24.04.2016 'Mir ist es völlig Latte, wer die Tore reinmacht' von Andre Matz
vs.
HSV Barmbek-Uhlenhorst - TuS Dassendorf 0:3 (0:1)
HSV Barmbek-Uhlenhorst: Plendiskis – Dammann, Lux, Bastian, Lange – Clausen, Merkle – Ouru-Gnaou (44. El-Nemr), Hosseini (54. Keunemann), Korczanowski (69. Polzin), Sa Borges Dju TuS Dassendorf: Gruhne – Thomas, Warmbier, S. Atug, Steinfeldt – Möller, Aust, Zmijak – Nägele (73. Koops), Kurczynski (90. Suratman) – Agyemang (87. Ladendorf) Tore: 0:1 S. Atug (30.), 0:2 S. Atug (52.), 0:3 Möller (83.) Rote Karte: Zmijak (13., Notbremse) Schiedsrichter: Kevin Rosin (SV Lieth): Leitete von Beginn an souverän und konsequent, blieb ohne Fehler und zeigte eine beeindruckende Leistung! Beste Spieler: Hosseini – S. Atug, Agyemang, Aust, Möller Zuschauer: 795
Frank Pieper und Peter Paczkowski machten am Sonntagnachmittag so ziemlich jede emotionale Stufe einer Fußballpartie durch, sofern man sie als Trainer durchmachen kann. Die beiden begannen ab Minute eins damit, ihre Mannschaft an die taktische Ausrichtung zu erinnern, korrigierend einzugreifen und Hilfestellung zu bieten.
In den ersten zehn Minuten hatte sich weder auf der einen, noch auf der anderen Seite ein optischer Vorteil gezeigt. Das änderte sich schlagartig in der 13. Minute als Ivan Sa Borges Dju ungefähr 18m vor dem Tor von Marius Zmijak gefoult wurde. Zur Überraschung der meisten Zuschauer zückte Schiedsrichter Kevin Rosin glatt Rot. Sicherlich kein rotwürdiges Foulspiel, doch Zmijak soll letzter Mann gewesen sein.
Wer jetzt gedacht hätte, dass sich die Sorgenfalten bei Pieper und Paczkowski gelöst hätten, der lag definitiv falsch. So lautstark habe ich die Trainer selten an der Linie erlebt. Es war Dassendorf im Verlauf der gesamten Partie nicht anzumerken, dass sie in Unterzahl spielten. Und wie es oftmals ist wenn eine Mannschaft in Unterzahl spielt, so wird sie richtig heiß. Das traf insbesondere auf Innenverteidiger Seymus Atug zu. Er hatte Glück, dass Kevin Rosin ihm nicht die Geld-Rote Karte innerhalb weniger Sekunden zeigte. Als Atug wegen eines Foulspiels Gelb sah, ließ der Dassendorfer sich zu der Bemerkung ins Gesicht des Unparteiischen hinreißen: "Was machst du hier heute eigentlich für einen Scheiß?" Rosin blieb unbeeindruckt und beließ es bei einer Verwarnung. Wer weiß wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn auch Atug vom Platz geflogen wäre, denn nur Minuten später tankte sich Atug durch die Barmbeker Abwehr, verlud Keeper Kaspers Plendinskis und schoss zum 1:0 ein (30.).
1:0! Seymus Atug zeigt seine Zunge. Die BU-Fans im Hintergrund sehen weniger begeistert aus.
Frank Pieper und Peter Paczkowski wanderten jetzt in die emotionale Phase des Nicht-Begreifen-Könnens. "Erklär' mir das mal Einer" war ein oft benutzter Satz. Torchancen bei BU? Keine! Es war kein Plan im Spiel zu erkennen. Kurz vor der Pause verletzte sich Ashraf Ouro-Gnaou und wurde durch Pascal El-Nemr ersetzt und als es noch einmal hektisch zu werden drohte, nachdem Sven Möller gefoult worden war, ging es in die Kabine. Enttäuschend für alle BU-Anhänger, die heute eine Vorentscheidung in Sachen Meisterschaft sehen wollten.
Im zweiten Durchgang keine Änderung. Wer damit gerechnet hatte, dass die Ansprache der Barmbeker Trainer vielleicht Adressaten gefunden hatte, der sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Es war wieder Innenverteidiger Atug der für die Vorentscheidung sorgte. Ohne großartig gebremst zu werden, konnte er seinen zweiten Treffer erzielen (52.). Das hielt keinen Dassendorf auf seinen vier Buchstaben. Riesenjubel! Auch Martens und Hoffmann liefen zur Torauslinie um den Torschützen zu umarmen. Eine besondere Genugtuung muss es für den Torschützen gewesen sein, der von den Barmbeker Fans als "hässlicher Vogel“ bezeichnet worden war. Er zahlte es auf seine Art und Weise zurück.
Peter Paczkowski und Frank Pieper wechselten jetzt in den Status der Verzweiflung. Ein weiterer Stürmer musste her: Lasse Keunemann kam zusätzlich ins Spiel. Doch auch mit zwei nominellen Stürmern änderte sich nichts an der Barmbeker Spielweise und dem Eindruck, dass eher BU statt der TuS in Unterzahl spielte. Sven Möller machte schließlich aus gut 18 Metern das Unglaubliche wahr: er traf zum 3:0 (83.).
Frank Pieper und Peter Paczkowski wechselten jetzt in den Ruhemodus. Hatten sie bis hierher alles Trainermögliche vom Rand versucht, so blieben sie jetzt an die Bande angelehnt und redeten nur noch leise miteinander. Kopfschüttelnd.
Vollversammlung - Christian Merkle, Amando Aust, Ivan Sa Borges Dju, Sven Möller
Als schließlich der Schlusspfiff ertönte, begann es wie aus Kübeln Graupeln zu schütten. Hatte es vorher ein paar (leichtere) Graupelschauer gegeben, so schien der Himmel jetzt seine kompletten gefrorenen Tränen hinab zu schicken.
Während Seymus Atug sich feiern (und vollgraupeln) ließ und der Presse gewillt Rede und Antwort stand, machten sich einige Barmbeker Fans den Spaß auf dem weißen Rasen Schneeengel zu machen. Was für ein verrückter April-Sonntag!
Stimmen:
Peter Martens (Trainer TuS Dassendorf): Das war weltklasse. Die Mannschaft hat großartig gespielt. Man hat nicht zu einer Sekunde gemerkt, dass wir 75 Minuten in Unterzahl gespielt haben. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich bin hoch, hoch emotionalisiert. Das beste Saisonspiel seit ich Trainer bin. Ich bin sehr, sehr, sehr stolz auf die Jungs. Mir ist es völlig Latte wer die Tore rein macht. Da kann es auch ein Innenverteidiger sein. Da kann auch unser Keeper mal ein Tor machen, Hauptsache der Ball ist über der Linie. Atug hat das großartig gemacht und die Tore waren auch klasse heraus gespielt. Ich war bei BU sieben schöne Jahre lang Trainer und habe hier immer noch viele Freunde. Nur die 90 Minuten über nicht.
Frank Pieper-von Valtier (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Es lief eigentlich für uns mit der roten Karte gegen Dassendorf, aber wir haben es nicht geschafft einen Nutzen daraus zu ziehen. Wir haben uns akribisch auf dieses Spiel vorbereitet aber nichts davon umgesetzt. Dassendorf gewinnt verdient 3:0. Ich habe zu meiner Mannschaft gesagt: das Wort Meisterschaft braucht keiner mehr in den Mund zu nehmen, es sei denn wir sind Tabellenerster. Das war nicht das was man an den Tag legen muss, wenn man Dassendorf schlagen oder Meister werden will.
Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 16 Spiele: 6 Siege – 1 Remis – 9 Niederlagen, 25:34 Tore
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