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26.08.2016
Landesliga Hansa: Ein Foulelfmeter um die Mauer herum von Mirko Schneider



vs.


Hamm United FC – SC Condor II 1:2 (1:0)

HUFC: Graudenz – Ahmadi, Hoppe, Harrsen, Goldgraebe (90. Tintin) – Yousofzai, Herber – Mahrt, Varela Monteiro, Meier (77. Raptis) – Ludin (56. Kunkel)
SC Condor II: Kruk (71. Malik) – Melchert, König, Streich, Asan – Rosenbauer, Bodenstedt (39. Windisch), D. Facklam, Camara, Gordon – Weiser (Özalp)
Tore: 1:0 Ludin (45., Vorarbeit Herber), 1:1 Camara (88., Rosenbauer), 1:2 D. Facklam (93., direkt verwandelter Straf...äh Freistoß).
Schiedsrichter: Tim Wöllmer (FC Süderelbe): Gute Leistung, blieb fast fehlerfrei. Die Sprinkleranlage ersparte ihm letztlich die knifflige Entscheidung über einen Spielabbruch (siehe Spielbericht).
Beste Spieler: Herber, Varela Monteiro, Mahrt (2. HZ) – alle kämpften tapfer und geschlossen. Note 1 für die Lautstärke des Singens in der Kabine: war bis zum Würstchenstand zu hören!
Zuschauer: 130

Flashmobs waren in den 90er-Jahren ein beliebtes Mittel zur Volksbelustigung. Sie funktionieren nach einem einfachen Rezept: eine Gruppe von Menschen verhielt sich der Situation völlig unangemessen. Soziologisch gesprochen: vorher abgesprochenes, massenhaft normabweichendes Verhalten. So suchten hunderte Leute ein Hotel auf und legten sich stapelweise vor die Rezeption. Oder sie starrten in den Himmel (was natürlich mehr Leute anlockte, die wissen wollten, was es dort zu sehen gibt). Späte Ausläufer der Flashmob-Vorliebe der Deutschen bekam Angela Merkel in ihren Wahlkämpfen zu spüren. Eine Gruppe junger Menschen jubelte immer ekstatisch, wenn sie gewisse Worte in den Mund nahm (zum Beispiel „Arbeitsplätze“ und „Wirtschaftskraft“). Am bittersten traf es jedoch die FDP bei der Landtagswahl in Berlin http://www.spiegel.de/politik/deutschland/abstimmung-in-der-hauptstadt-wowereit-darf-in-berlin-noch-mal-regieren-a-786944.html siehe viertletzter Absatz

Was das alles mit dem Spiel Hamm United gegen den SC Condor II zu tun hat? Nun, wer heute in der 87 Minute ein Würstchen holen ging, oder auf die Toilette, oder aufgrund des eindeutigen Spielverlaufs längst mit seinen Gedanken woanders war, der konnte sich diese Horde jubelnder Menschen in Gelb und Schwarz vermutlich nicht erklären, die um 21.18 Uhr auf den Rasen stürmte. 25 Condoraner Fans und Spieler, die die Partie auf der Tribüne verfolgt hatten, rannten aufs Grün und begruben Dennis Facklam in einer Jubeltraube. Was in aller Welt feierten die bloß? Die Antwort: den Sieg! Drei Punkte, auf die wahrscheinlich nicht mal mehr der Fußballgott fünf Cent gewettet hätte.

Warum nicht? Ganz einfach: Weil Hamm United dieses Spiel mindestens mit 3:0 hätte gewinnen müssen. Diese Behauptung ließ sich in der ersten Halbzeit zwar nur zum Teil untermauern, denn Hamm wurde erst nach einer zähen halben Stunde mit zwei semigefährlichen Chancen durch den starken Deniz Herber (12., 24.) besser. Doch spätestens mit dem völlig frei vor Condors Keeper Benjamin Kruk auftauchenden Abdul Samey Ludin, der in der 35. Minute den Ball aus 16 Metern unbedrängt Richtung Diskurswurfanlage schoss, spielten so gut wie nur noch die Gastgeber. Der Lohn kam mit dem Pausenpfiff. Herber spielte einen seiner zwei Dutzend Traumpässe in die Tiefe und Ludin behielt diesmal frei vor Kruk die Nerven und versenkte kühl zum 1:0 (45.).

Nach dem Wechsel lautet die einzige Frage: wann macht Hamm United den Sack zu? Denn über den jetzt auf die linke Seite gewechselten Christopher Mahrt wurden die „Geächteten“ immer stärker. Seinen Fernschuss aus 20 Metern hielt Kruk (52), seinen Pass auf Christian Meier konnte dieser für ein Dribbling bis zur Grundlinie nutzen – doch in der Mitte fand sich kein Abnehmer (55.). Dann servierte Kruk mit seinem einzigen Fehler Mahrt den Ball an der Seitenlinie. Der schoss sofort aus 25 Metern. Hauchdünn vorbei (56.). Condor II, in Hälfte eins nur mit einem geblockten Angriff im Strafraum aufgefallen (20.), stand tief im 4-5-1 – und war plötzlich da. Ein langer Ball überraschte die hoch stehende Hammer Verteidigung. Rosenbauer zog von rechts Richtung Tor, schloss jedoch mit einem ungenauen Zuspiel in die Mitte ab (62.). Gefährlich Richtung Tor geschossen hatten die Gäste noch immer nicht. Hamm kam dafür weiter über links. Herber (Brustablage), Mahrt (Pass) und Andreas Goldgraebe (Spurt bis zur Grundlinie und Hereingabe) kombinierten traumhaft, kurz vor der Linie rettete Condors Ibrahim Asan in höchster Not (80.).

Ein Jubelsturm des schwarz-gelben Fanblocks am Spielende schien ungefähr so wahrscheinlich wie die erneute Verpflichtung von Jürgen Klinsmann als Trainer des FC Bayern. Hamm ließ das Spiel jetzt austrudeln, Condor II wagte ein wenig mehr. In der 88. Minute erhielten die Gäste einen Freistoß 35 Meter zentral vom Tor entfernt. Eine stattliche Menschentraube versammelte sich am Sechzehner. Langer Ball also? Nix da, die Gäste gucken offensichtlich internationalen Fußball. Wie vor ein paar Monaten Liverpool beim 4:3 gegen Dortmund in der Europa League überraschten sie mit einer Variante, mit der keiner rechnete außer ihre eingeweihten Akteure. Flachpass steil auf links, dort Rosenbauer sofort flach in die Mitte, Issufi Camara nimmt direkt per Flachschuss ab – drei Ballberührungen, drin das Ding! 1:1 mit dem ersten vernünftigen Torschuss. Respekt!

Und Sie, verehrte Leser und Leserinnen, ahnen natürlich, was jetzt kommt. Erst vergab Hamm noch eine Chance (der für den verletzten Kruk eingewechselte Paul Malik hielt Herbers Schuss sehr gut/89.), dann bekam Condor II noch einen Freistoß. 25 Meter, halbrechte Position. Dennis Facklam legte sich die Kugel zurecht, zirkelte sie links um die Mauer herum, und zwar mit so viel Effet, dass der Ball sich nach dem Passieren des Hammer Schutzwalls wieder nach außen drehte und flach neben dem Pfosten einschlug. Zweiter Torschuss, 2:1 (90.+3) – Halleluja, das ist Effektivität! Die Freudenexplosion im Condoraner Fanblock – ein verletzter Spieler feierte gar mit Krücken – ließ sich kaum in Worte fassen.

Hamms Stadionsprecher Detlev Meyer, nun offenbar völlig verwirrt, beglückwünschte die Gäste in seiner Ansage zum 2:1 zu ihrem „direkt verwandelten Foulelfmeter“. Als wollte die Sprinkleranlage Meyer für seinen Fauxpas bestrafen, sprang sie daraufhin in Hamms Hälfte an. Konfusion allenthalben – was tun? Pragmatische Lösung von Condors Linksverteidiger Asan: erstmal duschen! Gute Einstellung. Man darf ja nichts verkommen lassen. Die Hammer Fans riefen nach Stadionsprecher Meyer, als Platzwart auch für den Rasen zuständig. Schiedsrichter Tim Wöllmer erwog einen Abbruch – da ging die Sprinkleranlage nach zwei Minuten wie von Geisterhand wieder aus.

Das Spiel wurde fortgesetzt. Und einen hatte Hamm noch! Tammim Yousofzai tauchte nach Flanke (ausnahmweise von rechts) fünf Meter vor dem Tor auf. Er nahm den schwierigen Ball auf Hüfthöhe ab und schoss, natürlich, daneben (90.+4). Das war`s. Wöllmer pfiff ab. Sollte Hamm sein normabweichendes Verhalten in der Chancenverwertung nicht schleunigst ändern, wird kein genialer Flashmob der kreativen eigenen, heute konsterniert dreinblickenden Anhänger für gute Laune sorgen können. Mit dem Aufstieg hat die Mannschaft in dieser Form vor dem gegnerischen Tor jedenfalls nichts zu tun.

Stimmen:

Robin Hüttig (Trainer SC Condor II): Natürlich haben wir auf den Lucky Punch für den Ausgleich gehofft. Aber dass wir noch einen Freistoß kriegen und den dann auch noch machen, damit haben wir nicht mehr gerechnet. Wir wollten eigentlich eher das 1:1 halten. Aber die Jungs wollten weiter nach vorne spielen. Ich finde aber nicht, dass Hamm uns am Leben gelassen hat. Auch wenn sie ein paar Chancen hatten.

Ayhan Türkkan(Trainer Hamm United FC): Das Spiel ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Condor hat das sehr gut gemacht, stand sehr tief. Wir machen trotzdem das 1:0 und es sah dann so aus, als würde es so enden. Aber wenn du vorne nicht die Tore machst, kriegst du solche Gegentore. Glück muss der Mensch halt haben. Condor hat aufgrund der letzten zehn Minuten verdient gewonnen. Da wurden wir zu nachlässig, haben nicht mehr gut gearbeitet. Vor dem Freistoß zum 1:2 meinte ich zu meinem Co-Trainer: Wenn der jetzt rein geht, ist der Abend gegessen. Nun ist der Abend gegessen. Diese Niederlage müssen wir erstmal verdauen.


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