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09.04.2016
Es wurde aber auch Zeit! von Mirko Schneider




vs.


SV Curslack-Neuengamme – Concordia 4:2 (1:0)

SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Kleine, Spiewak, Schalitz, Keklikci – Radic, Papke (72. Wilhelm) – Beldzik, Degener – Landau (90.+2 Aschenbrenner), Hammel (63. Bannasch)
Concordia: Safarov – G. Cholevas, Siemsen, Doege, M. Cholevas – Kobert, Sbou (54. Kämpfer) – Betzin (90. D`urso), Abou-Khalil – Kapur, Bambur
Tore: 1:0 Landau (7., Vorarbeit Papke), 1:1 Kapur (53, ohne Vorarbeit), 2:1 Landau (55., Degener), 3:1 Radic (75., ohne Vorarbeit), 3:2 Kobert (80., Kämpfer), 4:2 Wilhelm (85., direkter Freistoß)
Schiedsrichter: von Glischinski (SC Eilbek): gute Spielleitung. Hätte in der 18. Minute auf Elfmeter für Curslack entscheiden können (Safarov an Beldzik), aber nicht zwingend müssen
Beste Spieler: Landau, Radic, Papke – Abou-Khalil, Kobert (jeweils 1. HZ)
Zuschauer: 140

Es lief die Nachspielzeit am Gramkowweg, als der Mann des Tages ausgewechselt wurde. Jan Landau trottete von der gegenüberliegenden Eckfahne Richtung Trainerbank und erhielt vom Publikum seinen verdienten Szenenapplaus. Dieser ebbte ab, als der Angreifer noch 30 Meter von seinem Trainer Torsten Henke entfernt war – doch Curslacks Fan Marco klatschte weiter. Verwundert sahen einige Fans zu ihm hin. Marcos Erklärung: „Jan war heute so gut. Ich höre erst auf zu klatschen, wenn er das Feld wirklich verlassen hat.“ Also machte ein Großteil des Publikums noch mal mit. Doppelte Standing Ovations sozusagen! Und womit? Mit Recht! Der in dieser Saison oftmals kranke, gesperrte, verletzte, wankelmütige Curslacker Stürmer hatte allen gezeigt, was immer noch in ihm steckt.

Los ging seine große Gala in einem Spiel, welches sich viel unterhaltsamer entwickeln sollte als anhand des Tabellenstandes zuvor angenommen, in der 7. Minute. Einen Curslacker Einwurf klärte Cordi unzureichend in die Mitte, wo Patrik Papke eine geniale Idee hatte. Aus der Zentrumsposition 30 Meter vor dem Tor passte er den auftickenden Ball auf Hüfthöhe direkt und filigran ans linke Fünfereck. Dorthin war bereits Landau gestartet, genau im richtigen Moment, nahm volley ab und erzielte die frühe Curslacker Führung.

In der unmittelbaren Folge zeigten sich die Gäste keineswegs beeindruckt. Yannick Siemsen köpfte einen Freistoß von Abdel Abou-Khalil nur knapp drüber (10.), ein gleich darauf folgender toller Spielzug über rechts verpuffte letztlich durch Benjamin Bamburs unpräzisen Flachschuss aus 16 Metern (12.). Curslack jedoch schlug zurück. Doppelpass Mike Beldzik und Christoph Hammel, Beldzik alleine vor der Kiste, er lupft weit vorbei, wird aber danach von Cordis Keeper Gianluca Babuschkin abgeräumt (18.). Einerseits: Beldzik kam zum Abschluss. Andererseits: Da zeigt so mancher Referee auf den Punkt. Nun war wieder Concordia dran. Aldin Kapur geriet alleine vor dem Tor nach gutem Zuspiel von Youssef Sbou ins Straucheln (25.) und scheiterte an Gianluca Babuschkin (wechselt sich zurzeit mit Frederic Böse im Curslacker Tor ab, um Spielpraxis für die neue Saison zu bekommen). Auf der Gegenseite klärte Safarov einen durchgesteckten Ball von Kutay Keklici auf Christoph Degener rechtzeitig (33.), bevor Babuschkin einen listigen Freistoß von rechts aus 25 Metern von Abou-Khalil aus spitzem Winkel letztlich sicher parierte (36.). Es war der letzte Höhepunkt der ersten Halbzeit in einer ausgeglichenen, gutklassigen Oberliga-Partie, die Spaß machte – was besonders für Landau zutraf: Laufwege, Pässe in die Tiefe, Hackenablagen, wirklich alles, was der 26-Jährige veranstaltete, machte Sinn, war schön anzusehen und effektiv.

In der zweiten Halbzeit, die total anders verlaufen sollte als Hälfte eins, steigerte er sich sogar noch – und war an zwei der drei Wahnsinnschancen direkt nach dem Wiederanpfiff als Vorbereiter beteiligt, die Curslack zur Vorentscheidung hätte nutzen müssen. Hier die drei Akte im kreativen Torchancen vergeben, die Torsten Henke zur Weißglut brachten. Akt eins, 47. Minute: Schöner Angriff über rechts, Landau in die Mitte auf Beldzik, der auf Degener, der steht alleine vorm Tor, spitzer Winkel, wartet eine halbe Ewigkeit, spielt endlich in die Mitte auf Hammel, der wird geblockt. Akt zwei, 48 Minute: Stjepan Radic flankt von rechts und Hammel verpasst am langen Pfosten um Zentimeter. Akt drei, 49. Minute: Radic taucht jetzt links auf, geht mustergültig zur Grundlinie, bringt den Ball rein, Cordis Oliver Doege klärt direkt vor die Füße von Mike Beldzik. Sieben Meter, freie Schussbahn, in die Wolken!

Und jetzt, liebe Leserinnen und Leser, kam es wie? Genau! Wie es kommen musste. Der bis dahin in jedem Zweikampf bestechend gute Curslacker Innenverteidiger Marvin Schalitz spielte einen katastrophalen Pass im Aufbau, erhielt den Ball nach einem Fehlpass von Cordi sofort zurück – und ließ ihn verspringen. Seinen zweiten dicken Bock nutzte Kapur, tankte sich mit Wucht in den Sechzehner durch, schoss den Ball in die lange Ecke und der sprang mit Hilfe des Innenpfostens ins Netz. Der mehr als glückliche Ausgleich war perfekt (53.).

Doch das Spiel kippte nicht. Curslack antwortete sofort. Degener setzte sich rechts durch und bediente in der Mitte Landau, der aus 50 Zentimetern zum 2:1 einnetzte (53.). Dummerweise allerdings war Schalitz nun völlig neben der Spur. Als Babuschkin nach einem langen Schlag beim Rauslaufen zögerte, spitzelte der Innenverteidiger den Ball aus Versehen über seinen eigenen Keeper. Bambur setzte nach, aber warum der heute schwache Cordi-Goalgetter aus drei Metern das leere Tor nicht traf, bleibt wohl sein Geheimnis (68.). Curslack schaltete wieder auf das Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ um und schaffte die vermeintliche Vorentscheidung. Aber wie! Einen der unzähligen Klassepässe von Landau verwertete Degener frei vor Safarov fahrlässig nicht. Den Abpraller schnappte sich Radic am Elfmeterpunkt, dribbelte sich in einem merkwürdigen Bogen bis zur Außenlinie und als man schon dachte, er laufe mit dem Ball Richtung Dove Elbe, chippte er ihn fast von der Außenlinie ins kurze Eck durch eine Mini-Lücke an Safarov vorbei ins Netz (73.). Safarov sah dabei arg schlecht aus.

3:1! Das war`s? Schon wieder nicht. Nachdem Degener gegen Safarov die Vorentscheidung vergab (77.), pennte Curslack bei einer Ecke. Jan Kämpfers Flanke fand vier Meter vor dem Tor Michael Kobert, der die Einladung annahm, ohne große Sprungkraft beweisen zu müssen. Nur noch 3:2 (80.). Cordi war klar unterlegen, aber Curslack hielt die Gäste durch haarsträubende Fehler am Leben. Bis zur 85 Minute: Curslack erkämpfte sich einen Freistoß aus 18 Metern und der eingewechselte Wilhelm zirkelte den Ball flach in die Torwartecke. Safarovs Spekulation eines Lupfers schlug fehl, wieder war Cordis Keeper nicht Herr der Lage und es stand 4:2.

Und das war`s jetzt so wirklich? Jetzt echt so absolut? Nicht ganz! Schalitz "rettete" fast noch einmal ins eigene Tor (!), nämlich in der 87. Minute. Und dann war Schluss. Ein Spiel, das Curslack viel höher hätte gewinnen müssen, endete mit einem hochverdienten 4:2. Jan Landau gab sich offenherzig, freute sich „über unseren Sieg und meine beste Saisonleistung. Heute lief es total gut für mich. Keine Ahnung, wieso. Das Wetter kommt jetzt – und ich auch“, so Landau. Und: „Mit dem Abstieg haben wir nichts zu tun. Dafür haben wir zu gute Kicker.“

Concordias Trainer Diamantis Cholevas erkannte Curslacks verdienten Sieg an („Das 2:1 hat uns die Luft genommen, der Gegner hat sauber gekontert und verdient gewonnen“), doch Curslacks Trainer Torsten Henke wollte Landaus Worte mit einem Schmunzeln im Gesicht nicht einfach so stehen lassen. „Jan liegt richtig, das war seine beste Saisonleistung. Das unterschreibe ich sofort“, sagte der Trainer-Dauerbrenner nach dem Spiel – und schob gleich hinterher: „Das wurde aber auch allerhöchste Zeit!“ Der Klassenerhalt sei trotz sehr guter Leistung mit dem einzigen großen Schwachpunkt Chancenverwertung außerdem noch nicht in Sack und Tüten „Dennoch war das heute ein großer Schritt in die richtige Richtung“, erklärte Henke. Gilt auch für Jan Landau. So, genau so wollen dich die Curslacker Fans sehen, Jan. Dann sind beim nächsten Mal auch Tripple-Standing-Ovations möglich!



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