01.10.2016 Die Angst vor dem Torschuss von Andreas Killat
vs.
SV Curslack-Neuengamme – FC Türkiye 1:2 (0:1)
SV Curslack-Neuengamme: Babuschkin – Wulff, Schalitz, Hamdan, Keklikci (74. Degener) – Papke – Beldzik (74. N. Hoffmann), Branco (53. Nüchterlein), Cetinkaya, Wilhelm – Landau FC Türkiye: Braun – Pettersson, Mustafov, M. Barlak, Özkan – Yapici – Dzigbede (45. Capa), Tüter, de la Cuesta (86. Ulaga), Aydin (65. Kaya) - Tüysüz Tore: 0:1 Tüter (33.), 0:2 de la Cuesta (52.), 1:2 Beldzik (60.) Rote Karte: Braun (44., Handspiel) Schiedsrichter: Stephan Timm (SC Egenbüttel): Sehr guter Auftritt mit Gelben Karten zum richtigen Zeitpunkt. Die Nachspielzeit hätte er allerdings ruhig für alle sicht- und hörbar kommunizieren können. Beste Spieler: Schalitz – Tüter, Yapici Zuschauer: 142
Der von Torsten Henke in der Woche beim Testspiel gegen Regionalligist SV Eichede (1:4) ausgetüffelte Match-Plan wurde heute eine Viertelstunde vor dem Anpfiff auf dem WC zunichtegemacht. Dort stand nämlich Sebastian Spiewak und kot…äh spuckte sich die Seele aus dem Leib. Das Aufwärmprogramm hatte er noch normal absolvieren können, doch dann ging plötzlich nichts mehr. Dadurch rückte Marvin Schalitz, der heute eigentlich auf der „Sechs“ agieren sollte, doch wieder (wie gewohnt) in die Innenverteidigung. Kapitän Patrik Papke musste aus dem Mittelfeldzentrum eine Position nach hinten und Mike Beldzik rutschte als rechter Mittelfeldakteur in die Startelf, wodurch André Branco zentral statt außen spielte.
Diese vier sehr kurzfristigen Positionsänderungen merkte man den Gastgebern auch die komplette erste Halbzeit an. Zwar war die Spielanlage insgesamt ganz gefällig, doch spätestens 25 Meter vor dem Tor waren die Hausherren mit ihrem Latein am Ende. Nicht einen (!) ernsthaften Torschuss gaben Jan Landau & Co ab – erschütternd! Für die Gäste aus Wilhelmsburg natürlich ideal. Mit dem „Rausch“ des Erfolgs gegen Cordi im Kopf (so Coach Erhan Albayrak) wartete man auf die Fehler des Gegners – und die kamen. Die CN-Defensive konnte nämlich einen Ball nur unzureichend klären, Furkan Aydin legte quer und Tolga Tüter machte aus seiner ersten Chance eiskalt das Tor zum 0:1 (33.).
Ein Küsschen für den Torschützen: Tüysüz herzt Tolga Tüter (Nr. 17). Foto: Hanno Bode
Kurz vor der Pause keimte dann wieder etwas Hoffnung am Gramkowweg auf: Nach einem langen Ball in die Spitze tauchte Landau 25 Meter vor dem Tor auf der linken Außenbahn frei vor Keeper Tobias Braun auf. Der war aus seinem Kasten geeilt und beförderte das Leder mit der Hand ins Seitenaus. Klare Sache: Rote Karte (44.)! Die Gäste reklamierten zwar Abseits, aber an der Hinausstellung änderte dies nichts. Warum der völlig neben sich stehende Landau allerdings nicht auf das verlassene Tor schoss (oder am Torhüter mit Tempo vorbei zog), wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Sucht seit Wochen seine Form: Jan Landau. Foto: Hanno Bode
Die zweite Halbzeit begann kurios: Direkt nach dem Anstoß drosch Serhat Yapici von der Mittellinie aufs Tor – natürlich kein Problem für Babuschkin (46.). Wahrscheinlich wollte der Ex-Niendorfer nur seine persönliche Torschuss-Bilanz aufbessern. In Unterzahl zogen sich die Gäste nun verständlicherweise noch weiter zurück – machten aber dennoch das zweite Tor. Nach einem schlimmen Fehler von Branco (zu lässig mit der Hacke) zog der FCT einen tollen Konter auf: Sascha de la Cuesta bediente Tüter, der mit viel Tempo von der Mittellinie losstürmte und alleine vor „Babu“ auftauchte, doch uneigennützig querlegte zum Mitgelaufenen „DLC“ – und der machte es ganz cool zum 0:2 (52.).
Das war angesichts des bisherigen Auftretens der Vierländer eigentlich schon mehr als eine Vorentscheidung. Doch auch die FCT-Abwehr kam nicht ohne Patzer aus: Einen Querschläger im Fünfmeterraum konnte Mike Beldzik an die Unterkante der Latte „stochern“, von wo das Leder hinter die Linie sprang (der SRA entschied sofort auf Tor). Jetzt war für ein paar Minuten „Feuer“ in der Partie. Und hätte Cem Cetinkaya nach feinem Zuspiel via Lupfer von Landau direkt im Anschluss den Ausgleich markiert (62.) – wer weiß?
So aber lief die Uhr gnadenlos runter, Curslack war heute einfach nicht in der Lage, weitere Chancen zu kreieren. Selbst die siebenminütige Nachspielzeit (vom Schiri nicht angezeigt und auch auf mehrfache Nachfrage diverser Akteure nicht angesagt) verstrich ohne ernsthaften Torschuss. Da schmeckte das anschließende Steak vom Grill nur halb so gut (Coach Henke hatte die Mannschaft – und die Presse - für die beiden Siege während seiner Urlaubsabwesenheit zum Grillabend eingeladen). Doch spätestens heute Nacht im „H1“ ( https://www.h1club.com/) dürfte der Frust beim Einstandsabend der Neuen wohl runtergespült werden.
Erhan Albayrak zeigt es an: Daumen hoch für seinen FC Türkiye. Foto: Hanno Bode
Nach drei Niederlagen in Folge macht sich Henke so seine Gedanken (siehe auch „Stimmen“): „Unsere Stürmer sind momentan einfach nicht in Form. Weder Jan Landau, noch Christoph Hammel, der heute krankheitsbedingt fehlte, sind in der Verfassung, wie wir uns das vorstellen. Auch aus dem Mittelfeld gibt es nur wenig Torgefahr. Das ist unser Kernproblem“. Mal sehen, welchen Match-Plan sich der Routinier für den Auftritt nächste Woche in Altona einfallen lässt – und ob der wieder auf dem WC sprichwörtlich „baden“ geht.
Stimmen:
Erhan Albayrak (Trainer FC Türkiye): Wir wussten um die schwere Aufgabe, wollten aber die Formkrise von Curslack nutzen und hier etwas mitnehmen. Nach dem Sieg letzte Woche gegen Cordi haben wir einen kleinen Rausch und Curslack hat heute kein Rezept gegen uns gefunden. In der zweiten Halbzeit mit einem Mann weniger haben wir uns bewusst zurückgezogen, aber toll gekontert. Das gibt es im Fußball auch nicht so oft. Ein verdienter Sieg für uns. Curslack wird seine Punkte noch holen und da, wo sie jetzt stehen, gehören sie normalerweise auch nicht hin. Südländische Teams neigen ja schnell zur Euphorie, aber trotz Platz 3 - unser Ziel bleiben 40 Punkte.
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Der Sieg für Türkiye geht auch in Unterzahl in Ordnung. Uns ist nach vorne sehr wenig eingefallen. Gerade im Offensivbereich haben wir alles vermissen lassen, in der ersten Halbzeit hatten wir nicht einen Abschluss. Das kuriose Tor zum 1:2 passt zu unserer Offensivleistung. Nach 10 Spieltagen kann man sagen: Die Tabelle lügt nicht. Unsere Situation ist gefährlich, das war die dritte Niederlage in Folge und nun müssen wir nach Altona. Wir müssen es ganz schnell hinbekommen, uns wieder anders zu präsentieren. Sonst geht es ganz schnell abwärts – und auf dem Weg befinden wir uns gerade.
Gesamt-Punktspielstatistik (seit 2000) aus Sicht des Gastgebers: 3 Spiele: 1 Sieg – 1 Remis – 1 Niederlage, 2:2 Tore
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