12.03.2016 Spieler nach Zürich, Punkte nach Pinneberg - Lüneburg entscheidet von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – VfL Pinneberg 0:1 (0:1)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Kleine, Bannasch (62. N. Hoffmann), Figge, Keklikci (79. Görücü) – Radic, Papke – Degener, Wilhelm – Landau, Aschenbrenner (74. Zan) VfL Pinneberg: Baese – Borck, Vollmer, Zimmermann, Maaß – Kulicke – Lüneburg (89. Ellerbrock), Reibe (62. Dirksen), Richert, D. Diaz – Brameier (66. L. Diaz) Tore: 0:1 Lüneburg (11.) Schiedsrichter: Philip Roedig (Altona 93): Nutzte seine „zweite Chance“ (letzte Saison pfiff er ebenfalls genau diese Partie: http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5416). Absolut souverän und sehr unaufgeregt. Sehr gut. Beste Spieler: Figge – Maaß, Zimmermann, Vollmer, Lüneburg Zuschauer: 102
Das allererste Duell zwischen beiden Klubs gab es am 22.09.1974. Damals am 6. Spieltag – und ein echtes Spitzenspiel (Erster vs. Zweiter). Nach einem 0:2-Pausenrückstand stürmten die Vierländer vor 800 Zuschauern noch zu einem 3:2-Sieg (das Siegtor erzielte „Legende“ Peter Kurschildgen in der 87. Minute) und verteidigten somit die Tabellenführung (Kopie des Abendblatt-Artikels siehe am Ende des Berichtes). Auch das Rückspiel gewannen die Curslacker in letzter Minute (1:0 durch Lutz Bendler in der 89.) – doch am Saisonende jubelten die Pinneberger: Landesliga-Meister 1975 (nach einem dramatischen Endscheidungsspiel um die Meisterschaft mit 7:6 nach Elfmeterschießen gegen Altona 93). So war es dann auch heute – der VfL jubelte wieder!
Dank einer schwungvollen ersten halben Stunde nahmen die Gäste nicht unverdient drei Punkte mit auf den langen Heimweg (50 KM). Spieler-Trainer Thorben Reibe, der in Itzehoe wohnt und somit sogar eine 90KM-Tour hat („Ich bin vier Stunden vor dem Anpfiff losgefahren“), stand dabei überraschend in der Startelf: „Grundsätzlich hätte ich zwar lieber nicht gespielt, aber aus der Not heraus und für den Fußball, den wir im Moment spielen, kann ich der Mannschaft noch nutzen“, so der Neu-Coach ganz bescheiden.
Mit einem 4-1-4-1-System bestimmten die Pinneberger die Anfangsphase, wirkten hinten sehr stabil (Maaß, Vollmer, Zimmermann) und vorne äußerst agil (Lüneburg, Brameier, Richert). Nach einem Pressschlag mit Jan Bannasch 20 Meter zentral vor dem Tor tankte sich Brameier, der heute erstmals als Sturmspitze auflief, etwas glücklich durch, legte schön quer auf Flemming Lüneburg und der hatte aus zehn Metern keine Mühe, ins leere Tor einzuschieben (11.). Mit einem Kopfball von Tim Vollmer knapp übers Gehäuse (nach Lüneburg-Freistoß) hätten die Kreisstädter direkt danach sogar noch nachlegen können (13.).
Torschütze Flemming Lüneburg (l.). und Vorlagengeber Benni Brameier (m.) bejubeln mit Alexander Borck den Siegtreffer. Foto: Hanno Bode
Die Vierländer, personell auf dem letzten Loch pfeifend (Henke: „Ich wollte schon in Meiendorf anrufen und fragen, wie die das Spiel vom Verband absetzen lassen konnten“) waren sichtlich geschockt und brauchten fast eine Viertelstunde, um wieder aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen. Jan Landau sorgte mit seinem Schuss aus 20 Metern für die erste echte Torchance der Hausherren. Keeper Norman Baese hatte mit dem Ball große Mühe, ließ abprallen und der herangerauschte Witalij Wilhelm verpasste nur knapp den Ausgleich (35.).
Auch nach dem Seitenwechsel ergaben sich gegen den „Pinneberger Beton“ kaum Chancen, zu häufig wurde mit langen Bällen operiert, die die hünenhafte VfL-Abwehr dankbar im Minutentakt heraus schädelte. Nach gut einer Stunde musste Henke dann gezwungenermaßen eine weitere Stütze im Team ersetzen: Jan Bannasch wurde beruflich (IT-Fachmann) in Zürich erwartet und flog um 18 Uhr (!) ab Hamburg Airport.
Ab nach Zürich – Jan Bannasch wurde um 16.20 Uhr ausgewechselt – und saß um 18 Uhr im Flieger! Foto: Hanno Bode
„Ich weiss gar nicht, wen ich da hinstellen soll“, seufzte Henke ob der vielen Ausfälle (u.a. Spiewak, Beldzik, Schalitz) – und entschied sich für Papke (dafür wechselte Wilhelm auf die „Sechs“). Da sich die Pinneberger kaum noch über die Mittellinie bewegten und vornehmlich auf Sicherung des Vorsprungs bedacht waren, hatte der neue Innenverteidiger aber kaum etwas zu tun. Nur Lüneburg feuerte nochmal einen Kracher aus 12 Metern halbrechter Position ab, doch Babuschkin parierte sicher (71.).
Zehn Minuten vor dem Ende riskierte Curslack alles und beorderte Co-Trainer Mathias Figge ins Sturmzentrum, doch Zählbares sprang nicht mehr heraus. Dabei hatte Niklas Hoffmann (der für den Zürich-Reisenden gekommen war) die Riesenchance, legte sich den Ball aber zu weit vor und geriet zudem ins Straucheln (87.). Im Gegenzug stand Richert nach schöner Diaz-Flanke völlig „blank“ vor dem Kasten, schoss aber den Torhüter an. So blieb es beim 1:0 der Pinneberger, die sich in einem „Schweinespiel“ (O-Ton Reibe) drei wertvolle Punkte erkämpften und Buxtehude und Meiendorf in Sichtweite behalten. Die Vierländer hingegen sind seit sieben Partien sieglos (0-3-4) und müssen sich nun ebenfalls Sorgen machen. Den letzten Erfolg gab es am 21. November beim 2:0 gegen Buxtehude.
Stimmen:
Thorben Reibe (Trainer VfL Pinneberg): Kein schönes Spiel, aber erfolgreich – und das ist das, was zählt. Wir sind aber noch weit von dem Fußball entfernt, wie ich mir das vorstelle. Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und verdient in Führung gegangen, haben dann aber nach und nach Curslack das Spiel überlassen. Defensiv standen wir aber sehr sicher und haben kaum etwas zugelassen. Das war ein Schritt in die richtige Richtung, aber wir stehen immer noch auf einem Abstiegsplatz.
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Nach dem frühen Rückstand haben wir ein paar Minuten gebraucht, um uns davon zu erholen. Ab Mitte der ersten Hälfte haben wir uns mehr und mehr in die Partie reingearbeitet, aber es hat an der Zielstrebigkeit und Konsequenz gefehlt. In der zweiten Halbzeit haben wir, wie ich finde, im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten wirklich nochmal alles versucht und viel investiert. Leider belohnen wir uns im Moment nicht dafür. Symptomatisch ist die Szene drei Minuten vor Schluss, als Niki Hoffmann alleine aufs Tor zulaufen kann, sich aber den Ball 12 Meter zu weit vorlegt. Vom Spielverlauf her wäre ein Remis bestimmt nicht unverdient gewesen. Wir sind in einer prekären Situation. Uns stehen keine einfachen Wochen bevor, aber die Leistung der Mannschaft war soweit in Ordnung, wir haben uns als Team gut präsentiert.
Punktspielstatistik (seit 1945) aus Sicht des Gastgebers: 22 Spiele: 7 Siege – 6 Remis – 9 Niederlagen, 32:40 Tore
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