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11.03.2016
Hamm übertrumpft Kosova von Mirko Schneider



vs.


Hamm United FC – SC Schwarzenbek 4:0 (1:0)

Hamm United FC: Graudenz – Asante (82. Neuenhagen), Hoppe, Harrsen, Ahmadi – Schirosi – Römhild (65. Raptis), Suntic, Mahrt, Ludin – Sakarya
SC Schwarzenbek: Scheunemann – Sander (80. Oertel), Koitka, Krauel, Doryan – Scharnberg, Bethmann, Helmke, Celitken (46. Behrens) – Bolz (88. Stenner), Musielak
Tore: 1:0 Sakarya (36., Vorarbeit Ludin), 2:0 Raptis (66., Asante), 3:0 Ludin (71., Sakarya), 4:0 Mahrt (87., ohne Vorarbeit)
Schiedsrichter: Malte Jonas (Meiendorfer SV): souveräne Leistung!
Beste Spieler: Sakarya, Ludin, Harrsen, Mahrt – Scharnberg (zeigte als einziger Schwarzenbeker zarten Willen zum dynamischen Offensivspiel)
Zuschauer: gefühlt 68 Frierende

Alle Freunde des Schwarzenbeker Fußballs müssen zu Beginn dieses Berichts sehr tapfer sein. In der Landesliga Hammonia zogen sich bekanntlich am gestrigen Donnerstagabend alle drei Herren-Mannschaften vom Spielbetrieb zurück. Heute reihte sich der SC Schwarzenbek in der Landesliga Hansa ein. Ein Schock für alle Beteiligten! Denn – sie können die schweissnassen Hände wieder trocknen und den Puls laaaangsam zur Ruhe kommen lassen – viel mehr Rückzug auf dem Spielfeld hat man vom SCS wohl selten gesehen. Natürlich spielt der seriös geführte Club weiter und wird kein zweiter TSV Uetersen. Aber was, bitteschön, war das denn heute Abend? Populistisch gesagt: gar nix!

Taktisch gesprochen versuchten die Gäste folgendes: Hoch verteidigen mit wenig Laufarbeit und möglichst ohne im zentralen Mittelfeld Zweikämpfe zu führen. Preisfrage: Wozu mag das führen, wenn eine Mannschaft Alessandro Schirosi & Co. eine solche Vorlage bietet? Richtig, zu einer hochverdienten Niederlage. 100 Punkte für sie, verehrte Leser.

Wobei es in der ersten Halbzeit noch danach aussah, als würde sich das Desaster in Grenzen halten. Hamm kombinierte gepflegt, allerdings mit wenig Durchschlagskraft. Für die ersten beiden Chancen mussten Standardsituation herhalten. Artur Hoppe bediente Abdul Ludin am langen Pfosten. Schwarzenbeks Lucas Scheunemann parierte den ungefährlichen Ball in der kurzen Ecke (2.). Eine Ecke von Schirosi verlängerte Felix Römhild am kurzen Pfosten dafür gefährlich mit dem Hinterkopf. Kevin Koitka rettete mit seinem Schädel gut 1,66 Meter vor der eigenen Torlinie. Mit dem ersten Spielzug, den Hamm bis zum Ende vortrug, war es dann soweit. Schwarzenbek „vergurkte“ (Zitat Sportlicher Leiter Frank Flatau) vorne einen Freistoß und vergaß die Rückwärtsbewegung. Christopher Mahrt spielte einen sauberen Zuckerpass in die Tiefe, Ludin lief auf Scheunemann zu und legte quer zu Serkan Sarkaya, der locker einschob (36.). Die Vorentscheidung vor dem Wechsel verpasste Hoppe. Er verstolperte den Ball im Anschluss an ein schickes Solo alleine vor dem Schwarzenbeker Kasten (40.).

„Mann, ist das blutleer von Schwarzenbek, ist das schlecht“, ärgerte sich Kosovas Trainer Ingo Brussolo. Gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Thorsten Beyer sah er sich das Spiel an und legte nach: „Ihr könnt mich gerne zitieren. Mir macht das nix.“ Daher findet auch Brussolos Ärger über aus seiner Sicht zu geringe Rotsperren für Hamm United durch den Verband („Die kriegen ja immer nur ein Spiel“) hier Erwähnung. Das beste Zitat hob sich Brussolo übrigens für den Schluss auf. Dazu kommen wir noch…

Die zweite Hälfte begann aus Sicht der Dramatik-affinen Fans mit der Hoffnung, jemand habe den Schwarzenbekern gesteckt, dass hier heute Abend tatsächlich ein Landesligaspiel stattfindet. Und wahrhaftig! Ruven Scharnberg hatte per Fuß (50.) und Kopf (64.) zwei Halbchancen, die erste Möglichkeit war sogar herauskombiniert!

Also war nun Spannung angesagt? Von wegen. Hamms Trainer Uli Schulz wechselte Vasileios Raptis ein, dessen erste Ballberührung im Netz landete (66.). Jonah Asante hatte sich über rechts mustergültig durchgetankt und den Ball wie im Lehrbuch von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr gelegt. Hamm machte es jetzt richtig Spaß, doch es waren nicht die üblichen Verdächtigen, die zauberten. Der ordentliche Schirosi war etwas zu verspielt, Danijel Suntic auch nicht besonders gefährlich. Doch dieser Ludin, alle Achtung! Über links dribbelte er sich mit dem Ball quasi auf der Grundlinie durch. Das ging zehn Meter lang gut, da die Gäste keine Gegenwehr leisten. Scheunemann stellte sich ihm in den Weg, konnte Ludins Chip in die Mitte nicht entscheidend klären. Ein Getümmel folgte, Sarkaya schoss schließlich, ein Schwarzenbeker rettete per Handspiel auf der Linie – und Ludin rettete den Schwarzenbeker vor einer Spielpause in der nächsten Woche, indem er den Abpraller sofort ins Tor drosch. Schiedsrichter Malte Jonas verzichtete somit auf die Rote Karte, ließ korrekterweise Vorteil gelten (71.).

Hamm berauschte sich nun ein bisschen am eigenen Spiel. Viele Torchancen benötigten sie ja heute eh nicht, so dass jetzt schön anzusehende Mittelfeldkunststückchen geboten wurden. Thorsten Beyer und Ingo Brussolo hatten jedenfalls genug gesehen und verabschiedeten sich zehn Minuten vor Spielende. Brussolo lieferte beim Gehen die für den heutigen Tag letzten und besten seiner berühmten klaren Worte: „Morgen gewinnen wir in Poppenbüttel auch mit 3:0!“ Das ist mal eine Ansage!

Bis auf das „auch“! Denn Hamm gewann ja gar nicht 3:0. Sondern eben, nach dem Beyer/Brussolo-Abschied, 4:0. Schwarzenbek spielte sich auf der linken Abwehrseite unbeholfen den Ball zu und vertändelte ihn schnell. Mahrt erhielt ihn 25 Meter vom Tor entfernt an der Seitenlinie – und lupfte die Kugel technisch in Bundesligamanier über Scheunemann zum 4:0 ins Netz. Einer seiner Kollegen (über seinen Namen schweigt des Schreibers Höflichkeit) konnte sich im Gespräch mit Mahrt gar nicht wieder einkriegen. Seine mehrfach wiederholten Worte: „Alter, du hast ihn richtig gefickt“. Nun ja, sagen wir einfach, das war eine lobenswert gemeinte Anerkennung für Mahrts Geniestreich. Schauen wir mal, wie die drei Tore aussehen, mit denen der Klub Kosova morgen Rang zwei von den „Geächteten“ zurückerobern will. Selbst wenn sie so gut spielen wie Hamm heute, so dürfte von Poppenbüttel in der jetzigen Saisonphase sicher kein Rückzug zu erwarten sein…

Stimmen:

Mario Friedrich (Trainer SC Schwarzenbek) Ich bin sprachlos. Wir wussten, dass Hamm zu Recht da oben steht. Die Jungs können einfach buffen. Dass wir aber so wenig dagegen setzen, ist schon enttäuschend. Wir haben einfach den berühmten Zugriff auf das Spiel nicht bekommen. Wir haben es überhaupt nicht geschafft, den Spielaufbau des Gegners effektiv zu stören. Echt ärgerlich. Wir haben noch ein paar Spiele und wollen eigentlich zeigen, dass die Hinrunde nicht unser wahres Gesicht war.

Uli Schulz (Hamm United): Das war ein hochverdienter Sieg. Wir hatten Anfang der zweiten Halbzeit einen kleinen Hänger. Der Wechsel mit Vasileios Raptis hat wieder Schwung reingebracht. Er ist ein guter Fußballer. Wir spielen immer besser in unserem System, hätten auch letzte Woche schon sieben bis acht Tore schießen können. Haben die Jungs dann nicht gemacht, weil sie in Uwe Seeler-Manier versucht haben, die Bälle technisch ganz toll zu verarbeiten. Für das dritte Spiel in sechs Tagen war das heute wirklich richtig gut.



Punktspielstatistik (seit 2005) aus Sicht des Gastgebers: 14 Spiele: 10 Siege – 4 Remis – 0 Niederlagen, 35:11 Tore

2009/10: 1:1 / 2:0 Landesliga Hansa
2010/11: 3:1 / 2:1 Landesliga Hansa
2011/12: 6:0 / 3:1 Landesliga Hansa
2012/13: 1:1 / 4:1 Landesliga Hansa
2013/14: 3:3 / 2:0 Landesliga Hansa
2014/15: 3:2 / 1:0 Landesliga Hansa
2015/16: 4:0 / 0:0 Landesliga Hansa


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