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19.08.2016
Ein Sieg des Willens von Andreas Killat




vs.


TuS Dassendorf – Buxtehuder SV 3:2 (2:2)

TuS Dassendorf: Böse – Thomas, Warmbier, Aust, Steinfeldt – Möller, Carolus, Cosgun (84. Ladendorf) – Nägele, Akdogan (23. Kerschke), von Walsleben-Schied (87. Dettmann)
Buxtehuder SV: Bock – Müller, Tshidibu, P. Inacio, Faruke (85. Hamze) – Sousa da Silva – Sama, Aichaoui (85. Vass), Detje, Msalemi (71. Schroeder) – Kizilboga
Tore: 0:1 Sousa da Silva (17.), 1:1 von Walsleben-Schied (29.), 1:2 Kizilboga (30.), 2:2 Carolus (41.), 3:2 Nägele (80.)
Schiedsrichter: Martin Pfefferkorn (SC Urania): Akribisch und penibel trifft es wohl am Besten. Sein SRA2 hatte nicht seinen besten Tag und traf viele interessante Abseitsentscheidungen.
Beste Spieler: Cosgun, Nägele – Sousa da Silva, Kizilboga
Zuschauer: 151

„Abstiegskandidat? Da habe ich kein Problem mit“, so BSV-Coach Sven Timmermann, „natürlich spielen wir gegen den Abstieg. Das ist uns allen klar. Wir wissen, wo wir herkommen und das wir ganz hart arbeiten müssen, um in der Liga zu bleiben. Wir leben von unserem Teamgeist und haben letzte Saison in der Rückserie gezeigt, wie man es schaffen kann. Daran glaube ich auch dieses Mal“. Dieser Glaube war heute auch beim Auftritt in Dassendorf spürbar. Die Gäste agierten nämlich erstaunlich mutig und selbstbewusst und brachten den Meister ein ums andere Mal in Verlegenheit.

Zu Beginn der Partie schien jedoch alles seinen erwarteten Verlauf zu nehmen. Die Weiß-Blauen zeigten (in eher ungewohnter 4-3-3-Formation) erstmals in dieser Saison spielerische Ansätze und hätten durch Pascal Nägele (9.) oder Tarik Cosgun mit einem Lattenknaller (14.) früh in Führung gehen können. Doch das Tor machte der BSV. „Wir haben zum Glück im Training nicht darüber gesprochen, dass die einen guten Freistoß-Schützen haben“, so Thomas Hoffmann ironisch angesäuert, denn Kepper da Sousa Silva (37 Jahre!) nagelte die Kugel aus 25 Metern halblinker Position diagonal in den Giebel (17.). Das sah allerdings verdächtig nach Torwartecke aus, doch Frederic Böse fehlen da wohl einfach ein paar Zentimeter Körpergröße.

Die Antwort ließ aber nicht lange auf sich warten: Sven Möller mit einer Freistoß-Flanke über gefühlt 30 Meter und Marcel von Walsleben-Schied schädelte das Leder an die Unterkante der Latte - und von dort ins Tor zum Ausgleich (29.). Aber wie oben schon erwähnt: Die Gäste dachten gar nicht daran, sich hier in Ehrfurcht zu ergeben. Direkt nach dem Anstoß marschierte der BSV nach vorne, kam durch Neuzugang Servet Kizilboga zu einer Schussgelegenheit – und nutzte sie! Der Ex-Bremer (wohnt aktuell noch in Walsrode) nahm sich aus 25 Metern ein Herz und wurde von einem abgefälschtem Bein (Finn Thomas) begünstigt (30.). „Ich bin froh, dass ich wieder einen echten Stürmer habe“, frohlockte Timmermann über seinen bulligen Sturmtank, der in seinem zweiten Spiel schon seinen zweiten Treffer feierte. So mutig spielt jedenfalls kein „sicherer Absteiger“, wie viele Experten es vermuten. Immer seine Chance suchend, immer wieder schnell nach vorne. Das war wirklich ordentlich, was die Este-Städter hier ablieferten.

Doch auch die Hausherren zeigten sich unbeeindruckt. Zunächst verzog Rinik Carolus aus 35 Metern mit einem harten Flachschuss noch knapp (37.), doch gegen seinen Freistoß aus gut 25 Metern (durch die Mauer hindurch!) war Keeper Dennis Bock machtlos (41.).


Rinik Carlos (l.) holt aus und trifft zum 2:2. Sven Möller (r.) staunt. Foto: Alexander Knull

Nach dem Seitenwechsel zeigte sich der Meister zwar sehr um den Siegtreffer bemüht, verlor jedoch seine spielerische Linie. Ohne Henrik Dettmann an seiner Seite (als Ballverteiler) kann Kapitän Sven Möller seine Kreativität aktuell nicht voll ausschöpfen. „Benno fehlt uns sehr“, so Hoffmann. Heute hat es aber immerhin mal wieder zu einem dreiminütigen Kurzeinsatz (unter großem Applaus) für den Ex-HSVer gereicht.

Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist im Prinzip schnell erzählt. Dassendorf rannte (unkoordiniert) an, Buxtehude setzte Nadelstiche nach vorne und blieb stets gefährlich. So hätte KSdS fast einen weiteren Freistoß versenkt, doch diesmal war Böse auf dem Posten (60.). Ausgebremst wurden die Hausherren dabei auch drei, vier Mal vom SR-Assistenten Twana Khalid Ahmed, der mehrfach zweifelhafte Abseitspositionen anzeigte. Aber mindestens genauso fahrlässig war die mangelnde Chancenverwertung (Cosgun 46./53. und Möller 72.) und fehlende Cleverness. Nägele hatte sich bis an die Ecke des Fünfmeterraums durchgedribbelt und wurde hörbar getroffen, ließ sich jedoch nicht fallen, sondern spielte erst den Ball und stolperte dann zu Boden (74.). „Da haben wir uns nicht clever angestellt“, so Thomas Hoffmann, „aber grundsätzlich finde ich es gut, wenn jemand nicht gleich hinfällt. Aber wenn der Körperkontakt schon für alle hörbar ist, darf man so ein Geschenk auch mal annehmen“. Schiedsrichter Pfefferkorn jedenfalls machte alles richtig und ließ weiterlaufen.

Vielleicht war es genau diese Aktion, die Nägele dann zehn Minuten vor dem Ende zum Siegtreffer trieb?! Der sympathische Zopfträger tankte sich zweikampfstark an vier Abwehrspielern vorbei, drehte sich um die eigene Achse und hämmerte die Kugel aus sieben Metern in die Maschen (80.). Das war der pure Wille!


Sieg! Cosgun springt Torschütze Nägele auf die Schulter. Peter Martens (l.) klatscht, Thomas Hoffmann (r.) dreht ab. Foto: Alexander Knull

Apropos „Wille“: „Ja, ich will“, wird am kommenden Freitag Innenverteidiger Marcel Stadel sagen (und dann künftig mit Nachnamen „Lenz“ heißen) – und deswegen gegen BU fehlen. Heute saß er nur auf der Bank, weil er gerade aus dem zweiwöchigen Urlaub (vorgezogene Hochzeitsreise) zurückgekehrt war. Auch Stürmer Kristof Kurczynski (Fuß) und Mittelfeldstratege Onur Akdogan (heute in der 8. Minute vom eigenen Mann umgegrätscht und kurz danach verletzungsbedingt ausgewechselt) drohen auszufallen. „Dabei hatten wir letzte Woche erstmals 20 Spieler im Training“, so Hoffmann, „aber das ist nun ja wohl gleich wieder vorbei“.

Neben Dettmann gab es noch ein weiteres Comeback: André Ladendorf ist wieder da! Nach feiner Vorarbeit von Nägele hätte er auch fast das 4:2 erzielt, aber sein Schuss aus kurzer Distanz wurde von der Linie gekratzt (88.).


Stimmen:

Sven Timmermann (Trainer Buxtehuder SV):
Die bessere Mannschaft hat heute gewonnen, aber wir haben es ihnen so schwer wie möglich gemacht. Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich hochzufrieden. Wir haben fast über die gesamte Spielzeit sehr kompakt gestanden und haben nur wenig Chancen zugelassen. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir noch ein Tor machen können. Ein bisschen enttäuschend bzw. unglücklich ist die Art und Weise, wie die Gegentreffer gefallen sind. Unterm Strich hat Dassendorf den Sieg aber verdient, keine Frage. Dennoch großen Respekt an mein Team, hier die Partie solange offen zu gestalten.

Thomas Hoffmann (Trainer TuS Dassendorf):
Ich glaube auch, dass der Sieg insgesamt verdient war. Das eine Tor waren wir besser. Zum Thema dusselige Gegentore kann ich mich komplett anschließen. Zwar haben wir zu Beginn nach längerer Zeit endlich mal wieder richtig gut Fußball gespielt, aber mit der ersten Standardsituation geht Buxtehude in Führung. Das passt zu unserer momentanen Situation, genau wie das zweite Gegentor. Da waren wir zu passiv. In der zweiten Hälfte waren unsere Aktionen nicht mehr so klar. Auch ich hatte das Gefühl, dass Buxtehude heute immer für ein weiteres Tor gut ist. Glücklicherweise haben wir das verhindern können und haben dann durch eine Einzelleistung von „Palle“ (Pascal Nägele) gewonnen. Für ihn freut mich das sehr, dass er so ein wichtiges Tor gemacht hat. Insgesamt aber eine sehr zähe Geschichte. Wir müssen uns dringend Schritt für Schritt und Training für Training wieder in die Vorjahresform bringen. Im Moment sind wir definitiv nicht in der Spur. Das wird noch ein langer und steiniger Weg.


Gesamt-Punktspiel-Bilanz aus Sicht des Gastgebers (seit 1949): 9 Spiele: 8 Siege – 1 Remis – 0 Niederlagen, 29:6 Tore

2003/04: 5:1 / 3:0 Verbandsliga Hamburg
2012/13: 4:0 / 3:0 Landesliga Hansa
2014/15: 3:1 / 3:0 Oberliga Hamburg
2015/16: 1:1 / 4:1 Oberliga Hamburg
2016/17: 3:2 / --- Oberliga Hamburg


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