19.05.2016 Vorschau: Es geht um nichts mehr? Von wegen! von Mirko Schneider
Allenthalben fragen sich Sportfans jeder Sportart auf diesem Planeten kurz vor Saisonende: Wie um alles in der Welt mögen sich wohl die Mannschaften verhalten, für die es um nichts mehr geht? Okay, okay, das fragen sich natürlich nicht die Anhänger jeder Sportart. Wer Eiskunstlaufen oder gar Synchronschwimmen als Sport ansieht (und Letzteres sollte vor allem Mann unbedingt tun, wie der hervorragende schwedische Film „Männer im Wasser“ beweist!), kann die Unabhängigkeit der Wettkämpfer von fremden Leistungen feiern. Im Fußball geht das nicht. Mann und Frau spielen nur so gut, wie die Gegner_*innen es in diesen genderbewegten Zeiten zulassen. Was aber, wenn die kickenden Gestalten gar keine Lust mehr haben? HAFO, offizielles Optimismus-Medium des Hamburger Amateurfußballs, hält solche Spekulationen für die Oberliga Hamburg am kommenden Wochenende für völlig abwegig. Wer behauptet, außer für Dassendorf und Barmbek-Uhlenhorst gehe es für die übrigen 16 Teams um nichts mehr, unterliegt einem gewaltigen Trugschluss. Einem Trugschluss in gigantischer Dimension gar, etwa so groß wie der weitverbreitete Irrglaube, Bayern München sei ein liebenswerter Verein, die Fünf-Jahres-Wertung im Kampf um die Champions-League-Plätze habe irgendeine Relevanz oder das Ende der Kultserie „How I met your mother“ sei missraten. Unsere Vorschau zeigt, was in den letzten Partien dieser Saison alles auf dem Spiel steht.
Bei den Gästen von der Griegstraße ist die Sache einfach. Die Partie in Curslack ist für die Spieler die letzte Chance, sich auf das grandiose Saisonfinale einzustimmen. Dem Pokalfinale gegen Norderstedt folgen drei Aufstiegsspiele um die Beförderung in die Regionalliga Nord. Wäre Altona die Nationalmannschaft, was würde RTL wohl für Überschriften für diese Viererabfolge finden? „91, 92, 93 – der Countdown läuft. Ein Kultclub spielt um alles!“? Wir wollen es lieber gar nicht wissen. Eine ruhige Kugel wird der AFC am Gramkowweg, den einige Anhänger Altonas einst zum Campingort umfunktionierten http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=3715 , also bestimmt nicht schieben. Für die Gastgeber geht es darum, ihren Trainer zu ehren. Torsten Henke wurde vergangenen Montag junge 50 Jahre alt! In Spiel eins nach dem Geburtstag des Trainer-Sympathen könnte das Team dafür sorgen, dass berühmte Henke-Aussprüche nach grotesk vergebenen Torchancen wie „Maaaaaaaaan, das glaub` ich jetzt nicht!“ oder „DAS kann doch nicht WAHR sein!“ ungehört bleiben. Jan Landau in Bestform ist das Zünglein an der Drei-Punkte-Waage und erzielt in einem hochdramatischen Spiel das verdiente 3:2 bei Altonas letzten Oberligaauftritt bis mindestens 2017.
Schiedsrichter: Thorsten Bliesch (Niendorfer TSV)
USC Paloma (17.) vs. TuS Dassendorf (1.)*** – Freitag, 19 Uhr (Hinspiel: 0:4)
Brucknerstraße 24, 22083 Hamburg
Na, wer traut sich an Dassendorfs Titel-Hattrick zu zweifeln? Wer es tut, hätte eine spezielle Freude beim Abpfiff sicher. Pessimisten können nämlich während ihres Daseins auf Erden wenigstens positive Überraschungen erleben. Optimisten kennen so was gar nicht. Doch so pessimistisch kann der geneigte Fußballfan gar nicht sein, um bei all den wiederentdeckten Qualitäten der Hoffmann/Martens-Elf in den vergangenen Wochen ernsthaft auf ein Remis oder gar eine Niederlage des großen Favoriten zu tippen. Für Paloma geht es vor allem um fünf Kisten Bier des Barmbeker Fanclubs „BUsenfreunde“, wobei so viele Besäufnisse in der Sommerpause unmöglich sind, um die „Saisonleistung“ an der Brucknerstraße angemessen zu würdigen. Daher hat der Club gehandelt und Frank Hüllmann als Sportlichen Leiter verpflichtet, der eifrig am neuen Kader bastelt. Die aktuellen Jungs werden sich aber noch mal voll rein hauen. Garantiert. Und wegen der immensen Gegenwehr schlägt Dassendorf Paloma auch moderat mit 6:1.
Schiedsrichter: Jorrit Friedrich Eckstein-Staben (SC Wentorf)
Beim Meiendorfer SV steht vor allem die Trainerfrage um Fatih Ergün im Mittelpunkt, wenn man dem offiziellen Hamburger Amateurfußballmedium für tolle Titel-Alliterationen, dem berühmt-berüchtigten SPORT MIKROFON, glauben darf. Dieses brachte in seinem Spielbericht zum 0:6 der Meiendorfer in Dassendorf einmal mehr Olaf Ohrt ins Gespräch an der B75 – weil er sich das Spiel eben ansah. Ohrts und Ergüns Ansätze vom Fußball dürften sich nicht miteinander vertragen. Die Chancen auf eine Rückkehr in die Oberliga dürften mit Ergün unermesslich größer sein. Schließlich ist bei ihm kein Rücktritt zu erwarten, wenn der Landesliga-Titel so gut wie im Sack ist. Die Frage ist nun, wie sich das Team positioniert. Bazier Sharifi übte schon einmal zarte Kritik an zu vielen Änderungen im Kader durch das neue Trainerteam. Ein weiteres Statement wird die Leistung im letzten Heimspiel gegen Condor sein. Für die Raubvögel hat sich der Zweck dieser Partie verschoben. „Wir sind uns unserer Verantwortung im Abstiegskampf bewusst“, kündigte Trainer Christian Woike vor einigen Wochen Vollgas auch in der letzten Begegnung an. Nun sollte der Fokus unbedingt auf Traumtoren liegen. HAFO erbittet viel öfter solche Kunststücke wie den Fallrückzieher von Carlos Flores zum 1:0 gegen Buchholz. Und wird erhört! Julian Künkel verwandelt zwei Ecken direkt und Mike Theis trifft aus 45 Metern mit einem Gewaltschuss in den Winkel. 3:0 für Condor. Beste Spieler im HAFO-Bericht werden trotzdem Krohn und Klaes!
Tja, so ist das mit dem Erfolg. Wer am Schluss nicht den ganz großen Triumph realisiert, dessen viele kleine Schritte werden nicht mehr so gewürdigt. Daher sei an dieser Stelle Barmbeks Trainer Frank Pieper zugestimmt: Barmbek-Uhlenhorst hat eine grandiose Saison gespielt. 68 Punkte, schon jetzt sieben mehr als in der letzten Spielzeit, zeugen davon. Nur im Saisonfinale war das Team eben zu nervös, ließ leichtfertig Punkte liegen und vergab so die Meisterschaft. Ein Fünkchen Hoffnung bleibt, aber durch die 3:0-Führung Dassendorfer nach acht Minuten bei ihrem 6:1 an der Brucknerstraße wird es schnell verglühen. Beim Buxtehuder SV haben sie sich hoffentlich von der Feier ihrer „Meisterschaft“ erholt, als die Trainer Sven Timmermann den Klassenerhalt nach dem 1:1 gegen Curslack bezeichnete. Nun kann Held Mustafa Karaaslan angemessen verabschiedet werden und seinen Namen mit ein paar Toren zum Saisonabschluss noch etwas tiefer, wenn das überhaupt möglich ist, in die wehmütigen Herzen der BSV-Fans eingravieren, bevor er sich im Profifußball versucht. Die Barmbeker gestatten Karaaslan einen Doppelpack bei ihrer 0:2-Niederlage zum Saisonausklang.
Die Pinneberger Kreismeisterschaft hat der SV Rugenbergen sicher. Also lautet das Motto gegen HR „Alle Bälle auf Pascal“. Mit 25 Treffern liegt Haase nur ein Tor hinter Benjamin Bamur im Rennen um die Torjägerkanone. Sollte Haase einmal treffen und Bambur gar nicht, ist er der legitime Torschützenkönig dieser Saison. Wie bei gleichem Torverhältnis zählen dann laut HAFO-Rechnung die mehr geschossenen Tore – und was kann schön höher bewertet werden als neun Treffer in einer Partie gegen den SV Lurup? Die Gäste verloren zum letzten Mal am 10. August 2012 ein Punktspiel in Rugenbergen. Für diese Serie lohnt es sich, alles zu geben. Haase erzielt ein lupenreines Abseitstor zum glücklichen 1:0 für die Palapiesianer!
Schiedsrichter: Adrian Höhns (TuS Dassendorf)
TSV Buchholz 08 (5.) vs. SC Victoria (3.) – Freitag, 19 Uhr (Hinspiel: 1:1)
Seppenser Mühlenweg 44, 21244 Buchholz in der Nordheide
Mit 23 Punkten aus 15 Partien fällt die Bilanz von Victorias Trainer Jasko Bajramovic arg durchwachsen aus. Doch den Trend der letzten drei Siege in Folge mit in die neue Saison zu nehmen ist die Aufgabe am letzten Spieltag. Dabei gilt es, erneut eine heimstarke Mannschaft zu ärgern, so wie zuletzt Barmbek-Uhlenhorst, von Victoria genüsslich mit 6:2 filetiert. Beim Gastgeber aus Buchholz wird eine Klubikone verabschiedet. Torwart Henrik Titze, von seinen Mannschaftskameraden liebevoll „Balu der Bär“ genannt, wechselt nach 25 Jahren in Buchholz zum Bezirksligisten TSV Winsen. Alleine für ihn muss es ein würdiger Abschied werden. HAFO hat da auch schon so seine Vorstellungen…Und die beinhalten ein Freistoßtor von Titze, einen Treffer von Titze per Elfmeter, vier mirakulöse Paraden in Weltklassemanier und einen Tunnler gegen den heranstürmenden Marius Ebbers plus die Auswechslung in der 90. Minute unter Standing Ovations der Fans am Seppenser Mühlenweg. Klare Kiste, Titze besiegt Victoria mit 2:0!
Versprochen? Gehalten! Die liebevolle Mudder Lurup ist am Ziel angekommen und hat die Saison durchgespielt. Sie hat gelitten….gelitten…noch mal gelitten…Meiendorf formidabel geärgert…dann hat sie wieder gelitten…und schließlich eine Saison für die Ewigkeit in der höchsten Hamburger Spielklasse geschaffen. Welcher Oberligist soll diese Rekorde je wieder brechen? Eine ganze Saison sieglos, die wenigsten Punkte gemacht (nämlich einen und damit den Meiendorfer SV in die Landesliga gestoßen), die wenigsten Tore geschossen (13), die meisten Gegentore kassiert (241), das schnellste Gegentor eingefangen (nach 4,78 Sekunden gegen Buchholz), die höchste Niederlage eingesteckt (0:18 gegen Süderelbe), die höchste Anzahl zweistelliger Niederlagen verkraftet (sieben!) – und jetzt auch noch das: Mudder Lurup hat, wie ein investigativer Hafo-User herausfand, 45 Söhne in dieser Saison auf dem Spielfeld eingesetzt (also ungefähr halb so viel wie seinerzeit Bergedorf und Oststeinbek in ihren besten Zeiten, kleiner Scherz am Rande…;-) ). Jedem einzelnen dieser Söhne sei zum Schluss gedankt. Der Schreiber bekennt – obwohl er ein endgültiges Urteil über Lurups Vorgehen erst fällen wird, wenn klar ist, in welcher Liga sich das Team stabilisiert – Mudder Lurup in der neuen Saison bestimmt ganz doll zu vermissen. In den dunkelsten Momenten meiner Saison war sie für mich so etwas wie die kleine, blaue Kummer im Animationsfilm „Alles steht Kopf“ – ein Hoffnungsschimmer in der Not. Elf bis vierzehn Spieler, die sich jedes Wochenende überrennen ließen, ohne ihre Fairness zu verlieren. Ein Trainer, der seine allzu forschen Aussagen zu Saisonbeginn irgendwann einmottete und gleichwohl immer zu seiner Mannschaft stand. Allem Hohn und Spott haben sie standgehalten. Und die Saison tatsächlich zu Ende gebracht. Ein „Mudder Lurup – Immer für Dich da“-T-Shirt ist daher bereits in Arbeit. Danke, liebe Luruper, dass ihr dabei wart! PS. Nehmt deshalb das 0:17 gegen Niendorf am Schluss nicht so schwer. Für die geht es darum, Süderelbe den Rekord wieder abzujagen, aber Michael Glamann hält in der 90. Minute und in der Nachspielzeit zwei Elfer und so endet die Saison versöhnlich.
Wie wir bereits aus der Rugenbergen-Vorschau wissen, trifft Concordias Torjäger Benjamin Bambur in diesem Spiel nicht. Cordi ist dafür hoffentlich erfolgreicher als beim letzten Auswärtsauftritt in Meiendorf. „Wir haben uns unsportlich verhalten“, zürnte Trainer Diamantis Cholevas im Anschluss an das 0:3 zu recht. Sein Team kann also zum Abschluss zeigen, dass es sich nicht auf einem Betriebsausflug befindet. Immerhin liebäugelten die Concorden vor gar nicht langer Zeit mit einer Regionalligameldung, was bei der aktuellen Betrachtung der Tabelle gar nicht mehr verständlich ist. Die Pinneberger möchten das phänomenale Halbjahr unter Trainer Thorben Reibe gebührend abschließen. Heißt: ohne Heimniederlage. Unter Reibe verlor der VfL nicht ein Heimspiel. Das bleibt so. Pinneberg erkämpft sich in ein Schlussminuten ein verdientes 2:1
Schiedsrichter: Martin Pfefferkorn (SC Urania)
FC Süderelbe (4.) vs. FC Türkiye (14.) – Freitag, 19 Uhr (Hinspiel: 1:1)
Kiesbarg, 21149 Hamburg
Das Treffen der baldigen Trainer-Sabbaticals ist Anlass zur Wehmut. Sowohl Matthias Stuhlmacher als auch Jean-Pierre Richter wollen ein Jahr Pause machen. HAFO wünscht beiden viel Spaß mit der vielen Freizeit und die baldige Erkenntnis, ohne Fußball nicht leben zu können. Der letzte Eindruck bleibt ja und beiden wünschen wir von Herzen einen gelungenen Abschied. Süderelbe kann mit einem Sieg Rang vier verteidigen dank eines unfassbar genialen Torverhältnisses, welches sich zu einem erheblichen Anteil aus Treffern gegen Lurup zusammensetzt (33:0 in zwei Partien!). Türkiye wiederum kann der HAFO-Prognose bei Stuhlmachers Jobübernahme (45 Punkte und Rang elf) nahe kommen und Umut Kocin kann unmöglichere Tore ausprobieren als beim 4:0 gegen Meiendorf http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5872 Vielleicht legt er sich den Ball ja diesmal per Hackenbogenlampe am eigenen Sechzehner selber vor, spurtet über das ganze Feld und versenkt am gegnerischen Strafraum per Flugkopfball? Zuzutrauen ist dem Mann alles. Ein packendes Derby, befreit von allen defensiven Fesseln, wird ein Augenschmaus für die Fans. 6:6!
Schiedsrichter: Ralph Vollmers (FSV Geesthacht)
Landeslia Hansa-Staffel (30. Spieltag): Dersimspor (4.) vs. Hamm United FC (3.) – Sonntag, 15 Uhr (Hinspiel: 3:2)
Baererstraße 45a, 21073 Hamburg
Wie in Meiendorf ist in diesem Spiel die Personalie Trainer ein spannendes Thema. Uli Schulz ist die Stelle des Sportlichen Leiters angeboten worden, der Wechsel auf die neue Position aber noch nicht bestätigt. Ob die Partie das Abschiedsspiel von Schulz wird, ist doppelt schwer zu sagen, da aktuell nicht klar ist, ob Hamm United in Aufstiegsspielen am Saisonende erneut ran muss. Steigt St. Pauli II am Sonnabend nicht aus der Regionalliga Nord ab, wäre dies der Fall. Dann könnte es einen vierten Aufsteiger aus den Landesligen geben, wenn Altona 93 die Oberliga im Fahrstuhl nach oben verlässt. So könnte sich Schulz mit der Realisierung des Traums verabschieden, der bei den Hammern seit Vereinsgründung immer wieder geträumt wurde: dem Aufstieg in die Oberliga Hamburg. Die Gastgeber können hingegen Hamm zwar nicht mehr von Rang drei stürzen, ihre starke Rückrunde, in denen ihnen erst am Ende die Luft ausging, jedoch passend mit einem Sieg beenden. Hamm überspielt Dersimspors Pressing in der 5. Minute und macht das 1:0. Es entpuppt sich als Tor des Tages.
Schiedsrichter: Benjamin Stello (SC Egenbüttel)
Regionalliga Nord (34. Spieltag):
Lüneburger SK (14) vs. Hamburger SV II (12) – Sonnabend, 14 Uhr (Hinspiel: 2:3)
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.