufrieden mit dem Spielausgang, insbesondere auch weil wir Benjamin Bambur nach seiner Roten Karte im letzten Spiel gegen Türkiye nicht dabei hatten. Wir waren von Anfang an darauf aus, drei Punkte mitzunehmen und am Ende wohl auch bewiesen, dass wir wieder zu Recht in der Oberliga dabei sind.
Ali Farhadi (Trainer Niendorf) Unser Spiel in der ersten Halbzeit war durchaus zufriedenstellend. Danach aber war es einfach katastrophal. Die Mannschaft hat zurzeit einfach nicht die Qualität, um kontinuierlich ein gutes Spiel abzuliefern. Die jungen Spieler denken zwar, sie seien bereits soweit, doch ganz viele von ihnen sind noch nicht einmal in der Lage, ihre Schuhbänder zuzubinden. Das ist ganz schwierig. Einige kommen gar schlecht vorbereitet hierher. Wir werden es uns in dieser Woche noch einmal anschauen, und danach muss der eine oder andere sich wohl umsehen, ob er hier noch weitermachen kann oder nicht. Spieler gibt es schließlich genug. Wir haben eine starke U-23 und auch eine gute U-19. Dementsprechend werden wir den Kader noch einmal durchschütteln. Auf die Frage, warum wir zurzeit auswärts bessere Ergebnisse erzielen als hier, habe ich leider, leider keine Antwort. Das ist einfach so.
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