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03.09.2016
Landesliga Hansa: Ein Kessel Buntes - die große Show am Samstagnachmittag von Andreas Killat




vs.


SV Altengamme – Hamm United FC 2:2 (1:1)

SV Altengamme: Golinske – Mohr (79. Heitmann), Kastl, Behr, D. Herzberg – Kücken, Voß – Reinhardt (56. Buck), Peters (61. Graf), Bierwagen – Alpen
Hamm United FC: Graudenz – Ahmadi, Hoppe, Harrsen, Goldgraebe – Yousofzai, Meier (86. Tintin) – Mahrt, Varela Monteiro – Ludin (61. Algan), Schirosi (73. Asante)
Tore: 1:0 Bierwagen (7., FE), 1:1 Schirosi (9.), 1:2 Mahrt (52., FE), 2:2 Kücken (84.)
Schiedsrichter: Leif Jischkowski (VfL 93): Keine klare Linie - mit zum Teil wirklich skurrilen Entscheidungen. Beide Teams waren daher über weite Strecken des Spiels überhaupt nicht mit ihm zufrieden. Am Ende fühlten sich jedoch vor allem die Gäste veralbert.
Gelb-Rot: Yousofzai (90.+1, Foul/Meckern)
Rote Karte: Mahrt (62., Nachtreten), Tintin (90.+2, grobes Foul), Algan (90.+4, Meckern)
Besondere Vorkommnisse: HUFC-Präsident Jörn Heinemann wird hinter die Bande verwiesen (65.)
Beste Spieler: Golinske, Bierwagen – Schirosi, Yousofzai
Zuschauer: 109

Von 1986 bis 2012 „versauerte“ Altengamme fast 30 Jahre lang durchgehend in der Kreisliga, bevor der Klub unter der Leitung von Daniel Andrade „wachgeküsst“ wurde und in den vergangenen drei Jahren beachtliche Platzierungen in der Landesliga erreichte (6,8,6). Doch zu einem Heimsieg gegen die „Geächteten“ hatte es bis dato noch nicht gelangt (siehe Statistik am Ende des Berichtes).

Statt der bekannten Samstagabendshow ( https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_Kessel_Buntes) bekamen die Fans zum 30jährigen Bestehen des „Förderkreis Dreisterne Altengamme“ heute allerbeste Unterhaltung am Samstagnachmittag aus dem (Hamburger) Osten geboten. Entscheidenden Anteil daran hatte der Schiedsrichter, der neben 9 (!) Gelben Karten viermal Rot zog und zudem zwei (berechtigte) Elfmeter verhängte (siehe Fotostrecke am Ende des Berichtes). Zusätzlich hätte eigentlich auch noch Janis Voß vom Gastgeber mit Gelb-Rot vom Platz fliegen müssen (76.), doch während der Referee hier für ein taktisches Foul „Gnade vor Recht“ ergehen ließ, bekam Hamm United quasi für jede Szene sofort eine Karte gezeigt. „Wir fühlen uns hier ganz klar betrogen“, wetterte Gäste-Präsident Jörn Heinemann und zielte dabei vor allem auf eine Szene in der 90. Minute. Doch dazu später mehr.

Die Hausherren hatten einen optimalen Start in die Partie: Der heute insgesamt sehr unsicher wirkende Keeper Samuel Graudenz stürmte etwas unmotiviert aus seinem Kasten und räumte weit draußen am Strafraumeck mit brachialer Gewalt Philip Alpen um. Klare Sache, Elfmeter! Den verwandelte Patrick Bierwagen halbhoch sehr sicher zum 1:0 (7.).


Drin das Ding. Bierwagen (nicht im Bild) verwandelt den von Graudenz verschuldeten Elfmeter. Foto: Hanno Bode

Doch lange währte die Freude nicht, fast im Gegenzug haute Andreas Goldgraebe einen genialen Pass aus seinem Schuh und spielte perfekt in den Lauf von Alessandro Schirosi, der nach einem doppelten Bänderriss (!) völlig überraschend wieder mitwirken konnte. Schirosi zeigte seine ganze Klasse und schob aus 15 Metern halblinker Position gekonnt ins lange Eck zum Ausgleich ein (9.).

Von da an spielte nur noch ein Team: Hamm United! Zwar fehlte Oliver Kunkel (weilte in Berlin zur Einschulung seines Kindes), doch das tat der spielerischen Klasse der Geächteten keinen Abbruch. Mit einer Art „Dominanz-Fußball“ verwaltete Hamm Ball und Gegner, versäumte es aber, noch vor der Pause nachzulegen. Die beste Chance hatte dabei erneut Schirosi (diesmal nach Traumpass vom bärenstarken Tammim Yousofzai), der am gut reagierenden Alexander Golinske scheiterte (starke Fußabwehr im kurzen Eck, 25.). Gegen die sehr hoch stehenden Gastgeber kam es zudem noch eine ganze Reihe von Konterchancen (jeweils lange Bälle aus der Abwehr heraus auf die schnellen Außen Mahrt und Ahmadi), doch SR-Assistent Alexander Teuscher hob gefühlt achtmal (teilweise durchaus strittig) die Abseits-Fahne.

Nach dem Seitenwechsel mal wieder ein Lebenszeichen vom SV „Jungengamme“ (im Kader standen neun Spieler unter 25 Jahre): Sebastian Peters passt in die Spitze auf Alpen, der am Sechzehner stehend eigentlich freie Bahn aufs Tor hat - aber unvermittelt abstoppt, weil er sich selbst im Abseits wähnte (46.). „Da fehlt eben die Erfahrung“, trauerte Andrade der Riesenchance hinterher, denn hier hatte Teuscher die Fahne unten gelassen.


Hatte heute einen gebrauchten Tag: Keeper Samuel Graudenz. Foto: Hanno Bode

Doch nun war wieder HUFC dran: Nach einem energischen Sprint von Christian Meier in den Strafraum kommt Golinske einen Tick zu spät und erwischt den „Sechser“ unten am Fuß. Wieder Elfmeter, den Mahrt ganz sicher zum 1:2 verwandelt (52.). Meier selbst hatte dann gar die Vorentscheidung auf der Kelle, doch seinen Schuss ins kurze Eck kann Golinske erneut mit einer reflexartigen Fußabwehr parieren (60.). Danach wurde es bunt. Sehr bunt. Und hektisch, mit vielen verbalen „Entgleisungen“ auf beiden Seiten. Zunächst hatte sich Mahrt nicht im Griff, trat seinem Gegenspieler am Boden sitzend (nach einem Foul an ihm) in die Hacken: Rot (62.)!

In Überzahl trauten sich die Gastgeber nun endlich etwas mehr zu – und nachdem zunächst Linus Graf aus spitzem Winkel scheiterte (83.) fiel tatsächlich noch der Ausgleich: Eine Ecke von Bierwagen verlängerte Heitmann an den zweiten Pfosten, wo Hajo Kücken zum 2:2 einschädelte (84.).


Ausgleichs-Jubel: Hajo Kücken (Mitte) rettet den Punkt für die SVA. Foto: Hanno Bode

„SV Aufwind“ nun sogar mit der dicken Chance zum Siegtreffer, aber Graudenz rettete mit einer (sehr riskanten) Grätsche außerhalb des Strafraums gegen Alpen (87.). Nun überschlugen sich die Ereignisse: Varela Monteiro (mit der Rückenummer 67 – dem Trikot von Jasmin Huremovic) zielte nur wenige Zentimeter am Giebel vorbei (89.) und dann der große Aufreger aus Gästesicht: Nach einem schlimmen Fehlpass von Jonas Kastl standen Yousofzai und Tintin 15 Meter vor dem Tor frei vor Golinske. Kastl wollte seinen Fehler wieder gutmachen und zerrte kräftig am Trikot von Yousofzai.

Klarer Elfmeter und Rote Karte, möchte man meinen. Doch im Gegensatz zu Schiri-Kollege Paul Jennerjahn, der kürzlich in Dassendorf eine ganz ähnliche Szene sehr zum Ärger der Gäste zu früh abpfiff ( http://www.hafo.de/news/fullnews.php?id=5922), ließ Jischkowski hier weiterlaufen, weil Tintin frei zum Schuss kam. Der jedoch war sichtlich irritiert, hatte wohl mit dem Pfiff gerechnet und verzog freistehend (90.). Die Hammer Bank war nun nicht mehr zu halten, forderte vehement Elfmeter, weil der Vorteil eben keiner war. Yousofzai beklagte sich durchaus zu Recht beim Schiedsrichter – und bekam ohne jegliches Fingerspitzengefühl sofort Gelb-Rot. Nun kochten die Emotionen erst richtig hoch (siehe Fotostrecke ganz am Ende des Berichtes).

Tintin – wohl noch sauer über seine vergebene Chance bzw. den nicht gegebenen Elfmeter – holte zu einer mächtigen Blutgrätsche am Mittelkreis aus: Rot (90.+2). Hamm fühlte sich grob benachteiligt und Faik Algan baute sich (fast Nase an Nase) drohend vorm Schiedsrichter auf: Rot (90.+4)! Zum Glück kam es danach nicht zur ganz großen Eskalation, auch wenn die Gäste tobend aufs Spielfeld stürmten. Mit dem Schlusspfiff beruhigten sich die Gemüter (zumindest größtenteils) wieder, so gab Trainer Türkkan ein erstaunlich sachliches und ruhiges (!) Statement ab (siehe „Stimmen“). Hut ab! Kurz zuvor war er noch fuchsteufelswild über den Rasen „getanzt“.

Mit der Hypothek von drei gesperrten Spielern wird es für Hamm wohl nicht ganz einfach, nächste Woche gegen Sasel einen akzeptablen 14-Mann-Kader zusammen zu bekommen. Diese Sorgen hat Andrade auf der anderen Seite nicht, seine Mannen sind ihm manchmal eher zu ruhig. Seine „Krabbelgruppe“ (siehe SpoMi-Sonderheft) muss sich eben erst noch an die rauhe Landesliga-Luft gewöhnen. Aber feiern können sie am Gammer Weg, denn heute ist Einstandsabend für die Neuen. Wie gut, dass „Hugo“ (Blaue Nacht, Kiez) das Spiel gefilmt hat. Denn dort dürfte die Nacht (bzw. der Morgen) in ein paar Stunden enden…


Stimmen:

Ayhan Türkkan (Trainer HUFC):
Großes Kompliment an meine Mannschaft, wir haben guten Fußball gespielt. Wir hatten gefühlt 70-80% Ballbesitz und haben auf ein Tor gespielt. Selbst nach der ersten Roten Karte waren wir noch das bessere Team und hätten in der 90. Minute einen Elfmeter bekommen müssen. Der Schiedsrichter hatte wirklich nicht seinen besten Tag. Es waren viele strittige Szenen, aber das müssen wir akzeptieren. Es wird bei uns jedenfalls jeden Tag besser. Wir haben eine gute Qualität im Kader und wir verstehen uns immer mehr. Unsere Zielsetzung bleibt definitiv Platz 1 bis 5.

Daniel Andrade (Trainer SVA):
Die fußballerisch bessere Mannschaft war heute Hamm United, da gibt es keine Zweifel. Wir sind froh, noch einen Punkt geholt zu haben. Allerdings hatten wir direkt nach der Halbzeit auch ein, zwei Riesenchancen. Wenn da das 2:1 für uns fällt, gehen wir als Sieger vom Platz. Nach dem frühen 1:0 haben wir leider die Ordnung verloren und uns wohl selbst erschrocken, dass wir auf einmal in Führung liegen. Kämpferisch bin ich absolut zufrieden, fußballerisch jedoch wie schon gesagt nicht so. Das Unentschieden ist gut für uns. Zu allem anderen, was heute noch so passiert ist, denke ich, dass man die meisten Entscheidungen so geben kann. Von Hamm United kam ein bisschen zu viel Unruhe rein.


Gesamt-Punktspielstatistik aus Sicht des Gastgebers (seit 2006): 7 Spiele, 1 Sieg, 3 Remis, 3 Niederlagen, 11:11 Tore

2013/14: 0:1 / 1:1 Landesliga Hansa
2014/15: 1:1 / 0:4 Landesliga Hansa
2015/16: 1:2 / 6:0 Landesliga Hansa
2016/17: 2:2 / --- Landesliga Hansa


"Foto-Story" vom Deich:


War heute auffälligster Akteur auf dem Platz: Schiedsrichter Leif Jischkowski. Fotos: Hanno Bode






Gelb-Rot für Yousofzai.


Glatt Rot für Tufan Tintin.


Hamm hatte viel Gesprächsbedarf…


…und zwar mehrfach.



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