19.08.2016 Landesliga Hansa: Kein Esprit ohne Suntic und Schirosi von Mirko Schneider
vs.
Hamm United FC – Dersimspor 1:2 (1:2)
HUFC: Graudenz – Goldgraebe (25. Asante), Harrsen, Hoppe, Ludin - Mahrt, Yousofzai, Meier, Varela Monteiro – Kunkel (81. Raptis), Tintin (58. Seifert) Dersimspor: Hentrich – Löffke (64. Balde), Waseq, Thiel, Yildiz – Jawla, D`urso – Sa Borges Dju (80. Weizel), Alassani (60. Erbibi), Cayir – Kacan Tore: 1:0 Kunkel (4., Vorarbeit Monteiro), 1:1 Kacan (9., Cayir), 1:2 Kacan (22., Alassani) Schiedsrichter: Markus von Glischinski (SC Eilbek): Insgesamt eine gute Spielleitung des Gespanns. Sehr umstritten allerdings, vor dem 2:1 der Gäste nicht auf Foul für Hamm United zu entscheiden. Beste Spieler: Monteiro – Kacan, Yildiz Zuschauer: 70
Kennen Sie das? Sie sitzen im Kino und erleben einen bombastischen Filmstart. Der Streifen bietet Ihnen gleich zu Beginn wunderbare Höhepunkte und unerwartete Wendungen. Sie ahnen: Das wird ein ganz großer Abend! Am Ende sind Sie enttäuscht. Der Regisseur hatte alle guten Ideen an den Anfang (und natürlich in den Trailer) gepackt. – Danach kam nicht mehr viel. Sie fühlen sich angefüttert, aber nicht satt.
So ungefähr ging es heute den wenigen fantechnisch gesehen neutralen Fußball-Liebhabern im Hammer Park. So denn welche da waren, denn die meisten Anhänger hielten es mit einem der beiden Vereine. Das wohl aufgrund des Pokalspiels des FC St. Pauli in Lübeck arg deziminierte „Hammer Pack“ der St. Pauli-affinen Fanschar der Gastgeber durfte auch gleich mal jubeln. Leonel Varela Monteiro tankte sich auf der linken Seite durch und bediente von der Grundlinie Oliver Kunkel. Hamms Angreifer schloss nach kurzer Annahme des Balles kühl überlegt aus sieben Metern flach in die lange Ecke zum 1:0 ab. Die 20 aufgrund des nicht vorhandenen Stadion-Caterings mit eigener „Mische“ angereisten Dersimspor-Fans machten sich einen Spaß aus dem Treffer. „Maxi, zu Null“, riefen sie ihrem Keeper Maximilian Hentrich zu, um ihn ein bisschen zu foppen. Das entlockte „Maxi“ sogar ein Lächeln.
Breiter wurde das Grinsen der Nummer eins von Dersimspor, als sein Torwart-Kollege kurz darauf auf der anderen Seite patzte. Der offensiv starke und in der Defensivbewegung mehrmals schwächelnde Serhat Cayir versetzte den heute bemühten, aber indisponierten Christopher Mahrt und flankte. Damit wäre die Story dieser Szene vorbei gewesen, hätte Hamms Keeper Samuel Graudenz nicht "Torwart" gerufen und den Ball dann halbherzig vor die Füße von Deniz Kacan geklatscht. Der hielt aus kurzer Distanz den Schlappen hin und es stand 1:1 (9.). Die bereits entscheidende Szene ereignete sich dann schon in der 22. Minute (nachdem Hentrich acht Minuten zuvor einen heranstürmenden Hammer Spieler lässig ausgetanzt und „Jaaaaa, das ist unser Maxi“-Rufe geerntet hatte): Mahrts Pass auf Tufan Tintin geriet einen Tick zu lang. Tintin verlor den Ball gegen Rafat Waseq, der im Zweikampf sehr rustikal zu Werke ging. Schiedsrichter Markus von Glischinski ließ laufen, Waseq schickte Mouhaman Alassani in die Tiefe – und der Rest war einfach. Alassani mit Schnelligkeit und Übersicht, Kacan mit der Vollendung ins leere Tor, 2:1 für die Gäste.
Tja, und viel mehr passierte nicht. Vor den Toren war es so spannend wie die Besichtigung von Charlie Lynes Kino-Protest-Geniestreich für die britischen Jugendschützer http://www.filmstarts.de/nachrichten/18500888.html gewesen sein muss.
In Hälfte zwei übernahm Hamm das Kommando, drängte Dersimspor mehr und mehr in die eigene Hälfte. Nur Torchancen kamen dabei lange Zeit überhaupt nicht rum. Ohne die verletzten Alessandro Schirosi und Danijel Suntic fehlten die zündenden Ideen der Kreativabteilung. Dersimspor ließ sich seinerseits zu tief fallen, stand bei seinen Kontern mit der Abseitsregel auf Kriegsfuß. Nach etwas über einer Stunde verletzte sich Alassani in einem Zweikampf an der Seitenlinie und musste schließlich mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. Gute Besserung von dieser Stelle!
Vier Chancen hatten beide Mannschaften den Film-äh Fußballfreunden wenigstens noch zu bieten. Edison Sa Borges Dju fummelte sich durch und überwand auch Graudenz, wollte von der Außenlinie aus spitzem Winkel nur leider das Tor des Jahres schießen, statt Kacan oder Cayir in der Mitte zu bedienen (74.). Dann kam Hamm auf. Ludin verpasste eine Flanke von Mahrt und traf den Ball nur mit der Schulter (75.), Mahrts Freistoß von der linken Seite aufs Torwarteck lenkte Hentrich über den Kasten (81.). Die anschließende Ecke köpfte Monteiro knapp drüber (82.).
Der Rest war viel Gewürge und Zeitspiel (mit fünf Minuten Nachspielzeit angemessen bestraft) – doch Möglichkeiten gab es keine mehr. Dersimspor jubelte über den ersten, letztlich verdienten Saisonsieg, als hätten sie ganz großes Kino geboten. Einige Fans rannten nach dem Abpfiff sogar freudetrunken auf den Platz und feierten ekstatisch mit ihrer Mannschaft. Manchmal findet die Action eben in den Köpfen statt – und das Happy End lässt den Weg zu selbigem vergessen.
Stimmen:
Theodore Fici (Trainer Dersimspor): Wir haben nicht gut angefangen. Dann wurde es besser und zum Ende hin wieder schlechter. Wir hatten Angst, ein Tor zu kassieren und haben uns hinten rein gestellt. Ich hatte noch in der Besprechung gesagt, dass wir das nicht machen sollen. Für die Mannschaft war es mental nicht so einfach nach nur einem Punkt aus drei Spielen. Knackpunkt war Kacan vorne. Er hat ein Bombenspiel gemacht. Ob die Szene vor dem 1:2 Foul war, kann ich nicht beurteilen. Alassani hat etwas mit dem Knie. Ich habe aber gehört, er kann schon wieder auftreten. Hoffentlich bleibt er gesund.
Uli Schulz (Sportchef, in Vertretung als Trainer für den urlaubenden Ayhan Türkkan): Wir haben leider kein Tor geschossen. (denkt kurz nach) Doch, eins, aber das war zu wenig. Wir pfeifen personell auf dem letzten Loch. Das hat man gesehen. Wir haben aber alles versucht. Die Mannschaft hat sich Mühe gegeben und wollte das Spiel drehen. Aber wir haben viel zu dumme Tore kassiert. Dem 1:2 ging ein klares Foul voraus. Der Spieler von Dersimspor hat unseren Spieler klar umgehauen. Ich sitze hier ja und habe es genau gesehen. Das hätte der Schiedsrichter abpfeifen müssen.
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