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15.04.2016
Dassendorf verliert die "Henry Wagner-Festspiele" von Mirko Schneider




vs.


TuS Dassendorf – SV Curslack-Neuengamme 0:3 (0:1)

TuS Dassendorf: Gruhne – Thomas (69. Koops), Warmbier, S. Atug, Steinfeldt – Aust – Kurczynski, Dettmann, Möller, Rikspun (63. Zmijak) – Agyemang
SV Curslack-Neuengamme: Böse – Kleine, Spiewak, Schalitz, Keklikci – Beldzik, Radic – Degener, Wilhelm – Landau (86. Aschenbrenner), Hammel (82. Hoffmann)
Tore: 0:1 Schalitz (32., Vorarbeit Landau), 0:2 Degener (48., Hammel), 0:3 Landau (57, Kleine)
Gelb-Rot: Steinfeldt (49., Dassendorf, Foul/Meckern), S. Atug (82., wdh. Meckern)
Besonderes Vorkommnis: Dassendorfs Trainer Thomas Hoffmann muss wegen Reklamierens hinter die Bande (50.).
Schiedsrichter: Henry Wagner (GW Eimsbüttel): mit Schwächen in der Zweikampfbewertung. Alle drei von den Gastgebern monierte Situationen waren aus HAFO-Sicht nicht aufzulösen (siehe Spielbericht). Pfiff eine Minute zu früh ab. Ausbaufähige Leistung.
Beste Spieler: Thomas, Dettmann (jeweils 1 HZ) – extrem starke Mannschaftsleistung. Das HAFO-Sonderlob erntet Curslacks dynamische, zweikampfstarke Viererkette: Eyke Kleine, Sebastian Spiewak, Marvin Schalitz und Kutay Keklikci boten ganz großes Kino!
Zuschauer: 180

Es war ein Bild des Jammers. In den Schlussminuten der Oberligapartie Dassendorf gegen Curslack schoben sich die Gastgeber die Bälle minutenlang in der eigenen Hälfte zu. Mal im Trab, mal im Stand! Zermürbt von zwei Platzverweisen, einem exzellenten Gegner und einer aus Sicht des Meisters schwachen Schiedsrichterleistung, reihten die neun verbliebenen Dassendorfer ohne Raumgewinn Pass an Pass. Dauerregen und einsetzende Dunkelheit am Wendelweg lieferten den passenden tristen Rahmen. Curslack griff nicht mehr an. Die Mannen von Gästetrainer Thorsten Henke hatten die Botschaft des geschlagenen Titelverteidigers verstanden: Lasst uns einen Nichtangriffspaket schließen! Haut uns die Bude nicht noch voller!

„Es wäre lächerlich, wenn wir uns jetzt noch hinstellen würden und sagen, wir wären Favorit auf die Meisterschaft. Unsere Chancen sind ab nun sehr gering“, nahm Dassendorfs Trainer Thomas Hoffmann, der die letzten vierzig Minuten hinter der Bande verbringen musste, in seiner Analyse der Lage kein Blatt vor den Mund. Wie um alles in der Welt konnte es so weit kommen? Wie konnte die TuS Dassendorf das Deich-Derby derart klar verlieren?

Mehrere Faktoren waren dafür ausschlaggebend. Faktor eins: Curslack wollte dieses Spiel unbedingt gewinnen! Das wurde schon in der ersten Viertelstunde mehr als deutlich. Die Gäste vom Gramkowweg wirbelten Dassendorfs Abwehr gehörig durcheinander. Christian Degener (7.) und Eyke Kleine (13.) scheiterten aus bester Position an Dassendorfs Keeper Christian Gruhne, Stjepan Radic (9.) stand ein Dassendorfer auf der Linie im Weg. Alle drei Chancen hatte Jan Landau vorbereitet, sozusagen schon mal geübt.

Faktor zwei: Die einzige Spielphase, in der Dassendorf am Drücker und Curslack nicht auf der Höhe war, brachte nichts Zählbares. Ausschließlich über die rechte Seite wurde Dassendorf gefährlich. Bald-Dassendorfer Frederic Böse (nach dem Spiel von seinen Mannschaftskameraden in Anspielung auf seinen baldigen Wechsel an den Wendelweg mit „Freddy, bleib` bei uns“ und „Außer Freddy kriegt ihr von uns nix“-Sprechchören gefeiert) rettete vor Kristof Kruczynski (14.) und gegen Möllers Schuss von halblinks (16.), jeweils nach Vorlage von Henrik Dettmann. Der wie in dieser Saison leider üblich schwache Eric Agyemang köpfte aus zwei Metern Kurczynskis Flanke tatsächlich vorbei (16.) und wurde nach einer scharfen Hereingabe von Finn Lasse Thomas am langen Pfosten von Marvin
Schalitz geblockt (23.).

Faktor drei: Schiedsrichter Henry Wagner! „Was für Bayreuth die Richard-Wagner-Festspiele sind, sind für uns die Henry Wagner-Festspiele. Es ist das dritte Mal, dass ich mich erinnern kann, dass er uns pfeift und es gab die Platzverweise sechs, sieben und acht mit der bekannten Punkteausbeute. Ich kann mir nicht ersparen, das hier zu sagen: Er ist immer wieder willkommen in unserem Dorf“, leitete Dassendorfs Sportchef Jan Schönteich die Pressekonferenz ein. Wobei die Platzverweise eigentlich gar nicht das strittige Thema waren. Hauptsächlich monierten die Gastgeber drei Entscheidungen: das 0:1, das 0:2 und das nicht gegebene 1:2, in dessen Anschluss Thomas Hoffmann wegen seiner Beschwerden hinter die Bande musste und Peter Martens sich paffend vor lauter Frust eine Zigarette am Spielfeldrand ansteckte.

Das 0:1, welches genau in die Phase fiel, in der Curslack wankte, fiel so: Radic spielte einen Traumpass zentral aus 25 Metern auf die linke Flanke, Landau legte den Ball direkt volley flach in die Mitte und da stand der gegen Concordia in der vergangenen Woche in Halbzeit zwei indisponierte Innenverteidiger Marvin Schalitz und traf. „Das war sehr schön herausgespielt“ lobte Curslacks Trainer Henke. Hoffmann stimmte ihm zu, aber: „Wir standen genau auf der Höhe. Das war vier Meter Abseits.“

Nicht vier, aber immerhin gut zwei Meter im Abseits wähnten die Dassendorfer Christian Degener vor dem 0:2. Er hatte Christoph Hammel angespielt. Dieser wurde 30 Meter vor dem Tor mit dem Rücken zu selbigem nicht angegriffen und legte den Ball traumhaft mit der Hacke auf den durchstartenden Degener. Dieser blieb vorm Tor so eiskalt wie die Wetterverhältnisse und schob ein (48.). Fast im Gegenzug fiel der besagte, wegen Abseits zurückgepfiffene Anschlusstreffer (50.).

Doch zwischen 0:2 und vermeintlichem 1:2 begann Faktor vier sich auf dem Feld breitzumachen: Mangelnde Disziplin! Sascha Steinfeld, mit Gelb vorbelastet, sah wegen Meckerns Gelb-Rot (49.). „Absolut berechtigt“, wie Hoffmann einräumte. „Wenn er so einen Spruch loslässt, muss er sich nicht wundern.“ Gleiches galt für den späteren Platzverweise von Seyhmus Atug, der meckernd um sein Aus bettelte. „Seyhmus, das ist doch scheiße“, rief Peter Martens noch, aber es war schon zu spät (82.). Zwischendurch hatten einige Dassendorfer Gelb wegen Meckerns gesehen. Überhaupt wurde zu viel reklamiert. Bei jeder strittigen Abseitsentscheidung gingen die Arme hoch, aber die letzte Konsequenz im Rückwärtsgang fehlte. So kam Curslack auch zum 0:3, als Curslacks Rechtsverteidiger Kleine seine Leistung krönte. Er erahnte einen gegnerischen Pass tief in der eigenen Hälfte, gewann den Zweikampf, spielte schnell ab, startete durch, ließ sich schicken, bediente Landau, drin war das Ding (57.). Auch aufgrund solcher Szenen stufte Hoffmann Curslacks Erfolg später als berechtigt ein. „Auch ich“, so Hoffmann, „denke, dass wir heute verdient verloren haben.“

Und weitere verdiente Niederlagen könnten folgen, denn Faktor fünf ist Dauerbrenner in Dassendorf: das Verletzungspech! Nur noch vier Feldspieler waren auf der Bank, zudem musste Finn Lasse Thomas (Aktivposten in Hälfte eins und in Hälfte zwei immerhin mit einem Schuss an den Außenpfosten in der 66. Minute) verletzt vom Feld. „Bei uns stellen gar nicht mehr wir die Mannschaft auf. Das machen die Physios“, sagte Hoffmann später resigniert.

Fünf Faktoren und ein Gegner, der nicht nur viel wollte, sondern auch eine ganze Menge konnte: das war zu viel für Dassendorf. „Mehr geht nicht. Diese Leistung war am Optimum“, stellte Curslacks Coach Henke nach der Gala-Vorstellung seiner Mannschaft zufrieden fest. Vielleicht war das der Sargnagel für die Träume vom Titel-Hattrick in Dassendorf. Es gibt jetzt eine Oberligamannschaft, die diese Lage bei drei ausstehenden Nachholspielen plus der Begegnung am Sonntag bei Concordia nur noch für sich nutzen muss. Diese Mannschaft hat die Meisterschaft in der Oberliga Hamburg ganz allein in der eigenen Hand. Sie heißt HSV Barmbek-Uhlenhorst!



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