18.09.2016 35.000 KM bis zur Titelverteidigung von Andreas Killat
vs.
Klub Kosova – TuS Dassendorf 2:1 (1:0)
Klub Kosova: Menzel – Hodolli, Streib, Groenhagen, Kepceoglu – Krefta, Farahi – Smereka (79. Dika), Oruk, Sinani – Shala (64. Krasniqi) TuS Dassendorf: Gruhne – Thomas, S. Atug, Lenz, Steinfeldt – Aust (87. Ladendorf) – Möller, Warmbier - Nägele, Cosgun (46. Kurczynski) – von Walsleben-Schied (68. Akdogan) Tore: 1:0 Smereka (15.), 1:1 Möller (60.), 2:1 Krasniqi (84.) Schiedsrichter: Markus von Glischinski (SC Eilbek): Ließ sich vom Getöse an der Seitenlinie nicht beirren. Stark, wie er beide Trainer zusammenkommen ließ und zur Ruhe ermahnte (70.) Beste Spieler: Menzel, Smereka, Groenhagen – Keiner Zuschauer: 160
Beim Aufsteiger herrschte unter der Woche Knatsch. Nach dem derben 0:4 in Buchholz hatte Coach Thorsten Beyer wohl ziemlich losgepoltert, sich dafür später aber entschuldigt („…ich möchte mich bei der Mannschaft und jedem einzelnen Spieler entschuldigen. Dafür habe ich die Truppe nicht zusammengeholt nach einem schweren und schwer verdaulichem Spiel…“; siehe http://www.kf-kosova.de/1415/ober/spielbericht/punktspiel/11092016.html). Vasco Zawada wurde nach einem lautstarken Wutausbruch vorläufig suspendiert, auch wenn es offiziell eine „Verletzung“ sein soll. Auch Berat Ademi, Visar Galica und Amir Ukshini waren weder im Kader, noch vor Ort. „Es war eine beschissene Trainingswoche“, brachte Beyer die Stimmung auf den Punkt. Und jetzt ausgerechnet Dassendorf. „Da hatte ich schon Sorge, wir könnten in einen negativen Stimmungs-/Abwärtsstrudel geraten“.
In seiner (Personal-)Not holte Beyer einen unerwarteten Joker aus dem Ärmel: Den 40jährigen (!) Mirlind Shala aus der zweiten Mannschaft. „Er ist ein unheimlich starker Kopfballspieler, deswegen habe ich ihn gebracht. Er sollte vorne ein paar Kopfball-Duelle gewinnen und die Bälle festmachen. Mit 40 Jahren darf man doch mal sein Oberliga-Debüt feiern“. Und diese „Notelf“ des unerfahrenen Aufsteigers wuchs heute über sich hinaus. Zwar fehlten mit Henrik Dettmann (verletzt) und Rinik Carolus (Arbeit/Polizei) auch beim Meister zwei wichtige Akteure, „aber da gibt es keine Ausreden“, stellte Thomas Hoffmann hinterher klar, „da müssen wir ganz alleine bei uns anfangen“ (siehe auch „Stimmen“ am Ende des Berichtes). In der Tat. Nach (saisonübergreifend) 12 Spielen ohne Niederlage (7-5-0) und der ersten Auswärtsniederlage überhaupt im Kalenderjahr 2016 herrscht beim Meister Alarmstimmung.
Dabei begann die Partie eigentlich ganz verheißungsvoll für die Blau-Weißen. Nach einer Ecke von Sven Möller köpfte Joe Warmbier nur knapp neben das Gehäuse (6.) und nur drei Minuten später nach einem Freistoß (wieder von Möller) nochmal das Gleiche. Und auch die dritte Chance des Spiels hatte Warmbier, dessen Schlenzer aus 19 Metern (nach zuvor schwacher Faustabwehr von Keeper Sebastian Menzel) von Hodolli von der Linie gekratzt wurde (11.).
Hodolli klärt den Heber von Warmbier (ganz hinten im Hintergrund) auf der Linie. Foto: Alexander Knull
Die Führung für die Gäste also nur eine Frage der Zeit? Weit gefehlt! Dassendorf hilft immer gerne. Wie schon beim Saisonauftakt in Altona leistete sich Amando Aust einen Blackout, spielte dem Gegner unbedrängt das Leder in die Füße. Patrick Smereka fackelte nicht lange und nahm 35 Meter vor dem Tor die auftropfende Kugel volley. Christian Gruhne stand ein paar Meter zu weit vor seinem Kasten, geriet beim Rückwärtslaufen ins Straucheln und schon schlug der Ball als Aufsetzer direkt neben dem Pfosten zum 1:0 ein (15.). Was für ein Ding!
Die meisten Fans und Offiziellen des Meisters glaubten da noch an einen kurzzeitigen Betriebsunfall und dass das Match schon noch gedreht werde. Zu harmlos und bieder präsentierten sich die Gastgeber. Aber sie kämpften. Ein bisschen wie bei David gegen Goliath. Und weil „DaDo“ erst alles versiebte und dann ideenlos anrannte, sollte es am Ende tatsächlich reichen.
Zum großen Rückhalt der Wilhelmsburger avancierte Torhüter Menzel, der erst einen Freistoß von Möller entschärfte und klasse links unten aus dem Eck fischte (24.) und dann gegen Marcel von Walsleben-Schied (mit etwas Glück) Sieger blieb (33.). Schied sah nach dem Traumpass von Warmbier dabei sehr unglücklich aus, brachte im Fallen/Liegen kaum Druck hinter den Ball. „Der muss einfach drin sein“, war Hoffmann angefressen. Zu allem Unglück für den Favoriten klärte mit Vulnet Sinani dann erneut ein Kosova-Akteur auf der Linie, diesmal nach einem Kopfball von Marcel Lenz (25.).
Aber auch die Hausherren wurden nun mutiger, starteten aus der tief stehenden Deckung immer wieder Aktionen nach vorne (begünstigt durch Dassendorfer Fehler). Mert Kepceoglu hatte mit seinem gefühlvollen Freistoß etwas Pech (37.) und auch Smereka, der locker an Steinfeldt vorbeizog, setzte seinen Schuss aus 30 Metern ganz knapp neben den Kasten (39.). So ging es etwas glücklich, aber nicht gänzlich unverdient mit 1:0 für den Außenseiter in die (enge) Kabine.
Im zweiten Durchgang tat sich zunächst gut 10 Minuten lang gar nichts. Man hatte nicht unbedingt das Gefühl, dass die Gäste hier mit dem letzten Willen um den Sieg (bzw. erstmal den Ausgleich) kämpfen. Kosova machte seine Sache gut, aber auch nicht gerade herausragend. Doch das reichte gegen biedere Gäste eben. Zumindest bis zur 60. Minute, denn dann zimmerte Möller den Ball aus 14 Metern mit voller Wucht in den Giebel zum 1:1. Endlich. Die Erlösung. Nun wird alles gut, so dachten zumindest die Gäste-Fans. Und hätte (Fahrradkette) Schied kurz danach das 2:1 markiert, wäre es wohl auch so gekommen. Doch der Ex-Profi agierte heute zumeist unglücklich. Nach einem Einwurf von Nägele hatte Warmbier mit dem Kopf verlängert (ein Muster, das sich in jedem DaDo-Spiel wiederholt) und Schied entschied sich am zweiten Pfosten für den untauglichen Versuch eines Flugkopfballs, satt das Leder einfach humorlos rein zu donnern (63.). Hoffmann und Martens hatten genug gesehen und wechselten ihn aus, der beim Verlassen des Platzes „...war nicht mein Tag heute“ murmelte – und als Antwort ein „so ist es“ bekam.
Die Zeit lief den Gästen nun davon. Ein Remis war einfach zu wenig. Entsprechend hitzig wurde es an der Seitenlinie. Jede Szene wurde lautstark kommentiert und die Trainer bekamen sich (verbal) in die Haare. Ganz stark, wie Schiedsrichter Markus von Glischinski mit ganz viel Gelassenheit die Sache regelte, beide Übungsleiter zusammenholte und zur Ruhe ermahnte (70.).
Echte Großchancen für Dassendorf in der Schlussphase? Fehlanzeige! Im Gegenteil. Atug mit einem Katastrophen-Kopfball aus 25 Metern zurück in Richtung eigenes Gehäuse, Agonis Krasniqi spritzte dazwischen und stand völlig frei vor Gruhne. Doch sehr zum Leidwesen von Beyer versprang dem Stürmer der Ball und die hundertprozentige Siegchance war vertan (79.). Auf der TuS-Bank herrschte da schon Chaos. Schon wieder so ein Fehlpass bzw. Torvorlage für den Gegner. „Wir sind die besten Vorbereiter für die Gegner, machen deren meisten Scorerpunkte“, übte Hoffmann sich in Ironie. Doch den dicksten Brocken hatte er erst noch zu verdauen.
Denn Krasniqi bekam seine zweite Chance. Und die nutzte er. Mit einem großartigen Solo über die linke Seite, vorbei an Atug und Nägele, zog der Albaner gekonnt in den Strafraum rein, dribbelte sich quer von links nach rechts an allen blau-weißen Slalomstangen vorbei, umkurvte auch den sich ihm entgegenwerfenden Gruhne und schoss den Aufsteiger ins Glück (84.). Was für eine Überraschung. Was für eine Sensation. Und was für ein grenzenloser Jubel. Wahnsinn! Die restlichen 10 Minuten (inkl. Nachspielzeit) brachten die Hausherren auch noch über die Zeit, dann war Party-Time. Vor allem Beyer strahlte. Der dritte Heimsieg in Folge. Die „Betonwüste“ an der Dratelnstraße wird zum Faustpfand im Abstiegskampf. "Schade, dass wir nächste Woche wieder Auswärts ran müssen. Ich hätte am liebsten nur noch Heimspiele“, so der überglückliche KK-Coach.
Stimmen:
Thomas Hoffmann (Trainer TuS Dassendorf): So, wie wir uns in der Defensive verhalten, so gewinnst Du kein einziges Oberliga-Spiel. Deswegen stehen wir da, wo wir stehen. Und zwar vollkommen zu Recht. Wir haben mit Oberliga-Spitze so viel zu tun, wie Energie Cottbus mit Champions-League. Wir sind von der Oberliga-Spitze 35.000 KM entfernt. Für beide Gegentore haben wir wieder Scorer-Punkte geliefert, in dieser Wertung sind wir bei anderen Vereinen ganz weit vorne. Unser Abwehrverhalten beim zweiten Gegentor verschlägt mir die Sprache, so etwas sehe ich nicht mal bei unserer Zweiten, die in der Kreisklasse spielt. Desolat! Und vorne fehlt uns der letzte Punch. Unglaublich, wie man so ein Spiel verlieren kann. Willkommen im Mittelfeld. Wir können jetzt den Kampf um Platz 7 angehen. Aber wenn wir defensiv so weiterspielen, wird es schwer mit Platz 7. Ich muss jetzt erstmal eine Nacht drüber schlafen. Wir haben ja schon einiges verändert, vor allem auch hinten viel umgestellt. Aber nichts hat gefruchtet. Wir hauen uns mit solchen Fehlpässen immer wieder selbst die Beine weg.
Thorsten Beyer (Trainer Klub Kosova): Wer nach einem 0:4 gegen Buchholz so wieder kommt – das hat mir imponiert. Wir hatten eine ziemlich beschissene Trainingswoche: Plätze gesperrt und die Einstellung der Spieler war nicht besonders. Deshalb hatte ich befürchtet, dass wir heute vielleicht einen Punkt abgeben (lacht). Ich bin glücklich und begeistert. Am liebsten würde ich nur noch zu Hause spielen.
Gesamt-Punktspielstatistik (seit 1993) aus Sicht des Gastgebers: 3 Spiele: 1 Sieg – 0 Remis – 2 Niederlagen, 2:17 Tore
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